Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

ZWEITE IDYLLE
Und die gepriesene Gräfin Amalia sagte
dagegen:
Eya, wüssten Sie das, mein Mütterchen;
gerne vielleicht wohl 250
Würde die Lust mir gegönnt, die Luis'
aus dem Bette zu holen.
Einen Talar voll Würde, zur Festsamarie,
bring' ich,
Aus gewässertem Taft, und zwölf ansehn-
liche Befchen.
Anziehn soll er es heut', um recht amts-
mässig und ehrbar
Auszusehn. Nur Schad' um die fehlende
Priesterperrüke, 255
Und das gekräuselte Rad! Gar lächerlich
schreitet ein Neuling
Unter dem langen Gewand', und hebt den
hindernden Saum auf.

ZWEITE IDYLLE
Und die geprieſene Gräfin Amalia sagte
dagegen:
Eya, wüſsten Sie das, mein Mütterchen;
gerne vielleicht wohl 250
Würde die Luſt mir gegönnt, die Luiſ’
aus dem Bette zu holen.
Einen Talar voll Würde, zur Feſtſamarie,
bring’ ich,
Aus gewäſſertem Taft, und zwölf anſehn-
liche Befchen.
Anziehn ſoll er es heut’, um recht amts-
mäſsig und ehrbar
Auszuſehn. Nur Schad’ um die fehlende
Prieſterperrüke, 255
Und das gekräuſelte Rad! Gar lächerlich
ſchreitet ein Neuling
Unter dem langen Gewand’, und hebt den
hindernden Saum auf.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0117" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">ZWEITE IDYLLE</hi></fw><lb/>
Und die geprie&#x017F;ene Gräfin Amalia sagte<lb/>
dagegen:<lb/>
Eya, wü&#x017F;sten Sie das, mein Mütterchen;<lb/>
gerne vielleicht wohl <lb n="250"/>
Würde die Lu&#x017F;t mir gegönnt, die Lui&#x017F;&#x2019;<lb/>
aus dem Bette zu holen.<lb/>
Einen Talar voll Würde, zur Fe&#x017F;t&#x017F;amarie,<lb/>
bring&#x2019; ich,<lb/>
Aus gewä&#x017F;&#x017F;ertem Taft, und zwölf an&#x017F;ehn-<lb/>
liche Befchen.<lb/>
Anziehn &#x017F;oll er es heut&#x2019;, um recht amts-<lb/>&#x017F;sig und ehrbar<lb/>
Auszu&#x017F;ehn. Nur Schad&#x2019; um die fehlende<lb/>
Prie&#x017F;terperrüke, <lb n="255"/>
Und das gekräu&#x017F;elte Rad! Gar lächerlich<lb/>
&#x017F;chreitet ein Neuling<lb/>
Unter dem langen Gewand&#x2019;, und hebt den<lb/>
hindernden Saum auf.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0117] ZWEITE IDYLLE Und die geprieſene Gräfin Amalia sagte dagegen: Eya, wüſsten Sie das, mein Mütterchen; gerne vielleicht wohl 250 Würde die Luſt mir gegönnt, die Luiſ’ aus dem Bette zu holen. Einen Talar voll Würde, zur Feſtſamarie, bring’ ich, Aus gewäſſertem Taft, und zwölf anſehn- liche Befchen. Anziehn ſoll er es heut’, um recht amts- mäſsig und ehrbar Auszuſehn. Nur Schad’ um die fehlende Prieſterperrüke, 255 Und das gekräuſelte Rad! Gar lächerlich ſchreitet ein Neuling Unter dem langen Gewand’, und hebt den hindernden Saum auf.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/117
Zitationshilfe: Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/117>, abgerufen am 22.11.2024.