Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Jener sprachs; und der Vater bewun-derte, freudig empfangend, Wie so lang und gerade der Schoss des Rosengebüsches, Blank von bräunlichem Lack, aufstieg mit der Mündung des Bernsteins. Laut nun erhobst du die Stimm', ehrwür- diger Pfarrer von Grünau: Welch ein Rohr! O gewiss von dem Freund' aus Konstantinopel 190 Mitgebracht! Wie gewaltig! Bei Maho- med! über die Scheitel Raget es! Aber, mein Sohn, zu der Pfeif' Anzündung bedarf es Einer Cirkasserin wohl; und er raubet mir meine Luise! Auch in dem Lehnstuhl muss ich gestreckt ausruhn, wie ein Mufti, LUISE Jener ſprachs; und der Vater bewun-derte, freudig empfangend, Wie ſo lang und gerade der Schoſs des Roſengebüſches, Blank von bräunlichem Lack, aufſtieg mit der Mündung des Bernſteins. Laut nun erhobſt du die Stimm’, ehrwür- diger Pfarrer von Grünau: Welch ein Rohr! O gewiſs von dem Freund’ aus Konſtantinopel 190 Mitgebracht! Wie gewaltig! Bei Maho- med! über die Scheitel Raget es! Aber, mein Sohn, zu der Pfeif’ Anzündung bedarf es Einer Cirkaſſerin wohl; und er raubet mir meine Luiſe! Auch in dem Lehnſtuhl muſs ich geſtreckt ausruhn, wie ein Mufti, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0110" n="98"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Jener ſprachs; und der Vater bewun-<lb/> derte, freudig empfangend,<lb/> Wie ſo lang und gerade der Schoſs des<lb/> Roſengebüſches,<lb/> Blank von bräunlichem Lack, aufſtieg mit<lb/> der Mündung des Bernſteins.<lb/> Laut nun erhobſt du die Stimm’, ehrwür-<lb/> diger Pfarrer von Grünau:<lb/> Welch ein Rohr! O gewiſs von dem<lb/> Freund’ aus Konſtantinopel <lb n="190"/> Mitgebracht! Wie gewaltig! Bei Maho-<lb/> med! über die Scheitel<lb/> Raget es! Aber, mein Sohn, zu der Pfeif’<lb/> Anzündung bedarf es<lb/> Einer Cirkaſſerin wohl; und er raubet mir<lb/> meine Luiſe!<lb/> Auch in dem Lehnſtuhl muſs ich geſtreckt<lb/> ausruhn, wie ein Mufti,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0110]
LUISE
Jener ſprachs; und der Vater bewun-
derte, freudig empfangend,
Wie ſo lang und gerade der Schoſs des
Roſengebüſches,
Blank von bräunlichem Lack, aufſtieg mit
der Mündung des Bernſteins.
Laut nun erhobſt du die Stimm’, ehrwür-
diger Pfarrer von Grünau:
Welch ein Rohr! O gewiſs von dem
Freund’ aus Konſtantinopel 190
Mitgebracht! Wie gewaltig! Bei Maho-
med! über die Scheitel
Raget es! Aber, mein Sohn, zu der Pfeif’
Anzündung bedarf es
Einer Cirkaſſerin wohl; und er raubet mir
meine Luiſe!
Auch in dem Lehnſtuhl muſs ich geſtreckt
ausruhn, wie ein Mufti,
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