sich süße Dinge zu sagen. Herrliche Erfindungen für Liebende.
Endlich war das ätherische Häuschen erreicht, in welchem die gefeierte Schönheit saß. Guido konnte die Zeit nicht erwarten, aus seiner Gon¬ del auf das Dach zu springen. Er war zu eilig, versah es, und -- fiel.
In einer Höhe von viertausend Schuh fiel Guido nieder. Allein sämtliche Luftpassagiere waren gewohnt, eine Hauptbedeckung von einem dünnen Zeuge, mit kleinen Stäben aufgesteift, zu tragen, die sich bei einem etwanigen Unfall, durch die natürliche Wirkung der Luft, breit entwickelte. So erfolgte dann nichts weiter, als ein jähes Niedersinken von etwa hundert Schuhen Tiefe, dann hing man gesichert am Fallschirm und schwebte langsam der Erde zu. Der Postknabe flog mit seinen Adlern schnell niederwärts, fischte den Jüngling auf, brachte ihn wieder an Inis Fahrzeug, wo er diesmal vorsichtiger einstieg, nur den Schaden hatte ausgelacht zu werden, und -- was für den Lie¬ benden freilich wichtig genug ist, eine Minute verloren zu haben.
Guido und Ini hatten einander unendlich
viel
ſich ſuͤße Dinge zu ſagen. Herrliche Erfindungen fuͤr Liebende.
Endlich war das aͤtheriſche Haͤuschen erreicht, in welchem die gefeierte Schoͤnheit ſaß. Guido konnte die Zeit nicht erwarten, aus ſeiner Gon¬ del auf das Dach zu ſpringen. Er war zu eilig, verſah es, und — fiel.
In einer Hoͤhe von viertauſend Schuh fiel Guido nieder. Allein ſaͤmtliche Luftpaſſagiere waren gewohnt, eine Hauptbedeckung von einem duͤnnen Zeuge, mit kleinen Staͤben aufgeſteift, zu tragen, die ſich bei einem etwanigen Unfall, durch die natuͤrliche Wirkung der Luft, breit entwickelte. So erfolgte dann nichts weiter, als ein jaͤhes Niederſinken von etwa hundert Schuhen Tiefe, dann hing man geſichert am Fallſchirm und ſchwebte langſam der Erde zu. Der Poſtknabe flog mit ſeinen Adlern ſchnell niederwaͤrts, fiſchte den Juͤngling auf, brachte ihn wieder an Inis Fahrzeug, wo er diesmal vorſichtiger einſtieg, nur den Schaden hatte ausgelacht zu werden, und — was fuͤr den Lie¬ benden freilich wichtig genug iſt, eine Minute verloren zu haben.
Guido und Ini hatten einander unendlich
viel
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0044"n="32"/>ſich ſuͤße Dinge zu ſagen. Herrliche Erfindungen<lb/>
fuͤr Liebende.</p><lb/><p>Endlich war das aͤtheriſche Haͤuschen erreicht,<lb/>
in welchem die gefeierte Schoͤnheit ſaß. Guido<lb/>
konnte die Zeit nicht erwarten, aus ſeiner Gon¬<lb/>
del auf das Dach zu ſpringen. Er war zu eilig,<lb/>
verſah es, und — fiel.</p><lb/><p>In einer Hoͤhe von viertauſend Schuh fiel<lb/>
Guido nieder. Allein ſaͤmtliche Luftpaſſagiere<lb/>
waren gewohnt, eine Hauptbedeckung von einem<lb/>
duͤnnen Zeuge, mit kleinen Staͤben aufgeſteift,<lb/>
zu tragen, die ſich bei einem etwanigen Unfall,<lb/>
durch die natuͤrliche Wirkung der Luft, breit<lb/>
entwickelte. So erfolgte dann nichts weiter,<lb/>
als ein jaͤhes Niederſinken von etwa hundert<lb/>
Schuhen Tiefe, dann hing man geſichert am<lb/>
Fallſchirm und ſchwebte langſam der Erde zu.<lb/>
Der Poſtknabe flog mit ſeinen Adlern ſchnell<lb/>
niederwaͤrts, fiſchte den Juͤngling auf, brachte<lb/>
ihn wieder an Inis Fahrzeug, wo er diesmal<lb/>
vorſichtiger einſtieg, nur den Schaden hatte<lb/>
ausgelacht zu werden, und — was fuͤr den Lie¬<lb/>
benden freilich wichtig genug iſt, eine Minute<lb/>
verloren zu haben.</p><lb/><p>Guido und Ini hatten einander unendlich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">viel<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[32/0044]
ſich ſuͤße Dinge zu ſagen. Herrliche Erfindungen
fuͤr Liebende.
Endlich war das aͤtheriſche Haͤuschen erreicht,
in welchem die gefeierte Schoͤnheit ſaß. Guido
konnte die Zeit nicht erwarten, aus ſeiner Gon¬
del auf das Dach zu ſpringen. Er war zu eilig,
verſah es, und — fiel.
In einer Hoͤhe von viertauſend Schuh fiel
Guido nieder. Allein ſaͤmtliche Luftpaſſagiere
waren gewohnt, eine Hauptbedeckung von einem
duͤnnen Zeuge, mit kleinen Staͤben aufgeſteift,
zu tragen, die ſich bei einem etwanigen Unfall,
durch die natuͤrliche Wirkung der Luft, breit
entwickelte. So erfolgte dann nichts weiter,
als ein jaͤhes Niederſinken von etwa hundert
Schuhen Tiefe, dann hing man geſichert am
Fallſchirm und ſchwebte langſam der Erde zu.
Der Poſtknabe flog mit ſeinen Adlern ſchnell
niederwaͤrts, fiſchte den Juͤngling auf, brachte
ihn wieder an Inis Fahrzeug, wo er diesmal
vorſichtiger einſtieg, nur den Schaden hatte
ausgelacht zu werden, und — was fuͤr den Lie¬
benden freilich wichtig genug iſt, eine Minute
verloren zu haben.
Guido und Ini hatten einander unendlich
viel
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/44>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.