Stadt ein, zertrümmerte die Regierungen von Tunis, Tripoli, und breitete sich nach und nach von einer Seite bis Egipten, von der anderen bis Zanhaga aus. So wurde der gesammte Norden von Afrika eine europäische Kolonie, wohin große Auswanderungen geschahen. Die Kultur blühte auf, Neu-Karthago wurde gegründet. Man untersuchte das immer noch unbekannt ge¬ bliebene Innere. Doch vermochten die neckenden Streifereien der Sultane von Darfur und Borun, die Anfälle der schwarzen Nazionen von Gago, Tombut, Bombakoo, die Unsicherheit der südlichsten Wohnplätze, immerfort Krieg zu führen, und vertheidigend eroberte die bessere Kunst. Nach Hundert Jahren gehorsamte halb Afrika.
Die Schwierigkeit, das große Ganze zu über¬ blicken, machte, daß glückliche Heerführer Kö¬ nigreiche empfingen, wiewohl abhängig vom Mutterstaat. Mancher Zwist unter ihnen selbst, der Stolz auf die Gesammtkraft, die meerge¬ trennte Lage, brachten sie aber zuletzt auf den Entschluß, ihr Verhältniß von dem europäischen zu trennen, und selbst einen Kaiser zu wählen. Vergebens kriegte Europa, sie behaupteten ihre
Stadt ein, zertruͤmmerte die Regierungen von Tunis, Tripoli, und breitete ſich nach und nach von einer Seite bis Egipten, von der anderen bis Zanhaga aus. So wurde der geſammte Norden von Afrika eine europaͤiſche Kolonie, wohin große Auswanderungen geſchahen. Die Kultur bluͤhte auf, Neu-Karthago wurde gegruͤndet. Man unterſuchte das immer noch unbekannt ge¬ bliebene Innere. Doch vermochten die neckenden Streifereien der Sultane von Darfur und Borun, die Anfaͤlle der ſchwarzen Nazionen von Gago, Tombut, Bombakoo, die Unſicherheit der ſuͤdlichſten Wohnplaͤtze, immerfort Krieg zu fuͤhren, und vertheidigend eroberte die beſſere Kunſt. Nach Hundert Jahren gehorſamte halb Afrika.
Die Schwierigkeit, das große Ganze zu uͤber¬ blicken, machte, daß gluͤckliche Heerfuͤhrer Koͤ¬ nigreiche empfingen, wiewohl abhaͤngig vom Mutterſtaat. Mancher Zwiſt unter ihnen ſelbſt, der Stolz auf die Geſammtkraft, die meerge¬ trennte Lage, brachten ſie aber zuletzt auf den Entſchluß, ihr Verhaͤltniß von dem europaͤiſchen zu trennen, und ſelbſt einen Kaiſer zu waͤhlen. Vergebens kriegte Europa, ſie behaupteten ihre
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Stadt ein, zertruͤmmerte die Regierungen von
Tunis, Tripoli, und breitete ſich nach und nach
von einer Seite bis Egipten, von der anderen
bis Zanhaga aus. So wurde der geſammte Norden
von Afrika eine europaͤiſche Kolonie, wohin
große Auswanderungen geſchahen. Die Kultur
bluͤhte auf, Neu-Karthago wurde gegruͤndet.
Man unterſuchte das immer noch unbekannt ge¬
bliebene Innere. Doch vermochten die neckenden
Streifereien der Sultane von Darfur und
Borun, die Anfaͤlle der ſchwarzen Nazionen von
Gago, Tombut, Bombakoo, die Unſicherheit
der ſuͤdlichſten Wohnplaͤtze, immerfort Krieg zu
fuͤhren, und vertheidigend eroberte die beſſere
Kunſt. Nach Hundert Jahren gehorſamte halb
Afrika.
Die Schwierigkeit, das große Ganze zu uͤber¬
blicken, machte, daß gluͤckliche Heerfuͤhrer Koͤ¬
nigreiche empfingen, wiewohl abhaͤngig vom
Mutterſtaat. Mancher Zwiſt unter ihnen ſelbſt,
der Stolz auf die Geſammtkraft, die meerge¬
trennte Lage, brachten ſie aber zuletzt auf den
Entſchluß, ihr Verhaͤltniß von dem europaͤiſchen
zu trennen, und ſelbſt einen Kaiſer zu waͤhlen.
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/362>, abgerufen am 24.11.2024.
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