"Ein neues Heer steht jedoch in Italien. Eile, den Feldherrnstab zu nehmen!"
Fort, fort! schrie Guido, keine Minute län¬ ger. Noch einen bethränten Blick warf er auf des Lehrers Grab, unter dem Lavahügel.
Die Karavane brach sogleich zum Rückwege auf. Was ihn nur beschleunigen konnte, wandte man an, und nach zwei Wochen befand sich Guido schon wieder in Philadelphia. Dort stand noch sein Kristallblock. Diesen nahm er mit auf das schwimmende Eiland, zur Reise über den Atlan¬ tus gedungen, die sogleich angetreten wurde.
Er mied während dieser Zeit das Zimmer nicht, einen Plan zu dem Feldzuge auszuarbei¬ ten, selbst staunend über die vielen genievollen, kühnen, niegekannten Hülfsmittel, die sich ihm aufdrangen, die hellen, gediegenen Resultate von Wissenschaft, Denken, Lebensansichten, in einen Fokus zusammenstrahlend. Nicht hatte er diesen üppigen Reichthum an Einfall in sich ge¬ ahnt, und schwelgende Gefühle erfinderischer Wollust rötheten sein Antlitz flammender.
In Lissabon blieb jener Kristall. Guido stieg sogleich mit dem Vertrauten des Kaisers in eine Luftgondel, nach Italien zu fliegen. Auf den
Y 2
„Ein neues Heer ſteht jedoch in Italien. Eile, den Feldherrnſtab zu nehmen!“
Fort, fort! ſchrie Guido, keine Minute laͤn¬ ger. Noch einen bethraͤnten Blick warf er auf des Lehrers Grab, unter dem Lavahuͤgel.
Die Karavane brach ſogleich zum Ruͤckwege auf. Was ihn nur beſchleunigen konnte, wandte man an, und nach zwei Wochen befand ſich Guido ſchon wieder in Philadelphia. Dort ſtand noch ſein Kriſtallblock. Dieſen nahm er mit auf das ſchwimmende Eiland, zur Reiſe uͤber den Atlan¬ tus gedungen, die ſogleich angetreten wurde.
Er mied waͤhrend dieſer Zeit das Zimmer nicht, einen Plan zu dem Feldzuge auszuarbei¬ ten, ſelbſt ſtaunend uͤber die vielen genievollen, kuͤhnen, niegekannten Huͤlfsmittel, die ſich ihm aufdrangen, die hellen, gediegenen Reſultate von Wiſſenſchaft, Denken, Lebensanſichten, in einen Fokus zuſammenſtrahlend. Nicht hatte er dieſen uͤppigen Reichthum an Einfall in ſich ge¬ ahnt, und ſchwelgende Gefuͤhle erfinderiſcher Wolluſt roͤtheten ſein Antlitz flammender.
In Liſſabon blieb jener Kriſtall. Guido ſtieg ſogleich mit dem Vertrauten des Kaiſers in eine Luftgondel, nach Italien zu fliegen. Auf den
Y 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0351"n="339"/><p>„Ein neues Heer ſteht jedoch in Italien.<lb/>
Eile, den Feldherrnſtab zu nehmen!“</p><lb/><p>Fort, fort! ſchrie Guido, keine Minute laͤn¬<lb/>
ger. Noch einen bethraͤnten Blick warf er auf<lb/>
des Lehrers Grab, unter dem Lavahuͤgel.</p><lb/><p>Die Karavane brach ſogleich zum Ruͤckwege<lb/>
auf. Was ihn nur beſchleunigen konnte, wandte<lb/>
man an, und nach zwei Wochen befand ſich Guido<lb/>ſchon wieder in Philadelphia. Dort ſtand noch<lb/>ſein Kriſtallblock. Dieſen nahm er mit auf das<lb/>ſchwimmende Eiland, zur Reiſe uͤber den Atlan¬<lb/>
tus gedungen, die ſogleich angetreten wurde.</p><lb/><p>Er mied waͤhrend dieſer Zeit das Zimmer<lb/>
nicht, einen Plan zu dem Feldzuge auszuarbei¬<lb/>
ten, ſelbſt ſtaunend uͤber die vielen genievollen,<lb/>
kuͤhnen, niegekannten Huͤlfsmittel, die ſich ihm<lb/>
aufdrangen, die hellen, gediegenen Reſultate<lb/>
von Wiſſenſchaft, Denken, Lebensanſichten, in<lb/>
einen Fokus zuſammenſtrahlend. Nicht hatte er<lb/>
dieſen uͤppigen Reichthum an Einfall in ſich ge¬<lb/>
ahnt, und ſchwelgende Gefuͤhle erfinderiſcher<lb/>
Wolluſt roͤtheten ſein Antlitz flammender.</p><lb/><p>In Liſſabon blieb jener Kriſtall. Guido ſtieg<lb/>ſogleich mit dem Vertrauten des Kaiſers in eine<lb/>
Luftgondel, nach Italien zu fliegen. Auf den<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y 2<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[339/0351]
„Ein neues Heer ſteht jedoch in Italien.
Eile, den Feldherrnſtab zu nehmen!“
Fort, fort! ſchrie Guido, keine Minute laͤn¬
ger. Noch einen bethraͤnten Blick warf er auf
des Lehrers Grab, unter dem Lavahuͤgel.
Die Karavane brach ſogleich zum Ruͤckwege
auf. Was ihn nur beſchleunigen konnte, wandte
man an, und nach zwei Wochen befand ſich Guido
ſchon wieder in Philadelphia. Dort ſtand noch
ſein Kriſtallblock. Dieſen nahm er mit auf das
ſchwimmende Eiland, zur Reiſe uͤber den Atlan¬
tus gedungen, die ſogleich angetreten wurde.
Er mied waͤhrend dieſer Zeit das Zimmer
nicht, einen Plan zu dem Feldzuge auszuarbei¬
ten, ſelbſt ſtaunend uͤber die vielen genievollen,
kuͤhnen, niegekannten Huͤlfsmittel, die ſich ihm
aufdrangen, die hellen, gediegenen Reſultate
von Wiſſenſchaft, Denken, Lebensanſichten, in
einen Fokus zuſammenſtrahlend. Nicht hatte er
dieſen uͤppigen Reichthum an Einfall in ſich ge¬
ahnt, und ſchwelgende Gefuͤhle erfinderiſcher
Wolluſt roͤtheten ſein Antlitz flammender.
In Liſſabon blieb jener Kriſtall. Guido ſtieg
ſogleich mit dem Vertrauten des Kaiſers in eine
Luftgondel, nach Italien zu fliegen. Auf den
Y 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/351>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.