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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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"Ein neues Heer steht jedoch in Italien.
Eile, den Feldherrnstab zu nehmen!"

Fort, fort! schrie Guido, keine Minute län¬
ger. Noch einen bethränten Blick warf er auf
des Lehrers Grab, unter dem Lavahügel.

Die Karavane brach sogleich zum Rückwege
auf. Was ihn nur beschleunigen konnte, wandte
man an, und nach zwei Wochen befand sich Guido
schon wieder in Philadelphia. Dort stand noch
sein Kristallblock. Diesen nahm er mit auf das
schwimmende Eiland, zur Reise über den Atlan¬
tus gedungen, die sogleich angetreten wurde.

Er mied während dieser Zeit das Zimmer
nicht, einen Plan zu dem Feldzuge auszuarbei¬
ten, selbst staunend über die vielen genievollen,
kühnen, niegekannten Hülfsmittel, die sich ihm
aufdrangen, die hellen, gediegenen Resultate
von Wissenschaft, Denken, Lebensansichten, in
einen Fokus zusammenstrahlend. Nicht hatte er
diesen üppigen Reichthum an Einfall in sich ge¬
ahnt, und schwelgende Gefühle erfinderischer
Wollust rötheten sein Antlitz flammender.

In Lissabon blieb jener Kristall. Guido stieg
sogleich mit dem Vertrauten des Kaisers in eine
Luftgondel, nach Italien zu fliegen. Auf den

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„Ein neues Heer ſteht jedoch in Italien.
Eile, den Feldherrnſtab zu nehmen!“

Fort, fort! ſchrie Guido, keine Minute laͤn¬
ger. Noch einen bethraͤnten Blick warf er auf
des Lehrers Grab, unter dem Lavahuͤgel.

Die Karavane brach ſogleich zum Ruͤckwege
auf. Was ihn nur beſchleunigen konnte, wandte
man an, und nach zwei Wochen befand ſich Guido
ſchon wieder in Philadelphia. Dort ſtand noch
ſein Kriſtallblock. Dieſen nahm er mit auf das
ſchwimmende Eiland, zur Reiſe uͤber den Atlan¬
tus gedungen, die ſogleich angetreten wurde.

Er mied waͤhrend dieſer Zeit das Zimmer
nicht, einen Plan zu dem Feldzuge auszuarbei¬
ten, ſelbſt ſtaunend uͤber die vielen genievollen,
kuͤhnen, niegekannten Huͤlfsmittel, die ſich ihm
aufdrangen, die hellen, gediegenen Reſultate
von Wiſſenſchaft, Denken, Lebensanſichten, in
einen Fokus zuſammenſtrahlend. Nicht hatte er
dieſen uͤppigen Reichthum an Einfall in ſich ge¬
ahnt, und ſchwelgende Gefuͤhle erfinderiſcher
Wolluſt roͤtheten ſein Antlitz flammender.

In Liſſabon blieb jener Kriſtall. Guido ſtieg
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Luftgondel, nach Italien zu fliegen. Auf den

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[339/0351] „Ein neues Heer ſteht jedoch in Italien. Eile, den Feldherrnſtab zu nehmen!“ Fort, fort! ſchrie Guido, keine Minute laͤn¬ ger. Noch einen bethraͤnten Blick warf er auf des Lehrers Grab, unter dem Lavahuͤgel. Die Karavane brach ſogleich zum Ruͤckwege auf. Was ihn nur beſchleunigen konnte, wandte man an, und nach zwei Wochen befand ſich Guido ſchon wieder in Philadelphia. Dort ſtand noch ſein Kriſtallblock. Dieſen nahm er mit auf das ſchwimmende Eiland, zur Reiſe uͤber den Atlan¬ tus gedungen, die ſogleich angetreten wurde. Er mied waͤhrend dieſer Zeit das Zimmer nicht, einen Plan zu dem Feldzuge auszuarbei¬ ten, ſelbſt ſtaunend uͤber die vielen genievollen, kuͤhnen, niegekannten Huͤlfsmittel, die ſich ihm aufdrangen, die hellen, gediegenen Reſultate von Wiſſenſchaft, Denken, Lebensanſichten, in einen Fokus zuſammenſtrahlend. Nicht hatte er dieſen uͤppigen Reichthum an Einfall in ſich ge¬ ahnt, und ſchwelgende Gefuͤhle erfinderiſcher Wolluſt roͤtheten ſein Antlitz flammender. In Liſſabon blieb jener Kriſtall. Guido ſtieg ſogleich mit dem Vertrauten des Kaiſers in eine Luftgondel, nach Italien zu fliegen. Auf den Y 2

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/351>, abgerufen am 22.11.2024.