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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Fells mit Kohlen von Wurzeln nieder, und er¬
wartete sehnlich das Spätjahr, da die Sonne
schon merklich sank.

Nach grade fielen die aufgestiegenen Dünste
in Regen, dann in Reifgestalt nieder; die Zug¬
vögel hatten sich entfernt. Schauderhafter wurde
die Einsamkeit, da alles Leben schwieg. Die
Kälte nahm merklich überhand, indem die rö¬
theren Sonnenstrahlen immer schwächer die Luft
durchwärmten, und ehe sie noch ganz unterge¬
gangen waren, verhüllte schon der dichte Schnee¬
flor in den Lüften ihren Anblick. Oede war der
langen Nacht trauriger Anbruch.

Guido trug seine Vorräthe immer höher;
nach jeden Schlummer bemerkte er, wie der
weiße Teppich angewachsen war, auch durch den
zunehmenden Frost gehärtet. Das Verlangen
nach Schlitten und Ofen wurde groß, meistens
wärmte er sich nur durch die angestrengte Arbeit,
seine Nothwendigkeiten von Zacken zu Zacken des
Gletschers tragend, in dem Maaße, als die
Schneegebirge die Thäler mehr füllten. Dann
zündete er mit seinem Feuerrohr dürres Gras
an, und schlummerte.

Endlich nahm die Schneedecke jene alte Höhe

Fells mit Kohlen von Wurzeln nieder, und er¬
wartete ſehnlich das Spaͤtjahr, da die Sonne
ſchon merklich ſank.

Nach grade fielen die aufgeſtiegenen Duͤnſte
in Regen, dann in Reifgeſtalt nieder; die Zug¬
voͤgel hatten ſich entfernt. Schauderhafter wurde
die Einſamkeit, da alles Leben ſchwieg. Die
Kaͤlte nahm merklich uͤberhand, indem die roͤ¬
theren Sonnenſtrahlen immer ſchwaͤcher die Luft
durchwaͤrmten, und ehe ſie noch ganz unterge¬
gangen waren, verhuͤllte ſchon der dichte Schnee¬
flor in den Luͤften ihren Anblick. Oede war der
langen Nacht trauriger Anbruch.

Guido trug ſeine Vorraͤthe immer hoͤher;
nach jeden Schlummer bemerkte er, wie der
weiße Teppich angewachſen war, auch durch den
zunehmenden Froſt gehaͤrtet. Das Verlangen
nach Schlitten und Ofen wurde groß, meiſtens
waͤrmte er ſich nur durch die angeſtrengte Arbeit,
ſeine Nothwendigkeiten von Zacken zu Zacken des
Gletſchers tragend, in dem Maaße, als die
Schneegebirge die Thaͤler mehr fuͤllten. Dann
zuͤndete er mit ſeinem Feuerrohr duͤrres Gras
an, und ſchlummerte.

Endlich nahm die Schneedecke jene alte Hoͤhe

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[331/0343] Fells mit Kohlen von Wurzeln nieder, und er¬ wartete ſehnlich das Spaͤtjahr, da die Sonne ſchon merklich ſank. Nach grade fielen die aufgeſtiegenen Duͤnſte in Regen, dann in Reifgeſtalt nieder; die Zug¬ voͤgel hatten ſich entfernt. Schauderhafter wurde die Einſamkeit, da alles Leben ſchwieg. Die Kaͤlte nahm merklich uͤberhand, indem die roͤ¬ theren Sonnenſtrahlen immer ſchwaͤcher die Luft durchwaͤrmten, und ehe ſie noch ganz unterge¬ gangen waren, verhuͤllte ſchon der dichte Schnee¬ flor in den Luͤften ihren Anblick. Oede war der langen Nacht trauriger Anbruch. Guido trug ſeine Vorraͤthe immer hoͤher; nach jeden Schlummer bemerkte er, wie der weiße Teppich angewachſen war, auch durch den zunehmenden Froſt gehaͤrtet. Das Verlangen nach Schlitten und Ofen wurde groß, meiſtens waͤrmte er ſich nur durch die angeſtrengte Arbeit, ſeine Nothwendigkeiten von Zacken zu Zacken des Gletſchers tragend, in dem Maaße, als die Schneegebirge die Thaͤler mehr fuͤllten. Dann zuͤndete er mit ſeinem Feuerrohr duͤrres Gras an, und ſchlummerte. Endlich nahm die Schneedecke jene alte Hoͤhe

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/343>, abgerufen am 25.11.2024.