findungen, wozu, wie du weißt, auch andere Summen vorhanden sind, unternehmende, aber nicht bemittelten Bürger können Anleihen nach¬ suchen. Kurz auch hier ist wieder der rasche Zir¬ kelgang, des, die Dinge und den Kunstfleiß dar¬ stellenden, Metalles, Endzweck. Hätte die Vor¬ zeit die Wunder der Freiheit und Ruhe ahnen können, traun, sie würde um einige Jahrhun¬ derte früher geeilt haben, den Thron der Ver¬ nunft zu erhöhn, und in einem Erdtheil, wo die Menschen schon lange sich durch Bildung ähnlich wurden, die unsinnigen Kriege einzustellen. Viel¬ leicht ging das aber auch nicht ehe an, bis der Zeitgeist alles von selbst schönerer Reife entgegen führte. Wie langer, vorbereitender Aufklärung, bedurfte es unter andern zu dem großen Schritte, die Religion an die Stelle der Kirchlichkeit zu bringen. Freilich folgte er erst dem blutig ge¬ endeten Kampfe der Politik, und hätte ihm vor¬ ausgehen können, wodurch der Christenstaat ohne jene schauderhaften Schlachten, wovon die Geschichte meldet, zu gründen gewesen wäre. Denn in der That, liest man einige alte Schrift¬ steller aus dem achtzehnten Jahrhundert, in deren Köpfen bereits so viel Licht anbrach, kann man
findungen, wozu, wie du weißt, auch andere Summen vorhanden ſind, unternehmende, aber nicht bemittelten Buͤrger koͤnnen Anleihen nach¬ ſuchen. Kurz auch hier iſt wieder der raſche Zir¬ kelgang, des, die Dinge und den Kunſtfleiß dar¬ ſtellenden, Metalles, Endzweck. Haͤtte die Vor¬ zeit die Wunder der Freiheit und Ruhe ahnen koͤnnen, traun, ſie wuͤrde um einige Jahrhun¬ derte fruͤher geeilt haben, den Thron der Ver¬ nunft zu erhoͤhn, und in einem Erdtheil, wo die Menſchen ſchon lange ſich durch Bildung aͤhnlich wurden, die unſinnigen Kriege einzuſtellen. Viel¬ leicht ging das aber auch nicht ehe an, bis der Zeitgeiſt alles von ſelbſt ſchoͤnerer Reife entgegen fuͤhrte. Wie langer, vorbereitender Aufklaͤrung, bedurfte es unter andern zu dem großen Schritte, die Religion an die Stelle der Kirchlichkeit zu bringen. Freilich folgte er erſt dem blutig ge¬ endeten Kampfe der Politik, und haͤtte ihm vor¬ ausgehen koͤnnen, wodurch der Chriſtenſtaat ohne jene ſchauderhaften Schlachten, wovon die Geſchichte meldet, zu gruͤnden geweſen waͤre. Denn in der That, lieſt man einige alte Schrift¬ ſteller aus dem achtzehnten Jahrhundert, in deren Koͤpfen bereits ſo viel Licht anbrach, kann man
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findungen, wozu, wie du weißt, auch andere
Summen vorhanden ſind, unternehmende, aber
nicht bemittelten Buͤrger koͤnnen Anleihen nach¬
ſuchen. Kurz auch hier iſt wieder der raſche Zir¬
kelgang, des, die Dinge und den Kunſtfleiß dar¬
ſtellenden, Metalles, Endzweck. Haͤtte die Vor¬
zeit die Wunder der Freiheit und Ruhe ahnen
koͤnnen, traun, ſie wuͤrde um einige Jahrhun¬
derte fruͤher geeilt haben, den Thron der Ver¬
nunft zu erhoͤhn, und in einem Erdtheil, wo die
Menſchen ſchon lange ſich durch Bildung aͤhnlich
wurden, die unſinnigen Kriege einzuſtellen. Viel¬
leicht ging das aber auch nicht ehe an, bis der
Zeitgeiſt alles von ſelbſt ſchoͤnerer Reife entgegen
fuͤhrte. Wie langer, vorbereitender Aufklaͤrung,
bedurfte es unter andern zu dem großen Schritte,
die Religion an die Stelle der Kirchlichkeit zu
bringen. Freilich folgte er erſt dem blutig ge¬
endeten Kampfe der Politik, und haͤtte ihm vor¬
ausgehen koͤnnen, wodurch der Chriſtenſtaat
ohne jene ſchauderhaften Schlachten, wovon die
Geſchichte meldet, zu gruͤnden geweſen waͤre.
Denn in der That, lieſt man einige alte Schrift¬
ſteller aus dem achtzehnten Jahrhundert, in deren
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/260>, abgerufen am 25.11.2024.
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