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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Kriegräubereien, unmäßige Auflagen, falsche
Geldoperazionen der Regierungen, Handelsver¬
bindungen, in welchen ein Volk mit betrügeri¬
scher Schlauheit, das andere mit Unkunde sei¬
ner eigenen Kräfte auftritt, gehässige Immora¬
lität des Einzelnen, die zu Verschwendungen lei¬
tet, ehrlose Trägheit und Unempfindlichkeit ge¬
gen Achtung, die nicht erwerben mögen, auch
Almosen spendende Klöster, den Müßiggang un¬
terstützend; erwägt man noch, daß das furcht¬
bare Heer der Krankheiten sich unendlich vermin¬
dert hatte, so geht ganz von selbst hervor, wie
ein Reisender Europa durchwandeln konnte, ohne
jemal das widrige unedle Schauspiel der Bette¬
lei wahrzunehmen. Guidos Befremdung erklärt
sich demnach so gut, als das mitleidige Zudrän¬
gen der Pariser.

Es währte aber nicht lange, so erschien ein
Polizeibeamter und fragte den Armen zürnend:
warum er nicht zur Stadtobrigkeit gekommen
sei? Die Antwort hieß: Weil ich kein Euro¬
päer bin, folglich nicht zu euren Wohlthätig¬
keitsanstalten beigetragen habe, durfte ich auch
nicht mit Recht auf ihre Milde bauen. Der
Diener des Gesetzes entgegnete streng: Es rei¬

sen

Kriegraͤubereien, unmaͤßige Auflagen, falſche
Geldoperazionen der Regierungen, Handelsver¬
bindungen, in welchen ein Volk mit betruͤgeri¬
ſcher Schlauheit, das andere mit Unkunde ſei¬
ner eigenen Kraͤfte auftritt, gehaͤſſige Immora¬
litaͤt des Einzelnen, die zu Verſchwendungen lei¬
tet, ehrloſe Traͤgheit und Unempfindlichkeit ge¬
gen Achtung, die nicht erwerben moͤgen, auch
Almoſen ſpendende Kloͤſter, den Muͤßiggang un¬
terſtuͤtzend; erwaͤgt man noch, daß das furcht¬
bare Heer der Krankheiten ſich unendlich vermin¬
dert hatte, ſo geht ganz von ſelbſt hervor, wie
ein Reiſender Europa durchwandeln konnte, ohne
jemal das widrige unedle Schauſpiel der Bette¬
lei wahrzunehmen. Guidos Befremdung erklaͤrt
ſich demnach ſo gut, als das mitleidige Zudraͤn¬
gen der Pariſer.

Es waͤhrte aber nicht lange, ſo erſchien ein
Polizeibeamter und fragte den Armen zuͤrnend:
warum er nicht zur Stadtobrigkeit gekommen
ſei? Die Antwort hieß: Weil ich kein Euro¬
paͤer bin, folglich nicht zu euren Wohlthaͤtig¬
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nicht mit Recht auf ihre Milde bauen. Der
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[240/0252] Kriegraͤubereien, unmaͤßige Auflagen, falſche Geldoperazionen der Regierungen, Handelsver¬ bindungen, in welchen ein Volk mit betruͤgeri¬ ſcher Schlauheit, das andere mit Unkunde ſei¬ ner eigenen Kraͤfte auftritt, gehaͤſſige Immora¬ litaͤt des Einzelnen, die zu Verſchwendungen lei¬ tet, ehrloſe Traͤgheit und Unempfindlichkeit ge¬ gen Achtung, die nicht erwerben moͤgen, auch Almoſen ſpendende Kloͤſter, den Muͤßiggang un¬ terſtuͤtzend; erwaͤgt man noch, daß das furcht¬ bare Heer der Krankheiten ſich unendlich vermin¬ dert hatte, ſo geht ganz von ſelbſt hervor, wie ein Reiſender Europa durchwandeln konnte, ohne jemal das widrige unedle Schauſpiel der Bette¬ lei wahrzunehmen. Guidos Befremdung erklaͤrt ſich demnach ſo gut, als das mitleidige Zudraͤn¬ gen der Pariſer. Es waͤhrte aber nicht lange, ſo erſchien ein Polizeibeamter und fragte den Armen zuͤrnend: warum er nicht zur Stadtobrigkeit gekommen ſei? Die Antwort hieß: Weil ich kein Euro¬ paͤer bin, folglich nicht zu euren Wohlthaͤtig¬ keitsanſtalten beigetragen habe, durfte ich auch nicht mit Recht auf ihre Milde bauen. Der Diener des Geſetzes entgegnete ſtreng: Es rei¬ ſen

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/252>, abgerufen am 22.11.2024.