Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

wieder die Märkte anderer Gegenden, mit der
Arbeit, welche ihm daheim nicht abgenommen
wurde, und schafft dafür ihre Erzeugungen her¬
bei. Das Geld, überall werthhaltig und durch
weise Aufmerksamkeit der Regierungen, im rich¬
tigen Verhältnisse zum Preis der Sachen, em¬
pfängt einen schnellen Umlauf, und regt auf
demselben die Betriebsamkeit unaufhörlich an.

Wie blühend wir aber diese Gegenden finden,
so hätten wir nur alte Bücher zu fragen, um
über die Barbarei, welche noch vor drei oder
vierhundert Jahren sie drückte, belehrt zu sein.
Damals fand man kaum jede halbe Meile ein
elendes Dorf, in dessen unreinlichen Strohhütten
sklavensinnige Halbmenschen wohnten.

In den Städten lag der Gewerbfleiß kran¬
kend danieder. Europens Staaten hatten sich
nicht weise verbunden, um durch Handel gegen¬
seitig ihre Thätigkeit zu beleben und die Ge¬
nüsse auszutauschen; man sann nur auf Ueber¬
vortheilung, die am Ende Allen verderblich war.
Unnatürlich große Heere wurden auf den Beinen
gehalten, wodurch dem Gemeinwesen so viel
jugendlich rüstige Kräfte entgingen. Diese Heere
nährten sich nicht selbst durch Nebenarbeit, son¬

wieder die Maͤrkte anderer Gegenden, mit der
Arbeit, welche ihm daheim nicht abgenommen
wurde, und ſchafft dafuͤr ihre Erzeugungen her¬
bei. Das Geld, uͤberall werthhaltig und durch
weiſe Aufmerkſamkeit der Regierungen, im rich¬
tigen Verhaͤltniſſe zum Preis der Sachen, em¬
pfaͤngt einen ſchnellen Umlauf, und regt auf
demſelben die Betriebſamkeit unaufhoͤrlich an.

Wie bluͤhend wir aber dieſe Gegenden finden,
ſo haͤtten wir nur alte Buͤcher zu fragen, um
uͤber die Barbarei, welche noch vor drei oder
vierhundert Jahren ſie druͤckte, belehrt zu ſein.
Damals fand man kaum jede halbe Meile ein
elendes Dorf, in deſſen unreinlichen Strohhuͤtten
ſklavenſinnige Halbmenſchen wohnten.

In den Staͤdten lag der Gewerbfleiß kran¬
kend danieder. Europens Staaten hatten ſich
nicht weiſe verbunden, um durch Handel gegen¬
ſeitig ihre Thaͤtigkeit zu beleben und die Ge¬
nuͤſſe auszutauſchen; man ſann nur auf Ueber¬
vortheilung, die am Ende Allen verderblich war.
Unnatuͤrlich große Heere wurden auf den Beinen
gehalten, wodurch dem Gemeinweſen ſo viel
jugendlich ruͤſtige Kraͤfte entgingen. Dieſe Heere
naͤhrten ſich nicht ſelbſt durch Nebenarbeit, ſon¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0183" n="171"/>
wieder die Ma&#x0364;rkte anderer Gegenden, mit der<lb/>
Arbeit, welche ihm daheim nicht abgenommen<lb/>
wurde, und &#x017F;chafft dafu&#x0364;r ihre Erzeugungen her¬<lb/>
bei. Das Geld, u&#x0364;berall werthhaltig und durch<lb/>
wei&#x017F;e Aufmerk&#x017F;amkeit der Regierungen, im rich¬<lb/>
tigen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e zum Preis der Sachen, em¬<lb/>
pfa&#x0364;ngt einen &#x017F;chnellen Umlauf, und regt auf<lb/>
dem&#x017F;elben die Betrieb&#x017F;amkeit unaufho&#x0364;rlich an.</p><lb/>
          <p>Wie blu&#x0364;hend wir aber die&#x017F;e Gegenden finden,<lb/>
&#x017F;o ha&#x0364;tten wir nur alte Bu&#x0364;cher zu fragen, um<lb/>
u&#x0364;ber die Barbarei, welche noch vor drei oder<lb/>
vierhundert Jahren &#x017F;ie dru&#x0364;ckte, belehrt zu &#x017F;ein.<lb/>
Damals fand man kaum jede halbe Meile ein<lb/>
elendes Dorf, in de&#x017F;&#x017F;en unreinlichen Strohhu&#x0364;tten<lb/>
&#x017F;klaven&#x017F;innige Halbmen&#x017F;chen wohnten.</p><lb/>
          <p>In den Sta&#x0364;dten lag der Gewerbfleiß kran¬<lb/>
kend danieder. Europens Staaten hatten &#x017F;ich<lb/>
nicht wei&#x017F;e verbunden, um durch Handel gegen¬<lb/>
&#x017F;eitig ihre Tha&#x0364;tigkeit zu beleben und die Ge¬<lb/>
nu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e auszutau&#x017F;chen; man &#x017F;ann nur auf Ueber¬<lb/>
vortheilung, die am Ende Allen verderblich war.<lb/>
Unnatu&#x0364;rlich große Heere wurden auf den Beinen<lb/>
gehalten, wodurch dem Gemeinwe&#x017F;en &#x017F;o viel<lb/>
jugendlich ru&#x0364;&#x017F;tige Kra&#x0364;fte entgingen. Die&#x017F;e Heere<lb/>
na&#x0364;hrten &#x017F;ich nicht &#x017F;elb&#x017F;t durch Nebenarbeit, &#x017F;on¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0183] wieder die Maͤrkte anderer Gegenden, mit der Arbeit, welche ihm daheim nicht abgenommen wurde, und ſchafft dafuͤr ihre Erzeugungen her¬ bei. Das Geld, uͤberall werthhaltig und durch weiſe Aufmerkſamkeit der Regierungen, im rich¬ tigen Verhaͤltniſſe zum Preis der Sachen, em¬ pfaͤngt einen ſchnellen Umlauf, und regt auf demſelben die Betriebſamkeit unaufhoͤrlich an. Wie bluͤhend wir aber dieſe Gegenden finden, ſo haͤtten wir nur alte Buͤcher zu fragen, um uͤber die Barbarei, welche noch vor drei oder vierhundert Jahren ſie druͤckte, belehrt zu ſein. Damals fand man kaum jede halbe Meile ein elendes Dorf, in deſſen unreinlichen Strohhuͤtten ſklavenſinnige Halbmenſchen wohnten. In den Staͤdten lag der Gewerbfleiß kran¬ kend danieder. Europens Staaten hatten ſich nicht weiſe verbunden, um durch Handel gegen¬ ſeitig ihre Thaͤtigkeit zu beleben und die Ge¬ nuͤſſe auszutauſchen; man ſann nur auf Ueber¬ vortheilung, die am Ende Allen verderblich war. Unnatuͤrlich große Heere wurden auf den Beinen gehalten, wodurch dem Gemeinweſen ſo viel jugendlich ruͤſtige Kraͤfte entgingen. Dieſe Heere naͤhrten ſich nicht ſelbſt durch Nebenarbeit, ſon¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/183
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/183>, abgerufen am 24.11.2024.