in weit ausgebreiteten Fontänen niederströmen zu lassen. -- Der Franke lieferte chemische Apparate zu vielen Zwecken dienlich. Auch der Landmann konnte sie hülfreich gebrauchen, damit bei großer Dürre, aus Wasserstoff ein Wölk¬ chen zusammensetzen, und auf seine Scholle nie¬ derfallen lassen. Zudem Küchen, wo in sehr sinnreich gestalteten Töpfen oder Pfannen, die Speisen überaus schmackhaft geriethen, und man auch Schnee und Eis sogleich bereiten konnte. Imgleichen Kleidungsmaschinen, die man belie¬ big mit Seide oder Wolle versah, und sich dann hineinstellte. In wenigen Minuten webte nun das Kunstwerk ein Kleid, den Formen des dar¬ gebotenen Körpers niedlich angeschmiegt, ohne Rath, wie sich von selbst versteht, färbte es zu¬ gleich in der eben gültigen Modetinte, und par¬ fümirte es mit köstlichen Oelen. Die chirurgi¬ schen Instrumente der Franken waren nicht we¬ niger sehenswerth. Unter andern erblickte man da künstliche Ohren und Augen mancher Art. Bei nur geschwächter Hör- oder Sehkraft wurde jene durch Röhre, diese durch Gläser bis zum Normalzustand verstärkt; außerdem hatte man aber, ein hoher Triumph menschlicher Kunst,
in weit ausgebreiteten Fontaͤnen niederſtroͤmen zu laſſen. — Der Franke lieferte chemiſche Apparate zu vielen Zwecken dienlich. Auch der Landmann konnte ſie huͤlfreich gebrauchen, damit bei großer Duͤrre, aus Waſſerſtoff ein Woͤlk¬ chen zuſammenſetzen, und auf ſeine Scholle nie¬ derfallen laſſen. Zudem Kuͤchen, wo in ſehr ſinnreich geſtalteten Toͤpfen oder Pfannen, die Speiſen uͤberaus ſchmackhaft geriethen, und man auch Schnee und Eis ſogleich bereiten konnte. Imgleichen Kleidungsmaſchinen, die man belie¬ big mit Seide oder Wolle verſah, und ſich dann hineinſtellte. In wenigen Minuten webte nun das Kunſtwerk ein Kleid, den Formen des dar¬ gebotenen Koͤrpers niedlich angeſchmiegt, ohne Rath, wie ſich von ſelbſt verſteht, faͤrbte es zu¬ gleich in der eben guͤltigen Modetinte, und par¬ fuͤmirte es mit koͤſtlichen Oelen. Die chirurgi¬ ſchen Inſtrumente der Franken waren nicht we¬ niger ſehenswerth. Unter andern erblickte man da kuͤnſtliche Ohren und Augen mancher Art. Bei nur geſchwaͤchter Hoͤr- oder Sehkraft wurde jene durch Roͤhre, dieſe durch Glaͤſer bis zum Normalzuſtand verſtaͤrkt; außerdem hatte man aber, ein hoher Triumph menſchlicher Kunſt,
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in weit ausgebreiteten Fontaͤnen niederſtroͤmen
zu laſſen. — Der Franke lieferte chemiſche
Apparate zu vielen Zwecken dienlich. Auch der
Landmann konnte ſie huͤlfreich gebrauchen, damit
bei großer Duͤrre, aus Waſſerſtoff ein Woͤlk¬
chen zuſammenſetzen, und auf ſeine Scholle nie¬
derfallen laſſen. Zudem Kuͤchen, wo in ſehr
ſinnreich geſtalteten Toͤpfen oder Pfannen, die
Speiſen uͤberaus ſchmackhaft geriethen, und man
auch Schnee und Eis ſogleich bereiten konnte.
Imgleichen Kleidungsmaſchinen, die man belie¬
big mit Seide oder Wolle verſah, und ſich dann
hineinſtellte. In wenigen Minuten webte nun
das Kunſtwerk ein Kleid, den Formen des dar¬
gebotenen Koͤrpers niedlich angeſchmiegt, ohne
Rath, wie ſich von ſelbſt verſteht, faͤrbte es zu¬
gleich in der eben guͤltigen Modetinte, und par¬
fuͤmirte es mit koͤſtlichen Oelen. Die chirurgi¬
ſchen Inſtrumente der Franken waren nicht we¬
niger ſehenswerth. Unter andern erblickte man
da kuͤnſtliche Ohren und Augen mancher Art.
Bei nur geſchwaͤchter Hoͤr- oder Sehkraft wurde
jene durch Roͤhre, dieſe durch Glaͤſer bis zum
Normalzuſtand verſtaͤrkt; außerdem hatte man
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/171>, abgerufen am 25.11.2024.
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