die Völkerübereinkunft ihn bloß auf die Heere ausdehnt. Der Soldat würde sich entehrt hal¬ ten, wenn ein ruhiger Bewohner des Landes über ihn klagte. Wenigstens denkt der Soldat von Europa so.
Eine treffliche Ansicht stellte sich, da sie an den majestätischen, mit Schiffen bedeckten, Strom kamen, in der mit ihren Vorstädten und Gär¬ ten unabsehlich ans Ufer hinlaufenden Stadt Warschau dar. Der jenseitige hohe Rand war terrassenförmig mit Pappelalleen geschmückt, von der Höhe winkten Prachtgebäude, Tempelkup¬ peln mit reicher Vergoldung, Obelisken, Tele¬ graphen- und Glockenthürme. Sternwarten, Luftpostzinnen und andere hohe Gebäude, wie sie jetzt in Städten üblich waren, hoben sich aus dem Steinmeere in bezaubernden Verhält¬ nissen empor. Man hielt überhaupt in diesem Jahrhundert viel auf die Phisiognomie der Städte, die schon in weiter Ferne dem Wande¬ rer verkündeten, was er im Innern zu finden hoffen dürfe.
Sie fuhren über die prächtige Marmorbrücke, zu beiden Seiten mit athenischen Bildsäulen ge¬ ziert. Guido wunderte sich, da er den Strom
die Voͤlkeruͤbereinkunft ihn bloß auf die Heere ausdehnt. Der Soldat wuͤrde ſich entehrt hal¬ ten, wenn ein ruhiger Bewohner des Landes uͤber ihn klagte. Wenigſtens denkt der Soldat von Europa ſo.
Eine treffliche Anſicht ſtellte ſich, da ſie an den majeſtaͤtiſchen, mit Schiffen bedeckten, Strom kamen, in der mit ihren Vorſtaͤdten und Gaͤr¬ ten unabſehlich ans Ufer hinlaufenden Stadt Warſchau dar. Der jenſeitige hohe Rand war terraſſenfoͤrmig mit Pappelalleen geſchmuͤckt, von der Hoͤhe winkten Prachtgebaͤude, Tempelkup¬ peln mit reicher Vergoldung, Obelisken, Tele¬ graphen- und Glockenthuͤrme. Sternwarten, Luftpoſtzinnen und andere hohe Gebaͤude, wie ſie jetzt in Staͤdten uͤblich waren, hoben ſich aus dem Steinmeere in bezaubernden Verhaͤlt¬ niſſen empor. Man hielt uͤberhaupt in dieſem Jahrhundert viel auf die Phiſiognomie der Staͤdte, die ſchon in weiter Ferne dem Wande¬ rer verkuͤndeten, was er im Innern zu finden hoffen duͤrfe.
Sie fuhren uͤber die praͤchtige Marmorbruͤcke, zu beiden Seiten mit atheniſchen Bildſaͤulen ge¬ ziert. Guido wunderte ſich, da er den Strom
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die Voͤlkeruͤbereinkunft ihn bloß auf die Heere
ausdehnt. Der Soldat wuͤrde ſich entehrt hal¬
ten, wenn ein ruhiger Bewohner des Landes
uͤber ihn klagte. Wenigſtens denkt der Soldat
von Europa ſo.
Eine treffliche Anſicht ſtellte ſich, da ſie an
den majeſtaͤtiſchen, mit Schiffen bedeckten, Strom
kamen, in der mit ihren Vorſtaͤdten und Gaͤr¬
ten unabſehlich ans Ufer hinlaufenden Stadt
Warſchau dar. Der jenſeitige hohe Rand war
terraſſenfoͤrmig mit Pappelalleen geſchmuͤckt, von
der Hoͤhe winkten Prachtgebaͤude, Tempelkup¬
peln mit reicher Vergoldung, Obelisken, Tele¬
graphen- und Glockenthuͤrme. Sternwarten,
Luftpoſtzinnen und andere hohe Gebaͤude, wie
ſie jetzt in Staͤdten uͤblich waren, hoben ſich
aus dem Steinmeere in bezaubernden Verhaͤlt¬
niſſen empor. Man hielt uͤberhaupt in dieſem
Jahrhundert viel auf die Phiſiognomie der
Staͤdte, die ſchon in weiter Ferne dem Wande¬
rer verkuͤndeten, was er im Innern zu finden
hoffen duͤrfe.
Sie fuhren uͤber die praͤchtige Marmorbruͤcke,
zu beiden Seiten mit atheniſchen Bildſaͤulen ge¬
ziert. Guido wunderte ſich, da er den Strom
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/161>, abgerufen am 22.11.2024.
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