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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Dies geschah. Guido bestieg mit seiner
Beute den Nachen, und man eilte durch die
Luft dem eignen Lager zu, wo man gegen Mor¬
gen erst anlangte, denn das Gefecht hatte eine
unglückliche Wendung genommen, die Europäer
waren weit zurück gedrängt worden.

Er fand unglaubliche Verwirrung, auch der
Feldherr war geblieben. Getrost, rief er, ich
bringe vorerst eine Hülfe, das Weitere wird sich
finden.

Die Aerzte wurden berufen. Man untersuchte
die Flasche, mittelte die Bestandtheile aus, und
traf sogleich Anstalt, das Mittel in großer Menge
zu fertigen. Zugleich ward es an den Pestkran¬
ken, die in großer Zahl schmachteten, versucht,
und alle sahen sich nach wenigen Stunden herge¬
stellt. Die Art des Gebrauchs enthüllte sich
schon aus der Natur dieser Arzenei. Sie wurde
auch schnell nach den rückwärts liegenden Ort¬
schaften gesandt, wohin sich das Uebel auch schon
verbreitet hatte.

Hoher Freudejubel! Neuerwachter Muth im
Heere, da keine Pestpfeile mehr zu fürchten stan¬
den. Guidos Lob klang in aller Krieger Munde.

Dies geſchah. Guido beſtieg mit ſeiner
Beute den Nachen, und man eilte durch die
Luft dem eignen Lager zu, wo man gegen Mor¬
gen erſt anlangte, denn das Gefecht hatte eine
ungluͤckliche Wendung genommen, die Europaͤer
waren weit zuruͤck gedraͤngt worden.

Er fand unglaubliche Verwirrung, auch der
Feldherr war geblieben. Getroſt, rief er, ich
bringe vorerſt eine Huͤlfe, das Weitere wird ſich
finden.

Die Aerzte wurden berufen. Man unterſuchte
die Flaſche, mittelte die Beſtandtheile aus, und
traf ſogleich Anſtalt, das Mittel in großer Menge
zu fertigen. Zugleich ward es an den Peſtkran¬
ken, die in großer Zahl ſchmachteten, verſucht,
und alle ſahen ſich nach wenigen Stunden herge¬
ſtellt. Die Art des Gebrauchs enthuͤllte ſich
ſchon aus der Natur dieſer Arzenei. Sie wurde
auch ſchnell nach den ruͤckwaͤrts liegenden Ort¬
ſchaften geſandt, wohin ſich das Uebel auch ſchon
verbreitet hatte.

Hoher Freudejubel! Neuerwachter Muth im
Heere, da keine Peſtpfeile mehr zu fuͤrchten ſtan¬
den. Guidos Lob klang in aller Krieger Munde.

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[114/0126] Dies geſchah. Guido beſtieg mit ſeiner Beute den Nachen, und man eilte durch die Luft dem eignen Lager zu, wo man gegen Mor¬ gen erſt anlangte, denn das Gefecht hatte eine ungluͤckliche Wendung genommen, die Europaͤer waren weit zuruͤck gedraͤngt worden. Er fand unglaubliche Verwirrung, auch der Feldherr war geblieben. Getroſt, rief er, ich bringe vorerſt eine Huͤlfe, das Weitere wird ſich finden. Die Aerzte wurden berufen. Man unterſuchte die Flaſche, mittelte die Beſtandtheile aus, und traf ſogleich Anſtalt, das Mittel in großer Menge zu fertigen. Zugleich ward es an den Peſtkran¬ ken, die in großer Zahl ſchmachteten, verſucht, und alle ſahen ſich nach wenigen Stunden herge¬ ſtellt. Die Art des Gebrauchs enthuͤllte ſich ſchon aus der Natur dieſer Arzenei. Sie wurde auch ſchnell nach den ruͤckwaͤrts liegenden Ort¬ ſchaften geſandt, wohin ſich das Uebel auch ſchon verbreitet hatte. Hoher Freudejubel! Neuerwachter Muth im Heere, da keine Peſtpfeile mehr zu fuͤrchten ſtan¬ den. Guidos Lob klang in aller Krieger Munde.

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/126>, abgerufen am 24.11.2024.