Dies geschah. Guido bestieg mit seiner Beute den Nachen, und man eilte durch die Luft dem eignen Lager zu, wo man gegen Mor¬ gen erst anlangte, denn das Gefecht hatte eine unglückliche Wendung genommen, die Europäer waren weit zurück gedrängt worden.
Er fand unglaubliche Verwirrung, auch der Feldherr war geblieben. Getrost, rief er, ich bringe vorerst eine Hülfe, das Weitere wird sich finden.
Die Aerzte wurden berufen. Man untersuchte die Flasche, mittelte die Bestandtheile aus, und traf sogleich Anstalt, das Mittel in großer Menge zu fertigen. Zugleich ward es an den Pestkran¬ ken, die in großer Zahl schmachteten, versucht, und alle sahen sich nach wenigen Stunden herge¬ stellt. Die Art des Gebrauchs enthüllte sich schon aus der Natur dieser Arzenei. Sie wurde auch schnell nach den rückwärts liegenden Ort¬ schaften gesandt, wohin sich das Uebel auch schon verbreitet hatte.
Hoher Freudejubel! Neuerwachter Muth im Heere, da keine Pestpfeile mehr zu fürchten stan¬ den. Guidos Lob klang in aller Krieger Munde.
Dies geſchah. Guido beſtieg mit ſeiner Beute den Nachen, und man eilte durch die Luft dem eignen Lager zu, wo man gegen Mor¬ gen erſt anlangte, denn das Gefecht hatte eine ungluͤckliche Wendung genommen, die Europaͤer waren weit zuruͤck gedraͤngt worden.
Er fand unglaubliche Verwirrung, auch der Feldherr war geblieben. Getroſt, rief er, ich bringe vorerſt eine Huͤlfe, das Weitere wird ſich finden.
Die Aerzte wurden berufen. Man unterſuchte die Flaſche, mittelte die Beſtandtheile aus, und traf ſogleich Anſtalt, das Mittel in großer Menge zu fertigen. Zugleich ward es an den Peſtkran¬ ken, die in großer Zahl ſchmachteten, verſucht, und alle ſahen ſich nach wenigen Stunden herge¬ ſtellt. Die Art des Gebrauchs enthuͤllte ſich ſchon aus der Natur dieſer Arzenei. Sie wurde auch ſchnell nach den ruͤckwaͤrts liegenden Ort¬ ſchaften geſandt, wohin ſich das Uebel auch ſchon verbreitet hatte.
Hoher Freudejubel! Neuerwachter Muth im Heere, da keine Peſtpfeile mehr zu fuͤrchten ſtan¬ den. Guidos Lob klang in aller Krieger Munde.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0126"n="114"/><p>Dies geſchah. Guido beſtieg mit ſeiner<lb/>
Beute den Nachen, und man eilte durch die<lb/>
Luft dem eignen Lager zu, wo man gegen Mor¬<lb/>
gen erſt anlangte, denn das Gefecht hatte eine<lb/>
ungluͤckliche Wendung genommen, die Europaͤer<lb/>
waren weit zuruͤck gedraͤngt worden.</p><lb/><p>Er fand unglaubliche Verwirrung, auch der<lb/>
Feldherr war geblieben. Getroſt, rief er, ich<lb/>
bringe vorerſt eine Huͤlfe, das Weitere wird ſich<lb/>
finden.</p><lb/><p>Die Aerzte wurden berufen. Man unterſuchte<lb/>
die Flaſche, mittelte die Beſtandtheile aus, und<lb/>
traf ſogleich Anſtalt, das Mittel in großer Menge<lb/>
zu fertigen. Zugleich ward es an den Peſtkran¬<lb/>
ken, die in großer Zahl ſchmachteten, verſucht,<lb/>
und alle ſahen ſich nach wenigen Stunden herge¬<lb/>ſtellt. Die Art des Gebrauchs enthuͤllte ſich<lb/>ſchon aus der Natur dieſer Arzenei. Sie wurde<lb/>
auch ſchnell nach den ruͤckwaͤrts liegenden Ort¬<lb/>ſchaften geſandt, wohin ſich das Uebel auch ſchon<lb/>
verbreitet hatte.</p><lb/><p>Hoher Freudejubel! Neuerwachter Muth im<lb/>
Heere, da keine Peſtpfeile mehr zu fuͤrchten ſtan¬<lb/>
den. Guidos Lob klang in aller Krieger Munde.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[114/0126]
Dies geſchah. Guido beſtieg mit ſeiner
Beute den Nachen, und man eilte durch die
Luft dem eignen Lager zu, wo man gegen Mor¬
gen erſt anlangte, denn das Gefecht hatte eine
ungluͤckliche Wendung genommen, die Europaͤer
waren weit zuruͤck gedraͤngt worden.
Er fand unglaubliche Verwirrung, auch der
Feldherr war geblieben. Getroſt, rief er, ich
bringe vorerſt eine Huͤlfe, das Weitere wird ſich
finden.
Die Aerzte wurden berufen. Man unterſuchte
die Flaſche, mittelte die Beſtandtheile aus, und
traf ſogleich Anſtalt, das Mittel in großer Menge
zu fertigen. Zugleich ward es an den Peſtkran¬
ken, die in großer Zahl ſchmachteten, verſucht,
und alle ſahen ſich nach wenigen Stunden herge¬
ſtellt. Die Art des Gebrauchs enthuͤllte ſich
ſchon aus der Natur dieſer Arzenei. Sie wurde
auch ſchnell nach den ruͤckwaͤrts liegenden Ort¬
ſchaften geſandt, wohin ſich das Uebel auch ſchon
verbreitet hatte.
Hoher Freudejubel! Neuerwachter Muth im
Heere, da keine Peſtpfeile mehr zu fuͤrchten ſtan¬
den. Guidos Lob klang in aller Krieger Munde.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/126>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.