bedienten sich die Feinde eines Schildes, mit einem in China erfundenen Lack überzogen, der bei großer Leichtigkeit Reuter und Pferd deckte, im Anrennen vorn, im Weichen hinterwärts Ge¬ brauch fand. Schlimmer wie alles das, konnte man ihre Pfeile ansehn, womit sie überaus ge¬ schickt trafen, und den gepanzterten Mann ent¬ weder im Gesicht oder an den Händen verwun¬ deten. Diese Pfeile waren in ein Pestgift ge¬ taucht, das nicht allein den Getroffenen hin¬ raffte, sondern auch sich epidemisch mittheilte. Sie dagegen, war mit Recht anzunehmen, mu߬ ten mit einem schirmenden Gegenmittel versehen sein, da man von keinen Krankheiten unter ih¬ nen hörte.
Groß war, bei allem anerzogenen tapfern Sinn, die Bestürzung, als der Tod in den eu¬ ropäischen Reihen wüthete. Die Aerzte wußten keinen Rath, fanden selbst ihr Grab. Der An¬ führer wagte einen verwegenen Streich, wurde aber mit seinem Vortrab umzingelt und nieder¬ gehauen.
Die Truppen wählten einen neuen Gebieter, der einstweilen sein Amt übernahm, bis die Be¬ stätigung darin eingelaufen sein konnte. Es war
bedienten ſich die Feinde eines Schildes, mit einem in China erfundenen Lack uͤberzogen, der bei großer Leichtigkeit Reuter und Pferd deckte, im Anrennen vorn, im Weichen hinterwaͤrts Ge¬ brauch fand. Schlimmer wie alles das, konnte man ihre Pfeile anſehn, womit ſie uͤberaus ge¬ ſchickt trafen, und den gepanzterten Mann ent¬ weder im Geſicht oder an den Haͤnden verwun¬ deten. Dieſe Pfeile waren in ein Peſtgift ge¬ taucht, das nicht allein den Getroffenen hin¬ raffte, ſondern auch ſich epidemiſch mittheilte. Sie dagegen, war mit Recht anzunehmen, mu߬ ten mit einem ſchirmenden Gegenmittel verſehen ſein, da man von keinen Krankheiten unter ih¬ nen hoͤrte.
Groß war, bei allem anerzogenen tapfern Sinn, die Beſtuͤrzung, als der Tod in den eu¬ ropaͤiſchen Reihen wuͤthete. Die Aerzte wußten keinen Rath, fanden ſelbſt ihr Grab. Der An¬ fuͤhrer wagte einen verwegenen Streich, wurde aber mit ſeinem Vortrab umzingelt und nieder¬ gehauen.
Die Truppen waͤhlten einen neuen Gebieter, der einſtweilen ſein Amt uͤbernahm, bis die Be¬ ſtaͤtigung darin eingelaufen ſein konnte. Es war
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bedienten ſich die Feinde eines Schildes, mit
einem in China erfundenen Lack uͤberzogen, der
bei großer Leichtigkeit Reuter und Pferd deckte,
im Anrennen vorn, im Weichen hinterwaͤrts Ge¬
brauch fand. Schlimmer wie alles das, konnte
man ihre Pfeile anſehn, womit ſie uͤberaus ge¬
ſchickt trafen, und den gepanzterten Mann ent¬
weder im Geſicht oder an den Haͤnden verwun¬
deten. Dieſe Pfeile waren in ein Peſtgift ge¬
taucht, das nicht allein den Getroffenen hin¬
raffte, ſondern auch ſich epidemiſch mittheilte.
Sie dagegen, war mit Recht anzunehmen, mu߬
ten mit einem ſchirmenden Gegenmittel verſehen
ſein, da man von keinen Krankheiten unter ih¬
nen hoͤrte.
Groß war, bei allem anerzogenen tapfern
Sinn, die Beſtuͤrzung, als der Tod in den eu¬
ropaͤiſchen Reihen wuͤthete. Die Aerzte wußten
keinen Rath, fanden ſelbſt ihr Grab. Der An¬
fuͤhrer wagte einen verwegenen Streich, wurde
aber mit ſeinem Vortrab umzingelt und nieder¬
gehauen.
Die Truppen waͤhlten einen neuen Gebieter,
der einſtweilen ſein Amt uͤbernahm, bis die Be¬
ſtaͤtigung darin eingelaufen ſein konnte. Es war
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/122>, abgerufen am 24.11.2024.
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