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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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der Enarete Tochter; er wurde von ihr Vater des Endymion (s. d.).


Afer (Röm. M.), Sohn des Hercules und Stammvater der Africaner.


Afrasiab (Orient. M.), ein fabelhafter Fürst der Perser, der neunte aus der Dynastie der Pischdadier. Er war ein Türke und beherrschte alle Länder jenseits des Oxua oder Gihon; das Land hiess Turan (Gegensatz von Iran), jetzt Turkestan, und obgleich König dieses Reiches, stammt er doch aus Persien, von Tus, einem Sohne des Königs Feridun, wesshalb er Ansprüche an die Krone machte, den Regenten des Landes, Manugeher, mit Krieg überzog und nach langen Kämpfen ihn nöthigte, in die Gebirge von Hyrcanien sich auf sein festes Schloss Tabaristan zurückzuziehen. Sein Sieg machte ihn jedoch nicht übermüthig, und er schenkte dem Fürsten Frieden, ihm erlaubend, in seine Staaten zurückzukehren, nachdem vorher die Grenze festgesetzt worden war, welche beide Reiche, Iran und Turan, fernerhin trennen sollte. Manugeher erhielt, so lange er lebte, den Frieden, allein sein Sohn gerieth wieder in Streit mit A., die Türken kamen mit einem ungeheuren Heere über den Gihon, überfielen den Schach (Nandar); eine einzige Schlacht entschied das Schicksal des Reiches, und dieses, führerlos, unterwarf sich ohne Widerstand dem Sieger, welcher zwölf Jahre lang dessen Herr blieb. Da erhob sich der heldenmüthige Sohn eines der berühmtesten Heroen der persischen Geschichte, Zaal, Sohn des Sam Neriman; er veranlasste einen Aufstand und schlug A. wieder über den Gihon zurück, worauf er einen Sprössling der Regentenfamilie, den Prinzen Zu, auf den Thron setzte, welcher zwar nur kurze Zeit, doch glücklich regierte, indessen sein Sohn und Nachfolger, Kischtasp, abermals von A. des Reiches beraubt und daraus vertrieben wurde, worauf er bald sein Leben verlor, und mit ihm die Dynastie der Pischdadier in Persien erlosch. Zaal aber und sein Sohn Rustam, im Lande Sistan oder Segestan lebend, dachten wieder darauf, Persien von den unwillkommenen Gästen zu befreien, bis Kaikobad, der Stifter der zweiten Dynastie persischer Regenten, sich erhob, den beiden Helden den Befehl über die Heere anvertraute, gegen A. aufbrach und diesen wieder aus dem Reiche schlug, worauf Kaikobad und dessen Sohn ruhig herrschten, bis des Ersteren Enkel abermals von A. angegriffen wurde; allein das stets wechselnde Glück hatte dem Barbarenhaupt jetzt ganz den Rücken gewendet; er und sein Bruder Garschiawez wurden in dem Gebirge von Aderbidschan gefangen und bald darauf hingerichtet, worauf die Dynastie der Pischdadier auch in Turan unterging. - Diese Geschichte zeigt übrigens deutlich, dass unter A. nicht eine Person, sondern wahrscheinlich ein Titel zu verstehen sei, wie Pharao in Aegypten etc., denn sonst müsste der Beherrscher von Turan 500 Jahre gelebt haben: ein Alter, welchen ihm indessen die persischen Geschichtschreiber wirklich beilegen; doch schon die frühesten Schriftsteller, welche nur einigermassen aufgeklärt sind, wie der Dichter Ferdusi (Schach Nameh), sagen, dass diese Periode der Geschichte völlig dunkel sei.


Africana (Röm. M.), Beiname der Ceres, unter welchem sie in mehreren Städten in Africa Tempel besass, welche keine Priester, sondern Priesterinnen und zwar solche hatten, die Wittwen und nicht mehr zu heirathen gesonnen waren.


Afu, die von dem Koran eingeschärfte Vergebung bei den Arabern. Gott lässt sie den Menschen angedeihen; um so viel als möglich ihm sich zu nähern, soll der Mensch ein Gleiches thun.


Aega (Gr. M.), Tochter des Olenus, welche mit ihrer Schwester Helice den von seiner Mutter dem Verschlingen durch Saturnus entzogenen jungen Jupiter erzog, und später von ihm aus Dankbarkeit unter die Sterne versetzt wurde. (Capella im Sternbild des Fuhrmanns.) Ae. hatte einen so ausserordentlichen Glanz, dass sie die Titanen blendete, als diese den Himmel zu stürmen unternahmen, welche daher ihre Mutter baten, sie möchte das Gestirn verfinstern. Gäa verbarg darauf die Ae. in eine Höhle auf Creta, woselbst sie dann erst später Jupiters Amme wurde. - Nach einer andern Erzählung war Ae. die Gattin des Pan, welche von Jupiter den Aegipan gebar. - Eine dritte Erzählung macht Ae. zu einer Tochter der Sonne; sie soll eine Ziege von so fürchterlicher Gestalt gewesen sein, dass, wer sie sah, sich vor ihr entsetzte; wesshalb die Titanen ihre Mutter Gäa baten, sie zu verbergen. Nun ward sie in die Höhle gebracht, in welcher Amalthea sie brauchte, um mit ihrer Milch den jungen Jupiter zu ernähren. Sie ward dann von ihm unter die Sterne versetzt, ihr Fell zog er aber über seinen Schild - die berühmte Aegis oder Aegide.


Aegaea (Gr. M.), Beiname der Venus von ihrer besonders ausgezeichneten Verehrung auf den Inseln des ägäischen Meeres. Sie hiess auch "die Bewohnerin der Inseln", denn auf den meisten Inseln opferte man ihr mehr als andern Göttern.


Agacles (Gr. M.), ein myrmidonischer Held, dessen Sohn Epigeus im trojanischen Kriege von Hector getödtet wurde.


Agali (Ind. M.), eine Fürstin aus dem Geschlechte der Kinder des Mondes, Gattin des Kudamen, Mutter des Sadanandi.


Aegaeeus. (Gr. M.) Nach Strabo ein Beiname Neptuns, von Aega, einer Stadt in Euböa, woselbst ihm auf einem Berge ein Tempel errichtet war.


Agamarschana (Ind. Religionslehre.), ein Spruch aus den heiligen Büchern der Indier, welchen diese hersagen, um sich von schweren Sünden zu reinigen. So findet man auch hier, wie in andern Religionen, den Glauben, dass Gebete hersagen Gott wohlgefällig sei und den Sünder von der Strafe befreie.


Agame, Vorgebirge bei Troja, auf dessen äusserster Spitze Hesione (s. d.) dem von Neptun gesendeten Ungeheuer ausgesetzt wurde.


Agamede (Gr. M.), 1) älteste Tochter des Augias, und vermählt an den Speerwerfer Mulius. Sie kannte so viele Kräuter, als das nährende Erdreich hervorbringt. Von Neptun gebar sie den Dictys. - 2) A. Tochter der Macaria, einer Tochter des Hercules; ein Ort auf Lesbos soll nach ihr benannt sein.


Agamedes (Gr. M.), 1) Sohn des Erginus, Königs der Minyer. Er und sein Bruder Trophonius waren berühmte Baumeister; sie bauten den Tempel zu Delphi und die Schatzkammer des Hyrieus, setzten aber bei der letztern einen Stein so künstlich ein, dass sie durch Herausnahme desselben in die Schatzkammer gelangen konnten. Die häufig wiederholten Räubereien wurden entdeckt, durch den Besitzer der Schätze eine Falle gestellt, und der Erstere der Brüder darin gefangen; um nicht verrathen zu werden, hieb ihm Trophonius den Kopf ab. Nach anderen Nachrichten erbaten sich die beiden von Apollo für Erbauung des Delphischen Tempels eine Belohnung, welche ihnen in sieben Tagen verheissen wurde, während welcher Zeit sie sich ihres Lebens möglichst freuen sollten: - am Ende dieser Frist waren beide todt. Trophonius erhielt ein Orakel, bei welchem A. immer mit angerufen wurde. - 2) A., stammte von Stymphalus und war Vater des Cercyon und Grossvater des Hippothous, Königs in Arcadien.


Agamemnon, Fig. 9 (Gr. M.), König von Mycenä, durch den trojanischen Krieg berühmt, galt für einen Sohn des Atreus (s. d.); sein wirklicher Vater aber war dessen Sohn Plisthenes, seine Mutter Aerope, (s. d.) seine Geschwister Menelaus und Anaxibia. Als A. erwachsen war, trug sein Vater ihm auf, seinen Oheim Thyestes, Atreus Bruder aufzusuchen, den Atreus zuvor wegen seines Ehebruches mit Aerope aus dem Lande vertrieben hatte, nunmehr aber, um sich noch härter an ihm zu rächen, wieder zu sich zu locken suchte. A. führte diesen Auftrag aus, und Atreus wollte nun den Thyest durch dessen eigenen Sohn Aegisthus (s. d.) ermorden lassen. Diess führte zur Entdeckung des Verbrechens, welchem Aegisth das Dasein verdankte; die Mutter gab sich den Tod, und der Sohn ermordete nicht, wie er gesollt, den Vater, sondern denjenigen, der ihm den Auftrag gegeben, den Atreus. Nunmehr aber verjagte A. die beiden Männer des Unglücks von seinem Hofe, und darauf, allein Herrscher, begann er die Völker rings umher sich zu unterwerfen. Der Bruder A.s, Menelaus, (s. d.) Gemahl der wunderschönen Helena (s. d.), erbat sich bald darauf seine Hilfe zur Wiedergewinnung der von Paris (s. d.) nach Troja Entführten. A.s Macht und sein Gold brachten den Feldzug zu Stande, und bewirkten auch, dass man ihn zum Führer des ganzen Heeres wählte. An der Spitze von 1000 Schiffen verliess er seine Gattin Clytämnestra und seine drei Kinder Iphigenia, Electra und Orest. - Als die Schiffe sich in Aulis versammelt hatten, sandte Diana, welche

der Enarete Tochter; er wurde von ihr Vater des Endymion (s. d.).


Afer (Röm. M.), Sohn des Hercules und Stammvater der Africaner.


Afrasiab (Orient. M.), ein fabelhafter Fürst der Perser, der neunte aus der Dynastie der Pischdadier. Er war ein Türke und beherrschte alle Länder jenseits des Oxua oder Gihon; das Land hiess Turan (Gegensatz von Iran), jetzt Turkestan, und obgleich König dieses Reiches, stammt er doch aus Persien, von Tus, einem Sohne des Königs Feridun, wesshalb er Ansprüche an die Krone machte, den Regenten des Landes, Manugeher, mit Krieg überzog und nach langen Kämpfen ihn nöthigte, in die Gebirge von Hyrcanien sich auf sein festes Schloss Tabaristan zurückzuziehen. Sein Sieg machte ihn jedoch nicht übermüthig, und er schenkte dem Fürsten Frieden, ihm erlaubend, in seine Staaten zurückzukehren, nachdem vorher die Grenze festgesetzt worden war, welche beide Reiche, Iran und Turan, fernerhin trennen sollte. Manugeher erhielt, so lange er lebte, den Frieden, allein sein Sohn gerieth wieder in Streit mit A., die Türken kamen mit einem ungeheuren Heere über den Gihon, überfielen den Schach (Nandar); eine einzige Schlacht entschied das Schicksal des Reiches, und dieses, führerlos, unterwarf sich ohne Widerstand dem Sieger, welcher zwölf Jahre lang dessen Herr blieb. Da erhob sich der heldenmüthige Sohn eines der berühmtesten Heroen der persischen Geschichte, Zaal, Sohn des Sam Neriman; er veranlasste einen Aufstand und schlug A. wieder über den Gihon zurück, worauf er einen Sprössling der Regentenfamilie, den Prinzen Zu, auf den Thron setzte, welcher zwar nur kurze Zeit, doch glücklich regierte, indessen sein Sohn und Nachfolger, Kischtasp, abermals von A. des Reiches beraubt und daraus vertrieben wurde, worauf er bald sein Leben verlor, und mit ihm die Dynastie der Pischdadier in Persien erlosch. Zaal aber und sein Sohn Rustam, im Lande Sistan oder Segestan lebend, dachten wieder darauf, Persien von den unwillkommenen Gästen zu befreien, bis Kaikobad, der Stifter der zweiten Dynastie persischer Regenten, sich erhob, den beiden Helden den Befehl über die Heere anvertraute, gegen A. aufbrach und diesen wieder aus dem Reiche schlug, worauf Kaikobad und dessen Sohn ruhig herrschten, bis des Ersteren Enkel abermals von A. angegriffen wurde; allein das stets wechselnde Glück hatte dem Barbarenhaupt jetzt ganz den Rücken gewendet; er und sein Bruder Garschiawez wurden in dem Gebirge von Aderbidschan gefangen und bald darauf hingerichtet, worauf die Dynastie der Pischdadier auch in Turan unterging. – Diese Geschichte zeigt übrigens deutlich, dass unter A. nicht eine Person, sondern wahrscheinlich ein Titel zu verstehen sei, wie Pharao in Aegypten etc., denn sonst müsste der Beherrscher von Turan 500 Jahre gelebt haben: ein Alter, welchen ihm indessen die persischen Geschichtschreiber wirklich beilegen; doch schon die frühesten Schriftsteller, welche nur einigermassen aufgeklärt sind, wie der Dichter Ferdusi (Schach Nameh), sagen, dass diese Periode der Geschichte völlig dunkel sei.


Africana (Röm. M.), Beiname der Ceres, unter welchem sie in mehreren Städten in Africa Tempel besass, welche keine Priester, sondern Priesterinnen und zwar solche hatten, die Wittwen und nicht mehr zu heirathen gesonnen waren.


Afu, die von dem Koran eingeschärfte Vergebung bei den Arabern. Gott lässt sie den Menschen angedeihen; um so viel als möglich ihm sich zu nähern, soll der Mensch ein Gleiches thun.


Aega (Gr. M.), Tochter des Olenus, welche mit ihrer Schwester Helice den von seiner Mutter dem Verschlingen durch Saturnus entzogenen jungen Jupiter erzog, und später von ihm aus Dankbarkeit unter die Sterne versetzt wurde. (Capella im Sternbild des Fuhrmanns.) Ae. hatte einen so ausserordentlichen Glanz, dass sie die Titanen blendete, als diese den Himmel zu stürmen unternahmen, welche daher ihre Mutter baten, sie möchte das Gestirn verfinstern. Gäa verbarg darauf die Ae. in eine Höhle auf Creta, woselbst sie dann erst später Jupiters Amme wurde. – Nach einer andern Erzählung war Ae. die Gattin des Pan, welche von Jupiter den Aegipan gebar. – Eine dritte Erzählung macht Ae. zu einer Tochter der Sonne; sie soll eine Ziege von so fürchterlicher Gestalt gewesen sein, dass, wer sie sah, sich vor ihr entsetzte; wesshalb die Titanen ihre Mutter Gäa baten, sie zu verbergen. Nun ward sie in die Höhle gebracht, in welcher Amalthea sie brauchte, um mit ihrer Milch den jungen Jupiter zu ernähren. Sie ward dann von ihm unter die Sterne versetzt, ihr Fell zog er aber über seinen Schild – die berühmte Aegis oder Aegide.


Aegaea (Gr. M.), Beiname der Venus von ihrer besonders ausgezeichneten Verehrung auf den Inseln des ägäischen Meeres. Sie hiess auch »die Bewohnerin der Inseln«, denn auf den meisten Inseln opferte man ihr mehr als andern Göttern.


Agacles (Gr. M.), ein myrmidonischer Held, dessen Sohn Epigeus im trojanischen Kriege von Hector getödtet wurde.


Agali (Ind. M.), eine Fürstin aus dem Geschlechte der Kinder des Mondes, Gattin des Kudamen, Mutter des Sadanandi.


Aegaeeus. (Gr. M.) Nach Strabo ein Beiname Neptuns, von Aega, einer Stadt in Euböa, woselbst ihm auf einem Berge ein Tempel errichtet war.


Agamarschana (Ind. Religionslehre.), ein Spruch aus den heiligen Büchern der Indier, welchen diese hersagen, um sich von schweren Sünden zu reinigen. So findet man auch hier, wie in andern Religionen, den Glauben, dass Gebete hersagen Gott wohlgefällig sei und den Sünder von der Strafe befreie.


Agame, Vorgebirge bei Troja, auf dessen äusserster Spitze Hesione (s. d.) dem von Neptun gesendeten Ungeheuer ausgesetzt wurde.


Agamede (Gr. M.), 1) älteste Tochter des Augias, und vermählt an den Speerwerfer Mulius. Sie kannte so viele Kräuter, als das nährende Erdreich hervorbringt. Von Neptun gebar sie den Dictys. – 2) A. Tochter der Macaria, einer Tochter des Hercules; ein Ort auf Lesbos soll nach ihr benannt sein.


Agamedes (Gr. M.), 1) Sohn des Erginus, Königs der Minyer. Er und sein Bruder Trophonius waren berühmte Baumeister; sie bauten den Tempel zu Delphi und die Schatzkammer des Hyrieus, setzten aber bei der letztern einen Stein so künstlich ein, dass sie durch Herausnahme desselben in die Schatzkammer gelangen konnten. Die häufig wiederholten Räubereien wurden entdeckt, durch den Besitzer der Schätze eine Falle gestellt, und der Erstere der Brüder darin gefangen; um nicht verrathen zu werden, hieb ihm Trophonius den Kopf ab. Nach anderen Nachrichten erbaten sich die beiden von Apollo für Erbauung des Delphischen Tempels eine Belohnung, welche ihnen in sieben Tagen verheissen wurde, während welcher Zeit sie sich ihres Lebens möglichst freuen sollten: – am Ende dieser Frist waren beide todt. Trophonius erhielt ein Orakel, bei welchem A. immer mit angerufen wurde. – 2) A., stammte von Stymphalus und war Vater des Cercyon und Grossvater des Hippothous, Königs in Arcadien.


Agamemnon, Fig. 9 (Gr. M.), König von Mycenä, durch den trojanischen Krieg berühmt, galt für einen Sohn des Atreus (s. d.); sein wirklicher Vater aber war dessen Sohn Plisthenes, seine Mutter Aërope, (s. d.) seine Geschwister Menelaus und Anaxibia. Als A. erwachsen war, trug sein Vater ihm auf, seinen Oheim Thyestes, Atreus Bruder aufzusuchen, den Atreus zuvor wegen seines Ehebruches mit Aërope aus dem Lande vertrieben hatte, nunmehr aber, um sich noch härter an ihm zu rächen, wieder zu sich zu locken suchte. A. führte diesen Auftrag aus, und Atreus wollte nun den Thyest durch dessen eigenen Sohn Aegisthus (s. d.) ermorden lassen. Diess führte zur Entdeckung des Verbrechens, welchem Aegisth das Dasein verdankte; die Mutter gab sich den Tod, und der Sohn ermordete nicht, wie er gesollt, den Vater, sondern denjenigen, der ihm den Auftrag gegeben, den Atreus. Nunmehr aber verjagte A. die beiden Männer des Unglücks von seinem Hofe, und darauf, allein Herrscher, begann er die Völker rings umher sich zu unterwerfen. Der Bruder A.s, Menelaus, (s. d.) Gemahl der wunderschönen Helena (s. d.), erbat sich bald darauf seine Hilfe zur Wiedergewinnung der von Paris (s. d.) nach Troja Entführten. A.s Macht und sein Gold brachten den Feldzug zu Stande, und bewirkten auch, dass man ihn zum Führer des ganzen Heeres wählte. An der Spitze von 1000 Schiffen verliess er seine Gattin Clytämnestra und seine drei Kinder Iphigenia, Electra und Orest. – Als die Schiffe sich in Aulis versammelt hatten, sandte Diana, welche

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[14/0084] der Enarete Tochter; er wurde von ihr Vater des Endymion (s. d.). Afer (Röm. M.), Sohn des Hercules und Stammvater der Africaner. Afrasiab (Orient. M.), ein fabelhafter Fürst der Perser, der neunte aus der Dynastie der Pischdadier. Er war ein Türke und beherrschte alle Länder jenseits des Oxua oder Gihon; das Land hiess Turan (Gegensatz von Iran), jetzt Turkestan, und obgleich König dieses Reiches, stammt er doch aus Persien, von Tus, einem Sohne des Königs Feridun, wesshalb er Ansprüche an die Krone machte, den Regenten des Landes, Manugeher, mit Krieg überzog und nach langen Kämpfen ihn nöthigte, in die Gebirge von Hyrcanien sich auf sein festes Schloss Tabaristan zurückzuziehen. Sein Sieg machte ihn jedoch nicht übermüthig, und er schenkte dem Fürsten Frieden, ihm erlaubend, in seine Staaten zurückzukehren, nachdem vorher die Grenze festgesetzt worden war, welche beide Reiche, Iran und Turan, fernerhin trennen sollte. Manugeher erhielt, so lange er lebte, den Frieden, allein sein Sohn gerieth wieder in Streit mit A., die Türken kamen mit einem ungeheuren Heere über den Gihon, überfielen den Schach (Nandar); eine einzige Schlacht entschied das Schicksal des Reiches, und dieses, führerlos, unterwarf sich ohne Widerstand dem Sieger, welcher zwölf Jahre lang dessen Herr blieb. Da erhob sich der heldenmüthige Sohn eines der berühmtesten Heroen der persischen Geschichte, Zaal, Sohn des Sam Neriman; er veranlasste einen Aufstand und schlug A. wieder über den Gihon zurück, worauf er einen Sprössling der Regentenfamilie, den Prinzen Zu, auf den Thron setzte, welcher zwar nur kurze Zeit, doch glücklich regierte, indessen sein Sohn und Nachfolger, Kischtasp, abermals von A. des Reiches beraubt und daraus vertrieben wurde, worauf er bald sein Leben verlor, und mit ihm die Dynastie der Pischdadier in Persien erlosch. Zaal aber und sein Sohn Rustam, im Lande Sistan oder Segestan lebend, dachten wieder darauf, Persien von den unwillkommenen Gästen zu befreien, bis Kaikobad, der Stifter der zweiten Dynastie persischer Regenten, sich erhob, den beiden Helden den Befehl über die Heere anvertraute, gegen A. aufbrach und diesen wieder aus dem Reiche schlug, worauf Kaikobad und dessen Sohn ruhig herrschten, bis des Ersteren Enkel abermals von A. angegriffen wurde; allein das stets wechselnde Glück hatte dem Barbarenhaupt jetzt ganz den Rücken gewendet; er und sein Bruder Garschiawez wurden in dem Gebirge von Aderbidschan gefangen und bald darauf hingerichtet, worauf die Dynastie der Pischdadier auch in Turan unterging. – Diese Geschichte zeigt übrigens deutlich, dass unter A. nicht eine Person, sondern wahrscheinlich ein Titel zu verstehen sei, wie Pharao in Aegypten etc., denn sonst müsste der Beherrscher von Turan 500 Jahre gelebt haben: ein Alter, welchen ihm indessen die persischen Geschichtschreiber wirklich beilegen; doch schon die frühesten Schriftsteller, welche nur einigermassen aufgeklärt sind, wie der Dichter Ferdusi (Schach Nameh), sagen, dass diese Periode der Geschichte völlig dunkel sei. Africana (Röm. M.), Beiname der Ceres, unter welchem sie in mehreren Städten in Africa Tempel besass, welche keine Priester, sondern Priesterinnen und zwar solche hatten, die Wittwen und nicht mehr zu heirathen gesonnen waren. Afu, die von dem Koran eingeschärfte Vergebung bei den Arabern. Gott lässt sie den Menschen angedeihen; um so viel als möglich ihm sich zu nähern, soll der Mensch ein Gleiches thun. Aega (Gr. M.), Tochter des Olenus, welche mit ihrer Schwester Helice den von seiner Mutter dem Verschlingen durch Saturnus entzogenen jungen Jupiter erzog, und später von ihm aus Dankbarkeit unter die Sterne versetzt wurde. (Capella im Sternbild des Fuhrmanns.) Ae. hatte einen so ausserordentlichen Glanz, dass sie die Titanen blendete, als diese den Himmel zu stürmen unternahmen, welche daher ihre Mutter baten, sie möchte das Gestirn verfinstern. Gäa verbarg darauf die Ae. in eine Höhle auf Creta, woselbst sie dann erst später Jupiters Amme wurde. – Nach einer andern Erzählung war Ae. die Gattin des Pan, welche von Jupiter den Aegipan gebar. – Eine dritte Erzählung macht Ae. zu einer Tochter der Sonne; sie soll eine Ziege von so fürchterlicher Gestalt gewesen sein, dass, wer sie sah, sich vor ihr entsetzte; wesshalb die Titanen ihre Mutter Gäa baten, sie zu verbergen. Nun ward sie in die Höhle gebracht, in welcher Amalthea sie brauchte, um mit ihrer Milch den jungen Jupiter zu ernähren. Sie ward dann von ihm unter die Sterne versetzt, ihr Fell zog er aber über seinen Schild – die berühmte Aegis oder Aegide. Aegaea (Gr. M.), Beiname der Venus von ihrer besonders ausgezeichneten Verehrung auf den Inseln des ägäischen Meeres. Sie hiess auch »die Bewohnerin der Inseln«, denn auf den meisten Inseln opferte man ihr mehr als andern Göttern. Agacles (Gr. M.), ein myrmidonischer Held, dessen Sohn Epigeus im trojanischen Kriege von Hector getödtet wurde. Agali (Ind. M.), eine Fürstin aus dem Geschlechte der Kinder des Mondes, Gattin des Kudamen, Mutter des Sadanandi. Aegaeeus. (Gr. M.) Nach Strabo ein Beiname Neptuns, von Aega, einer Stadt in Euböa, woselbst ihm auf einem Berge ein Tempel errichtet war. Agamarschana (Ind. Religionslehre.), ein Spruch aus den heiligen Büchern der Indier, welchen diese hersagen, um sich von schweren Sünden zu reinigen. So findet man auch hier, wie in andern Religionen, den Glauben, dass Gebete hersagen Gott wohlgefällig sei und den Sünder von der Strafe befreie. Agame, Vorgebirge bei Troja, auf dessen äusserster Spitze Hesione (s. d.) dem von Neptun gesendeten Ungeheuer ausgesetzt wurde. Agamede (Gr. M.), 1) älteste Tochter des Augias, und vermählt an den Speerwerfer Mulius. Sie kannte so viele Kräuter, als das nährende Erdreich hervorbringt. Von Neptun gebar sie den Dictys. – 2) A. Tochter der Macaria, einer Tochter des Hercules; ein Ort auf Lesbos soll nach ihr benannt sein. Agamedes (Gr. M.), 1) Sohn des Erginus, Königs der Minyer. Er und sein Bruder Trophonius waren berühmte Baumeister; sie bauten den Tempel zu Delphi und die Schatzkammer des Hyrieus, setzten aber bei der letztern einen Stein so künstlich ein, dass sie durch Herausnahme desselben in die Schatzkammer gelangen konnten. Die häufig wiederholten Räubereien wurden entdeckt, durch den Besitzer der Schätze eine Falle gestellt, und der Erstere der Brüder darin gefangen; um nicht verrathen zu werden, hieb ihm Trophonius den Kopf ab. Nach anderen Nachrichten erbaten sich die beiden von Apollo für Erbauung des Delphischen Tempels eine Belohnung, welche ihnen in sieben Tagen verheissen wurde, während welcher Zeit sie sich ihres Lebens möglichst freuen sollten: – am Ende dieser Frist waren beide todt. Trophonius erhielt ein Orakel, bei welchem A. immer mit angerufen wurde. – 2) A., stammte von Stymphalus und war Vater des Cercyon und Grossvater des Hippothous, Königs in Arcadien. Agamemnon, Fig. 9 (Gr. M.), König von Mycenä, durch den trojanischen Krieg berühmt, galt für einen Sohn des Atreus (s. d.); sein wirklicher Vater aber war dessen Sohn Plisthenes, seine Mutter Aërope, (s. d.) seine Geschwister Menelaus und Anaxibia. Als A. erwachsen war, trug sein Vater ihm auf, seinen Oheim Thyestes, Atreus Bruder aufzusuchen, den Atreus zuvor wegen seines Ehebruches mit Aërope aus dem Lande vertrieben hatte, nunmehr aber, um sich noch härter an ihm zu rächen, wieder zu sich zu locken suchte. A. führte diesen Auftrag aus, und Atreus wollte nun den Thyest durch dessen eigenen Sohn Aegisthus (s. d.) ermorden lassen. Diess führte zur Entdeckung des Verbrechens, welchem Aegisth das Dasein verdankte; die Mutter gab sich den Tod, und der Sohn ermordete nicht, wie er gesollt, den Vater, sondern denjenigen, der ihm den Auftrag gegeben, den Atreus. Nunmehr aber verjagte A. die beiden Männer des Unglücks von seinem Hofe, und darauf, allein Herrscher, begann er die Völker rings umher sich zu unterwerfen. Der Bruder A.s, Menelaus, (s. d.) Gemahl der wunderschönen Helena (s. d.), erbat sich bald darauf seine Hilfe zur Wiedergewinnung der von Paris (s. d.) nach Troja Entführten. A.s Macht und sein Gold brachten den Feldzug zu Stande, und bewirkten auch, dass man ihn zum Führer des ganzen Heeres wählte. An der Spitze von 1000 Schiffen verliess er seine Gattin Clytämnestra und seine drei Kinder Iphigenia, Electra und Orest. – Als die Schiffe sich in Aulis versammelt hatten, sandte Diana, welche

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/84>, abgerufen am 23.11.2024.