Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

gewesen, schwärzte. Darauf sandte er den Vogel mit einem Mischkruge (Crater) aus, um von einer Quelle Wasser zu einem Opfer zu holen. Da aber der R. an der Quelle einen Feigenbaum mit unreifen Früchten fand, so wartete er hier, bis die Früchte reif waren, um von ihnen zu naschen. Dann brachte er dem Gotte mit dem Wasser eine Schlange, und gab vor, diese habe ihm bisher den Zugang zur Quelle verwehrt. Apollo bestrafte den Lügner mit dem Tode, setzte aber Schlange, R. und Becher an den Himmel unter die Gestirne. Die Schlange steht unter den Bildern des Thierkreises am südlichen Himmel, beginnt mit dem Kopfe (einem hellen Stern zweiter Grösse, Alphard), nahe unter dem Krebs, zieht sich bei dem Löwen und der Jungfrau vorbei, und endet bei der Wage, in ihren Krümmungen eine grosse Zahl kleiner Sterne bergend. Auf ihr steht der R., unterhalb des Sternbildes der Jungfrau, an vier hellen Sternen kenntlich; gleichfalls unter der Jungfrau, auf dem Bücken der Schlange stehend, befindet sich der Crater, dessen Rand sechs Sterne vierter Grösse bilden, die beinahe in einem Kreise stehen. Die drei Sternbilder enthalten zusammen mehrere hundert kleinere Sterne.


Radamas (Slav. M.), einer der unterirdischen Götter, welche die Mähren angebetet haben sollen.


Radegast (Slav. M.), der Gott der Ehre und Stärke bei den Wenden war Roswodiz, oder, wie er gewöhnlich genannt wird, R. Er wurde vornehmlich zu Rhetra (am Tollenser-See in Mecklenburg-Strelitz) verehrt, und als jugendlicher Krieger, einen Stierkopf vor der Brust, einen Schwan mit ausgebreiteten Schwingen auf dem lockigen Haupt, und eine Kriegslanze in der Hand abgebildet. Der Name Roswodiz bedeutet Anführer im Kriege, B. bedeutet Rathgeber, weil er von seinen Priestern um Rath gefragt wurde; Hlawaradze, wie er auch noch heisst, bezeichnet ihn als höchsten Rathgeber; auch führt er den Beinamen Zirnitra (zauberkräftig). Auch in Arcona auf Rügen ward er angebetet.


Radgrid (Nord. M.), eine der schönen Walküren oder Schlachtjungfrauen.


Radha (Ind. M.), Verkörperung der Göttin Lakschmi, der Gattin des Wischnu. R. war eines von den schönen Milchmädchen, in deren Gesellschaft Krischna (Verkörperung des Wischnu) seine Jugendjahre verlebte. Einst zeigte sich Krischna auch gegen andere Mädchen liebreich, worauf R. sich weinend entfernte, und nur mit Mühe zu bewegen war, sich dem Gotte wieder zu ergeben, worauf sie die Geheimnisse der Liebe feierten, und Krischna das nächtliche Dunkel sechs Monate währen liess. Nur durch Vermittelung der Götter wurde der entbehrenden Erde das Glück des Sonnenscheins wieder gegeben.


Radomischl (Slav. M.), soll eine Göttin lieblicher Gedanken gewesen sein: wahrscheinlich ist diese Deutung nur aus den Endsilben ihres Namens entlehnt: "ja mischlie" heisst: ich denke.


Radweig (Nord. M.), eine von den neun Töchtern des Niord.


Raedian (M. der Lappen), derjenige ihrer Götter, welcher die Seelen der Verstorbenen zu sich nimmt, wenn sie fromm gewesen; mit den Bösen hat er nichts zu thun.


Rafn (Nord. M.), berühmtes Ross Ali's, des Königs von Norwegen, welches durch den König Adils von Schweden erbeutet wurde, als dieser mit einem Heere in Norwegen einfiel.


Ragaina (M. der Esthen), gemeinschaftlicher Name für alle Waldgeister oder Götter, zu denen die Beschützer der Jagd, der Bienen und der Waldfrüchte gehörten.


Raggenna (M. der Finnen), Untergötter, welche über die Hausthiere wachen sollen.


Ragnarokr (Nord. M.), "Götterdämmerung"; der schreckliche Weltuntergang, der den nordischen Göttern, den Asen, ihren Reichen, ihren Schöpfungen, und mithin auch der Erde und den Menschen ein Ende droht. Die Edda macht folgende Beschreibung davon: "Es kommt ein Winter, Fimbulweter genannt, da stöbert Schnee von allen Seiten, ein starker Frost herrscht, und rauhe Winde toben, wodurch die Wärme der Sonne vernichtet wird; solcher Winter folgen drei aufeinander, ohne einen Sommer dazwischen, aber vor diesen werden drei Jahre kommen, in denen die ganze Welt mit Krieg und Blutvergiessen heimgesucht wird; Brüder tödten einander aus Geiz, und keine Schonung findet statt, auch nicht zwischen Eltern und Kindern. Dann geschieht, was von der grössten Wichtigkeit ist, dass der Wolf Skoll zum grossen Verderben der Menschen die Sonne verschlingt, ein anderer Wolf Hati nimmt den Mond, die Sterne verschwinden vom Himmel, die ganze Erde bebt, die Bäume werden mit den Wurzeln ausgerissen, die Berge stürzen zusammen und alle Ketten und Bande brechen und zerreissen. Der Fenrirs-Wolf kommt los, das Meer tritt über seine Ufer, weil die Midgardsschlange wie wüthend wird und das Land sucht. Da geschieht auch folgendes: das Schiff Naglfar wird los; es ist aus Menschennägeln gemacht, weswegen bemerkt zu werden verdient, dass, wenn jemand stirbt und ihm die Nägel nicht abgeschnitten werden, er dadurch den Bau des Schiffes befördert. Götter und Menschen müssen wünschen, dass es spät fertig wird. Der Riese Hrymer steuert Naglfar; der Fenrirs-Wolf fährt hervor mit aufgesperrtem Rachen, so dass der Unterkiefer die Erde, der Oberkiefer den Himmel berührt. Die Midgardsschlange speit Gift aus, welches die ganze Luft und das Meer ansteckt; sie ist erschrecklich und kämpft an der Seite des Fenrirs-Wolfs. In diesem Lärm birst der Himmel, und Muspels Söhne kommen reitend unter Surturs Anführung, der von Feuer umgeben ist, und dessen vortreffliches Schwert heller leuchtet, als die Sonne. Während sie über Bifröst (Regenbogen-Brücke) reiten, geht sie in Stücke. Muspels Söhne ziehen hinaus auf die nach allen Seiten 100 Meilen messende Ebene Vigrid, wo sie zu Fenrir und der Midgardsschlange stossen. Es vereinigt sich auch mit ihnen Loke, Hrymer und alle Hrymtussen. Muspels Söhne haben ihre eigene, sehr glänzende Schlachtordnung. Wenn diese Begebenheiten eintreffen, erhebt sich Heimdal, stösst aus aller Kraft in's Giallarhorn, und weckt alle Götter, die Rath halten. Odin reitet zu Mimers Brunnen, um dort für sich und die Seinigen Rath zu holen. Die Esche Ygdrasil bebt, und Alles fürchtet sich, im Himmel und auf Erden. Die Asen rüsten sich mit den Einheriar und ziehen auf die Ebene; voran reitet Odin mit einem Goldhelm, einem trefflichen Harnisch und dem nie fehlenden Speer, Gungnar, bewaffnet; er kämpft gegen Fenrir. Thor streitet an seiner Seite, ohne Odin beistehen zu können, da er genug mit der Midgardsschlange zu thun hat; Freir kämpft mit Surtur, und es beginnt ein harter Kampf, der mit Freirs Fall endigt. Die Ursache seines Todes ist der Mangel eines guten Schwertes, das er Skirner gab. Auch der Hund Gramr, der in dem Loche Gnipi gebunden war, reisst sich los. Er verursacht ausserordentlich viel Unglück; er streitet nämlich gegen Tyr, und sie tödten einander. Thor erwirbt sich zwar die Ehre, die Midgardsschlange zu tödten, aber nachdem er neun Schritte davon gegangen ist, fällt auch er todt zur Erde von dem Gift, das die Schlange ausgespieen hat. Der Wolf verschlingt Odin, alsbald wendet sich Vidar gegen ihn, setzt ihm einen Fuss in den untern Kiefer und reisst ihm mit der Hand den Schlund heraus. Der Schuh dieses einen Fusses ist von den Lederstücken gemacht, welche man von den Schuhen um die Zehen und den Absatz abschneidet; daher darf Niemand, der den Asen zu Hülfe kommen will, versäumen, diese Stücke wegzuschneiden. Nach diesem Allem wirft Surtur Feuer und verbrennt die ganze Erde. Aber nun hebt sich aus dem Meere eine schöne grüne Erde, worauf Korn wächst; Vidar und Vali, denen Surturs Lohe nichts geschadet hat, leben, sie wohnen auf der Ida-Ebene, wo Asgard ehemals lag; dort finden sich auch Thors Söhne, Magni und Modi, ein, und haben Thors Hammer, Miölner, mit; ferner erscheinen auch Hödur, Balder und Hel. Sie setzen sich neben einander und gedenken ehemaliger Begebenheiten. Auch haben sich zwei Menschen, Lif und Lifthrasir, im Homimersholt verborgen; diese haben sich vom Morgenthau genährt und kommen jetzt hervor. Von ihnen stammt das neue Geschlecht, das die Erde bevölkert; auch die Tochter der Sonne wandelt an der Mutter Stelle die alte Bahn und erleuchtet die Erde."


Raien Aimo, s. Aimo.


Rak Beid oder Raki Veda, das erste Buch der Vedas, des ältesten indischen Religionsbuches.


Rak schasas (Ind. M.), Könige der Erde, welche ihre Befugniss überschritten, die Menschen tyrannisirt haben, und desshalb von Wischnu dadurch bestraft worden sind, dass er sie in böse Dämonen verwandelte; diese sind nun meistens Riesenkönige, mit denen Wischnu in seinen verschiedenen Verkörperungen kämpft.


gewesen, schwärzte. Darauf sandte er den Vogel mit einem Mischkruge (Crater) aus, um von einer Quelle Wasser zu einem Opfer zu holen. Da aber der R. an der Quelle einen Feigenbaum mit unreifen Früchten fand, so wartete er hier, bis die Früchte reif waren, um von ihnen zu naschen. Dann brachte er dem Gotte mit dem Wasser eine Schlange, und gab vor, diese habe ihm bisher den Zugang zur Quelle verwehrt. Apollo bestrafte den Lügner mit dem Tode, setzte aber Schlange, R. und Becher an den Himmel unter die Gestirne. Die Schlange steht unter den Bildern des Thierkreises am südlichen Himmel, beginnt mit dem Kopfe (einem hellen Stern zweiter Grösse, Alphard), nahe unter dem Krebs, zieht sich bei dem Löwen und der Jungfrau vorbei, und endet bei der Wage, in ihren Krümmungen eine grosse Zahl kleiner Sterne bergend. Auf ihr steht der R., unterhalb des Sternbildes der Jungfrau, an vier hellen Sternen kenntlich; gleichfalls unter der Jungfrau, auf dem Bücken der Schlange stehend, befindet sich der Crater, dessen Rand sechs Sterne vierter Grösse bilden, die beinahe in einem Kreise stehen. Die drei Sternbilder enthalten zusammen mehrere hundert kleinere Sterne.


Radamas (Slav. M.), einer der unterirdischen Götter, welche die Mähren angebetet haben sollen.


Radegast (Slav. M.), der Gott der Ehre und Stärke bei den Wenden war Roswodiz, oder, wie er gewöhnlich genannt wird, R. Er wurde vornehmlich zu Rhetra (am Tollenser-See in Mecklenburg-Strelitz) verehrt, und als jugendlicher Krieger, einen Stierkopf vor der Brust, einen Schwan mit ausgebreiteten Schwingen auf dem lockigen Haupt, und eine Kriegslanze in der Hand abgebildet. Der Name Roswodiz bedeutet Anführer im Kriege, B. bedeutet Rathgeber, weil er von seinen Priestern um Rath gefragt wurde; Hlawaradze, wie er auch noch heisst, bezeichnet ihn als höchsten Rathgeber; auch führt er den Beinamen Zirnitra (zauberkräftig). Auch in Arcona auf Rügen ward er angebetet.


Radgrid (Nord. M.), eine der schönen Walküren oder Schlachtjungfrauen.


Radha (Ind. M.), Verkörperung der Göttin Lakschmi, der Gattin des Wischnu. R. war eines von den schönen Milchmädchen, in deren Gesellschaft Krischna (Verkörperung des Wischnu) seine Jugendjahre verlebte. Einst zeigte sich Krischna auch gegen andere Mädchen liebreich, worauf R. sich weinend entfernte, und nur mit Mühe zu bewegen war, sich dem Gotte wieder zu ergeben, worauf sie die Geheimnisse der Liebe feierten, und Krischna das nächtliche Dunkel sechs Monate währen liess. Nur durch Vermittelung der Götter wurde der entbehrenden Erde das Glück des Sonnenscheins wieder gegeben.


Radomischl (Slav. M.), soll eine Göttin lieblicher Gedanken gewesen sein: wahrscheinlich ist diese Deutung nur aus den Endsilben ihres Namens entlehnt: »ja mischlie« heisst: ich denke.


Radweig (Nord. M.), eine von den neun Töchtern des Niord.


Raedian (M. der Lappen), derjenige ihrer Götter, welcher die Seelen der Verstorbenen zu sich nimmt, wenn sie fromm gewesen; mit den Bösen hat er nichts zu thun.


Rafn (Nord. M.), berühmtes Ross Ali's, des Königs von Norwegen, welches durch den König Adils von Schweden erbeutet wurde, als dieser mit einem Heere in Norwegen einfiel.


Ragaina (M. der Esthen), gemeinschaftlicher Name für alle Waldgeister oder Götter, zu denen die Beschützer der Jagd, der Bienen und der Waldfrüchte gehörten.


Raggenna (M. der Finnen), Untergötter, welche über die Hausthiere wachen sollen.


Ragnarokr (Nord. M.), »Götterdämmerung«; der schreckliche Weltuntergang, der den nordischen Göttern, den Asen, ihren Reichen, ihren Schöpfungen, und mithin auch der Erde und den Menschen ein Ende droht. Die Edda macht folgende Beschreibung davon: »Es kommt ein Winter, Fimbulweter genannt, da stöbert Schnee von allen Seiten, ein starker Frost herrscht, und rauhe Winde toben, wodurch die Wärme der Sonne vernichtet wird; solcher Winter folgen drei aufeinander, ohne einen Sommer dazwischen, aber vor diesen werden drei Jahre kommen, in denen die ganze Welt mit Krieg und Blutvergiessen heimgesucht wird; Brüder tödten einander aus Geiz, und keine Schonung findet statt, auch nicht zwischen Eltern und Kindern. Dann geschieht, was von der grössten Wichtigkeit ist, dass der Wolf Skoll zum grossen Verderben der Menschen die Sonne verschlingt, ein anderer Wolf Hati nimmt den Mond, die Sterne verschwinden vom Himmel, die ganze Erde bebt, die Bäume werden mit den Wurzeln ausgerissen, die Berge stürzen zusammen und alle Ketten und Bande brechen und zerreissen. Der Fenrirs-Wolf kommt los, das Meer tritt über seine Ufer, weil die Midgardsschlange wie wüthend wird und das Land sucht. Da geschieht auch folgendes: das Schiff Naglfar wird los; es ist aus Menschennägeln gemacht, weswegen bemerkt zu werden verdient, dass, wenn jemand stirbt und ihm die Nägel nicht abgeschnitten werden, er dadurch den Bau des Schiffes befördert. Götter und Menschen müssen wünschen, dass es spät fertig wird. Der Riese Hrymer steuert Naglfar; der Fenrirs-Wolf fährt hervor mit aufgesperrtem Rachen, so dass der Unterkiefer die Erde, der Oberkiefer den Himmel berührt. Die Midgardsschlange speit Gift aus, welches die ganze Luft und das Meer ansteckt; sie ist erschrecklich und kämpft an der Seite des Fenrirs-Wolfs. In diesem Lärm birst der Himmel, und Muspels Söhne kommen reitend unter Surturs Anführung, der von Feuer umgeben ist, und dessen vortreffliches Schwert heller leuchtet, als die Sonne. Während sie über Bifröst (Regenbogen-Brücke) reiten, geht sie in Stücke. Muspels Söhne ziehen hinaus auf die nach allen Seiten 100 Meilen messende Ebene Vigrid, wo sie zu Fenrir und der Midgardsschlange stossen. Es vereinigt sich auch mit ihnen Loke, Hrymer und alle Hrymtussen. Muspels Söhne haben ihre eigene, sehr glänzende Schlachtordnung. Wenn diese Begebenheiten eintreffen, erhebt sich Heimdal, stösst aus aller Kraft in's Giallarhorn, und weckt alle Götter, die Rath halten. Odin reitet zu Mimers Brunnen, um dort für sich und die Seinigen Rath zu holen. Die Esche Ygdrasil bebt, und Alles fürchtet sich, im Himmel und auf Erden. Die Asen rüsten sich mit den Einheriar und ziehen auf die Ebene; voran reitet Odin mit einem Goldhelm, einem trefflichen Harnisch und dem nie fehlenden Speer, Gungnar, bewaffnet; er kämpft gegen Fenrir. Thor streitet an seiner Seite, ohne Odin beistehen zu können, da er genug mit der Midgardsschlange zu thun hat; Freir kämpft mit Surtur, und es beginnt ein harter Kampf, der mit Freirs Fall endigt. Die Ursache seines Todes ist der Mangel eines guten Schwertes, das er Skirner gab. Auch der Hund Gramr, der in dem Loche Gnipi gebunden war, reisst sich los. Er verursacht ausserordentlich viel Unglück; er streitet nämlich gegen Tyr, und sie tödten einander. Thor erwirbt sich zwar die Ehre, die Midgardsschlange zu tödten, aber nachdem er neun Schritte davon gegangen ist, fällt auch er todt zur Erde von dem Gift, das die Schlange ausgespieen hat. Der Wolf verschlingt Odin, alsbald wendet sich Vidar gegen ihn, setzt ihm einen Fuss in den untern Kiefer und reisst ihm mit der Hand den Schlund heraus. Der Schuh dieses einen Fusses ist von den Lederstücken gemacht, welche man von den Schuhen um die Zehen und den Absatz abschneidet; daher darf Niemand, der den Asen zu Hülfe kommen will, versäumen, diese Stücke wegzuschneiden. Nach diesem Allem wirft Surtur Feuer und verbrennt die ganze Erde. Aber nun hebt sich aus dem Meere eine schöne grüne Erde, worauf Korn wächst; Vidar und Vali, denen Surturs Lohe nichts geschadet hat, leben, sie wohnen auf der Ida-Ebene, wo Asgard ehemals lag; dort finden sich auch Thors Söhne, Magni und Modi, ein, und haben Thors Hammer, Miölner, mit; ferner erscheinen auch Hödur, Balder und Hel. Sie setzen sich neben einander und gedenken ehemaliger Begebenheiten. Auch haben sich zwei Menschen, Lif und Lifthrasir, im Homimersholt verborgen; diese haben sich vom Morgenthau genährt und kommen jetzt hervor. Von ihnen stammt das neue Geschlecht, das die Erde bevölkert; auch die Tochter der Sonne wandelt an der Mutter Stelle die alte Bahn und erleuchtet die Erde.«


Raien Aimo, s. Aimo.


Rak Beid oder Raki Veda, das erste Buch der Vedas, des ältesten indischen Religionsbuches.


Rak schasas (Ind. M.), Könige der Erde, welche ihre Befugniss überschritten, die Menschen tyrannisirt haben, und desshalb von Wischnu dadurch bestraft worden sind, dass er sie in böse Dämonen verwandelte; diese sind nun meistens Riesenkönige, mit denen Wischnu in seinen verschiedenen Verkörperungen kämpft.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0468" n="398"/>
gewesen, schwärzte. Darauf sandte er den Vogel mit einem Mischkruge (Crater) aus, um von einer Quelle Wasser zu einem Opfer zu holen. Da aber der R. an der Quelle einen Feigenbaum mit unreifen Früchten fand, so wartete er hier, bis die Früchte reif waren, um von ihnen zu naschen. Dann brachte er dem Gotte mit dem Wasser eine Schlange, und gab vor, diese habe ihm bisher den Zugang zur Quelle verwehrt. Apollo bestrafte den Lügner mit dem Tode, setzte aber Schlange, R. und Becher an den Himmel unter die Gestirne. Die Schlange steht unter den Bildern des Thierkreises am südlichen Himmel, beginnt mit dem Kopfe (einem hellen Stern zweiter Grösse, Alphard), nahe unter dem Krebs, zieht sich bei dem Löwen und der Jungfrau vorbei, und endet bei der Wage, in ihren Krümmungen eine grosse Zahl kleiner Sterne bergend. Auf ihr steht der R., unterhalb des Sternbildes der Jungfrau, an vier hellen Sternen kenntlich; gleichfalls unter der Jungfrau, auf dem Bücken der Schlange stehend, befindet sich der Crater, dessen Rand sechs Sterne vierter Grösse bilden, die beinahe in einem Kreise stehen. Die drei Sternbilder enthalten zusammen mehrere hundert kleinere Sterne.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Radamas</hi> (Slav. M.), einer der unterirdischen Götter, welche die Mähren angebetet haben sollen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Radegast</hi> (Slav. M.), der Gott der Ehre und Stärke bei den Wenden war <hi rendition="#b">Roswodiz</hi>, oder, wie er gewöhnlich genannt wird, R. Er wurde vornehmlich zu Rhetra (am Tollenser-See in Mecklenburg-Strelitz) verehrt, und als jugendlicher Krieger, einen Stierkopf vor der Brust, einen Schwan mit ausgebreiteten Schwingen auf dem lockigen Haupt, und eine Kriegslanze in der Hand abgebildet. Der Name Roswodiz bedeutet Anführer im Kriege, B. bedeutet Rathgeber, weil er von seinen Priestern um Rath gefragt wurde; Hlawaradze, wie er auch noch heisst, bezeichnet ihn als höchsten Rathgeber; auch führt er den Beinamen Zirnitra (zauberkräftig). Auch in Arcona auf Rügen ward er angebetet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Radgrid</hi> (Nord. M.), eine der schönen Walküren oder Schlachtjungfrauen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Radha</hi> (Ind. M.), Verkörperung der Göttin Lakschmi, der Gattin des Wischnu. R. war eines von den schönen Milchmädchen, in deren Gesellschaft Krischna (Verkörperung des Wischnu) seine Jugendjahre verlebte. Einst zeigte sich Krischna auch gegen andere Mädchen liebreich, worauf R. sich weinend entfernte, und nur mit Mühe zu bewegen war, sich dem Gotte wieder zu ergeben, worauf sie die Geheimnisse der Liebe feierten, und Krischna das nächtliche Dunkel sechs Monate währen liess. Nur durch Vermittelung der Götter wurde der entbehrenden Erde das Glück des Sonnenscheins wieder gegeben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Radomischl</hi> (Slav. M.), soll eine Göttin lieblicher Gedanken gewesen sein: wahrscheinlich ist diese Deutung nur aus den Endsilben ihres Namens entlehnt: »ja mischlie« heisst: ich denke.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Radweig</hi> (Nord. M.), eine von den neun Töchtern des Niord.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Raedian</hi> (M. der Lappen), derjenige ihrer Götter, welcher die Seelen der Verstorbenen zu sich nimmt, wenn sie fromm gewesen; mit den Bösen hat er nichts zu thun.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Rafn</hi> (Nord. M.), berühmtes Ross Ali's, des Königs von Norwegen, welches durch den König Adils von Schweden erbeutet wurde, als dieser mit einem Heere in Norwegen einfiel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ragaina</hi> (M. der Esthen), gemeinschaftlicher Name für alle Waldgeister oder Götter, zu denen die Beschützer der Jagd, der Bienen und der Waldfrüchte gehörten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Raggenna</hi> (M. der Finnen), Untergötter, welche über die Hausthiere wachen sollen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ragnarokr</hi> (Nord. M.), »Götterdämmerung«; der schreckliche Weltuntergang, der den nordischen Göttern, den Asen, ihren Reichen, ihren Schöpfungen, und mithin auch der Erde und den Menschen ein Ende droht. Die Edda macht folgende Beschreibung davon: »Es kommt ein Winter, Fimbulweter genannt, da stöbert Schnee von allen Seiten, ein starker Frost herrscht, und rauhe Winde toben, wodurch die Wärme der Sonne vernichtet wird; solcher Winter folgen drei aufeinander, ohne einen Sommer dazwischen, aber vor diesen werden drei Jahre kommen, in denen die ganze Welt mit Krieg und Blutvergiessen heimgesucht wird; Brüder tödten einander aus Geiz, und keine Schonung findet statt, auch nicht zwischen Eltern und Kindern. Dann geschieht, was von der grössten Wichtigkeit ist, dass der Wolf Skoll zum grossen Verderben der Menschen die Sonne verschlingt, ein anderer Wolf Hati nimmt den Mond, die Sterne verschwinden vom Himmel, die ganze Erde bebt, die Bäume werden mit den Wurzeln ausgerissen, die Berge stürzen zusammen und alle Ketten und Bande brechen und zerreissen. Der Fenrirs-Wolf kommt los, das Meer tritt über seine Ufer, weil die Midgardsschlange wie wüthend wird und das Land sucht. Da geschieht auch folgendes: das Schiff Naglfar wird los; es ist aus Menschennägeln gemacht, weswegen bemerkt zu werden verdient, dass, wenn jemand stirbt und ihm die Nägel nicht abgeschnitten werden, er dadurch den Bau des Schiffes befördert. Götter und Menschen müssen wünschen, dass es spät fertig wird. Der Riese Hrymer steuert Naglfar; der Fenrirs-Wolf fährt hervor mit aufgesperrtem Rachen, so dass der Unterkiefer die Erde, der Oberkiefer den Himmel berührt. Die Midgardsschlange speit Gift aus, welches die ganze Luft und das Meer ansteckt; sie ist erschrecklich und kämpft an der Seite des Fenrirs-Wolfs. In diesem Lärm birst der Himmel, und Muspels Söhne kommen reitend unter Surturs Anführung, der von Feuer umgeben ist, und dessen vortreffliches Schwert heller leuchtet, als die Sonne. Während sie über Bifröst (Regenbogen-Brücke) reiten, geht sie in Stücke. Muspels Söhne ziehen hinaus auf die nach allen Seiten 100 Meilen messende Ebene Vigrid, wo sie zu Fenrir und der Midgardsschlange stossen. Es vereinigt sich auch mit ihnen Loke, Hrymer und alle Hrymtussen. Muspels Söhne haben ihre eigene, sehr glänzende Schlachtordnung. Wenn diese Begebenheiten eintreffen, erhebt sich Heimdal, stösst aus aller Kraft in's Giallarhorn, und weckt alle Götter, die Rath halten. Odin reitet zu Mimers Brunnen, um dort für sich und die Seinigen Rath zu holen. Die Esche Ygdrasil bebt, und Alles fürchtet sich, im Himmel und auf Erden. Die Asen rüsten sich mit den Einheriar und ziehen auf die Ebene; voran reitet Odin mit einem Goldhelm, einem trefflichen Harnisch und dem nie fehlenden Speer, Gungnar, bewaffnet; er kämpft gegen Fenrir. Thor streitet an seiner Seite, ohne Odin beistehen zu können, da er genug mit der Midgardsschlange zu thun hat; Freir kämpft mit Surtur, und es beginnt ein harter Kampf, der mit Freirs Fall endigt. Die Ursache seines Todes ist der Mangel eines guten Schwertes, das er Skirner gab. Auch der Hund Gramr, der in dem Loche Gnipi gebunden war, reisst sich los. Er verursacht ausserordentlich viel Unglück; er streitet nämlich gegen Tyr, und sie tödten einander. Thor erwirbt sich zwar die Ehre, die Midgardsschlange zu tödten, aber nachdem er neun Schritte davon gegangen ist, fällt auch er todt zur Erde von dem Gift, das die Schlange ausgespieen hat. Der Wolf verschlingt Odin, alsbald wendet sich Vidar gegen ihn, setzt ihm einen Fuss in den untern Kiefer und reisst ihm mit der Hand den Schlund heraus. Der Schuh dieses einen Fusses ist von den Lederstücken gemacht, welche man von den Schuhen um die Zehen und den Absatz abschneidet; daher darf Niemand, der den Asen zu Hülfe kommen will, versäumen, diese Stücke wegzuschneiden. Nach diesem Allem wirft Surtur Feuer und verbrennt die ganze Erde. Aber nun hebt sich aus dem Meere eine schöne grüne Erde, worauf Korn wächst; Vidar und Vali, denen Surturs Lohe nichts geschadet hat, leben, sie wohnen auf der Ida-Ebene, wo Asgard ehemals lag; dort finden sich auch Thors Söhne, Magni und Modi, ein, und haben Thors Hammer, Miölner, mit; ferner erscheinen auch Hödur, Balder und Hel. Sie setzen sich neben einander und gedenken ehemaliger Begebenheiten. Auch haben sich zwei Menschen, Lif und Lifthrasir, im Homimersholt verborgen; diese haben sich vom Morgenthau genährt und kommen jetzt hervor. Von ihnen stammt das neue Geschlecht, das die Erde bevölkert; auch die Tochter der Sonne wandelt an der Mutter Stelle die alte Bahn und erleuchtet die Erde.«</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Raien Aimo</hi>, s. <hi rendition="#g">Aimo</hi>.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Rak Beid</hi> oder <hi rendition="#b">Raki Veda</hi>, das erste Buch der Vedas, des ältesten indischen Religionsbuches.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Rak schasas</hi> (Ind. M.), Könige der Erde, welche ihre Befugniss überschritten, die Menschen tyrannisirt haben, und desshalb von Wischnu dadurch bestraft worden sind, dass er sie in böse Dämonen verwandelte; diese sind nun meistens Riesenkönige, mit denen Wischnu in seinen verschiedenen Verkörperungen kämpft.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[398/0468] gewesen, schwärzte. Darauf sandte er den Vogel mit einem Mischkruge (Crater) aus, um von einer Quelle Wasser zu einem Opfer zu holen. Da aber der R. an der Quelle einen Feigenbaum mit unreifen Früchten fand, so wartete er hier, bis die Früchte reif waren, um von ihnen zu naschen. Dann brachte er dem Gotte mit dem Wasser eine Schlange, und gab vor, diese habe ihm bisher den Zugang zur Quelle verwehrt. Apollo bestrafte den Lügner mit dem Tode, setzte aber Schlange, R. und Becher an den Himmel unter die Gestirne. Die Schlange steht unter den Bildern des Thierkreises am südlichen Himmel, beginnt mit dem Kopfe (einem hellen Stern zweiter Grösse, Alphard), nahe unter dem Krebs, zieht sich bei dem Löwen und der Jungfrau vorbei, und endet bei der Wage, in ihren Krümmungen eine grosse Zahl kleiner Sterne bergend. Auf ihr steht der R., unterhalb des Sternbildes der Jungfrau, an vier hellen Sternen kenntlich; gleichfalls unter der Jungfrau, auf dem Bücken der Schlange stehend, befindet sich der Crater, dessen Rand sechs Sterne vierter Grösse bilden, die beinahe in einem Kreise stehen. Die drei Sternbilder enthalten zusammen mehrere hundert kleinere Sterne. Radamas (Slav. M.), einer der unterirdischen Götter, welche die Mähren angebetet haben sollen. Radegast (Slav. M.), der Gott der Ehre und Stärke bei den Wenden war Roswodiz, oder, wie er gewöhnlich genannt wird, R. Er wurde vornehmlich zu Rhetra (am Tollenser-See in Mecklenburg-Strelitz) verehrt, und als jugendlicher Krieger, einen Stierkopf vor der Brust, einen Schwan mit ausgebreiteten Schwingen auf dem lockigen Haupt, und eine Kriegslanze in der Hand abgebildet. Der Name Roswodiz bedeutet Anführer im Kriege, B. bedeutet Rathgeber, weil er von seinen Priestern um Rath gefragt wurde; Hlawaradze, wie er auch noch heisst, bezeichnet ihn als höchsten Rathgeber; auch führt er den Beinamen Zirnitra (zauberkräftig). Auch in Arcona auf Rügen ward er angebetet. Radgrid (Nord. M.), eine der schönen Walküren oder Schlachtjungfrauen. Radha (Ind. M.), Verkörperung der Göttin Lakschmi, der Gattin des Wischnu. R. war eines von den schönen Milchmädchen, in deren Gesellschaft Krischna (Verkörperung des Wischnu) seine Jugendjahre verlebte. Einst zeigte sich Krischna auch gegen andere Mädchen liebreich, worauf R. sich weinend entfernte, und nur mit Mühe zu bewegen war, sich dem Gotte wieder zu ergeben, worauf sie die Geheimnisse der Liebe feierten, und Krischna das nächtliche Dunkel sechs Monate währen liess. Nur durch Vermittelung der Götter wurde der entbehrenden Erde das Glück des Sonnenscheins wieder gegeben. Radomischl (Slav. M.), soll eine Göttin lieblicher Gedanken gewesen sein: wahrscheinlich ist diese Deutung nur aus den Endsilben ihres Namens entlehnt: »ja mischlie« heisst: ich denke. Radweig (Nord. M.), eine von den neun Töchtern des Niord. Raedian (M. der Lappen), derjenige ihrer Götter, welcher die Seelen der Verstorbenen zu sich nimmt, wenn sie fromm gewesen; mit den Bösen hat er nichts zu thun. Rafn (Nord. M.), berühmtes Ross Ali's, des Königs von Norwegen, welches durch den König Adils von Schweden erbeutet wurde, als dieser mit einem Heere in Norwegen einfiel. Ragaina (M. der Esthen), gemeinschaftlicher Name für alle Waldgeister oder Götter, zu denen die Beschützer der Jagd, der Bienen und der Waldfrüchte gehörten. Raggenna (M. der Finnen), Untergötter, welche über die Hausthiere wachen sollen. Ragnarokr (Nord. M.), »Götterdämmerung«; der schreckliche Weltuntergang, der den nordischen Göttern, den Asen, ihren Reichen, ihren Schöpfungen, und mithin auch der Erde und den Menschen ein Ende droht. Die Edda macht folgende Beschreibung davon: »Es kommt ein Winter, Fimbulweter genannt, da stöbert Schnee von allen Seiten, ein starker Frost herrscht, und rauhe Winde toben, wodurch die Wärme der Sonne vernichtet wird; solcher Winter folgen drei aufeinander, ohne einen Sommer dazwischen, aber vor diesen werden drei Jahre kommen, in denen die ganze Welt mit Krieg und Blutvergiessen heimgesucht wird; Brüder tödten einander aus Geiz, und keine Schonung findet statt, auch nicht zwischen Eltern und Kindern. Dann geschieht, was von der grössten Wichtigkeit ist, dass der Wolf Skoll zum grossen Verderben der Menschen die Sonne verschlingt, ein anderer Wolf Hati nimmt den Mond, die Sterne verschwinden vom Himmel, die ganze Erde bebt, die Bäume werden mit den Wurzeln ausgerissen, die Berge stürzen zusammen und alle Ketten und Bande brechen und zerreissen. Der Fenrirs-Wolf kommt los, das Meer tritt über seine Ufer, weil die Midgardsschlange wie wüthend wird und das Land sucht. Da geschieht auch folgendes: das Schiff Naglfar wird los; es ist aus Menschennägeln gemacht, weswegen bemerkt zu werden verdient, dass, wenn jemand stirbt und ihm die Nägel nicht abgeschnitten werden, er dadurch den Bau des Schiffes befördert. Götter und Menschen müssen wünschen, dass es spät fertig wird. Der Riese Hrymer steuert Naglfar; der Fenrirs-Wolf fährt hervor mit aufgesperrtem Rachen, so dass der Unterkiefer die Erde, der Oberkiefer den Himmel berührt. Die Midgardsschlange speit Gift aus, welches die ganze Luft und das Meer ansteckt; sie ist erschrecklich und kämpft an der Seite des Fenrirs-Wolfs. In diesem Lärm birst der Himmel, und Muspels Söhne kommen reitend unter Surturs Anführung, der von Feuer umgeben ist, und dessen vortreffliches Schwert heller leuchtet, als die Sonne. Während sie über Bifröst (Regenbogen-Brücke) reiten, geht sie in Stücke. Muspels Söhne ziehen hinaus auf die nach allen Seiten 100 Meilen messende Ebene Vigrid, wo sie zu Fenrir und der Midgardsschlange stossen. Es vereinigt sich auch mit ihnen Loke, Hrymer und alle Hrymtussen. Muspels Söhne haben ihre eigene, sehr glänzende Schlachtordnung. Wenn diese Begebenheiten eintreffen, erhebt sich Heimdal, stösst aus aller Kraft in's Giallarhorn, und weckt alle Götter, die Rath halten. Odin reitet zu Mimers Brunnen, um dort für sich und die Seinigen Rath zu holen. Die Esche Ygdrasil bebt, und Alles fürchtet sich, im Himmel und auf Erden. Die Asen rüsten sich mit den Einheriar und ziehen auf die Ebene; voran reitet Odin mit einem Goldhelm, einem trefflichen Harnisch und dem nie fehlenden Speer, Gungnar, bewaffnet; er kämpft gegen Fenrir. Thor streitet an seiner Seite, ohne Odin beistehen zu können, da er genug mit der Midgardsschlange zu thun hat; Freir kämpft mit Surtur, und es beginnt ein harter Kampf, der mit Freirs Fall endigt. Die Ursache seines Todes ist der Mangel eines guten Schwertes, das er Skirner gab. Auch der Hund Gramr, der in dem Loche Gnipi gebunden war, reisst sich los. Er verursacht ausserordentlich viel Unglück; er streitet nämlich gegen Tyr, und sie tödten einander. Thor erwirbt sich zwar die Ehre, die Midgardsschlange zu tödten, aber nachdem er neun Schritte davon gegangen ist, fällt auch er todt zur Erde von dem Gift, das die Schlange ausgespieen hat. Der Wolf verschlingt Odin, alsbald wendet sich Vidar gegen ihn, setzt ihm einen Fuss in den untern Kiefer und reisst ihm mit der Hand den Schlund heraus. Der Schuh dieses einen Fusses ist von den Lederstücken gemacht, welche man von den Schuhen um die Zehen und den Absatz abschneidet; daher darf Niemand, der den Asen zu Hülfe kommen will, versäumen, diese Stücke wegzuschneiden. Nach diesem Allem wirft Surtur Feuer und verbrennt die ganze Erde. Aber nun hebt sich aus dem Meere eine schöne grüne Erde, worauf Korn wächst; Vidar und Vali, denen Surturs Lohe nichts geschadet hat, leben, sie wohnen auf der Ida-Ebene, wo Asgard ehemals lag; dort finden sich auch Thors Söhne, Magni und Modi, ein, und haben Thors Hammer, Miölner, mit; ferner erscheinen auch Hödur, Balder und Hel. Sie setzen sich neben einander und gedenken ehemaliger Begebenheiten. Auch haben sich zwei Menschen, Lif und Lifthrasir, im Homimersholt verborgen; diese haben sich vom Morgenthau genährt und kommen jetzt hervor. Von ihnen stammt das neue Geschlecht, das die Erde bevölkert; auch die Tochter der Sonne wandelt an der Mutter Stelle die alte Bahn und erleuchtet die Erde.« Raien Aimo, s. Aimo. Rak Beid oder Raki Veda, das erste Buch der Vedas, des ältesten indischen Religionsbuches. Rak schasas (Ind. M.), Könige der Erde, welche ihre Befugniss überschritten, die Menschen tyrannisirt haben, und desshalb von Wischnu dadurch bestraft worden sind, dass er sie in böse Dämonen verwandelte; diese sind nun meistens Riesenkönige, mit denen Wischnu in seinen verschiedenen Verkörperungen kämpft.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/468
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/468>, abgerufen am 23.11.2024.