Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

Sohn des Priamus, Lycaon, loskaufte, nachdem Achilles ihn als seinen Kriegsgefangenen an jenen verkauft hatte. Lycaon fiel dem Achilles abermals in die Hände, und wurde nun erbarmungslos, trotz aller Bitten, durch des Helden Schwert niedergemacht.


Egadschi (Ind. M.), ein Fest, welches der Gattin des Schiwa, der Göttin Bhawani, zu Ehren gefeiert wird. Nur Frauen begehen dasselbe: sie baden sich im Ganges, oder waschen sich, wenn sie zu fern wohnen, mit Gangeswasser, das einen Handelsartikel ausmacht und viele hundert Meilen weit gefahren wird; hierauf werden sie von einem Braminen mit einer Hieroglyphe auf der Stirne bezeichnet, welche auf den Mond Beziehung hat, und wozu der Stoff aus Kuhmist bereitet ist. Opfer, Gebote und Fasten während des ganzen Tages beschliessen die Feier.


Egeria (Röm. M.), eine italische Quellnymphe, eine Camene, Schutzgottheit der Stadt Rom, die vor der Porta Capena in dem Hain der Camenen wohnte, und den friedlichen, weisen Herrscher Numa durch ihre Liebe, und sein Reich durch ihre trefflichen Rathschläge, denen er seine weisen Einrichtungen entnahm, beglückte; sie soll sogar des Numa wirkliche Gattin gewesen sein. Als der König starb, wich sie von Rom und härmte sich so sehr ab, dass die Göttin Diana sie aus Mitleid in einen Quell verwandelte, der ihren Namen trug. In einem Thal bei Rom zeigt man noch jetzt einen Tempel, eine Grotte und eine Quelle, die man für die der E. hält. Der Hain darum her, von dem die alten Schriftsteller melden, ist verschwunden.


Egerlitag (Pers. M.), ein Berg in der Nähe von Erzerum; er soll das Riesengrab des Bileam sein.


Egestas (Röm. M.), die personificirte Dürftigkeit, welche Virgil, mit andern Schreckgestalten vergesellschaftet, unter die Dämonen am Eingange des Tartarus versetzt.


Eghetasch (Pers. M.), einer der sieben Erzdews, ein Geschöpf des bösen Princips, des Ahriman, der Genius der Verdorbenheit des Herzens und der Urheber des Winters. Unter den sieben Amschaspands ist ihm Ardibehescht, eine Lichtschöpfung des Ormuzd, entgegengesetzt; er siegt über diesen, bis er am Ende der Welt von Sosiasch, dem Sohne des Zoroaster, dem Welterlöser, unterdrückt wird.


Eghouere (Pers. M.), ein Geschöpf des Ahriman, ein böser Genius, der Zwietracht zu stiften sucht, und mit dem Genius des Friedens kämpft.


Egill auch Eigill (Nord. M.), ein berühmter nordischer Held, Sohn eines Königs von Finnland, war mit der Walküre Aulraun vermählt, welche ihm einen Sohn gebar, ihn aber nach acht Jahren verliess. E. suchte sie überall, doch vergebens. Bei seiner Rückkehr gerieth er mit einem andern Könige in Streit über die Fertigkeit im Bogenschiessen, und um die seinige zu zeigen, that er, was Tell viele hundert Jahre später - er schoss einen Apfel von dem Haupte seines Sohnes.


Egres (M. d. Finnländer.), ein Frühlingsgott, welcher besonders das Wachsthum der Pflanzen befördert, und welchem man den Anbau der Gemüse, namentlich der Erbsen und des Kohles, ferner der für das Haus so nützlichen Hanfstaude und des Flachses zuschreibt.


Ehekatonatiuh, das Zeitalter der Luft. S. Mexikaner.


Ehestandsgoetzen, Fig. 102, 103. (Slav. M.), die beiden hier abgebildeten Figuren gehören der Mythologie der Slaven und Wenden an; man kennt wohl ihre Bedeutung, doch nicht ihre Namen. Die eine zeigt einen Knaben, auf dessen Kopf ein Taubenpaar sitzt, beinahe bei allen Völkern das Symbol ehelicher Liebe; die andere hat einen Ring, welcher wiederum fast überall ein Symbol des Verlöbnisses, des Versprechens ist. Bei dem gänzlichen Mangel an Kunstbildung unter den nordischen Völkern ist es zu verwundern, wie beide Figuren so gut gelungen sind, und man muss beinahe auf die Vermuthung kommen, dass sie einer späteren Zeit entstammen. Die Götzen wurden dem neuen Ehepaar in die Wohnung vorangetragen und diese so eingeweiht, hierauf aber durch ein Orakel, dem die beiden Götzen vorstanden, den Neuvermählten ihr künftiges Glück und die Zahl ihrer Kinder vorhergesagt.


Eikin (Nord. M.), einer der Flüsse, welche um das Götterland fliessen; er entspringt mit allen übrigen von den Thautropfen, welche den Geweihen des Hirsches Aeykthyrner entträufeln.


Fig. 102.
Fig. 103.

Eikinskiald (Nord. M.), einer der zehn Zwerge, welche von Swains Haugi nach Orwanga auf Jornwall kamen. Sie waren alle kunstreiche Schmiede und vorzügliche Waffenarbeiter.


Einheriar (Nord. M.), heissen alle die Helden, welche auf Erden tapfer gekämpft haben und in der Schlacht des ehrenvollen Todes sterben, den ihnen die Walküren bereiten, die auf dem Schlachtfelde umherreiten und die Muthigsten mit einem Kusse einladen, zu Odins Mahl in Walhalla zu kommen. Diese mächtigen Helden versammeln sich in der Götterburg zum Schütze der Asengötter; sie sollen dieselben gegen die Söhne des Landes Muspelheim vertheidigen, welche bei dem Untergange der Welt mit Feuer hereinbrechen werden. Da ihre Macht fast unwiderstehlich ist, so versammelt Odin Alles um sich, was je tapfer gekämpft hat, Freund und Feind. Die gegenseitige Abneigung der E. verläugnet sich auch dort in Walhalla nicht; jeden Tag ziehen sie aus, um mit einander bis auf den Tod zu kämpfen, jeden Tag liefern sie sich wilde, blutige Schlachten, doch sobald der Krieg geendet, stehen sie gesund, von der Todeswunde geheilt, wieder auf, setzen sich zu Odins Tafel, und nun werden ihnen von den ewig jungfräulichen Walküren die goldenen Becher mit köstlichem Meth credenzt, und in ihren Armen ruhen sie aus von ihren Kämpfen, um am nächsten Morgen sie wieder zu beginnen: eine Uebung der Kräfte, welche Odin sehr gerne sieht, da sie all' ihren Muth brauchen werden, wenn der verderbliche Weltbrand hereinbricht. Von den E. sind viele, nach Einigen gar die Hälfte, in Freya's Burg Volkwang, um diese zu bewachen; dort, am Hofe der Göttin der Liebe, leben sie noch herrlicher, als an Odins reich besetztem Tisch.


Einhorn, ein fabelhaftes Thier, das einem Pferde gleichen, auf der Stirn aber ein langes, gerades Horn von der feinsten Elfenbeinsubstanz tragen soll, überaus rasch, gewandt und wild; es soll in Africa und Asien existirt haben, jeden Menschen tödten, dem es begegnet, nur vor einer reinen Jungfrau sich beugen, von ihr sich wie ein zahmes Hausthier lenken lassen. Zähne des Narvals wurden sonst häufig für Hörner dieses Thieres ausgegeben, beinahe mit Gold aufgewogen, indem man glaubte, ein Becher, daraus gedreht, sei das sicherste Mittel gegen Vergiftung, weil hineingebrachte Gifte schäumen und aufbrausen sollten. Neuerdings wird von Einigen wieder die Möglichkeit der Existenz des E.s behauptet.


Eioneus (Gr. M.), Beherrscher eines thracischen Volkes, Vater des Rhesus.


Eira (Nord. M.), die Göttin der Arzneikunst und Pflegerin der Götter, der Asen, für deren Gesundheit sie durch ihre Zauberkräuter sorgt.


Sohn des Priamus, Lycaon, loskaufte, nachdem Achilles ihn als seinen Kriegsgefangenen an jenen verkauft hatte. Lycaon fiel dem Achilles abermals in die Hände, und wurde nun erbarmungslos, trotz aller Bitten, durch des Helden Schwert niedergemacht.


Egadschi (Ind. M.), ein Fest, welches der Gattin des Schiwa, der Göttin Bhawani, zu Ehren gefeiert wird. Nur Frauen begehen dasselbe: sie baden sich im Ganges, oder waschen sich, wenn sie zu fern wohnen, mit Gangeswasser, das einen Handelsartikel ausmacht und viele hundert Meilen weit gefahren wird; hierauf werden sie von einem Braminen mit einer Hieroglyphe auf der Stirne bezeichnet, welche auf den Mond Beziehung hat, und wozu der Stoff aus Kuhmist bereitet ist. Opfer, Gebote und Fasten während des ganzen Tages beschliessen die Feier.


Egeria (Röm. M.), eine italische Quellnymphe, eine Camene, Schutzgottheit der Stadt Rom, die vor der Porta Capena in dem Hain der Camenen wohnte, und den friedlichen, weisen Herrscher Numa durch ihre Liebe, und sein Reich durch ihre trefflichen Rathschläge, denen er seine weisen Einrichtungen entnahm, beglückte; sie soll sogar des Numa wirkliche Gattin gewesen sein. Als der König starb, wich sie von Rom und härmte sich so sehr ab, dass die Göttin Diana sie aus Mitleid in einen Quell verwandelte, der ihren Namen trug. In einem Thal bei Rom zeigt man noch jetzt einen Tempel, eine Grotte und eine Quelle, die man für die der E. hält. Der Hain darum her, von dem die alten Schriftsteller melden, ist verschwunden.


Egerlitag (Pers. M.), ein Berg in der Nähe von Erzerum; er soll das Riesengrab des Bileam sein.


Egestas (Röm. M.), die personificirte Dürftigkeit, welche Virgil, mit andern Schreckgestalten vergesellschaftet, unter die Dämonen am Eingange des Tartarus versetzt.


Eghetasch (Pers. M.), einer der sieben Erzdews, ein Geschöpf des bösen Princips, des Ahriman, der Genius der Verdorbenheit des Herzens und der Urheber des Winters. Unter den sieben Amschaspands ist ihm Ardibehescht, eine Lichtschöpfung des Ormuzd, entgegengesetzt; er siegt über diesen, bis er am Ende der Welt von Sosiasch, dem Sohne des Zoroaster, dem Welterlöser, unterdrückt wird.


Eghouere (Pers. M.), ein Geschöpf des Ahriman, ein böser Genius, der Zwietracht zu stiften sucht, und mit dem Genius des Friedens kämpft.


Egill auch Eigill (Nord. M.), ein berühmter nordischer Held, Sohn eines Königs von Finnland, war mit der Walküre Aulraun vermählt, welche ihm einen Sohn gebar, ihn aber nach acht Jahren verliess. E. suchte sie überall, doch vergebens. Bei seiner Rückkehr gerieth er mit einem andern Könige in Streit über die Fertigkeit im Bogenschiessen, und um die seinige zu zeigen, that er, was Tell viele hundert Jahre später – er schoss einen Apfel von dem Haupte seines Sohnes.


Egres (M. d. Finnländer.), ein Frühlingsgott, welcher besonders das Wachsthum der Pflanzen befördert, und welchem man den Anbau der Gemüse, namentlich der Erbsen und des Kohles, ferner der für das Haus so nützlichen Hanfstaude und des Flachses zuschreibt.


Ehekatonatiuh, das Zeitalter der Luft. S. Mexikaner.


Ehestandsgoetzen, Fig. 102, 103. (Slav. M.), die beiden hier abgebildeten Figuren gehören der Mythologie der Slaven und Wenden an; man kennt wohl ihre Bedeutung, doch nicht ihre Namen. Die eine zeigt einen Knaben, auf dessen Kopf ein Taubenpaar sitzt, beinahe bei allen Völkern das Symbol ehelicher Liebe; die andere hat einen Ring, welcher wiederum fast überall ein Symbol des Verlöbnisses, des Versprechens ist. Bei dem gänzlichen Mangel an Kunstbildung unter den nordischen Völkern ist es zu verwundern, wie beide Figuren so gut gelungen sind, und man muss beinahe auf die Vermuthung kommen, dass sie einer späteren Zeit entstammen. Die Götzen wurden dem neuen Ehepaar in die Wohnung vorangetragen und diese so eingeweiht, hierauf aber durch ein Orakel, dem die beiden Götzen vorstanden, den Neuvermählten ihr künftiges Glück und die Zahl ihrer Kinder vorhergesagt.


Eikin (Nord. M.), einer der Flüsse, welche um das Götterland fliessen; er entspringt mit allen übrigen von den Thautropfen, welche den Geweihen des Hirsches Aeykthyrner entträufeln.


Fig. 102.
Fig. 103.

Eikinskiald (Nord. M.), einer der zehn Zwerge, welche von Swains Haugi nach Orwanga auf Jornwall kamen. Sie waren alle kunstreiche Schmiede und vorzügliche Waffenarbeiter.


Einheriar (Nord. M.), heissen alle die Helden, welche auf Erden tapfer gekämpft haben und in der Schlacht des ehrenvollen Todes sterben, den ihnen die Walküren bereiten, die auf dem Schlachtfelde umherreiten und die Muthigsten mit einem Kusse einladen, zu Odins Mahl in Walhalla zu kommen. Diese mächtigen Helden versammeln sich in der Götterburg zum Schütze der Asengötter; sie sollen dieselben gegen die Söhne des Landes Muspelheim vertheidigen, welche bei dem Untergange der Welt mit Feuer hereinbrechen werden. Da ihre Macht fast unwiderstehlich ist, so versammelt Odin Alles um sich, was je tapfer gekämpft hat, Freund und Feind. Die gegenseitige Abneigung der E. verläugnet sich auch dort in Walhalla nicht; jeden Tag ziehen sie aus, um mit einander bis auf den Tod zu kämpfen, jeden Tag liefern sie sich wilde, blutige Schlachten, doch sobald der Krieg geendet, stehen sie gesund, von der Todeswunde geheilt, wieder auf, setzen sich zu Odins Tafel, und nun werden ihnen von den ewig jungfräulichen Walküren die goldenen Becher mit köstlichem Meth credenzt, und in ihren Armen ruhen sie aus von ihren Kämpfen, um am nächsten Morgen sie wieder zu beginnen: eine Uebung der Kräfte, welche Odin sehr gerne sieht, da sie all' ihren Muth brauchen werden, wenn der verderbliche Weltbrand hereinbricht. Von den E. sind viele, nach Einigen gar die Hälfte, in Freya's Burg Volkwang, um diese zu bewachen; dort, am Hofe der Göttin der Liebe, leben sie noch herrlicher, als an Odins reich besetztem Tisch.


Einhorn, ein fabelhaftes Thier, das einem Pferde gleichen, auf der Stirn aber ein langes, gerades Horn von der feinsten Elfenbeinsubstanz tragen soll, überaus rasch, gewandt und wild; es soll in Africa und Asien existirt haben, jeden Menschen tödten, dem es begegnet, nur vor einer reinen Jungfrau sich beugen, von ihr sich wie ein zahmes Hausthier lenken lassen. Zähne des Narvals wurden sonst häufig für Hörner dieses Thieres ausgegeben, beinahe mit Gold aufgewogen, indem man glaubte, ein Becher, daraus gedreht, sei das sicherste Mittel gegen Vergiftung, weil hineingebrachte Gifte schäumen und aufbrausen sollten. Neuerdings wird von Einigen wieder die Möglichkeit der Existenz des E.s behauptet.


Eïoneus (Gr. M.), Beherrscher eines thracischen Volkes, Vater des Rhesus.


Eira (Nord. M.), die Göttin der Arzneikunst und Pflegerin der Götter, der Asen, für deren Gesundheit sie durch ihre Zauberkräuter sorgt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0251" n="181"/>
Sohn des Priamus, Lycaon, loskaufte, nachdem Achilles ihn als seinen Kriegsgefangenen an jenen verkauft hatte. Lycaon fiel dem Achilles abermals in die Hände, und wurde nun erbarmungslos, trotz aller Bitten, durch des Helden Schwert niedergemacht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Egadschi</hi> (Ind. M.), ein Fest, welches der Gattin des Schiwa, der Göttin Bhawani, zu Ehren gefeiert wird. Nur Frauen begehen dasselbe: sie baden sich im Ganges, oder waschen sich, wenn sie zu fern wohnen, mit Gangeswasser, das einen Handelsartikel ausmacht und viele hundert Meilen weit gefahren wird; hierauf werden sie von einem Braminen mit einer Hieroglyphe auf der Stirne bezeichnet, welche auf den Mond Beziehung hat, und wozu der Stoff aus Kuhmist bereitet ist. Opfer, Gebote und Fasten während des ganzen Tages beschliessen die Feier.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Egeria</hi> (Röm. M.), eine italische Quellnymphe, eine Camene, Schutzgottheit der Stadt Rom, die vor der Porta Capena in dem Hain der Camenen wohnte, und den friedlichen, weisen Herrscher Numa durch ihre Liebe, und sein Reich durch ihre trefflichen Rathschläge, denen er seine weisen Einrichtungen entnahm, beglückte; sie soll sogar des Numa wirkliche Gattin gewesen sein. Als der König starb, wich sie von Rom und härmte sich so sehr ab, dass die Göttin Diana sie aus Mitleid in einen Quell verwandelte, der ihren Namen trug. In einem Thal bei Rom zeigt man noch jetzt einen Tempel, eine Grotte und eine Quelle, die man für die der E. hält. Der Hain darum her, von dem die alten Schriftsteller melden, ist verschwunden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Egerlitag</hi> (Pers. M.), ein Berg in der Nähe von Erzerum; er soll das Riesengrab des Bileam sein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Egestas</hi> (Röm. M.), die personificirte Dürftigkeit, welche Virgil, mit andern Schreckgestalten vergesellschaftet, unter die Dämonen am Eingange des Tartarus versetzt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Eghetasch</hi> (Pers. M.), einer der sieben Erzdews, ein Geschöpf des bösen Princips, des Ahriman, der Genius der Verdorbenheit des Herzens und der Urheber des Winters. Unter den sieben Amschaspands ist ihm Ardibehescht, eine Lichtschöpfung des Ormuzd, entgegengesetzt; er siegt über diesen, bis er am Ende der Welt von Sosiasch, dem Sohne des Zoroaster, dem Welterlöser, unterdrückt wird.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Eghouere</hi> (Pers. M.), ein Geschöpf des Ahriman, ein böser Genius, der Zwietracht zu stiften sucht, und mit dem Genius des Friedens kämpft.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Egill</hi> auch <hi rendition="#b">Eigill</hi> (Nord. M.), ein berühmter nordischer Held, Sohn eines Königs von Finnland, war mit der Walküre Aulraun vermählt, welche ihm einen Sohn gebar, ihn aber nach acht Jahren verliess. E. suchte sie überall, doch vergebens. Bei seiner Rückkehr gerieth er mit einem andern Könige in Streit über die Fertigkeit im Bogenschiessen, und um die seinige zu zeigen, that er, was Tell viele hundert Jahre später &#x2013; er schoss einen Apfel von dem Haupte seines Sohnes.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Egres</hi> (M. d. Finnländer.), ein Frühlingsgott, welcher besonders das Wachsthum der Pflanzen befördert, und welchem man den Anbau der Gemüse, namentlich der Erbsen und des Kohles, ferner der für das Haus so nützlichen Hanfstaude und des Flachses zuschreibt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ehekatonatiuh</hi>, das Zeitalter der Luft. S. <hi rendition="#g">Mexikaner</hi>.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ehestandsgoetzen</hi>, Fig. 102, 103. (Slav. M.), die beiden hier abgebildeten Figuren gehören der Mythologie der Slaven und Wenden an; man kennt wohl ihre Bedeutung, doch nicht ihre Namen. Die eine zeigt einen Knaben, auf dessen Kopf ein Taubenpaar sitzt, beinahe bei allen Völkern das Symbol ehelicher Liebe; die andere hat einen Ring, welcher wiederum fast überall ein Symbol des Verlöbnisses, des Versprechens ist. Bei dem gänzlichen Mangel an Kunstbildung unter den nordischen Völkern ist es zu verwundern, wie beide Figuren so gut gelungen sind, und man muss beinahe auf die Vermuthung kommen, dass sie einer späteren Zeit entstammen. Die Götzen wurden dem neuen Ehepaar in die Wohnung vorangetragen und diese so eingeweiht, hierauf aber durch ein Orakel, dem die beiden Götzen vorstanden, den Neuvermählten ihr künftiges Glück und die Zahl ihrer Kinder vorhergesagt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Eikin</hi> (Nord. M.), einer der Flüsse, welche um das Götterland fliessen; er entspringt mit allen übrigen von den Thautropfen, welche den Geweihen des Hirsches Aeykthyrner entträufeln.</p><lb/>
          <figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0102.jpg">
            <head>Fig. 102.</head><lb/>
          </figure>
          <figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0103.jpg">
            <head>Fig. 103.</head><lb/>
          </figure>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Eikinskiald</hi> (Nord. M.), einer der zehn Zwerge, welche von Swains Haugi nach Orwanga auf Jornwall kamen. Sie waren alle kunstreiche Schmiede und vorzügliche Waffenarbeiter.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Einheriar</hi> (Nord. M.), heissen alle die Helden, welche auf Erden tapfer gekämpft haben und in der Schlacht des ehrenvollen Todes sterben, den ihnen die Walküren bereiten, die auf dem Schlachtfelde umherreiten und die Muthigsten mit einem Kusse einladen, zu Odins Mahl in Walhalla zu kommen. Diese mächtigen Helden versammeln sich in der Götterburg zum Schütze der Asengötter; sie sollen dieselben gegen die Söhne des Landes Muspelheim vertheidigen, welche bei dem Untergange der Welt mit Feuer hereinbrechen werden. Da ihre Macht fast unwiderstehlich ist, so versammelt Odin Alles um sich, was je tapfer gekämpft hat, Freund und Feind. Die gegenseitige Abneigung der E. verläugnet sich auch dort in Walhalla nicht; jeden Tag ziehen sie aus, um mit einander bis auf den Tod zu kämpfen, jeden Tag liefern sie sich wilde, blutige Schlachten, doch sobald der Krieg geendet, stehen sie gesund, von der Todeswunde geheilt, wieder auf, setzen sich zu Odins Tafel, und nun werden ihnen von den ewig jungfräulichen Walküren die goldenen Becher mit köstlichem Meth credenzt, und in ihren Armen ruhen sie aus von ihren Kämpfen, um am nächsten Morgen sie wieder zu beginnen: eine Uebung der Kräfte, welche Odin sehr gerne sieht, da sie all' ihren Muth brauchen werden, wenn der verderbliche Weltbrand hereinbricht. Von den E. sind viele, nach Einigen gar die Hälfte, in Freya's Burg Volkwang, um diese zu bewachen; dort, am Hofe der Göttin der Liebe, leben sie noch herrlicher, als an Odins reich besetztem Tisch.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Einhorn</hi>, ein fabelhaftes Thier, das einem Pferde gleichen, auf der Stirn aber ein langes, gerades Horn von der feinsten Elfenbeinsubstanz tragen soll, überaus rasch, gewandt und wild; es soll in Africa und Asien existirt haben, jeden Menschen tödten, dem es begegnet, nur vor einer reinen Jungfrau sich beugen, von ihr sich wie ein zahmes Hausthier lenken lassen. Zähne des Narvals wurden sonst häufig für Hörner dieses Thieres ausgegeben, beinahe mit Gold aufgewogen, indem man glaubte, ein Becher, daraus gedreht, sei das sicherste Mittel gegen Vergiftung, weil hineingebrachte Gifte schäumen und aufbrausen sollten. Neuerdings wird von Einigen wieder die Möglichkeit der Existenz des E.s behauptet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Eïoneus</hi> (Gr. M.), Beherrscher eines thracischen Volkes, Vater des Rhesus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Eira</hi> (Nord. M.), die Göttin der Arzneikunst und Pflegerin der Götter, der Asen, für deren Gesundheit sie durch ihre Zauberkräuter sorgt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0251] Sohn des Priamus, Lycaon, loskaufte, nachdem Achilles ihn als seinen Kriegsgefangenen an jenen verkauft hatte. Lycaon fiel dem Achilles abermals in die Hände, und wurde nun erbarmungslos, trotz aller Bitten, durch des Helden Schwert niedergemacht. Egadschi (Ind. M.), ein Fest, welches der Gattin des Schiwa, der Göttin Bhawani, zu Ehren gefeiert wird. Nur Frauen begehen dasselbe: sie baden sich im Ganges, oder waschen sich, wenn sie zu fern wohnen, mit Gangeswasser, das einen Handelsartikel ausmacht und viele hundert Meilen weit gefahren wird; hierauf werden sie von einem Braminen mit einer Hieroglyphe auf der Stirne bezeichnet, welche auf den Mond Beziehung hat, und wozu der Stoff aus Kuhmist bereitet ist. Opfer, Gebote und Fasten während des ganzen Tages beschliessen die Feier. Egeria (Röm. M.), eine italische Quellnymphe, eine Camene, Schutzgottheit der Stadt Rom, die vor der Porta Capena in dem Hain der Camenen wohnte, und den friedlichen, weisen Herrscher Numa durch ihre Liebe, und sein Reich durch ihre trefflichen Rathschläge, denen er seine weisen Einrichtungen entnahm, beglückte; sie soll sogar des Numa wirkliche Gattin gewesen sein. Als der König starb, wich sie von Rom und härmte sich so sehr ab, dass die Göttin Diana sie aus Mitleid in einen Quell verwandelte, der ihren Namen trug. In einem Thal bei Rom zeigt man noch jetzt einen Tempel, eine Grotte und eine Quelle, die man für die der E. hält. Der Hain darum her, von dem die alten Schriftsteller melden, ist verschwunden. Egerlitag (Pers. M.), ein Berg in der Nähe von Erzerum; er soll das Riesengrab des Bileam sein. Egestas (Röm. M.), die personificirte Dürftigkeit, welche Virgil, mit andern Schreckgestalten vergesellschaftet, unter die Dämonen am Eingange des Tartarus versetzt. Eghetasch (Pers. M.), einer der sieben Erzdews, ein Geschöpf des bösen Princips, des Ahriman, der Genius der Verdorbenheit des Herzens und der Urheber des Winters. Unter den sieben Amschaspands ist ihm Ardibehescht, eine Lichtschöpfung des Ormuzd, entgegengesetzt; er siegt über diesen, bis er am Ende der Welt von Sosiasch, dem Sohne des Zoroaster, dem Welterlöser, unterdrückt wird. Eghouere (Pers. M.), ein Geschöpf des Ahriman, ein böser Genius, der Zwietracht zu stiften sucht, und mit dem Genius des Friedens kämpft. Egill auch Eigill (Nord. M.), ein berühmter nordischer Held, Sohn eines Königs von Finnland, war mit der Walküre Aulraun vermählt, welche ihm einen Sohn gebar, ihn aber nach acht Jahren verliess. E. suchte sie überall, doch vergebens. Bei seiner Rückkehr gerieth er mit einem andern Könige in Streit über die Fertigkeit im Bogenschiessen, und um die seinige zu zeigen, that er, was Tell viele hundert Jahre später – er schoss einen Apfel von dem Haupte seines Sohnes. Egres (M. d. Finnländer.), ein Frühlingsgott, welcher besonders das Wachsthum der Pflanzen befördert, und welchem man den Anbau der Gemüse, namentlich der Erbsen und des Kohles, ferner der für das Haus so nützlichen Hanfstaude und des Flachses zuschreibt. Ehekatonatiuh, das Zeitalter der Luft. S. Mexikaner. Ehestandsgoetzen, Fig. 102, 103. (Slav. M.), die beiden hier abgebildeten Figuren gehören der Mythologie der Slaven und Wenden an; man kennt wohl ihre Bedeutung, doch nicht ihre Namen. Die eine zeigt einen Knaben, auf dessen Kopf ein Taubenpaar sitzt, beinahe bei allen Völkern das Symbol ehelicher Liebe; die andere hat einen Ring, welcher wiederum fast überall ein Symbol des Verlöbnisses, des Versprechens ist. Bei dem gänzlichen Mangel an Kunstbildung unter den nordischen Völkern ist es zu verwundern, wie beide Figuren so gut gelungen sind, und man muss beinahe auf die Vermuthung kommen, dass sie einer späteren Zeit entstammen. Die Götzen wurden dem neuen Ehepaar in die Wohnung vorangetragen und diese so eingeweiht, hierauf aber durch ein Orakel, dem die beiden Götzen vorstanden, den Neuvermählten ihr künftiges Glück und die Zahl ihrer Kinder vorhergesagt. Eikin (Nord. M.), einer der Flüsse, welche um das Götterland fliessen; er entspringt mit allen übrigen von den Thautropfen, welche den Geweihen des Hirsches Aeykthyrner entträufeln. [Abbildung Fig. 102. ] [Abbildung Fig. 103. ] Eikinskiald (Nord. M.), einer der zehn Zwerge, welche von Swains Haugi nach Orwanga auf Jornwall kamen. Sie waren alle kunstreiche Schmiede und vorzügliche Waffenarbeiter. Einheriar (Nord. M.), heissen alle die Helden, welche auf Erden tapfer gekämpft haben und in der Schlacht des ehrenvollen Todes sterben, den ihnen die Walküren bereiten, die auf dem Schlachtfelde umherreiten und die Muthigsten mit einem Kusse einladen, zu Odins Mahl in Walhalla zu kommen. Diese mächtigen Helden versammeln sich in der Götterburg zum Schütze der Asengötter; sie sollen dieselben gegen die Söhne des Landes Muspelheim vertheidigen, welche bei dem Untergange der Welt mit Feuer hereinbrechen werden. Da ihre Macht fast unwiderstehlich ist, so versammelt Odin Alles um sich, was je tapfer gekämpft hat, Freund und Feind. Die gegenseitige Abneigung der E. verläugnet sich auch dort in Walhalla nicht; jeden Tag ziehen sie aus, um mit einander bis auf den Tod zu kämpfen, jeden Tag liefern sie sich wilde, blutige Schlachten, doch sobald der Krieg geendet, stehen sie gesund, von der Todeswunde geheilt, wieder auf, setzen sich zu Odins Tafel, und nun werden ihnen von den ewig jungfräulichen Walküren die goldenen Becher mit köstlichem Meth credenzt, und in ihren Armen ruhen sie aus von ihren Kämpfen, um am nächsten Morgen sie wieder zu beginnen: eine Uebung der Kräfte, welche Odin sehr gerne sieht, da sie all' ihren Muth brauchen werden, wenn der verderbliche Weltbrand hereinbricht. Von den E. sind viele, nach Einigen gar die Hälfte, in Freya's Burg Volkwang, um diese zu bewachen; dort, am Hofe der Göttin der Liebe, leben sie noch herrlicher, als an Odins reich besetztem Tisch. Einhorn, ein fabelhaftes Thier, das einem Pferde gleichen, auf der Stirn aber ein langes, gerades Horn von der feinsten Elfenbeinsubstanz tragen soll, überaus rasch, gewandt und wild; es soll in Africa und Asien existirt haben, jeden Menschen tödten, dem es begegnet, nur vor einer reinen Jungfrau sich beugen, von ihr sich wie ein zahmes Hausthier lenken lassen. Zähne des Narvals wurden sonst häufig für Hörner dieses Thieres ausgegeben, beinahe mit Gold aufgewogen, indem man glaubte, ein Becher, daraus gedreht, sei das sicherste Mittel gegen Vergiftung, weil hineingebrachte Gifte schäumen und aufbrausen sollten. Neuerdings wird von Einigen wieder die Möglichkeit der Existenz des E.s behauptet. Eïoneus (Gr. M.), Beherrscher eines thracischen Volkes, Vater des Rhesus. Eira (Nord. M.), die Göttin der Arzneikunst und Pflegerin der Götter, der Asen, für deren Gesundheit sie durch ihre Zauberkräuter sorgt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/251
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/251>, abgerufen am 21.11.2024.