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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Chalcioecus (Gr. M.), Beiname der Minerva in Sparta, "Minerva im ehernen Haus", so genannt von dem ehernen Tempel, dessen Bau von Tyndareus angefangen war, und worin sich die eherne Bildsäule der Göttin befand.


Chalciope (Gr. M.), 1) Tochter des Königs Eurypylus auf der Insel Cos. Hercules überfiel, entweder um sich der Ch., die er liebte, zu bemächtigen, oder weil er, auf der Heimfahrt von Troja nach Cos verschlagen, Nachts für einen Seeräuber angesehen und angegriffen wurde, den König, erschlug ihn und führte seine Tochter als Sklavin fort. Ch. gebar von dem Helden den Thessalus. - 2) Ch., Gattin des Phrixus, welcher auf dem goldvliessigen Widder nach Colchis gekommen war, und dort von dem Könige Aeetes dessen Tochter Ch. erhielt. Sie gebar demselben vier Söhne: Argus, Cytisorus, Melas und Phronitis, welche Aeetes nach Griechenland sandte, um ihr väterliches Erbe zu holen, welche aber Schiffbruch litten und im schwarzen Meere auf der Insel Aretias von Jason gefunden, der Mutter zurückgebracht wurden, die dafür den Retter ihrer Kinder mit Medea bekannt machte. - 3) Ch., die zweite Gattin des Aegeus, Königs von Athen, Tochter des Rhexenor oder des Chalcodon.


Chalcis (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Asopus und der Metope, Schwester der Aegina; Chalcis auf Euböa war nach ihr benannt.


Chalcodon (Gr. M.), 1) Sohn des Königs Abas von Euböa, blieb in einem Kriege seines Vaters gegen die Thebaner. - 2) Ch., ward von Oenomaus, dem Vater der schönen Hippodamia, erlegt, als er im Wettlauf um der Tochter Hand von diesem eingeholt wurde. - 3) Ch., ein Bewohner der Insel Cos; er verwundete den Hercules, als dieser, vom Sturme getrieben, auf der Heimkehr von Troja daselbst landete. Jupiter entrückte ihm jedoch den Hercules, so dass ihm die Wunde nicht schadete. - 4) Ch., ein Fürst der Abanten in Euböa, vermählt mit Imenarete, die ihm den Elephenor gebar, der nachmals unter den Freiern der Helena war, und später mit vierzig Schiffen nach Troja ging. - 5) Ch., eine zweifelhafte Persönlichkeit, indem bald er, bald Rhexenor für den Vater der Chalciope (s. d. 2) gilt.


Chalcomedusa (Gr. M.), Gattin des Acrisius, Mutter des Laertes, des Vaters des Ulysses.


Chalcon (Gr. M.), 1) ein Cyparissier, dem Antilochus, Sohne des Nestor, als Führer und Schildträger beigegeben; ging aus Liebe zur Amazonenkönigin Penthesilea zu den Trojanern über, fiel aber neben der Heldin, von Achilles zugleich mit dieser erlegt; sein Leichnam ward an's Kreuz geschlagen. - 2) Ch., ein reicher Myrmidone, hatte einen Sohn Bathycles, welcher von Glaucus, dem Heeresfürsten der Lycier, getödtet wurde.


Chalinitis (Gr. M.), "die Bezäumerin", Beiname der Minerva, weil sie den Bellerophon lehrte, den Pegasus zu zäumen.


Chalis (Gr. M.), "der Sorgenlöser", so viel als Lyäus, Beiname des Bacchus in Athen.


Chaliza, eine jüdische Sitte, nach welcher die Wittwe ihrem Schwager, wenn er sie nach dem Tode seines Bruders nicht heirathen wollte, einen Schuh auszog, und ihm durch Ausspucken ihre Verachtung zu erkennen gab. Diess geschah öffentlich vor obrigkeitlichen Zeugen und nach gehöriger Untersuchung der Ansprüche, welche die Wittwe hatte. Nachher konnte sie nach Belieben heirathen. Den Schuh, welcher stets zu dieser Ceremonie diente, verwahrten die Rabbinen; seine Form ist die der ältesten sandalenartigen Fussbekleidung; er besteht nur aus einem Stück Leder mit mehreren Riemen, welche um den Fuss geknüpft wurden.


Chalybs (Gr. M.), Sohn des Mars von unbekannter Mutter, nach welchem die Chalyber, ein Volk in Pontus, benannt sein sollen.


Chama (Ind. M.), bei den Birmanen eine der drei Classen, worein sie alles Lebende theilen. Die Ch. sind durchgängig erzeugte und geborene Geschöpfe, und werden in elf Grade, sieben glückliche und vier unglückliche, getheilt. In einem der sieben glücklichen Grade lebt der Mensch, in den sechs andern höhere Wesen; die vier unglücklichen sind die Stufen der gefallenen Geister, welche in den finsteren Abgründen der Erde leben.


Chamyna (Gr. M.). Bei Pisa in Elis soll die Stelle gezeigt worden sein, an welcher die Erde sich geöffnet (Chainein), um die von Pluto geraubte Proserpina aufzunehmen; dort hatte Ceres unter dem oben angeführten Beinamen einen Tempel. Nach Andern sollte dieser Beiname von einem gewissen Chamynus herstammen, welchen Pantaleon, Tyrann zu Pisa, hatte hinrichten lassen, und von dessen hinterlassenen Reichthümern jener Tempel erbaut wurde.


Chandrayana oder Tschiandrayana (Ind. M.). die Mondbusse, welche die als Braminen wiedergeborenen Menschen zur Sühne für Sünden, die sie in niederen Graden ihrer früheren Existenz begangen, thun. Sie besteht zum Theil darin, dass man die Körper kasteit und nur rohe Erzeugnisse des Waldes oder schlecht zubereitete Körner zu sich nimmt.


Chanuka, Jüdisches Tempelweihe- oder Reinigungs-Fest, dessen Feier acht Tage dauerte, während welcher Zeit Jedermann zur allgemeinen Beleuchtung Lichter, und zwar jeden Tag eines mehr als Tags vorher, anzündete, Gebete sprach und nichts arbeitete, so lange diese Lichter brannten. Es soll von Judas Maccabäus herrühren, und zum Andenken an die Wiederbesitznahme des durch fremde Götter entweihten Tempels gestiftet worden sein. Man hat viele Fabeln von den oft abschreckend grausamen Ceremonien erzählt, welche dabei ausgeübt worden sein sollten, und nicht selten die blutigsten Verfolgungen nach sich zogen.


Chaos (Gr. M.), das Uranfängliche, Formlose, woraus Alles, was Form hat, entstand, das allumfassende Urelement. - Aus diesem entstand Alles, was lebt und ist, die Götter sowohl, als Himmel, Luft, Erde, Meer und Alles, was diese bewohnt. Das Ch. verband sich mit der Finsterniss (Caligo) und erzeugte mit ihr den Aether, den Tag, den Erebus und die Nacht. Die Paare verbanden sich wieder unter einander, und so schufen Aether und Tag den Himmel, die Erde und das Meer; Erebus und Nacht aber hatten zu Kindern: das Schicksal, das Alter, den Tod, den Schlaf, die Träume (Phantasus, Morpheus, Momus), die Parcen, die Uneinigkeit, das Elend, den Zank, die Rache, aber auch die Heiterkeit, die Freundschaft, das Mitleid, endlich die Hesperiden (Aegle, Hesperia, Arethusa). - Von der Erde und dem Aether stammt eine nicht minder zahlreiche Nachkommenschaft: der Schmerz, das Verbrechen, die Furcht, die Lüge, der Meineid, die Unenthaltsamkeit, die Furien, der Hochmuth, die Blutschande; ferner der Ocean, der Pontus, der Tartarus, Themis, die Titanen. Man sieht, dass hier lauter personificirte Naturkräfte oder Eigenschaften zu finden sind, und dass diese im Verfolg der Erzeugungen immer mehr von einander getrennt wurden, bis die Titanen und die Götter sich um die junge Erde stritten, welche endlich durch Prometheus mit Menschen bepflanzt wurde, denen er das Feuer vom Olympus herab holte. So ist also das Ch. der formlose Ursitz aller Formen und Kräfte.


Charaxus (Gr. M.), einer der Lapithen, welche auf des Pirithous Hochzeit mit den Centauren in Streit geriethen. Rhötus schlug ihn mit einem Feuerbrande in's Gesicht; Ch. erhob die steinerne Schwelle, welche zu bewegen Lastwagen nöthig gewesen wären, doch vermochte er ihrer Schwere wegen nicht, sie nach dem Centauren zu schleudern, welcher ihn nun mit dem Feuerbrande tödtete.


Chardaniel (Jüd. M.), ein Engel, Herr des Firmaments, sechs Millionen Mal grösser als andere Engel; er strahlt immerfort von zwölf weissen Blitzen.


Chaeresilaus (Gr. M.), Sohn des Jasion und Enkel des Eleuther; sein Sohn Pömander soll die Stadt Tanagra in Böotien gegründet haben.


Chariclo (Gr. M.), 1) eine Nymphe, Geliebte des Everes, von welchem sie Mutter des Tiresias ward. Als dieser von der durch seinen Ausspruch über die Freuden der beiden Geschlechter erzürnten Juno mit Blindheit gestraft wurde, erbat sich Ch. von Minerva die Gabe der Weissagung für ihren Sohn. - 2) Ch., Tochter des Apollo oder des Titanen Perses, Gemahlin des berühmten Centauren Chiron, dem sie einen Sohn Carystus und eine Tochter Ocyrrhoe gebar.


Charidotes (Gr. M.), "der Freudengeber", Beiname des Mercur auf Samos, wo man an seinem Fest einander aus Scherz bestahl, weil die Samier, von ihren Feinden gedrängt, sich zehn Jahre lang hatten vom Raube nähren müssen.


Charila (Gr. M.). Zu Delphi war eine schwere Hungersnoth ausgebrochen, während welcher Ch., eine

Chalcioecus (Gr. M.), Beiname der Minerva in Sparta, »Minerva im ehernen Haus«, so genannt von dem ehernen Tempel, dessen Bau von Tyndareus angefangen war, und worin sich die eherne Bildsäule der Göttin befand.


Chalciope (Gr. M.), 1) Tochter des Königs Eurypylus auf der Insel Cos. Hercules überfiel, entweder um sich der Ch., die er liebte, zu bemächtigen, oder weil er, auf der Heimfahrt von Troja nach Cos verschlagen, Nachts für einen Seeräuber angesehen und angegriffen wurde, den König, erschlug ihn und führte seine Tochter als Sklavin fort. Ch. gebar von dem Helden den Thessalus. – 2) Ch., Gattin des Phrixus, welcher auf dem goldvliessigen Widder nach Colchis gekommen war, und dort von dem Könige Aeetes dessen Tochter Ch. erhielt. Sie gebar demselben vier Söhne: Argus, Cytisorus, Melas und Phronitis, welche Aeetes nach Griechenland sandte, um ihr väterliches Erbe zu holen, welche aber Schiffbruch litten und im schwarzen Meere auf der Insel Aretias von Jason gefunden, der Mutter zurückgebracht wurden, die dafür den Retter ihrer Kinder mit Medea bekannt machte. – 3) Ch., die zweite Gattin des Aegeus, Königs von Athen, Tochter des Rhexenor oder des Chalcodon.


Chalcis (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Asopus und der Metope, Schwester der Aegina; Chalcis auf Euböa war nach ihr benannt.


Chalcodon (Gr. M.), 1) Sohn des Königs Abas von Euböa, blieb in einem Kriege seines Vaters gegen die Thebaner. – 2) Ch., ward von Oenomaus, dem Vater der schönen Hippodamia, erlegt, als er im Wettlauf um der Tochter Hand von diesem eingeholt wurde. – 3) Ch., ein Bewohner der Insel Cos; er verwundete den Hercules, als dieser, vom Sturme getrieben, auf der Heimkehr von Troja daselbst landete. Jupiter entrückte ihm jedoch den Hercules, so dass ihm die Wunde nicht schadete. – 4) Ch., ein Fürst der Abanten in Euböa, vermählt mit Imenarete, die ihm den Elephenor gebar, der nachmals unter den Freiern der Helena war, und später mit vierzig Schiffen nach Troja ging. – 5) Ch., eine zweifelhafte Persönlichkeit, indem bald er, bald Rhexenor für den Vater der Chalciope (s. d. 2) gilt.


Chalcomedusa (Gr. M.), Gattin des Acrisius, Mutter des Laërtes, des Vaters des Ulysses.


Chalcon (Gr. M.), 1) ein Cyparissier, dem Antilochus, Sohne des Nestor, als Führer und Schildträger beigegeben; ging aus Liebe zur Amazonenkönigin Penthesilea zu den Trojanern über, fiel aber neben der Heldin, von Achilles zugleich mit dieser erlegt; sein Leichnam ward an's Kreuz geschlagen. – 2) Ch., ein reicher Myrmidone, hatte einen Sohn Bathycles, welcher von Glaucus, dem Heeresfürsten der Lycier, getödtet wurde.


Chalinitis (Gr. M.), »die Bezäumerin«, Beiname der Minerva, weil sie den Bellerophon lehrte, den Pegasus zu zäumen.


Chalis (Gr. M.), »der Sorgenlöser«, so viel als Lyäus, Beiname des Bacchus in Athen.


Chaliza, eine jüdische Sitte, nach welcher die Wittwe ihrem Schwager, wenn er sie nach dem Tode seines Bruders nicht heirathen wollte, einen Schuh auszog, und ihm durch Ausspucken ihre Verachtung zu erkennen gab. Diess geschah öffentlich vor obrigkeitlichen Zeugen und nach gehöriger Untersuchung der Ansprüche, welche die Wittwe hatte. Nachher konnte sie nach Belieben heirathen. Den Schuh, welcher stets zu dieser Ceremonie diente, verwahrten die Rabbinen; seine Form ist die der ältesten sandalenartigen Fussbekleidung; er besteht nur aus einem Stück Leder mit mehreren Riemen, welche um den Fuss geknüpft wurden.


Chalybs (Gr. M.), Sohn des Mars von unbekannter Mutter, nach welchem die Chalyber, ein Volk in Pontus, benannt sein sollen.


Chama (Ind. M.), bei den Birmanen eine der drei Classen, worein sie alles Lebende theilen. Die Ch. sind durchgängig erzeugte und geborene Geschöpfe, und werden in elf Grade, sieben glückliche und vier unglückliche, getheilt. In einem der sieben glücklichen Grade lebt der Mensch, in den sechs andern höhere Wesen; die vier unglücklichen sind die Stufen der gefallenen Geister, welche in den finsteren Abgründen der Erde leben.


Chamyna (Gr. M.). Bei Pisa in Elis soll die Stelle gezeigt worden sein, an welcher die Erde sich geöffnet (Chainein), um die von Pluto geraubte Proserpina aufzunehmen; dort hatte Ceres unter dem oben angeführten Beinamen einen Tempel. Nach Andern sollte dieser Beiname von einem gewissen Chamynus herstammen, welchen Pantaleon, Tyrann zu Pisa, hatte hinrichten lassen, und von dessen hinterlassenen Reichthümern jener Tempel erbaut wurde.


Chandrayana oder Tschiandrayana (Ind. M.). die Mondbusse, welche die als Braminen wiedergeborenen Menschen zur Sühne für Sünden, die sie in niederen Graden ihrer früheren Existenz begangen, thun. Sie besteht zum Theil darin, dass man die Körper kasteit und nur rohe Erzeugnisse des Waldes oder schlecht zubereitete Körner zu sich nimmt.


Chanuka, Jüdisches Tempelweihe- oder Reinigungs-Fest, dessen Feier acht Tage dauerte, während welcher Zeit Jedermann zur allgemeinen Beleuchtung Lichter, und zwar jeden Tag eines mehr als Tags vorher, anzündete, Gebete sprach und nichts arbeitete, so lange diese Lichter brannten. Es soll von Judas Maccabäus herrühren, und zum Andenken an die Wiederbesitznahme des durch fremde Götter entweihten Tempels gestiftet worden sein. Man hat viele Fabeln von den oft abschreckend grausamen Ceremonien erzählt, welche dabei ausgeübt worden sein sollten, und nicht selten die blutigsten Verfolgungen nach sich zogen.


Chaos (Gr. M.), das Uranfängliche, Formlose, woraus Alles, was Form hat, entstand, das allumfassende Urelement. – Aus diesem entstand Alles, was lebt und ist, die Götter sowohl, als Himmel, Luft, Erde, Meer und Alles, was diese bewohnt. Das Ch. verband sich mit der Finsterniss (Caligo) und erzeugte mit ihr den Aether, den Tag, den Erebus und die Nacht. Die Paare verbanden sich wieder unter einander, und so schufen Aether und Tag den Himmel, die Erde und das Meer; Erebus und Nacht aber hatten zu Kindern: das Schicksal, das Alter, den Tod, den Schlaf, die Träume (Phantasus, Morpheus, Momus), die Parcen, die Uneinigkeit, das Elend, den Zank, die Rache, aber auch die Heiterkeit, die Freundschaft, das Mitleid, endlich die Hesperiden (Aegle, Hesperia, Arethusa). – Von der Erde und dem Aether stammt eine nicht minder zahlreiche Nachkommenschaft: der Schmerz, das Verbrechen, die Furcht, die Lüge, der Meineid, die Unenthaltsamkeit, die Furien, der Hochmuth, die Blutschande; ferner der Ocean, der Pontus, der Tartarus, Themis, die Titanen. Man sieht, dass hier lauter personificirte Naturkräfte oder Eigenschaften zu finden sind, und dass diese im Verfolg der Erzeugungen immer mehr von einander getrennt wurden, bis die Titanen und die Götter sich um die junge Erde stritten, welche endlich durch Prometheus mit Menschen bepflanzt wurde, denen er das Feuer vom Olympus herab holte. So ist also das Ch. der formlose Ursitz aller Formen und Kräfte.


Charaxus (Gr. M.), einer der Lapithen, welche auf des Pirithous Hochzeit mit den Centauren in Streit geriethen. Rhötus schlug ihn mit einem Feuerbrande in's Gesicht; Ch. erhob die steinerne Schwelle, welche zu bewegen Lastwagen nöthig gewesen wären, doch vermochte er ihrer Schwere wegen nicht, sie nach dem Centauren zu schleudern, welcher ihn nun mit dem Feuerbrande tödtete.


Chardaniel (Jüd. M.), ein Engel, Herr des Firmaments, sechs Millionen Mal grösser als andere Engel; er strahlt immerfort von zwölf weissen Blitzen.


Chaeresilaus (Gr. M.), Sohn des Jasion und Enkel des Eleuther; sein Sohn Pömander soll die Stadt Tanagra in Böotien gegründet haben.


Chariclo (Gr. M.), 1) eine Nymphe, Geliebte des Everes, von welchem sie Mutter des Tiresias ward. Als dieser von der durch seinen Ausspruch über die Freuden der beiden Geschlechter erzürnten Juno mit Blindheit gestraft wurde, erbat sich Ch. von Minerva die Gabe der Weissagung für ihren Sohn. – 2) Ch., Tochter des Apollo oder des Titanen Perses, Gemahlin des berühmten Centauren Chiron, dem sie einen Sohn Carystus und eine Tochter Ocyrrhoë gebar.


Charidotes (Gr. M.), »der Freudengeber«, Beiname des Mercur auf Samos, wo man an seinem Fest einander aus Scherz bestahl, weil die Samier, von ihren Feinden gedrängt, sich zehn Jahre lang hatten vom Raube nähren müssen.


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[132/0202] Chalcioecus (Gr. M.), Beiname der Minerva in Sparta, »Minerva im ehernen Haus«, so genannt von dem ehernen Tempel, dessen Bau von Tyndareus angefangen war, und worin sich die eherne Bildsäule der Göttin befand. Chalciope (Gr. M.), 1) Tochter des Königs Eurypylus auf der Insel Cos. Hercules überfiel, entweder um sich der Ch., die er liebte, zu bemächtigen, oder weil er, auf der Heimfahrt von Troja nach Cos verschlagen, Nachts für einen Seeräuber angesehen und angegriffen wurde, den König, erschlug ihn und führte seine Tochter als Sklavin fort. Ch. gebar von dem Helden den Thessalus. – 2) Ch., Gattin des Phrixus, welcher auf dem goldvliessigen Widder nach Colchis gekommen war, und dort von dem Könige Aeetes dessen Tochter Ch. erhielt. Sie gebar demselben vier Söhne: Argus, Cytisorus, Melas und Phronitis, welche Aeetes nach Griechenland sandte, um ihr väterliches Erbe zu holen, welche aber Schiffbruch litten und im schwarzen Meere auf der Insel Aretias von Jason gefunden, der Mutter zurückgebracht wurden, die dafür den Retter ihrer Kinder mit Medea bekannt machte. – 3) Ch., die zweite Gattin des Aegeus, Königs von Athen, Tochter des Rhexenor oder des Chalcodon. Chalcis (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Asopus und der Metope, Schwester der Aegina; Chalcis auf Euböa war nach ihr benannt. Chalcodon (Gr. M.), 1) Sohn des Königs Abas von Euböa, blieb in einem Kriege seines Vaters gegen die Thebaner. – 2) Ch., ward von Oenomaus, dem Vater der schönen Hippodamia, erlegt, als er im Wettlauf um der Tochter Hand von diesem eingeholt wurde. – 3) Ch., ein Bewohner der Insel Cos; er verwundete den Hercules, als dieser, vom Sturme getrieben, auf der Heimkehr von Troja daselbst landete. Jupiter entrückte ihm jedoch den Hercules, so dass ihm die Wunde nicht schadete. – 4) Ch., ein Fürst der Abanten in Euböa, vermählt mit Imenarete, die ihm den Elephenor gebar, der nachmals unter den Freiern der Helena war, und später mit vierzig Schiffen nach Troja ging. – 5) Ch., eine zweifelhafte Persönlichkeit, indem bald er, bald Rhexenor für den Vater der Chalciope (s. d. 2) gilt. Chalcomedusa (Gr. M.), Gattin des Acrisius, Mutter des Laërtes, des Vaters des Ulysses. Chalcon (Gr. M.), 1) ein Cyparissier, dem Antilochus, Sohne des Nestor, als Führer und Schildträger beigegeben; ging aus Liebe zur Amazonenkönigin Penthesilea zu den Trojanern über, fiel aber neben der Heldin, von Achilles zugleich mit dieser erlegt; sein Leichnam ward an's Kreuz geschlagen. – 2) Ch., ein reicher Myrmidone, hatte einen Sohn Bathycles, welcher von Glaucus, dem Heeresfürsten der Lycier, getödtet wurde. Chalinitis (Gr. M.), »die Bezäumerin«, Beiname der Minerva, weil sie den Bellerophon lehrte, den Pegasus zu zäumen. Chalis (Gr. M.), »der Sorgenlöser«, so viel als Lyäus, Beiname des Bacchus in Athen. Chaliza, eine jüdische Sitte, nach welcher die Wittwe ihrem Schwager, wenn er sie nach dem Tode seines Bruders nicht heirathen wollte, einen Schuh auszog, und ihm durch Ausspucken ihre Verachtung zu erkennen gab. Diess geschah öffentlich vor obrigkeitlichen Zeugen und nach gehöriger Untersuchung der Ansprüche, welche die Wittwe hatte. Nachher konnte sie nach Belieben heirathen. Den Schuh, welcher stets zu dieser Ceremonie diente, verwahrten die Rabbinen; seine Form ist die der ältesten sandalenartigen Fussbekleidung; er besteht nur aus einem Stück Leder mit mehreren Riemen, welche um den Fuss geknüpft wurden. Chalybs (Gr. M.), Sohn des Mars von unbekannter Mutter, nach welchem die Chalyber, ein Volk in Pontus, benannt sein sollen. Chama (Ind. M.), bei den Birmanen eine der drei Classen, worein sie alles Lebende theilen. Die Ch. sind durchgängig erzeugte und geborene Geschöpfe, und werden in elf Grade, sieben glückliche und vier unglückliche, getheilt. In einem der sieben glücklichen Grade lebt der Mensch, in den sechs andern höhere Wesen; die vier unglücklichen sind die Stufen der gefallenen Geister, welche in den finsteren Abgründen der Erde leben. Chamyna (Gr. M.). Bei Pisa in Elis soll die Stelle gezeigt worden sein, an welcher die Erde sich geöffnet (Chainein), um die von Pluto geraubte Proserpina aufzunehmen; dort hatte Ceres unter dem oben angeführten Beinamen einen Tempel. Nach Andern sollte dieser Beiname von einem gewissen Chamynus herstammen, welchen Pantaleon, Tyrann zu Pisa, hatte hinrichten lassen, und von dessen hinterlassenen Reichthümern jener Tempel erbaut wurde. Chandrayana oder Tschiandrayana (Ind. M.). die Mondbusse, welche die als Braminen wiedergeborenen Menschen zur Sühne für Sünden, die sie in niederen Graden ihrer früheren Existenz begangen, thun. Sie besteht zum Theil darin, dass man die Körper kasteit und nur rohe Erzeugnisse des Waldes oder schlecht zubereitete Körner zu sich nimmt. Chanuka, Jüdisches Tempelweihe- oder Reinigungs-Fest, dessen Feier acht Tage dauerte, während welcher Zeit Jedermann zur allgemeinen Beleuchtung Lichter, und zwar jeden Tag eines mehr als Tags vorher, anzündete, Gebete sprach und nichts arbeitete, so lange diese Lichter brannten. Es soll von Judas Maccabäus herrühren, und zum Andenken an die Wiederbesitznahme des durch fremde Götter entweihten Tempels gestiftet worden sein. Man hat viele Fabeln von den oft abschreckend grausamen Ceremonien erzählt, welche dabei ausgeübt worden sein sollten, und nicht selten die blutigsten Verfolgungen nach sich zogen. Chaos (Gr. M.), das Uranfängliche, Formlose, woraus Alles, was Form hat, entstand, das allumfassende Urelement. – Aus diesem entstand Alles, was lebt und ist, die Götter sowohl, als Himmel, Luft, Erde, Meer und Alles, was diese bewohnt. Das Ch. verband sich mit der Finsterniss (Caligo) und erzeugte mit ihr den Aether, den Tag, den Erebus und die Nacht. Die Paare verbanden sich wieder unter einander, und so schufen Aether und Tag den Himmel, die Erde und das Meer; Erebus und Nacht aber hatten zu Kindern: das Schicksal, das Alter, den Tod, den Schlaf, die Träume (Phantasus, Morpheus, Momus), die Parcen, die Uneinigkeit, das Elend, den Zank, die Rache, aber auch die Heiterkeit, die Freundschaft, das Mitleid, endlich die Hesperiden (Aegle, Hesperia, Arethusa). – Von der Erde und dem Aether stammt eine nicht minder zahlreiche Nachkommenschaft: der Schmerz, das Verbrechen, die Furcht, die Lüge, der Meineid, die Unenthaltsamkeit, die Furien, der Hochmuth, die Blutschande; ferner der Ocean, der Pontus, der Tartarus, Themis, die Titanen. Man sieht, dass hier lauter personificirte Naturkräfte oder Eigenschaften zu finden sind, und dass diese im Verfolg der Erzeugungen immer mehr von einander getrennt wurden, bis die Titanen und die Götter sich um die junge Erde stritten, welche endlich durch Prometheus mit Menschen bepflanzt wurde, denen er das Feuer vom Olympus herab holte. So ist also das Ch. der formlose Ursitz aller Formen und Kräfte. Charaxus (Gr. M.), einer der Lapithen, welche auf des Pirithous Hochzeit mit den Centauren in Streit geriethen. Rhötus schlug ihn mit einem Feuerbrande in's Gesicht; Ch. erhob die steinerne Schwelle, welche zu bewegen Lastwagen nöthig gewesen wären, doch vermochte er ihrer Schwere wegen nicht, sie nach dem Centauren zu schleudern, welcher ihn nun mit dem Feuerbrande tödtete. Chardaniel (Jüd. M.), ein Engel, Herr des Firmaments, sechs Millionen Mal grösser als andere Engel; er strahlt immerfort von zwölf weissen Blitzen. Chaeresilaus (Gr. M.), Sohn des Jasion und Enkel des Eleuther; sein Sohn Pömander soll die Stadt Tanagra in Böotien gegründet haben. Chariclo (Gr. M.), 1) eine Nymphe, Geliebte des Everes, von welchem sie Mutter des Tiresias ward. Als dieser von der durch seinen Ausspruch über die Freuden der beiden Geschlechter erzürnten Juno mit Blindheit gestraft wurde, erbat sich Ch. von Minerva die Gabe der Weissagung für ihren Sohn. – 2) Ch., Tochter des Apollo oder des Titanen Perses, Gemahlin des berühmten Centauren Chiron, dem sie einen Sohn Carystus und eine Tochter Ocyrrhoë gebar. Charidotes (Gr. M.), »der Freudengeber«, Beiname des Mercur auf Samos, wo man an seinem Fest einander aus Scherz bestahl, weil die Samier, von ihren Feinden gedrängt, sich zehn Jahre lang hatten vom Raube nähren müssen. Charila (Gr. M.). Zu Delphi war eine schwere Hungersnoth ausgebrochen, während welcher Ch., eine

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/202>, abgerufen am 21.11.2024.