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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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des Danaus und Aegyptus, ward, als die beiden Letzteren mit ihren fünfzig Töchtern und fünfzig Söhnen nach Griechenland wanderten, König von Aethiopien, vermählte sich mit Cassiopea, ward Vater der reizenden Andromeda, und durch diese Schwiegervater des Perseus. Er ward durch Phineus, welchem Andromeda versprochen war, bevor ihr nachmaliger Gatte sie rettete, in Kriege verwickelt, und auf der Hochzeit selbst durch Perseus mittelst des Medusenhauptes versteinert, da er sich widerrechtlich zur Partei des Phineus schlug. Er wurde mit seiner Gattin, seiner Tochter und dem Perseus an den Himmel versetzt. Dort steht er nahe am Nordpol, vom 290sten Grad bis zum 60sten Grad gerader Aufsteigung, und vom 55sten bis zum 80sten Gr. nördlicher Abweichung. Das Sternbild hat 34 mit blossen Augen erkennbare Sterne. - 2) C., Sohn des arcadischen Lycurgus, und Mitkämpfer auf der calydonischen Jagd. - 3) C., einer der Argonauten, Sohn des Aleus, Königs von Tegea und der Neära; er folgte nach glücklich beendeter Meerfahrt seinem Vater im Reich von Tegea, und baute, wie dieser, der Minerva einen Tempel, in welchem er als Weihgeschenk die Haare von dem Medusenhaupte niederlegte.


Cephissus (Gr. M.), 1) ein böotischer Flussgott, Sohn des Pontus und der Thalassa, Vater der Diogenia. Er überfiel gewaltsam eine der Oceaniden, die Liriope, welche von ihm Mutter des Narcissus wurde, wofür Neptun ihn unter die Erde schmetterte. - 2) C., ein Fluss und Flussgott in Argolis, der hier ein Heiligthum hatte, unter welchem man sein Wasser, das öfters von Neptun unsichtbar gemacht wurde, dahin rauschen horte. - 3) C., der Gatte der Nymphe Scias, Herrscher von Tanagra. Das Reich kam auf seinen Sohn Elinus, welcher einen Sohn Eunostus hatte, der zu Tanagra als Heros verehrt wurde.


Ceramus (Gr. M.), Sohn des Bacchus und der Ariadne (s. d.), ein attischer Heros, nach welchem der Ceramicus, ein Stadttheil Athens, geheissen war.


Cerberus (Gr. M.), Sohn des Typhon und der Schlange Echidna, ein grässliches Ungeheuer, das bald mit fünfzig, bald mit hundert Köpfen gedacht, gewöhnlich aber mit dreien vorgestellt wird. (Abbildungen s. bei Pluto und Serapis.) Die Dichter beschreiben ihn schlangenhaarig, mit einem Drachenschweif versehen, von furchtbarer Wildheit, giftigem Athem und tödlichem Geifer. Er bewachte die Schatten der Unterwelt, liess Jeden hinab, doch Niemand wieder hinauf, weshalb bei Allen, welche lebend in die Unterwelt gingen, die Bekämpfung oder Besänftigung dieses Unthieres die schwierigste Aufgabe war. Mehrere Personen wagten und vermochten es: so Orpheus mit seiner Lyra; so, wer den Stab des Mercur hatte, der ihn einschläferte. Dem Hercules (s. d.) war unter seinen zwölf Arbeiten auch die aufgegeben, den C. aus der Unterwelt zu holen.


Cercaphus (Gr. M.), einer der sieben Heliaden, Sohn des Sonnengottes und der Rhodos. Der älteste dieser Brüder, Ochimus, hinterliess ihm die Herrschaft über die nach ihrer Mutter benannte Insel, indem er ihm seine Tochter Cydippe verband. Camirus, Lindus und Ialysus, seine Söhne, theilten sich nach seinem Tode in das Reich.


Cercopen (Gr. M.), diebische neckende Kobolde; sie sollen nach Einigen Bewohner der pithecusischen Inseln bei Cumä in Italien gewesen, und Jupiter im Titanenkriege hierher gekommen sein, um Hülfe zu suchen. Die C. versprachen ihm auch gegen eine Summe Goldes Unterstützung; sobald sie aber den vorausgeforderten Lohn empfangen hatten, lachten sie ihn aus und wollten von keiner Dienstleistung mehr wissen, wofür er sie in Affen verwandelte, daher ihre Inseln pithecusische, d. h. Affeninseln, genannt wurden. Andere verstehen unter diesem Namen zwei Brüder, Atlas und Candulus, Söhne der Oceanide Thia, welche in Lydien wohnten und den fremden betrügerische Streiche spielten; auch Hercules ward nicht verschont, als er im Dienste der Omphale war; dafür band er sie an seine Keule und übergab sie Omphale als Sclaven; oder er liess sie wieder laufen, oder er tödtete sie.


Cercyon (Gr. M.), einer der Räuber, durch deren Ausrottung sich Theseus die Unsterblichkeit errang. Er hauste bei Eleusis und nöthigte alle Vorüberreisenden, mit ihm zu ringen, worauf er, immer der Stärkere, sie hinrichtete, bis Theseus ihm ein Gleiches that. Er hatte eine Tochter Alope, welche von Neptun überwunden wurde, ihm ihre Gunst schenken musste, und den Hippothous gebar, der seinen Namen dadurch erhielt, dass er, von der Mutter ausgesetzt, durch eine Stute ernährt wurde. Der grausame Vater, der Tochter Fehltritt erfahrend, liess sie in's Meer werfen, doch Neptun rettete sie und verwandelte sie in eine Quelle.


Cercyra (Gr. M.), Tochter des böotischen Flussgottes Asopus und der Metope, Schwester der Aegina, von Neptun geliebt. Dieser entführte sie auf die nach ihr benannte Insel Corcyra, jetzt Korfu, und erzeugte daselbst mit ihr den Phäax, den Stammvater der Phäaken.


Cerdo (Gr. M.), Gemahlin des Phoroneus, Königs von Argos, durch ein Grabmal am Markte zu Argos geehrt.


Cerdous (Gr. M.), "der Gewinnverleiher", Beiname des Hercules, des Mercur und des Apollo.


Cerealia, bei den Römern ein Fest zu Ehren der Ceres im Monat April. Man opferte Schweine und Kühe, feierte Ritterspiele im Circus, trug weisse Kleider und erfreute sich an festlichen Gelagen.


Cereatas (Gr. M.), Beiname des Apollo, unter welchem er zu Mantinea in Arcadien ein Heiligthum hatte.


Ceres, Fig. 71 - 73 bei den Griechen Demeter, (Gr. M.), Tochter des Saturnus und der Rhea. Wie seine übrigen Kinder, hatte auch sie Saturn verschlungen,


Fig. 71.
allein als ihm der durch die Mutter gerettete Jupiter das von der Metis, Tochter des Oceanus, erhaltene Brechmittel gegeben hatte, gab er sie mit den übrigen Geschwistern wieder von sich. Von Jupiter gebar sie die Proserpina (griechisch Persephone oder Kore), und nach Einigen den Bacchus; Neptuns Nachstellungen suchte sie sich dadurch zu entziehen, dass sie sich in ein Pferd verwandelte, doch der Gott that ein Gleiches, und so gebar sie von ihm das berühmte Ross Arion; von demselben Gotte sollte sie auch eine Tochter Despöna (Herrscherin) geboren haben, die aber von Vielen für Eins mit Proserpina gehalten wird. - Der wichtigste Theil der mythischen Geschichte der C. ist an die Sage vom Raub der Proserpina geknüpft. Jupiter hatte dem Pluto ohne Wissen der C. den Besitz der Proserpina zugesagt; daher erscheint er, als die Jungfrau mit ihren Gespielinnen auf einer Wiese bei Enna in Sicilien sorglos Blumen pflückt, plötzlich mit vier schwarzen Rossen, mit denen er aus einem Schlunde der Erde herauffährt, und führt die sich Sträubende und um Hülfe Rufende davon. Niemand

des Danaus und Aegyptus, ward, als die beiden Letzteren mit ihren fünfzig Töchtern und fünfzig Söhnen nach Griechenland wanderten, König von Aethiopien, vermählte sich mit Cassiopea, ward Vater der reizenden Andromeda, und durch diese Schwiegervater des Perseus. Er ward durch Phineus, welchem Andromeda versprochen war, bevor ihr nachmaliger Gatte sie rettete, in Kriege verwickelt, und auf der Hochzeit selbst durch Perseus mittelst des Medusenhauptes versteinert, da er sich widerrechtlich zur Partei des Phineus schlug. Er wurde mit seiner Gattin, seiner Tochter und dem Perseus an den Himmel versetzt. Dort steht er nahe am Nordpol, vom 290sten Grad bis zum 60sten Grad gerader Aufsteigung, und vom 55sten bis zum 80sten Gr. nördlicher Abweichung. Das Sternbild hat 34 mit blossen Augen erkennbare Sterne. – 2) C., Sohn des arcadischen Lycurgus, und Mitkämpfer auf der calydonischen Jagd. – 3) C., einer der Argonauten, Sohn des Aleus, Königs von Tegea und der Neära; er folgte nach glücklich beendeter Meerfahrt seinem Vater im Reich von Tegea, und baute, wie dieser, der Minerva einen Tempel, in welchem er als Weihgeschenk die Haare von dem Medusenhaupte niederlegte.


Cephissus (Gr. M.), 1) ein böotischer Flussgott, Sohn des Pontus und der Thalassa, Vater der Diogenia. Er überfiel gewaltsam eine der Oceaniden, die Liriope, welche von ihm Mutter des Narcissus wurde, wofür Neptun ihn unter die Erde schmetterte. – 2) C., ein Fluss und Flussgott in Argolis, der hier ein Heiligthum hatte, unter welchem man sein Wasser, das öfters von Neptun unsichtbar gemacht wurde, dahin rauschen horte. – 3) C., der Gatte der Nymphe Scias, Herrscher von Tanagra. Das Reich kam auf seinen Sohn Elinus, welcher einen Sohn Eunostus hatte, der zu Tanagra als Heros verehrt wurde.


Ceramus (Gr. M.), Sohn des Bacchus und der Ariadne (s. d.), ein attischer Heros, nach welchem der Ceramicus, ein Stadttheil Athens, geheissen war.


Cerberus (Gr. M.), Sohn des Typhon und der Schlange Echidna, ein grässliches Ungeheuer, das bald mit fünfzig, bald mit hundert Köpfen gedacht, gewöhnlich aber mit dreien vorgestellt wird. (Abbildungen s. bei Pluto und Serapis.) Die Dichter beschreiben ihn schlangenhaarig, mit einem Drachenschweif versehen, von furchtbarer Wildheit, giftigem Athem und tödlichem Geifer. Er bewachte die Schatten der Unterwelt, liess Jeden hinab, doch Niemand wieder hinauf, weshalb bei Allen, welche lebend in die Unterwelt gingen, die Bekämpfung oder Besänftigung dieses Unthieres die schwierigste Aufgabe war. Mehrere Personen wagten und vermochten es: so Orpheus mit seiner Lyra; so, wer den Stab des Mercur hatte, der ihn einschläferte. Dem Hercules (s. d.) war unter seinen zwölf Arbeiten auch die aufgegeben, den C. aus der Unterwelt zu holen.


Cercaphus (Gr. M.), einer der sieben Heliaden, Sohn des Sonnengottes und der Rhodos. Der älteste dieser Brüder, Ochimus, hinterliess ihm die Herrschaft über die nach ihrer Mutter benannte Insel, indem er ihm seine Tochter Cydippe verband. Camirus, Lindus und Ialysus, seine Söhne, theilten sich nach seinem Tode in das Reich.


Cercopen (Gr. M.), diebische neckende Kobolde; sie sollen nach Einigen Bewohner der pithecusischen Inseln bei Cumä in Italien gewesen, und Jupiter im Titanenkriege hierher gekommen sein, um Hülfe zu suchen. Die C. versprachen ihm auch gegen eine Summe Goldes Unterstützung; sobald sie aber den vorausgeforderten Lohn empfangen hatten, lachten sie ihn aus und wollten von keiner Dienstleistung mehr wissen, wofür er sie in Affen verwandelte, daher ihre Inseln pithecusische, d. h. Affeninseln, genannt wurden. Andere verstehen unter diesem Namen zwei Brüder, Atlas und Candulus, Söhne der Oceanide Thia, welche in Lydien wohnten und den fremden betrügerische Streiche spielten; auch Hercules ward nicht verschont, als er im Dienste der Omphale war; dafür band er sie an seine Keule und übergab sie Omphale als Sclaven; oder er liess sie wieder laufen, oder er tödtete sie.


Cercyon (Gr. M.), einer der Räuber, durch deren Ausrottung sich Theseus die Unsterblichkeit errang. Er hauste bei Eleusis und nöthigte alle Vorüberreisenden, mit ihm zu ringen, worauf er, immer der Stärkere, sie hinrichtete, bis Theseus ihm ein Gleiches that. Er hatte eine Tochter Alope, welche von Neptun überwunden wurde, ihm ihre Gunst schenken musste, und den Hippothous gebar, der seinen Namen dadurch erhielt, dass er, von der Mutter ausgesetzt, durch eine Stute ernährt wurde. Der grausame Vater, der Tochter Fehltritt erfahrend, liess sie in's Meer werfen, doch Neptun rettete sie und verwandelte sie in eine Quelle.


Cercyra (Gr. M.), Tochter des böotischen Flussgottes Asopus und der Metope, Schwester der Aegina, von Neptun geliebt. Dieser entführte sie auf die nach ihr benannte Insel Corcyra, jetzt Korfu, und erzeugte daselbst mit ihr den Phäax, den Stammvater der Phäaken.


Cerdo (Gr. M.), Gemahlin des Phoroneus, Königs von Argos, durch ein Grabmal am Markte zu Argos geehrt.


Cerdous (Gr. M.), »der Gewinnverleiher«, Beiname des Hercules, des Mercur und des Apollo.


Cerealia, bei den Römern ein Fest zu Ehren der Ceres im Monat April. Man opferte Schweine und Kühe, feierte Ritterspiele im Circus, trug weisse Kleider und erfreute sich an festlichen Gelagen.


Cereatas (Gr. M.), Beiname des Apollo, unter welchem er zu Mantinea in Arcadien ein Heiligthum hatte.


Ceres, Fig. 71 – 73 bei den Griechen Demeter, (Gr. M.), Tochter des Saturnus und der Rhea. Wie seine übrigen Kinder, hatte auch sie Saturn verschlungen,


Fig. 71.
allein als ihm der durch die Mutter gerettete Jupiter das von der Metis, Tochter des Oceanus, erhaltene Brechmittel gegeben hatte, gab er sie mit den übrigen Geschwistern wieder von sich. Von Jupiter gebar sie die Proserpina (griechisch Persephone oder Kore), und nach Einigen den Bacchus; Neptuns Nachstellungen suchte sie sich dadurch zu entziehen, dass sie sich in ein Pferd verwandelte, doch der Gott that ein Gleiches, und so gebar sie von ihm das berühmte Ross Arion; von demselben Gotte sollte sie auch eine Tochter Despöna (Herrscherin) geboren haben, die aber von Vielen für Eins mit Proserpina gehalten wird. – Der wichtigste Theil der mythischen Geschichte der C. ist an die Sage vom Raub der Proserpina geknüpft. Jupiter hatte dem Pluto ohne Wissen der C. den Besitz der Proserpina zugesagt; daher erscheint er, als die Jungfrau mit ihren Gespielinnen auf einer Wiese bei Enna in Sicilien sorglos Blumen pflückt, plötzlich mit vier schwarzen Rossen, mit denen er aus einem Schlunde der Erde herauffährt, und führt die sich Sträubende und um Hülfe Rufende davon. Niemand

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[129/0199] des Danaus und Aegyptus, ward, als die beiden Letzteren mit ihren fünfzig Töchtern und fünfzig Söhnen nach Griechenland wanderten, König von Aethiopien, vermählte sich mit Cassiopea, ward Vater der reizenden Andromeda, und durch diese Schwiegervater des Perseus. Er ward durch Phineus, welchem Andromeda versprochen war, bevor ihr nachmaliger Gatte sie rettete, in Kriege verwickelt, und auf der Hochzeit selbst durch Perseus mittelst des Medusenhauptes versteinert, da er sich widerrechtlich zur Partei des Phineus schlug. Er wurde mit seiner Gattin, seiner Tochter und dem Perseus an den Himmel versetzt. Dort steht er nahe am Nordpol, vom 290sten Grad bis zum 60sten Grad gerader Aufsteigung, und vom 55sten bis zum 80sten Gr. nördlicher Abweichung. Das Sternbild hat 34 mit blossen Augen erkennbare Sterne. – 2) C., Sohn des arcadischen Lycurgus, und Mitkämpfer auf der calydonischen Jagd. – 3) C., einer der Argonauten, Sohn des Aleus, Königs von Tegea und der Neära; er folgte nach glücklich beendeter Meerfahrt seinem Vater im Reich von Tegea, und baute, wie dieser, der Minerva einen Tempel, in welchem er als Weihgeschenk die Haare von dem Medusenhaupte niederlegte. Cephissus (Gr. M.), 1) ein böotischer Flussgott, Sohn des Pontus und der Thalassa, Vater der Diogenia. Er überfiel gewaltsam eine der Oceaniden, die Liriope, welche von ihm Mutter des Narcissus wurde, wofür Neptun ihn unter die Erde schmetterte. – 2) C., ein Fluss und Flussgott in Argolis, der hier ein Heiligthum hatte, unter welchem man sein Wasser, das öfters von Neptun unsichtbar gemacht wurde, dahin rauschen horte. – 3) C., der Gatte der Nymphe Scias, Herrscher von Tanagra. Das Reich kam auf seinen Sohn Elinus, welcher einen Sohn Eunostus hatte, der zu Tanagra als Heros verehrt wurde. Ceramus (Gr. M.), Sohn des Bacchus und der Ariadne (s. d.), ein attischer Heros, nach welchem der Ceramicus, ein Stadttheil Athens, geheissen war. Cerberus (Gr. M.), Sohn des Typhon und der Schlange Echidna, ein grässliches Ungeheuer, das bald mit fünfzig, bald mit hundert Köpfen gedacht, gewöhnlich aber mit dreien vorgestellt wird. (Abbildungen s. bei Pluto und Serapis.) Die Dichter beschreiben ihn schlangenhaarig, mit einem Drachenschweif versehen, von furchtbarer Wildheit, giftigem Athem und tödlichem Geifer. Er bewachte die Schatten der Unterwelt, liess Jeden hinab, doch Niemand wieder hinauf, weshalb bei Allen, welche lebend in die Unterwelt gingen, die Bekämpfung oder Besänftigung dieses Unthieres die schwierigste Aufgabe war. Mehrere Personen wagten und vermochten es: so Orpheus mit seiner Lyra; so, wer den Stab des Mercur hatte, der ihn einschläferte. 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Andere verstehen unter diesem Namen zwei Brüder, Atlas und Candulus, Söhne der Oceanide Thia, welche in Lydien wohnten und den fremden betrügerische Streiche spielten; auch Hercules ward nicht verschont, als er im Dienste der Omphale war; dafür band er sie an seine Keule und übergab sie Omphale als Sclaven; oder er liess sie wieder laufen, oder er tödtete sie. Cercyon (Gr. M.), einer der Räuber, durch deren Ausrottung sich Theseus die Unsterblichkeit errang. Er hauste bei Eleusis und nöthigte alle Vorüberreisenden, mit ihm zu ringen, worauf er, immer der Stärkere, sie hinrichtete, bis Theseus ihm ein Gleiches that. Er hatte eine Tochter Alope, welche von Neptun überwunden wurde, ihm ihre Gunst schenken musste, und den Hippothous gebar, der seinen Namen dadurch erhielt, dass er, von der Mutter ausgesetzt, durch eine Stute ernährt wurde. Der grausame Vater, der Tochter Fehltritt erfahrend, liess sie in's Meer werfen, doch Neptun rettete sie und verwandelte sie in eine Quelle. Cercyra (Gr. M.), Tochter des böotischen Flussgottes Asopus und der Metope, Schwester der Aegina, von Neptun geliebt. Dieser entführte sie auf die nach ihr benannte Insel Corcyra, jetzt Korfu, und erzeugte daselbst mit ihr den Phäax, den Stammvater der Phäaken. Cerdo (Gr. M.), Gemahlin des Phoroneus, Königs von Argos, durch ein Grabmal am Markte zu Argos geehrt. Cerdous (Gr. M.), »der Gewinnverleiher«, Beiname des Hercules, des Mercur und des Apollo. Cerealia, bei den Römern ein Fest zu Ehren der Ceres im Monat April. Man opferte Schweine und Kühe, feierte Ritterspiele im Circus, trug weisse Kleider und erfreute sich an festlichen Gelagen. Cereatas (Gr. M.), Beiname des Apollo, unter welchem er zu Mantinea in Arcadien ein Heiligthum hatte. Ceres, Fig. 71 – 73 bei den Griechen Demeter, (Gr. M.), Tochter des Saturnus und der Rhea. Wie seine übrigen Kinder, hatte auch sie Saturn verschlungen, [Abbildung Fig. 71. ] allein als ihm der durch die Mutter gerettete Jupiter das von der Metis, Tochter des Oceanus, erhaltene Brechmittel gegeben hatte, gab er sie mit den übrigen Geschwistern wieder von sich. Von Jupiter gebar sie die Proserpina (griechisch Persephone oder Kore), und nach Einigen den Bacchus; Neptuns Nachstellungen suchte sie sich dadurch zu entziehen, dass sie sich in ein Pferd verwandelte, doch der Gott that ein Gleiches, und so gebar sie von ihm das berühmte Ross Arion; von demselben Gotte sollte sie auch eine Tochter Despöna (Herrscherin) geboren haben, die aber von Vielen für Eins mit Proserpina gehalten wird. – Der wichtigste Theil der mythischen Geschichte der C. ist an die Sage vom Raub der Proserpina geknüpft. Jupiter hatte dem Pluto ohne Wissen der C. den Besitz der Proserpina zugesagt; daher erscheint er, als die Jungfrau mit ihren Gespielinnen auf einer Wiese bei Enna in Sicilien sorglos Blumen pflückt, plötzlich mit vier schwarzen Rossen, mit denen er aus einem Schlunde der Erde herauffährt, und führt die sich Sträubende und um Hülfe Rufende davon. Niemand

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Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/199>, abgerufen am 23.11.2024.