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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Zustande, und diese Welt ist von Geschöpfen bewohnt, welche ehemals Geister der Oberwelt waren, aber zu Menschen herabgesunken sind, und nun in einem Zustande der Prüfung ihres Werthes leben, nach welchem sie entweder eine höhere geistige, oder eine niedrigere thierische Stufe einnehmen und so fortwandeln, bis sie der Vollendung und des Eingehens in das Göttliche werth sind.


Buri (Nord. M.). Die Kuh Audhumla, welche gleich nach dem Urriesen Ymer aus dem Ginnungagap (Chaos) hervorging, leckte den salzigen bereiften Grund, und am ersten Tage erwuchsen daraus Menschenhaare, am zweiten drang ein Kopf hervor, und am dritten stieg ein Gott, B., herauf, schön von Gliedern, gross, stark und kräftig. Er zeugte Bör, dieser Odin, Wile und We.


Bursa (Kalm. M.), eine Gottheit, welcher man das Vermögen, die Schönheit zu bewahren, zuschreibt, auch soll sie von Liebesübeln heilen; gewöhnlich ist sie von Bernstein gemacht, in ein kleines, kupfernes Schächtelchen verschlossen und mit einem Ringe versehen, so dass man das Bild mittelst einer Schnur um den Hals hängen kann. Wenn ein vornehmer Kalmück krank wird (arme Leute vermögen nicht, sich dieses Mittels zu bedienen), so vermengt er ein wenig davon abgeriebenen Staub mit seinen Speisen, und ist von der Unfehlbarkeit dieses Mittels überzeugt. Die Lamas allein haben das Recht, diese Götzenbilder zu verkaufen; sie geben vor, den Bernstein von dem Berge zu holen, auf welchem der Dalai Lama wohnt, indem derselbe sonst nirgends diese Wirkung habe.


Burtonen, Wahrsager der alten heidnischen Preussen. Sie wahrsagten aus geworfenen Loosen, aus über's Kreuz geworfenen Stäben, aus in's Wasser gegossenem Blei oder Wachs etc.


Busiris (Gr. u. ägypt. M.), ein König von Aegypten, Sohn des Neptun und der Lysianassa, einer Tochter des Epaphus. Aegypten hatte unter seiner Herrschaft neun Jahre einer schrecklichen Hungersnoth durchgemacht, als Phrasius, ein Seher von der Insel Cyprus, dem Könige den Rath gab, alljährlich dem Jupiter einen Fremden zu opfern. In einem Act grausamer Gerechtigkeit liess der König diesen Rathgeber, der ein Fremder war, zuerst opfern, befolgte aber seinen Rath, und nicht nur jährlich einer, sondern alle Fremden wurden geopfert. Hercules kam nach Aegypten, wo er ergriffen wurde und, gleich den übrigen Fremden, hingerichtet werden sollte. Geduldig liess er sich binden, sein Haupt bekränzen und sich als Opfer geschmückt in der Stadt umherführen, bis er am Altare, vor welchem sein Blut fliessen sollte, seine Bande sprengte, B. ergriff und ihn, so wie dessen Sohn Iphidamas, dem Jupiter opferte, doch diess das letzte Menschenopfer sein liess, das den zürnenden Göttern gebracht wurde. Man vermuthet, dass es nie einen B. gegeben, und dass vielleicht die Sage nur den Umstand andeuten soll, dass in der Stadt B. in Unterägypten in den ältesten Zeiten Menschenopfer geschlachtet worden seien, oder auch, da Menschenopfer bei den alten Aegyptern sich nicht mit Sicherheit nachweisen lassen, vielleicht bloss die Thatsache, dass die Aegypter bis zu einer gewissen Zeit sich abschliessend und feindselig gegen alle Fremden verhalten haben.


Butes (Gr. M.) 1) Sohn des Boreas, gerieth mit seinem Halbbruder Lycurgus in Streit, und ward desshalb von seinem Vater genöthigt, sein Heimathland Thracien zu verlassen; er colonisirte die Insel Strongyle, welche damals Naxos hiess, und bildete einen Seeräuberstaat, dem es bei immer höher anwachsender Macht nur an Weibern fehlte. Sie wandten sich desshalb nach Thessalien; hier trafen sie in dem phthiotischen Achäa in der Gegend, welche Drios hiess, die Dienerinnen des Bacchus bei den Orgien des Gottes an. Alle warfen, da sie von B. und den Seinigen überfallen wurden, die heiligen Geräthe von sich und flohen, nur eine junge Thessalierin, Coronis, fiel in B.' Hände und ward gezwungen, seine Gattin zu werden. Voll Zorn rief sie den Bacchus zu Hülfe; dieser machte den B. rasend, und er stürzte sich in einen Brunnen. Die übrigen Bewohner von Strongyle raubten viele thessalische Weiber, doch nicht von den Orgien hinweg, und waren glücklicher, denn sie wurden nicht von dem Gotte gestraft. - 2) B., Sohn des Teleon und der Zeuxippe, oder des Pandion und der Zeuxippe, oder des Amycus, ein athenischer Stierhirt, Pflüger und Kriegsheld, der auch den Argonautenzug mitmachte. Als die Argonauten auf der Rückkehr durch die sicilische Meerenge bei den Sirenen vorbeischifften, stimmte Orpheus einen lieblichen Gesang an, so dass die übrigen Argonauten kein Verlangen nach den gefährlichen Schönen empfanden; B. jedoch konnte das seine nicht überwinden; er sprang in das Meer und wollte zu ihnen schwimmen, allein Venus rettete ihn, indem sie ihn nach Lilybäum versetzte. Hier erzeugte sie mit ihm den Eryx, welcher König von Trinacria (Sicilien) wurde. - 3) B., einer der 50 Pallantiden (Söhne des Pallas in Athen), welche nach der schändlichen Ermordung des Androgeos an Aeacus geschickt wurden, um diesen zur Hülfe gegen des Ermordeten Vater, Minos, aufzufordern. - 4) B., Freund des berühmten rhodischen Helden Tiepolemus (Sohnes des Hercules und der Astyoche oder Astydamia), welcher, durch den Todtschlag au seinem Oheim Licymnius genöthigt. Argos zu verlassen, sich in Rhodus berühmt und beliebt machte, so dass die Bewohner der Insel ihn zum Herrscher wählten. B. hatte ihn in seine freiwillige Verbannung begleitet, und ward desshalb von ihm so geehrt, dass er ihn mit dem Reiche belehnte, als er mit neun Schiffen Rhodus verliess, um vor Troja zu ziehen. - 5) B., dessen Gestalt Apollo annahm, als Ascanius in Italien den Numanus oder Remulus, den Gatten der jüngern Schwester des Turnus, mit einem Pfeile getödtet hatte. Dieser B. war einst Waffenträger des Anchises (s. d.) und sein Thorhüter gewesen; dann ward seiner Sorge Ascan vertraut, und mit des Greises Stimme und Gestalt, wie mit seinen tönenden Waffen, trat Apollo zu dem kühnen Knaben, gebietend, nicht ferner sich in den Kampf zu mischen, und den Göttern zu danken, dass er ungestraft dem schrecklichen Numanus genaht; erst als er mitten in der Rede verschwand, erkannten die Trojaner den Gott. - 6) B., ein Trojaner, von welchem es ungewiss bleibt, ob er mit dem Vorigen einerlei ist oder nicht; er blieb von der Hand der Heldin Camilla.


Buto (Aegypt. M.), eine Göttin, welche vorzüglich in der Stadt B. im Nildelta verehrt wurde, wo sie den prachtvollsten Tempel besass. Als Isis durch Typhon verfolgt wurde, übergab sie dieser B. ihre beiden Kinder Bubastis und Horus; da diese nun den Griechen für Diana und Apollo galten, so erschien ihnen auch ihre Pflegmutter B. als Leto oder Latona, und so beschreiben die alten Geographen und Historiographen Tempel und Dienst auch als den der Latona. Sie hatte Orakel in dem genannten Orte, und die Aegypter erzählen, ihre Stadt habe von einem Platze zum andern gehen können, damit Bubastis und Horus desto besser verborgen werden könnten. Jede ägyptische Gottheit hat ein ihr geheiligtes Thier: das der B. war die Spitzmaus.


Butta. S. Bhuta.


Byblis (Gr. M.), Tochter des Miletus und der Idothea (oder der Tragasia, oder der Area), Schwester des Caunus. Dieser verliebte sich in B., und um seine Leidenschaft zu bezwingen, verliess er seine Heimath; B., über des Bruders Flucht tief betrübt, suchte ihn lange vergebens, und erhängte sich endlich vor Kummer mit ihrem Gürtel. Aus ihren in Strömen fliessenden Thränen schufen die Nymphen den Quell B.


Bylgia (Nord. M.), "See-Sturm", eines von den neun Wellenmädchen, den Töchtern des Meergottes Aeger und der Ran.


Byrgir (Nord. M.), ein Brunnen, zu welchem die Geschwister Bil und Hinke gegangen waren, um Wasser zu holen, als sie vom Monde geraubt und an den Himmel gesetzt wurden, wo sie noch immer des Gestirnes Begleiter und selbst von der Erde aus sichtbar sind.


Byrseus (Gr. M.), ein thracischer König, welcher sich von Jupiter, Neptun und Mercur, nachdem ihm diese Götter zum Danke für seine gastliche Bewirthung eine Bitte frei gestellt hatten, einen Sohn erbat, worauf die Götter eine Kuhhaut zu einem Schlauche machten, sie mit den Flüssigkeiten ihrer Körper füllten und sie dem B. schenkten, mit dem Bedeuten, nach zehn Monden werde er darin einen Knaben finden. Diess war der berühmte Orion (s. d.).


Bysnus (Gr. M.), König der Bysnäer, welche von ihm diesen Namen führten. Ilus, der Sohn des Tros und der Callirrhoe, der Erbauer von Ilium, tödtete ihn im Kriege.


Byssa (Gr. M.), Tochter des Eumelus, auf der Insel Cos. Sie verachtete die Götter, und besonders Minerva;

Zustande, und diese Welt ist von Geschöpfen bewohnt, welche ehemals Geister der Oberwelt waren, aber zu Menschen herabgesunken sind, und nun in einem Zustande der Prüfung ihres Werthes leben, nach welchem sie entweder eine höhere geistige, oder eine niedrigere thierische Stufe einnehmen und so fortwandeln, bis sie der Vollendung und des Eingehens in das Göttliche werth sind.


Buri (Nord. M.). Die Kuh Audhumla, welche gleich nach dem Urriesen Ymer aus dem Ginnungagap (Chaos) hervorging, leckte den salzigen bereiften Grund, und am ersten Tage erwuchsen daraus Menschenhaare, am zweiten drang ein Kopf hervor, und am dritten stieg ein Gott, B., herauf, schön von Gliedern, gross, stark und kräftig. Er zeugte Bör, dieser Odin, Wile und We.


Bursa (Kalm. M.), eine Gottheit, welcher man das Vermögen, die Schönheit zu bewahren, zuschreibt, auch soll sie von Liebesübeln heilen; gewöhnlich ist sie von Bernstein gemacht, in ein kleines, kupfernes Schächtelchen verschlossen und mit einem Ringe versehen, so dass man das Bild mittelst einer Schnur um den Hals hängen kann. Wenn ein vornehmer Kalmück krank wird (arme Leute vermögen nicht, sich dieses Mittels zu bedienen), so vermengt er ein wenig davon abgeriebenen Staub mit seinen Speisen, und ist von der Unfehlbarkeit dieses Mittels überzeugt. Die Lamas allein haben das Recht, diese Götzenbilder zu verkaufen; sie geben vor, den Bernstein von dem Berge zu holen, auf welchem der Dalai Lama wohnt, indem derselbe sonst nirgends diese Wirkung habe.


Burtonen, Wahrsager der alten heidnischen Preussen. Sie wahrsagten aus geworfenen Loosen, aus über's Kreuz geworfenen Stäben, aus in's Wasser gegossenem Blei oder Wachs etc.


Busiris (Gr. u. ägypt. M.), ein König von Aegypten, Sohn des Neptun und der Lysianassa, einer Tochter des Epaphus. Aegypten hatte unter seiner Herrschaft neun Jahre einer schrecklichen Hungersnoth durchgemacht, als Phrasius, ein Seher von der Insel Cyprus, dem Könige den Rath gab, alljährlich dem Jupiter einen Fremden zu opfern. In einem Act grausamer Gerechtigkeit liess der König diesen Rathgeber, der ein Fremder war, zuerst opfern, befolgte aber seinen Rath, und nicht nur jährlich einer, sondern alle Fremden wurden geopfert. Hercules kam nach Aegypten, wo er ergriffen wurde und, gleich den übrigen Fremden, hingerichtet werden sollte. Geduldig liess er sich binden, sein Haupt bekränzen und sich als Opfer geschmückt in der Stadt umherführen, bis er am Altare, vor welchem sein Blut fliessen sollte, seine Bande sprengte, B. ergriff und ihn, so wie dessen Sohn Iphidamas, dem Jupiter opferte, doch diess das letzte Menschenopfer sein liess, das den zürnenden Göttern gebracht wurde. Man vermuthet, dass es nie einen B. gegeben, und dass vielleicht die Sage nur den Umstand andeuten soll, dass in der Stadt B. in Unterägypten in den ältesten Zeiten Menschenopfer geschlachtet worden seien, oder auch, da Menschenopfer bei den alten Aegyptern sich nicht mit Sicherheit nachweisen lassen, vielleicht bloss die Thatsache, dass die Aegypter bis zu einer gewissen Zeit sich abschliessend und feindselig gegen alle Fremden verhalten haben.


Butes (Gr. M.) 1) Sohn des Boreas, gerieth mit seinem Halbbruder Lycurgus in Streit, und ward desshalb von seinem Vater genöthigt, sein Heimathland Thracien zu verlassen; er colonisirte die Insel Strongyle, welche damals Naxos hiess, und bildete einen Seeräuberstaat, dem es bei immer höher anwachsender Macht nur an Weibern fehlte. Sie wandten sich desshalb nach Thessalien; hier trafen sie in dem phthiotischen Achäa in der Gegend, welche Drios hiess, die Dienerinnen des Bacchus bei den Orgien des Gottes an. Alle warfen, da sie von B. und den Seinigen überfallen wurden, die heiligen Geräthe von sich und flohen, nur eine junge Thessalierin, Coronis, fiel in B.' Hände und ward gezwungen, seine Gattin zu werden. Voll Zorn rief sie den Bacchus zu Hülfe; dieser machte den B. rasend, und er stürzte sich in einen Brunnen. Die übrigen Bewohner von Strongyle raubten viele thessalische Weiber, doch nicht von den Orgien hinweg, und waren glücklicher, denn sie wurden nicht von dem Gotte gestraft. – 2) B., Sohn des Teleon und der Zeuxippe, oder des Pandion und der Zeuxippe, oder des Amycus, ein athenischer Stierhirt, Pflüger und Kriegsheld, der auch den Argonautenzug mitmachte. Als die Argonauten auf der Rückkehr durch die sicilische Meerenge bei den Sirenen vorbeischifften, stimmte Orpheus einen lieblichen Gesang an, so dass die übrigen Argonauten kein Verlangen nach den gefährlichen Schönen empfanden; B. jedoch konnte das seine nicht überwinden; er sprang in das Meer und wollte zu ihnen schwimmen, allein Venus rettete ihn, indem sie ihn nach Lilybäum versetzte. Hier erzeugte sie mit ihm den Eryx, welcher König von Trinacria (Sicilien) wurde. – 3) B., einer der 50 Pallantiden (Söhne des Pallas in Athen), welche nach der schändlichen Ermordung des Androgeos an Aeacus geschickt wurden, um diesen zur Hülfe gegen des Ermordeten Vater, Minos, aufzufordern. – 4) B., Freund des berühmten rhodischen Helden Tiepolemus (Sohnes des Hercules und der Astyoche oder Astydamia), welcher, durch den Todtschlag au seinem Oheim Licymnius genöthigt. Argos zu verlassen, sich in Rhodus berühmt und beliebt machte, so dass die Bewohner der Insel ihn zum Herrscher wählten. B. hatte ihn in seine freiwillige Verbannung begleitet, und ward desshalb von ihm so geehrt, dass er ihn mit dem Reiche belehnte, als er mit neun Schiffen Rhodus verliess, um vor Troja zu ziehen. – 5) B., dessen Gestalt Apollo annahm, als Ascanius in Italien den Numanus oder Remulus, den Gatten der jüngern Schwester des Turnus, mit einem Pfeile getödtet hatte. Dieser B. war einst Waffenträger des Anchises (s. d.) und sein Thorhüter gewesen; dann ward seiner Sorge Ascan vertraut, und mit des Greises Stimme und Gestalt, wie mit seinen tönenden Waffen, trat Apollo zu dem kühnen Knaben, gebietend, nicht ferner sich in den Kampf zu mischen, und den Göttern zu danken, dass er ungestraft dem schrecklichen Numanus genaht; erst als er mitten in der Rede verschwand, erkannten die Trojaner den Gott. – 6) B., ein Trojaner, von welchem es ungewiss bleibt, ob er mit dem Vorigen einerlei ist oder nicht; er blieb von der Hand der Heldin Camilla.


Buto (Aegypt. M.), eine Göttin, welche vorzüglich in der Stadt B. im Nildelta verehrt wurde, wo sie den prachtvollsten Tempel besass. Als Isis durch Typhon verfolgt wurde, übergab sie dieser B. ihre beiden Kinder Bubastis und Horus; da diese nun den Griechen für Diana und Apollo galten, so erschien ihnen auch ihre Pflegmutter B. als Leto oder Latona, und so beschreiben die alten Geographen und Historiographen Tempel und Dienst auch als den der Latona. Sie hatte Orakel in dem genannten Orte, und die Aegypter erzählen, ihre Stadt habe von einem Platze zum andern gehen können, damit Bubastis und Horus desto besser verborgen werden könnten. Jede ägyptische Gottheit hat ein ihr geheiligtes Thier: das der B. war die Spitzmaus.


Butta. S. Bhuta.


Byblis (Gr. M.), Tochter des Miletus und der Idothea (oder der Tragasia, oder der Area), Schwester des Caunus. Dieser verliebte sich in B., und um seine Leidenschaft zu bezwingen, verliess er seine Heimath; B., über des Bruders Flucht tief betrübt, suchte ihn lange vergebens, und erhängte sich endlich vor Kummer mit ihrem Gürtel. Aus ihren in Strömen fliessenden Thränen schufen die Nymphen den Quell B.


Bylgia (Nord. M.), »See-Sturm«, eines von den neun Wellenmädchen, den Töchtern des Meergottes Aeger und der Ran.


Byrgir (Nord. M.), ein Brunnen, zu welchem die Geschwister Bil und Hinke gegangen waren, um Wasser zu holen, als sie vom Monde geraubt und an den Himmel gesetzt wurden, wo sie noch immer des Gestirnes Begleiter und selbst von der Erde aus sichtbar sind.


Byrseus (Gr. M.), ein thracischer König, welcher sich von Jupiter, Neptun und Mercur, nachdem ihm diese Götter zum Danke für seine gastliche Bewirthung eine Bitte frei gestellt hatten, einen Sohn erbat, worauf die Götter eine Kuhhaut zu einem Schlauche machten, sie mit den Flüssigkeiten ihrer Körper füllten und sie dem B. schenkten, mit dem Bedeuten, nach zehn Monden werde er darin einen Knaben finden. Diess war der berühmte Orion (s. d.).


Bysnus (Gr. M.), König der Bysnäer, welche von ihm diesen Namen führten. Ilus, der Sohn des Tros und der Callirrhoë, der Erbauer von Ilium, tödtete ihn im Kriege.


Byssa (Gr. M.), Tochter des Eumelus, auf der Insel Cos. Sie verachtete die Götter, und besonders Minerva;

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[117/0187] Zustande, und diese Welt ist von Geschöpfen bewohnt, welche ehemals Geister der Oberwelt waren, aber zu Menschen herabgesunken sind, und nun in einem Zustande der Prüfung ihres Werthes leben, nach welchem sie entweder eine höhere geistige, oder eine niedrigere thierische Stufe einnehmen und so fortwandeln, bis sie der Vollendung und des Eingehens in das Göttliche werth sind. Buri (Nord. M.). Die Kuh Audhumla, welche gleich nach dem Urriesen Ymer aus dem Ginnungagap (Chaos) hervorging, leckte den salzigen bereiften Grund, und am ersten Tage erwuchsen daraus Menschenhaare, am zweiten drang ein Kopf hervor, und am dritten stieg ein Gott, B., herauf, schön von Gliedern, gross, stark und kräftig. Er zeugte Bör, dieser Odin, Wile und We. Bursa (Kalm. M.), eine Gottheit, welcher man das Vermögen, die Schönheit zu bewahren, zuschreibt, auch soll sie von Liebesübeln heilen; gewöhnlich ist sie von Bernstein gemacht, in ein kleines, kupfernes Schächtelchen verschlossen und mit einem Ringe versehen, so dass man das Bild mittelst einer Schnur um den Hals hängen kann. Wenn ein vornehmer Kalmück krank wird (arme Leute vermögen nicht, sich dieses Mittels zu bedienen), so vermengt er ein wenig davon abgeriebenen Staub mit seinen Speisen, und ist von der Unfehlbarkeit dieses Mittels überzeugt. Die Lamas allein haben das Recht, diese Götzenbilder zu verkaufen; sie geben vor, den Bernstein von dem Berge zu holen, auf welchem der Dalai Lama wohnt, indem derselbe sonst nirgends diese Wirkung habe. Burtonen, Wahrsager der alten heidnischen Preussen. Sie wahrsagten aus geworfenen Loosen, aus über's Kreuz geworfenen Stäben, aus in's Wasser gegossenem Blei oder Wachs etc. Busiris (Gr. u. ägypt. M.), ein König von Aegypten, Sohn des Neptun und der Lysianassa, einer Tochter des Epaphus. Aegypten hatte unter seiner Herrschaft neun Jahre einer schrecklichen Hungersnoth durchgemacht, als Phrasius, ein Seher von der Insel Cyprus, dem Könige den Rath gab, alljährlich dem Jupiter einen Fremden zu opfern. In einem Act grausamer Gerechtigkeit liess der König diesen Rathgeber, der ein Fremder war, zuerst opfern, befolgte aber seinen Rath, und nicht nur jährlich einer, sondern alle Fremden wurden geopfert. Hercules kam nach Aegypten, wo er ergriffen wurde und, gleich den übrigen Fremden, hingerichtet werden sollte. Geduldig liess er sich binden, sein Haupt bekränzen und sich als Opfer geschmückt in der Stadt umherführen, bis er am Altare, vor welchem sein Blut fliessen sollte, seine Bande sprengte, B. ergriff und ihn, so wie dessen Sohn Iphidamas, dem Jupiter opferte, doch diess das letzte Menschenopfer sein liess, das den zürnenden Göttern gebracht wurde. Man vermuthet, dass es nie einen B. gegeben, und dass vielleicht die Sage nur den Umstand andeuten soll, dass in der Stadt B. in Unterägypten in den ältesten Zeiten Menschenopfer geschlachtet worden seien, oder auch, da Menschenopfer bei den alten Aegyptern sich nicht mit Sicherheit nachweisen lassen, vielleicht bloss die Thatsache, dass die Aegypter bis zu einer gewissen Zeit sich abschliessend und feindselig gegen alle Fremden verhalten haben. Butes (Gr. M.) 1) Sohn des Boreas, gerieth mit seinem Halbbruder Lycurgus in Streit, und ward desshalb von seinem Vater genöthigt, sein Heimathland Thracien zu verlassen; er colonisirte die Insel Strongyle, welche damals Naxos hiess, und bildete einen Seeräuberstaat, dem es bei immer höher anwachsender Macht nur an Weibern fehlte. Sie wandten sich desshalb nach Thessalien; hier trafen sie in dem phthiotischen Achäa in der Gegend, welche Drios hiess, die Dienerinnen des Bacchus bei den Orgien des Gottes an. Alle warfen, da sie von B. und den Seinigen überfallen wurden, die heiligen Geräthe von sich und flohen, nur eine junge Thessalierin, Coronis, fiel in B.' Hände und ward gezwungen, seine Gattin zu werden. Voll Zorn rief sie den Bacchus zu Hülfe; dieser machte den B. rasend, und er stürzte sich in einen Brunnen. Die übrigen Bewohner von Strongyle raubten viele thessalische Weiber, doch nicht von den Orgien hinweg, und waren glücklicher, denn sie wurden nicht von dem Gotte gestraft. – 2) B., Sohn des Teleon und der Zeuxippe, oder des Pandion und der Zeuxippe, oder des Amycus, ein athenischer Stierhirt, Pflüger und Kriegsheld, der auch den Argonautenzug mitmachte. Als die Argonauten auf der Rückkehr durch die sicilische Meerenge bei den Sirenen vorbeischifften, stimmte Orpheus einen lieblichen Gesang an, so dass die übrigen Argonauten kein Verlangen nach den gefährlichen Schönen empfanden; B. jedoch konnte das seine nicht überwinden; er sprang in das Meer und wollte zu ihnen schwimmen, allein Venus rettete ihn, indem sie ihn nach Lilybäum versetzte. Hier erzeugte sie mit ihm den Eryx, welcher König von Trinacria (Sicilien) wurde. – 3) B., einer der 50 Pallantiden (Söhne des Pallas in Athen), welche nach der schändlichen Ermordung des Androgeos an Aeacus geschickt wurden, um diesen zur Hülfe gegen des Ermordeten Vater, Minos, aufzufordern. – 4) B., Freund des berühmten rhodischen Helden Tiepolemus (Sohnes des Hercules und der Astyoche oder Astydamia), welcher, durch den Todtschlag au seinem Oheim Licymnius genöthigt. Argos zu verlassen, sich in Rhodus berühmt und beliebt machte, so dass die Bewohner der Insel ihn zum Herrscher wählten. B. hatte ihn in seine freiwillige Verbannung begleitet, und ward desshalb von ihm so geehrt, dass er ihn mit dem Reiche belehnte, als er mit neun Schiffen Rhodus verliess, um vor Troja zu ziehen. – 5) B., dessen Gestalt Apollo annahm, als Ascanius in Italien den Numanus oder Remulus, den Gatten der jüngern Schwester des Turnus, mit einem Pfeile getödtet hatte. Dieser B. war einst Waffenträger des Anchises (s. d.) und sein Thorhüter gewesen; dann ward seiner Sorge Ascan vertraut, und mit des Greises Stimme und Gestalt, wie mit seinen tönenden Waffen, trat Apollo zu dem kühnen Knaben, gebietend, nicht ferner sich in den Kampf zu mischen, und den Göttern zu danken, dass er ungestraft dem schrecklichen Numanus genaht; erst als er mitten in der Rede verschwand, erkannten die Trojaner den Gott. – 6) B., ein Trojaner, von welchem es ungewiss bleibt, ob er mit dem Vorigen einerlei ist oder nicht; er blieb von der Hand der Heldin Camilla. Buto (Aegypt. M.), eine Göttin, welche vorzüglich in der Stadt B. im Nildelta verehrt wurde, wo sie den prachtvollsten Tempel besass. Als Isis durch Typhon verfolgt wurde, übergab sie dieser B. ihre beiden Kinder Bubastis und Horus; da diese nun den Griechen für Diana und Apollo galten, so erschien ihnen auch ihre Pflegmutter B. als Leto oder Latona, und so beschreiben die alten Geographen und Historiographen Tempel und Dienst auch als den der Latona. Sie hatte Orakel in dem genannten Orte, und die Aegypter erzählen, ihre Stadt habe von einem Platze zum andern gehen können, damit Bubastis und Horus desto besser verborgen werden könnten. Jede ägyptische Gottheit hat ein ihr geheiligtes Thier: das der B. war die Spitzmaus. Butta. S. Bhuta. Byblis (Gr. M.), Tochter des Miletus und der Idothea (oder der Tragasia, oder der Area), Schwester des Caunus. Dieser verliebte sich in B., und um seine Leidenschaft zu bezwingen, verliess er seine Heimath; B., über des Bruders Flucht tief betrübt, suchte ihn lange vergebens, und erhängte sich endlich vor Kummer mit ihrem Gürtel. Aus ihren in Strömen fliessenden Thränen schufen die Nymphen den Quell B. Bylgia (Nord. M.), »See-Sturm«, eines von den neun Wellenmädchen, den Töchtern des Meergottes Aeger und der Ran. Byrgir (Nord. M.), ein Brunnen, zu welchem die Geschwister Bil und Hinke gegangen waren, um Wasser zu holen, als sie vom Monde geraubt und an den Himmel gesetzt wurden, wo sie noch immer des Gestirnes Begleiter und selbst von der Erde aus sichtbar sind. Byrseus (Gr. M.), ein thracischer König, welcher sich von Jupiter, Neptun und Mercur, nachdem ihm diese Götter zum Danke für seine gastliche Bewirthung eine Bitte frei gestellt hatten, einen Sohn erbat, worauf die Götter eine Kuhhaut zu einem Schlauche machten, sie mit den Flüssigkeiten ihrer Körper füllten und sie dem B. schenkten, mit dem Bedeuten, nach zehn Monden werde er darin einen Knaben finden. Diess war der berühmte Orion (s. d.). Bysnus (Gr. M.), König der Bysnäer, welche von ihm diesen Namen führten. Ilus, der Sohn des Tros und der Callirrhoë, der Erbauer von Ilium, tödtete ihn im Kriege. Byssa (Gr. M.), Tochter des Eumelus, auf der Insel Cos. Sie verachtete die Götter, und besonders Minerva;

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/187>, abgerufen am 22.11.2024.