Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.Apollo fing ihren Geist auf und verlieh ihm Unsterblichkeit. Eine Stadt in Achaja soll von ihr den Namen erhalten haben. Boelwerk (Nord. M.), ein Name, welchen Odin sich beilegte, als er in Knechtsgestalt in Dienste des Baugi trat, um durch dessen Beistand Eingang in die Höhle zu gewinnen, in welcher die schöne Gunlöde, eine Riesenjungfrau, den Dichtermeth bewachte. B. kam in Gestalt einer Schlange zu ihr, verwandelte sich in einen herrlichen Jüngling, gewann ihre Liebe und blieb drei Nächte bei ihr, wofür sie ihm erlaubte, drei Züge von dem Meth zu trinken; mit diesen drei Zügen leerte er alle Gefässe, welche den köstlichen Trank enthielten, und entfloh. Bombur (Nord. M.), einer jener Zwerge, deren zahlreiches Geschlecht, aus Erde geschaffen, in der Erde wohnt. Bona Dea (Röm. M.), eine Göttin von geheimnissvollem Wesen, die am meisten Aehnlichkeit mit Ceres zu haben scheint, auch für einerlei mit Maja, der Erde, Semele, Medea, Hecate, Proserpina, erklärt wird, eigentlich aber Fauna geheissen haben, und eine Schwester, Gattin oder Tochter des Faunus gewesen sein soll. Den Nachstellungen ihres Vaters Faunus widerstand sie beharrlich, und wurde desshalb von ihm mit einem Myrtenzweige gepeitscht; doch vereinigte er sich mit ihr, nachdem er sich in eine Schlange verwandelt. Desshalb durfte kein Myrthenzweig in ihren Tempel gebracht werden, kein Mann den Tempel betreten, und nur Frauen feierten dass grosse Fest der Göttin am ersten Mai, jedesmal im Hause desjenigen Consuls, der gerade die Zeichen der Regierungs-Gewalt, die Fascen, besass. Bekannt ist der Frevel des Publius Clodius, der sich in Weiberkleidern zu diesem Feste einschlich, um mit Pompeja, der Gemahlin Julius Cäsars, zusammenzukommen, mit welcher er ein Liebes - Verständniss hatte. Bei späterer, noch grösserer Entartung der Sitten wurde das Fest der Schauplatz der grössten Ausschweifungen. Bonden (Ind. M.), ein Fürst aus dem Geschlechte der Sonnenkinder. Sein Vater hiess Rassawarten und war ein mächtiger Raja, dessen Zepter weithin anderer Fürsten Völker beherrschte. B. war mit Kudrassi vermählt, welche ihm einen Sohn Trunawendu und eine Tochter Aillei schenkte; Letztere ward des Wassirwarku Gemahlin, und als solche Mutter des Kuberen. Bonus Eventus (Röm. M.), eine ländliche Gottheit, welche in der neunten Region Roms einen Tempel hatte, und glückliches Gedeihen der Feldfrüchte und Heerden schenken sollte; er erscheint als jugendlicher Heros, auf geflügeltem Drachenwagen, in der Rechten eine Opferschale, in der Linken Mohnhäupter und Kornähren, zuweilen auch mit Fruchthorn und Altar. Bonzen, nennen die Europäer die Priester des chinesischen und tübetanischen Gottes Fo, eine Bezeichnung, welche man auch wohl auf die japanischen, mongolischen und tatarischen Priester ausdehnt. Sie heissen in China Seng oder Ho Schang, bei den Siamesen Talapoinen, bei den Tataren und in Tübet, der Mongolei etc. Lamas, sind gewöhnlich höchst unwissende Menschen, haben jedoch mitunter einen nicht unbedeutenden Grad von Verschlagenheit, wo es ihr Vortheil mit sich bringt. Sie leben theils einzeln zerstreut, theils in Klöstern vereint; es gibt B. und Bonzinnen; viele sind darauf angewiesen, zu betteln, und den Erwerb ihren Klöstern zuzuwenden, wozu sie sich oft der seltsamsten Mittel bedienen. Bootes (Gr. M.), "Ochsenhirt." Icarius, der Hirt, von Bacchus im Weinbau unterrichtet, verlor dadurch sein Leben, dass er einigen Schäfern Wein zu trinken gab, welche dann im Rausch ihn todtschlugen. Er ward in einen Brunnen geworfen und mit Steinen zugedeckt, doch sein treuer Hund Mära war Veranlassung zur Entdeckung der Frevelthat, indem er den Ort nicht verlassen wollte, bis Erigone, Icarius' Tochter, den Leichnam ihres Vaters fand. Sie erhängte sich aus Betrübniss, und ward nun mit ihrem Vater und dem treuen Thiere unter die Sterne versetzt. Der Hund ist der grössere, der Sirius, Erigone ist die Jungfrau im Thierkreise, und Icarius ist das Sternbild, welches wir unter dem Namen B. oder Arctophylax, d. h. Bärenhüter, kennen. Boeotia (Gr. M.), nach Späteren von Hyas die Mutter der Hyaden, welche sonst Töchter des Atlas und der Aethra oder der Pleione genannt werden. Boeotus (Gr. M.). Arne, die Tochter des Aeolus, war eine Geliebte Neptuns, und gebar aus seiner Umarmung den B. und Aeolus. Aeolus, ihr Vater, wollte nicht glauben, dass Neptun der Vater sei, schalt die Verführte, und übergab sie einem Fremden aus Gross-Griechenland, aus der Stadt Metapontum, damit er sie bei sich behalte. Dort gebar Arne die oben genannten Zwillingskinder. Der Fremde nahm, einem Orakelspruch zu Folge, die Kinder als die seinen an. Erwachsen, rissen sie die Regierung der Stadt an sich, und herrschten längere Zeit vereint, bis in einem Streit zwischen ihrer Mutter und der Gattin ihres Pflegvaters, Autolyte, sie der Erstern beistanden, und Autolyte erschlugen. Nunmehr verliessen sie mit ihrem Anhange die Stadt. Aeolus nahm die Inseln im tyrrhenischen Meere in Besitz, welche er die äolischen nannte, und erbauete Lipara; er ist der Beherrscher der Winde. B. aber ging nach Aeolien zu seinem Grossvater, ward von diesem an Kindesstatt angenommen, gelangte zur Regierung, nannte das Land nach seiner Mutter, Arne, und das Volk nach sich, Böotier. Er hatte einen Sohn Itonus, und die Nachkommen desselben zogen als Anführer der Böotier in den trojanischen Krieg. Boer (Nord. M.), Sohn des Bure; seine Gemahlin war ein Jotenweib Bestla, Tochter des Baulthorn; sie gebar ihm die Söhne Odin, Wili und We. Durch diese ward der Riese Ymer erschlagen, dessen Blut die Welt ersäufte, und aus dessen Leib sie dann eine neue schufen; die Knochen wurden Berge und Felsen, das Blut Meer, und die Hirnschale der gewölbte Himmel. Borak (Muham. M.), das Wunderross, das den Muhamed mit solcher Schnelligkeit durch alte sieben Himmel trug, dass er bei der Wiederkehr den Wasserkrug, den das Thier beim Aufbruch umgestossen, noch nicht ganz ausgelaufen fand. Boreaden (Gr. M.), die Söhne des Boreas, Zetes und Calais. Boreas Fig. 59 (Gr. M.), ein Titane, Sohn des Asträus und der Aurora, einer der vier Hauptwinde (seine Fig. 59. Apollo fing ihren Geist auf und verlieh ihm Unsterblichkeit. Eine Stadt in Achaja soll von ihr den Namen erhalten haben. Boelwerk (Nord. M.), ein Name, welchen Odin sich beilegte, als er in Knechtsgestalt in Dienste des Baugi trat, um durch dessen Beistand Eingang in die Höhle zu gewinnen, in welcher die schöne Gunlöde, eine Riesenjungfrau, den Dichtermeth bewachte. B. kam in Gestalt einer Schlange zu ihr, verwandelte sich in einen herrlichen Jüngling, gewann ihre Liebe und blieb drei Nächte bei ihr, wofür sie ihm erlaubte, drei Züge von dem Meth zu trinken; mit diesen drei Zügen leerte er alle Gefässe, welche den köstlichen Trank enthielten, und entfloh. Bombur (Nord. M.), einer jener Zwerge, deren zahlreiches Geschlecht, aus Erde geschaffen, in der Erde wohnt. Bona Dea (Röm. M.), eine Göttin von geheimnissvollem Wesen, die am meisten Aehnlichkeit mit Ceres zu haben scheint, auch für einerlei mit Maja, der Erde, Semele, Medea, Hecate, Proserpina, erklärt wird, eigentlich aber Fauna geheissen haben, und eine Schwester, Gattin oder Tochter des Faunus gewesen sein soll. 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Sie heissen in China Seng oder Ho Schang, bei den Siamesen Talapoinen, bei den Tataren und in Tübet, der Mongolei etc. Lamas, sind gewöhnlich höchst unwissende Menschen, haben jedoch mitunter einen nicht unbedeutenden Grad von Verschlagenheit, wo es ihr Vortheil mit sich bringt. Sie leben theils einzeln zerstreut, theils in Klöstern vereint; es gibt B. und Bonzinnen; viele sind darauf angewiesen, zu betteln, und den Erwerb ihren Klöstern zuzuwenden, wozu sie sich oft der seltsamsten Mittel bedienen. Bootes (Gr. M.), »Ochsenhirt.« Icarius, der Hirt, von Bacchus im Weinbau unterrichtet, verlor dadurch sein Leben, dass er einigen Schäfern Wein zu trinken gab, welche dann im Rausch ihn todtschlugen. Er ward in einen Brunnen geworfen und mit Steinen zugedeckt, doch sein treuer Hund Mära war Veranlassung zur Entdeckung der Frevelthat, indem er den Ort nicht verlassen wollte, bis Erigone, Icarius' Tochter, den Leichnam ihres Vaters fand. Sie erhängte sich aus Betrübniss, und ward nun mit ihrem Vater und dem treuen Thiere unter die Sterne versetzt. Der Hund ist der grössere, der Sirius, Erigone ist die Jungfrau im Thierkreise, und Icarius ist das Sternbild, welches wir unter dem Namen B. oder Arctophylax, d. h. Bärenhüter, kennen. Boeotia (Gr. M.), nach Späteren von Hyas die Mutter der Hyaden, welche sonst Töchter des Atlas und der Aethra oder der Pleïone genannt werden. Boeotus (Gr. M.). Arne, die Tochter des Aeolus, war eine Geliebte Neptuns, und gebar aus seiner Umarmung den B. und Aeolus. Aeolus, ihr Vater, wollte nicht glauben, dass Neptun der Vater sei, schalt die Verführte, und übergab sie einem Fremden aus Gross-Griechenland, aus der Stadt Metapontum, damit er sie bei sich behalte. Dort gebar Arne die oben genannten Zwillingskinder. Der Fremde nahm, einem Orakelspruch zu Folge, die Kinder als die seinen an. Erwachsen, rissen sie die Regierung der Stadt an sich, und herrschten längere Zeit vereint, bis in einem Streit zwischen ihrer Mutter und der Gattin ihres Pflegvaters, Autolyte, sie der Erstern beistanden, und Autolyte erschlugen. Nunmehr verliessen sie mit ihrem Anhange die Stadt. Aeolus nahm die Inseln im tyrrhenischen Meere in Besitz, welche er die äolischen nannte, und erbauete Lipara; er ist der Beherrscher der Winde. B. aber ging nach Aeolien zu seinem Grossvater, ward von diesem an Kindesstatt angenommen, gelangte zur Regierung, nannte das Land nach seiner Mutter, Arne, und das Volk nach sich, Böotier. Er hatte einen Sohn Itonus, und die Nachkommen desselben zogen als Anführer der Böotier in den trojanischen Krieg. Boer (Nord. M.), Sohn des Bure; seine Gemahlin war ein Jotenweib Bestla, Tochter des Baulthorn; sie gebar ihm die Söhne Odin, Wili und We. Durch diese ward der Riese Ymer erschlagen, dessen Blut die Welt ersäufte, und aus dessen Leib sie dann eine neue schufen; die Knochen wurden Berge und Felsen, das Blut Meer, und die Hirnschale der gewölbte Himmel. Borak (Muham. M.), das Wunderross, das den Muhamed mit solcher Schnelligkeit durch alte sieben Himmel trug, dass er bei der Wiederkehr den Wasserkrug, den das Thier beim Aufbruch umgestossen, noch nicht ganz ausgelaufen fand. Boreaden (Gr. M.), die Söhne des Boreas, Zetes und Calaïs. Boreas Fig. 59 (Gr. M.), ein Titane, Sohn des Asträus und der Aurora, einer der vier Hauptwinde (seine Fig. 59. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0179" n="109"/> Apollo fing ihren Geist auf und verlieh ihm Unsterblichkeit. Eine Stadt in Achaja soll von ihr den Namen erhalten haben.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Boelwerk</hi> (Nord. 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Erwachsen, rissen sie die Regierung der Stadt an sich, und herrschten längere Zeit vereint, bis in einem Streit zwischen ihrer Mutter und der Gattin ihres Pflegvaters, Autolyte, sie der Erstern beistanden, und Autolyte erschlugen. Nunmehr verliessen sie mit ihrem Anhange die Stadt. Aeolus nahm die Inseln im tyrrhenischen Meere in Besitz, welche er die äolischen nannte, und erbauete Lipara; er ist der Beherrscher der Winde. B. aber ging nach Aeolien zu seinem Grossvater, ward von diesem an Kindesstatt angenommen, gelangte zur Regierung, nannte das Land nach seiner Mutter, Arne, und das Volk nach sich, Böotier. Er hatte einen Sohn Itonus, und die Nachkommen desselben zogen als Anführer der Böotier in den trojanischen Krieg.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Boer</hi> (Nord. M.), Sohn des Bure; seine Gemahlin war ein Jotenweib Bestla, Tochter des Baulthorn; sie gebar ihm die Söhne Odin, Wili und We. 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Die Boreäden Zetes und Calaïs waren seine Söhne von dieser Orithyia, welche ihm auch noch eine Tochter Cleopatra gebar, die sich mit Phineus, König zu Salmydessus in Thracien, Sohn des phönicischen Königs Agenor, vermählte. Auch Chloris ward von ihm entführt; die Nymphe Pitys aber, welche ihn nicht erhörte, sondern den Pan begünstigte, aus Eifersucht gegen einen Felsen geschleudert, so dass sie davon starb. Viele der berühmtesten Rosse des Alterthums dankten ihm die Entstehung; so von der Harpyie Aëllopus: Xanthus und Podarce, und von den Rossen des </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0179]
Apollo fing ihren Geist auf und verlieh ihm Unsterblichkeit. Eine Stadt in Achaja soll von ihr den Namen erhalten haben.
Boelwerk (Nord. M.), ein Name, welchen Odin sich beilegte, als er in Knechtsgestalt in Dienste des Baugi trat, um durch dessen Beistand Eingang in die Höhle zu gewinnen, in welcher die schöne Gunlöde, eine Riesenjungfrau, den Dichtermeth bewachte. B. kam in Gestalt einer Schlange zu ihr, verwandelte sich in einen herrlichen Jüngling, gewann ihre Liebe und blieb drei Nächte bei ihr, wofür sie ihm erlaubte, drei Züge von dem Meth zu trinken; mit diesen drei Zügen leerte er alle Gefässe, welche den köstlichen Trank enthielten, und entfloh.
Bombur (Nord. M.), einer jener Zwerge, deren zahlreiches Geschlecht, aus Erde geschaffen, in der Erde wohnt.
Bona Dea (Röm. M.), eine Göttin von geheimnissvollem Wesen, die am meisten Aehnlichkeit mit Ceres zu haben scheint, auch für einerlei mit Maja, der Erde, Semele, Medea, Hecate, Proserpina, erklärt wird, eigentlich aber Fauna geheissen haben, und eine Schwester, Gattin oder Tochter des Faunus gewesen sein soll. Den Nachstellungen ihres Vaters Faunus widerstand sie beharrlich, und wurde desshalb von ihm mit einem Myrtenzweige gepeitscht; doch vereinigte er sich mit ihr, nachdem er sich in eine Schlange verwandelt. Desshalb durfte kein Myrthenzweig in ihren Tempel gebracht werden, kein Mann den Tempel betreten, und nur Frauen feierten dass grosse Fest der Göttin am ersten Mai, jedesmal im Hause desjenigen Consuls, der gerade die Zeichen der Regierungs-Gewalt, die Fascen, besass. Bekannt ist der Frevel des Publius Clodius, der sich in Weiberkleidern zu diesem Feste einschlich, um mit Pompeja, der Gemahlin Julius Cäsars, zusammenzukommen, mit welcher er ein Liebes – Verständniss hatte. Bei späterer, noch grösserer Entartung der Sitten wurde das Fest der Schauplatz der grössten Ausschweifungen.
Bonden (Ind. M.), ein Fürst aus dem Geschlechte der Sonnenkinder. Sein Vater hiess Rassawarten und war ein mächtiger Raja, dessen Zepter weithin anderer Fürsten Völker beherrschte. B. war mit Kudrassi vermählt, welche ihm einen Sohn Trunawendu und eine Tochter Aillei schenkte; Letztere ward des Wassirwarku Gemahlin, und als solche Mutter des Kuberen.
Bonus Eventus (Röm. M.), eine ländliche Gottheit, welche in der neunten Region Roms einen Tempel hatte, und glückliches Gedeihen der Feldfrüchte und Heerden schenken sollte; er erscheint als jugendlicher Heros, auf geflügeltem Drachenwagen, in der Rechten eine Opferschale, in der Linken Mohnhäupter und Kornähren, zuweilen auch mit Fruchthorn und Altar.
Bonzen, nennen die Europäer die Priester des chinesischen und tübetanischen Gottes Fo, eine Bezeichnung, welche man auch wohl auf die japanischen, mongolischen und tatarischen Priester ausdehnt. Sie heissen in China Seng oder Ho Schang, bei den Siamesen Talapoinen, bei den Tataren und in Tübet, der Mongolei etc. Lamas, sind gewöhnlich höchst unwissende Menschen, haben jedoch mitunter einen nicht unbedeutenden Grad von Verschlagenheit, wo es ihr Vortheil mit sich bringt. Sie leben theils einzeln zerstreut, theils in Klöstern vereint; es gibt B. und Bonzinnen; viele sind darauf angewiesen, zu betteln, und den Erwerb ihren Klöstern zuzuwenden, wozu sie sich oft der seltsamsten Mittel bedienen.
Bootes (Gr. M.), »Ochsenhirt.« Icarius, der Hirt, von Bacchus im Weinbau unterrichtet, verlor dadurch sein Leben, dass er einigen Schäfern Wein zu trinken gab, welche dann im Rausch ihn todtschlugen. Er ward in einen Brunnen geworfen und mit Steinen zugedeckt, doch sein treuer Hund Mära war Veranlassung zur Entdeckung der Frevelthat, indem er den Ort nicht verlassen wollte, bis Erigone, Icarius' Tochter, den Leichnam ihres Vaters fand. Sie erhängte sich aus Betrübniss, und ward nun mit ihrem Vater und dem treuen Thiere unter die Sterne versetzt. Der Hund ist der grössere, der Sirius, Erigone ist die Jungfrau im Thierkreise, und Icarius ist das Sternbild, welches wir unter dem Namen B. oder Arctophylax, d. h. Bärenhüter, kennen.
Boeotia (Gr. M.), nach Späteren von Hyas die Mutter der Hyaden, welche sonst Töchter des Atlas und der Aethra oder der Pleïone genannt werden.
Boeotus (Gr. M.). Arne, die Tochter des Aeolus, war eine Geliebte Neptuns, und gebar aus seiner Umarmung den B. und Aeolus. Aeolus, ihr Vater, wollte nicht glauben, dass Neptun der Vater sei, schalt die Verführte, und übergab sie einem Fremden aus Gross-Griechenland, aus der Stadt Metapontum, damit er sie bei sich behalte. Dort gebar Arne die oben genannten Zwillingskinder. Der Fremde nahm, einem Orakelspruch zu Folge, die Kinder als die seinen an. Erwachsen, rissen sie die Regierung der Stadt an sich, und herrschten längere Zeit vereint, bis in einem Streit zwischen ihrer Mutter und der Gattin ihres Pflegvaters, Autolyte, sie der Erstern beistanden, und Autolyte erschlugen. Nunmehr verliessen sie mit ihrem Anhange die Stadt. Aeolus nahm die Inseln im tyrrhenischen Meere in Besitz, welche er die äolischen nannte, und erbauete Lipara; er ist der Beherrscher der Winde. B. aber ging nach Aeolien zu seinem Grossvater, ward von diesem an Kindesstatt angenommen, gelangte zur Regierung, nannte das Land nach seiner Mutter, Arne, und das Volk nach sich, Böotier. Er hatte einen Sohn Itonus, und die Nachkommen desselben zogen als Anführer der Böotier in den trojanischen Krieg.
Boer (Nord. M.), Sohn des Bure; seine Gemahlin war ein Jotenweib Bestla, Tochter des Baulthorn; sie gebar ihm die Söhne Odin, Wili und We. Durch diese ward der Riese Ymer erschlagen, dessen Blut die Welt ersäufte, und aus dessen Leib sie dann eine neue schufen; die Knochen wurden Berge und Felsen, das Blut Meer, und die Hirnschale der gewölbte Himmel.
Borak (Muham. M.), das Wunderross, das den Muhamed mit solcher Schnelligkeit durch alte sieben Himmel trug, dass er bei der Wiederkehr den Wasserkrug, den das Thier beim Aufbruch umgestossen, noch nicht ganz ausgelaufen fand.
Boreaden (Gr. M.), die Söhne des Boreas, Zetes und Calaïs.
Boreas Fig. 59 (Gr. M.), ein Titane, Sohn des Asträus und der Aurora, einer der vier Hauptwinde (seine
[Abbildung Fig. 59.
]
Brüder waren Zephyrus und Notus) gehörte zu den Wohlthätern der heissen Länder, denn sein Hauch brachte Kühlung und erquickenden Regen. Seine Wohnung war eine Höhle des rhipäischen Gebirges in der Nähe der Hyperboreer. Er ward von den Athenern hoch verehrt und ihm ein kleiner Tempel erbaut, weil er die Flotte des Xerxes beschädigt hatte. Er liebte des attischen Königs Erechtheus Tochter Orithyia, und da er sie nicht gewinnen konnte, entführte er sie gewaltsam, eine Begebenheit, welche von den griechischen Künstlern häufig dargestellt wurde. Die Boreäden Zetes und Calaïs waren seine Söhne von dieser Orithyia, welche ihm auch noch eine Tochter Cleopatra gebar, die sich mit Phineus, König zu Salmydessus in Thracien, Sohn des phönicischen Königs Agenor, vermählte. Auch Chloris ward von ihm entführt; die Nymphe Pitys aber, welche ihn nicht erhörte, sondern den Pan begünstigte, aus Eifersucht gegen einen Felsen geschleudert, so dass sie davon starb. Viele der berühmtesten Rosse des Alterthums dankten ihm die Entstehung; so von der Harpyie Aëllopus: Xanthus und Podarce, und von den Rossen des
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