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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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erstern haben auch bereits ihre Wanderung durch menschliche Körper zurückgelegt und sind als Lehrer und als Muster der Tugend auf der Erde gewesen, die beiden Andern werden noch erwartet, und sollen das goldene Zeitalter herbeiführen. Die B. theilten die Ansicht der Indier von dem Berg Meru als Wohnsitz der Guten; ihre religiösen Gesetze gebieten den Fürsten Wachsamkeit für die Tugendhaftigkeit des Volkes und versprechen denselben ein Neuntel des Lohnes, welcher die Tugenden trifft, die durch sie erweckt worden; aber auch von der Strafe des Lasters, welches ihre Unvorsichtigkeit gestattete, trifft sie ein gleicher Theil. Die Priester scheinen keine streng gesonderte Kaste zu bilden; sie sollen thätig, gut und gastfreundlich sein, häufig klosterartig vereint leben, doch stets in nützlicher Beschäftigung und bei offener Thüre, damit ein jeder sehen könne, wie es bei ihnen zugeht. Ihre Zeiteintheilung richtet sich nach dem Monde, dessen vier Haupt-Phasen sie feiern, still daheim sitzend, ohne irgend eine Beschäftigung.


Birzuli (Slav. M.), ein nur dem Namen nach bekannter Götze der Wenden und Polen; man glaubt, er sei ein blosser Hausgötze (Lar) gewesen.


Bisaltes (Gr. M.), ein Thracier, Sohn des Sonnengottes und der Erde; Theophane war seine Tochter; ihre Schönheit bewog Neptun, sie auf die Insel Crinissa zu entführen. Da ihre Freier sie dort aufsuchten, so verwandelte Neptun alle Einwohner der Insel in Thiere, Theophane in ein Schaf und sich in einen Widder; als solcher erzeugte er mit ihr den bekannten Chrysomallus, den goldhaarigen Widder, welchen Nephele dem Phrixus brachte, um ihn und Helle von dem Tode zu retten, der ihnen von Ino zugedacht war.


Bischtmen (Ind. M.), ein Fürst aus dem berühmten Halbgöttergeschlechte der Mondskinder. Sein Vater Sandanen war ein Liebling des Gottes Schiwa und oft bei ihm zum Besuch. In einer frühern Verkörperung, im Paradiese bei Schiwa, verliebte Sandanen sich in des Gottes Gattin Ganga, fand Gegenliebe, ward aber auch sogleich durch den Gott bestraft, indem ihn dieser in einen Affen verwandelte und Ganga verstiess, welche des Affen Gattin werden musste. Reuevoll enthielten beide sich jedes Umganges mit einander, glaubend, Schiwa zu versöhnen, doch fand das Entgegengesetzte statt; als Gott der erzeugenden Kräfte fand er es unrecht, dass sie den Naturgesetzen nicht Folge geleistet, und beide mussten noch einmal die Welt in einer neuen Verkörperung betreten. Hier ward Ganga als Tochter des Königs von Kanoja geboren, und Sandanen, selbst König, erhielt sie zur Gemahlin. Ganga ergab sich jedoch dem Gatten nur unter der Bedingung, dass sie mit ihren Kindern machen könne, was sie wolle, und nun trug sie dieselben gleich nach der Geburt in den Ganges, wo sie zwar nicht umkamen, sondern von den Braminen der Unterwelt erzogen wurden, doch für den Vater verloren waren; der siebente seiner Söhne endlich ward gerettet, und dieses war B.; allein nun entfernte sich Ganga sogleich von ihrem Gatten, weil sie, eine Göttin, sich schämte, von einem Sterblichen Kinder zu haben. B. übertraf an Stärke, Gewandtheit in Führung der Waffen, wissenschaftlicher, sittlicher und physischer Bildung alle Anderen seiner Kaste, doch konnte er sich nicht entschliessen zu heirathen und seinen Stamm fortzupflanzen; er widmete sich dem Studium der Religion, ward Pfleger der drei Söhne des Wissikrawerion, des Drudu Rakschaden, des Bider und des Pandu, suchte auch auf jede Weise den Krieg zwischen den Kurus und den Pandus zu verhindern, und nahm niemals Theil daran, obwohl er wegen seiner Fertigkeit im Bogenschiessen mehrere Male dazu aufgefordert wurde; diese war so gross, dass er in einem Wettkampf den Parasurama (Wischnu in einer Avatara) überwand, und die Götter ihm den Preis zugestanden.


Bisnow (Ind. Rel.), eine religiöse Secte in Ostindien, welche grösstentheils von Pflanzen und Milch lebt; die meisten der Banianen bekennen sich zu ihr. Nie wird von ihnen ein Thier getödtet; jedes kranke Thier, sogar Ungeziefer, pflegen sie sorgfältig in Spitälern, welche eigens dazu erbaut sind. Um Flöhe, Wanzen etc. zu füttern, miethen sie Bettler, welche, an Händen und Füssen gebunden, diesen Thieren für einige Stunden zur Nahrung überlassen werden. Ihren Gott, Ram-Ram, verehren sie durch Tanz und Musik, ohne Opfer.


Biston (Gr. M.), Sohn des Mars und der Callirrhoe, von welchem die Bistonen, eine thracische Völkerschaft, den Namen haben sollen.


Bithynis (Gr. M.), eine Nymphe, mit welcher Neptun den Amycus erzeugte. Dieser ward König der Bebryker und fiel im Cästuskampfe durch Pollux.


Bithynus (Gr. M.), Sohn des Jupiter und der Titanide Thrace, ging mit einer cretischen Colonie nach Kleinasien, liess sich in der Gegend des Pontus nieder, und gab derselben den Namen Bithynien.


Bjelbog. S. Belbog.


Bitja (Talm. M.), Tochter des Königs Pharao, unter welchem Moses lebte, welchen sie als ausgesetztes Kind aus dem Nil zog, wofür Gott, als er den Todesengel über Aegypten sandte, sie den Qualen desselben entrückte, so dass sie, ohne den Tod zu kennen, zu den Freuden des Paradieses einging.


Bitias (Gr. M.), Sohn des Alcanor, ein Trojaner, welcher mit seinem Bruder Pandarus den Aeneas nach Italien begleitete. Als Turnus die Verschanzungen der Trojer bestürmte, öffneten sie das ihrer Hut anvertraute Thor, stellten sich mit ihren Waffen zu beiden Seiten desselben und schmetterten Alles nieder, was sich ihnen nahte; doch büssten sie ihre Kühnheit endlich mit dem Leben. B. ward von einem Felsblock zerschmettert, den Turnus auf ihn warf, Pandarus aber fiel von seinem Schwerte mit gespaltetem Haupte.


Bitra (Ind. M.), die feinen, zarten Geister, welche ein unmittelbarer Ausfluss Brama's, Erzeugte seiner Ausdünstung sind; sie sind so leicht, dass sie nie zur Ruhe kommen; sie bedürfen auch keiner Nahrung, sondern leben nur vom Dufte der Opfer.


Biugwoer (Nord. M.), eine Höllenjungfrau, sitzend an Helas Thüre auf einem schreienden Stuhle; das eiserne Blut, das ihr aus der Nase fällt, erregt Hass, Zwietracht, Feindschaft und Krieg.


Blakylle (Nordgerm. M.), Beherrscherin der Meere bei den Cimbern. Da das Vorgebirge Kylle oder Kulle in Schonen von den Schiffern mit abergläubischer Scheu verehrt wird, so vermuthet man, dass sie ihren Namen von diesem Orte habe, oder umgekehrt.


Blaubart. Ein bekanntes Mährchen erzählt von einem König, der einen blauen Bart hatte, und dem sechs Frauen schnell hinter einander starben; er vermählt sich mit einer siebenten, verreist, und gibt ihr unter den Schlüsseln zu allen Gemächern der Burg auch einen goldenen, mit dem Bedeuten, diesen, so werth ihr seine Liebe sei, nicht zu gebrauchen. Die Neugier überwand die junge Frau: sie öffnet die verbotene Thüre, und sieht entsetzt ihre sechs Vorgängerinnen ermordet darin hängen. Vor Schrecken entfällt der Schlüssel ihrer Hand, wird von dem vergossenen Blute besudelt, und sie ist nicht im Stande, ihn wieder zu reinigen. An dem befleckten Schlüssel erkennt der rückkehrende Gatte, dass sein Verbot übertreten ist, und will auch sie ermorden, als plötzlich ihre Brüder ankommen und sie befreien, der Frevel aber an's Tageslicht gebracht und B. getödtet wird.


Blikandeböll (Nord. M.), die von Gift und giftigem Gewürme triefende Decke in der gewölbten Wohnung der Todesgöttin Hela.


Blixbuller (Nord. M.), Name des Donnergottes Thor (Blitzdonnerer) bei den Diethmarschen, überhaupt im Holsteinischen.


Bloetgodar (Nord. M.), wurden von dem Worte At-Blota, "blutige Opfer", die Priester des nordischen Heidenthums genannt. Ihnen lag die Opferung der Thiere und der Menschen ob; die Weissagung pflegten meistens Frauen zu verrichten, doch auch sie waren von der Opferung, d. h. von dem Schlachten der Gefangenen, nicht befreit. Die Priester wohnten gewöhnlich bei den Tempeln, die Priesterinnen meistens einsam in Wäldern. Es war schwer, diesen blutigen Götterdienst aufzuheben, und es dauerte Jahrhunderte, bevor er ganz vertilgt war.


Bludne Sweczki (Slav. M.), Irrlichter, bei den Wenden für umherirrende Geister angesehen.


Bluttrank (Nord. M.). Man trank sein eigenes Blut, um sich gegen Zauberei zu verwahren, und anderer Blut, sowohl um den Bund ewiger Treue und Freundschaft zu stiften, als auch in mancher anderen, theils religiösen, theils mysteriösen Bedeutung. Die Slaven, Wenden, Deutschen, die Litthauer, Russen, Ungarn, so wie Gallier und Bretonen kannten diese Sitte zu Zeiten der Römer, und

erstern haben auch bereits ihre Wanderung durch menschliche Körper zurückgelegt und sind als Lehrer und als Muster der Tugend auf der Erde gewesen, die beiden Andern werden noch erwartet, und sollen das goldene Zeitalter herbeiführen. Die B. theilten die Ansicht der Indier von dem Berg Meru als Wohnsitz der Guten; ihre religiösen Gesetze gebieten den Fürsten Wachsamkeit für die Tugendhaftigkeit des Volkes und versprechen denselben ein Neuntel des Lohnes, welcher die Tugenden trifft, die durch sie erweckt worden; aber auch von der Strafe des Lasters, welches ihre Unvorsichtigkeit gestattete, trifft sie ein gleicher Theil. Die Priester scheinen keine streng gesonderte Kaste zu bilden; sie sollen thätig, gut und gastfreundlich sein, häufig klosterartig vereint leben, doch stets in nützlicher Beschäftigung und bei offener Thüre, damit ein jeder sehen könne, wie es bei ihnen zugeht. Ihre Zeiteintheilung richtet sich nach dem Monde, dessen vier Haupt-Phasen sie feiern, still daheim sitzend, ohne irgend eine Beschäftigung.


Birzuli (Slav. M.), ein nur dem Namen nach bekannter Götze der Wenden und Polen; man glaubt, er sei ein blosser Hausgötze (Lar) gewesen.


Bisaltes (Gr. M.), ein Thracier, Sohn des Sonnengottes und der Erde; Theophane war seine Tochter; ihre Schönheit bewog Neptun, sie auf die Insel Crinissa zu entführen. Da ihre Freier sie dort aufsuchten, so verwandelte Neptun alle Einwohner der Insel in Thiere, Theophane in ein Schaf und sich in einen Widder; als solcher erzeugte er mit ihr den bekannten Chrysomallus, den goldhaarigen Widder, welchen Nephele dem Phrixus brachte, um ihn und Helle von dem Tode zu retten, der ihnen von Ino zugedacht war.


Bischtmen (Ind. M.), ein Fürst aus dem berühmten Halbgöttergeschlechte der Mondskinder. Sein Vater Sandanen war ein Liebling des Gottes Schiwa und oft bei ihm zum Besuch. In einer frühern Verkörperung, im Paradiese bei Schiwa, verliebte Sandanen sich in des Gottes Gattin Ganga, fand Gegenliebe, ward aber auch sogleich durch den Gott bestraft, indem ihn dieser in einen Affen verwandelte und Ganga verstiess, welche des Affen Gattin werden musste. Reuevoll enthielten beide sich jedes Umganges mit einander, glaubend, Schiwa zu versöhnen, doch fand das Entgegengesetzte statt; als Gott der erzeugenden Kräfte fand er es unrecht, dass sie den Naturgesetzen nicht Folge geleistet, und beide mussten noch einmal die Welt in einer neuen Verkörperung betreten. Hier ward Ganga als Tochter des Königs von Kanoja geboren, und Sandanen, selbst König, erhielt sie zur Gemahlin. Ganga ergab sich jedoch dem Gatten nur unter der Bedingung, dass sie mit ihren Kindern machen könne, was sie wolle, und nun trug sie dieselben gleich nach der Geburt in den Ganges, wo sie zwar nicht umkamen, sondern von den Braminen der Unterwelt erzogen wurden, doch für den Vater verloren waren; der siebente seiner Söhne endlich ward gerettet, und dieses war B.; allein nun entfernte sich Ganga sogleich von ihrem Gatten, weil sie, eine Göttin, sich schämte, von einem Sterblichen Kinder zu haben. B. übertraf an Stärke, Gewandtheit in Führung der Waffen, wissenschaftlicher, sittlicher und physischer Bildung alle Anderen seiner Kaste, doch konnte er sich nicht entschliessen zu heirathen und seinen Stamm fortzupflanzen; er widmete sich dem Studium der Religion, ward Pfleger der drei Söhne des Wissikrawerion, des Drudu Rakschaden, des Bider und des Pandu, suchte auch auf jede Weise den Krieg zwischen den Kurus und den Pandus zu verhindern, und nahm niemals Theil daran, obwohl er wegen seiner Fertigkeit im Bogenschiessen mehrere Male dazu aufgefordert wurde; diese war so gross, dass er in einem Wettkampf den Parasurama (Wischnu in einer Avatara) überwand, und die Götter ihm den Preis zugestanden.


Bisnow (Ind. Rel.), eine religiöse Secte in Ostindien, welche grösstentheils von Pflanzen und Milch lebt; die meisten der Banianen bekennen sich zu ihr. Nie wird von ihnen ein Thier getödtet; jedes kranke Thier, sogar Ungeziefer, pflegen sie sorgfältig in Spitälern, welche eigens dazu erbaut sind. Um Flöhe, Wanzen etc. zu füttern, miethen sie Bettler, welche, an Händen und Füssen gebunden, diesen Thieren für einige Stunden zur Nahrung überlassen werden. Ihren Gott, Ram-Ram, verehren sie durch Tanz und Musik, ohne Opfer.


Biston (Gr. M.), Sohn des Mars und der Callirrhoë, von welchem die Bistonen, eine thracische Völkerschaft, den Namen haben sollen.


Bithynis (Gr. M.), eine Nymphe, mit welcher Neptun den Amycus erzeugte. Dieser ward König der Bebryker und fiel im Cästuskampfe durch Pollux.


Bithynus (Gr. M.), Sohn des Jupiter und der Titanide Thrace, ging mit einer cretischen Colonie nach Kleinasien, liess sich in der Gegend des Pontus nieder, und gab derselben den Namen Bithynien.


Bjelbog. S. Belbog.


Bitja (Talm. M.), Tochter des Königs Pharao, unter welchem Moses lebte, welchen sie als ausgesetztes Kind aus dem Nil zog, wofür Gott, als er den Todesengel über Aegypten sandte, sie den Qualen desselben entrückte, so dass sie, ohne den Tod zu kennen, zu den Freuden des Paradieses einging.


Bitias (Gr. M.), Sohn des Alcanor, ein Trojaner, welcher mit seinem Bruder Pandarus den Aeneas nach Italien begleitete. Als Turnus die Verschanzungen der Trojer bestürmte, öffneten sie das ihrer Hut anvertraute Thor, stellten sich mit ihren Waffen zu beiden Seiten desselben und schmetterten Alles nieder, was sich ihnen nahte; doch büssten sie ihre Kühnheit endlich mit dem Leben. B. ward von einem Felsblock zerschmettert, den Turnus auf ihn warf, Pandarus aber fiel von seinem Schwerte mit gespaltetem Haupte.


Bitra (Ind. M.), die feinen, zarten Geister, welche ein unmittelbarer Ausfluss Brama's, Erzeugte seiner Ausdünstung sind; sie sind so leicht, dass sie nie zur Ruhe kommen; sie bedürfen auch keiner Nahrung, sondern leben nur vom Dufte der Opfer.


Biugwoer (Nord. M.), eine Höllenjungfrau, sitzend an Helas Thüre auf einem schreienden Stuhle; das eiserne Blut, das ihr aus der Nase fällt, erregt Hass, Zwietracht, Feindschaft und Krieg.


Blakylle (Nordgerm. M.), Beherrscherin der Meere bei den Cimbern. Da das Vorgebirge Kylle oder Kulle in Schonen von den Schiffern mit abergläubischer Scheu verehrt wird, so vermuthet man, dass sie ihren Namen von diesem Orte habe, oder umgekehrt.


Blaubart. Ein bekanntes Mährchen erzählt von einem König, der einen blauen Bart hatte, und dem sechs Frauen schnell hinter einander starben; er vermählt sich mit einer siebenten, verreist, und gibt ihr unter den Schlüsseln zu allen Gemächern der Burg auch einen goldenen, mit dem Bedeuten, diesen, so werth ihr seine Liebe sei, nicht zu gebrauchen. Die Neugier überwand die junge Frau: sie öffnet die verbotene Thüre, und sieht entsetzt ihre sechs Vorgängerinnen ermordet darin hängen. Vor Schrecken entfällt der Schlüssel ihrer Hand, wird von dem vergossenen Blute besudelt, und sie ist nicht im Stande, ihn wieder zu reinigen. An dem befleckten Schlüssel erkennt der rückkehrende Gatte, dass sein Verbot übertreten ist, und will auch sie ermorden, als plötzlich ihre Brüder ankommen und sie befreien, der Frevel aber an's Tageslicht gebracht und B. getödtet wird.


Blikandeböll (Nord. M.), die von Gift und giftigem Gewürme triefende Decke in der gewölbten Wohnung der Todesgöttin Hela.


Blixbuller (Nord. M.), Name des Donnergottes Thor (Blitzdonnerer) bei den Diethmarschen, überhaupt im Holsteinischen.


Bloetgodar (Nord. M.), wurden von dem Worte At-Blota, »blutige Opfer«, die Priester des nordischen Heidenthums genannt. Ihnen lag die Opferung der Thiere und der Menschen ob; die Weissagung pflegten meistens Frauen zu verrichten, doch auch sie waren von der Opferung, d. h. von dem Schlachten der Gefangenen, nicht befreit. Die Priester wohnten gewöhnlich bei den Tempeln, die Priesterinnen meistens einsam in Wäldern. Es war schwer, diesen blutigen Götterdienst aufzuheben, und es dauerte Jahrhunderte, bevor er ganz vertilgt war.


Bludne Sweczki (Slav. M.), Irrlichter, bei den Wenden für umherirrende Geister angesehen.


Bluttrank (Nord. M.). Man trank sein eigenes Blut, um sich gegen Zauberei zu verwahren, und anderer Blut, sowohl um den Bund ewiger Treue und Freundschaft zu stiften, als auch in mancher anderen, theils religiösen, theils mysteriösen Bedeutung. Die Slaven, Wenden, Deutschen, die Litthauer, Russen, Ungarn, so wie Gallier und Bretonen kannten diese Sitte zu Zeiten der Römer, und

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[107/0177] erstern haben auch bereits ihre Wanderung durch menschliche Körper zurückgelegt und sind als Lehrer und als Muster der Tugend auf der Erde gewesen, die beiden Andern werden noch erwartet, und sollen das goldene Zeitalter herbeiführen. Die B. theilten die Ansicht der Indier von dem Berg Meru als Wohnsitz der Guten; ihre religiösen Gesetze gebieten den Fürsten Wachsamkeit für die Tugendhaftigkeit des Volkes und versprechen denselben ein Neuntel des Lohnes, welcher die Tugenden trifft, die durch sie erweckt worden; aber auch von der Strafe des Lasters, welches ihre Unvorsichtigkeit gestattete, trifft sie ein gleicher Theil. Die Priester scheinen keine streng gesonderte Kaste zu bilden; sie sollen thätig, gut und gastfreundlich sein, häufig klosterartig vereint leben, doch stets in nützlicher Beschäftigung und bei offener Thüre, damit ein jeder sehen könne, wie es bei ihnen zugeht. Ihre Zeiteintheilung richtet sich nach dem Monde, dessen vier Haupt-Phasen sie feiern, still daheim sitzend, ohne irgend eine Beschäftigung. Birzuli (Slav. M.), ein nur dem Namen nach bekannter Götze der Wenden und Polen; man glaubt, er sei ein blosser Hausgötze (Lar) gewesen. Bisaltes (Gr. M.), ein Thracier, Sohn des Sonnengottes und der Erde; Theophane war seine Tochter; ihre Schönheit bewog Neptun, sie auf die Insel Crinissa zu entführen. Da ihre Freier sie dort aufsuchten, so verwandelte Neptun alle Einwohner der Insel in Thiere, Theophane in ein Schaf und sich in einen Widder; als solcher erzeugte er mit ihr den bekannten Chrysomallus, den goldhaarigen Widder, welchen Nephele dem Phrixus brachte, um ihn und Helle von dem Tode zu retten, der ihnen von Ino zugedacht war. Bischtmen (Ind. M.), ein Fürst aus dem berühmten Halbgöttergeschlechte der Mondskinder. Sein Vater Sandanen war ein Liebling des Gottes Schiwa und oft bei ihm zum Besuch. In einer frühern Verkörperung, im Paradiese bei Schiwa, verliebte Sandanen sich in des Gottes Gattin Ganga, fand Gegenliebe, ward aber auch sogleich durch den Gott bestraft, indem ihn dieser in einen Affen verwandelte und Ganga verstiess, welche des Affen Gattin werden musste. Reuevoll enthielten beide sich jedes Umganges mit einander, glaubend, Schiwa zu versöhnen, doch fand das Entgegengesetzte statt; als Gott der erzeugenden Kräfte fand er es unrecht, dass sie den Naturgesetzen nicht Folge geleistet, und beide mussten noch einmal die Welt in einer neuen Verkörperung betreten. Hier ward Ganga als Tochter des Königs von Kanoja geboren, und Sandanen, selbst König, erhielt sie zur Gemahlin. Ganga ergab sich jedoch dem Gatten nur unter der Bedingung, dass sie mit ihren Kindern machen könne, was sie wolle, und nun trug sie dieselben gleich nach der Geburt in den Ganges, wo sie zwar nicht umkamen, sondern von den Braminen der Unterwelt erzogen wurden, doch für den Vater verloren waren; der siebente seiner Söhne endlich ward gerettet, und dieses war B.; allein nun entfernte sich Ganga sogleich von ihrem Gatten, weil sie, eine Göttin, sich schämte, von einem Sterblichen Kinder zu haben. B. übertraf an Stärke, Gewandtheit in Führung der Waffen, wissenschaftlicher, sittlicher und physischer Bildung alle Anderen seiner Kaste, doch konnte er sich nicht entschliessen zu heirathen und seinen Stamm fortzupflanzen; er widmete sich dem Studium der Religion, ward Pfleger der drei Söhne des Wissikrawerion, des Drudu Rakschaden, des Bider und des Pandu, suchte auch auf jede Weise den Krieg zwischen den Kurus und den Pandus zu verhindern, und nahm niemals Theil daran, obwohl er wegen seiner Fertigkeit im Bogenschiessen mehrere Male dazu aufgefordert wurde; diese war so gross, dass er in einem Wettkampf den Parasurama (Wischnu in einer Avatara) überwand, und die Götter ihm den Preis zugestanden. Bisnow (Ind. Rel.), eine religiöse Secte in Ostindien, welche grösstentheils von Pflanzen und Milch lebt; die meisten der Banianen bekennen sich zu ihr. Nie wird von ihnen ein Thier getödtet; jedes kranke Thier, sogar Ungeziefer, pflegen sie sorgfältig in Spitälern, welche eigens dazu erbaut sind. Um Flöhe, Wanzen etc. zu füttern, miethen sie Bettler, welche, an Händen und Füssen gebunden, diesen Thieren für einige Stunden zur Nahrung überlassen werden. Ihren Gott, Ram-Ram, verehren sie durch Tanz und Musik, ohne Opfer. Biston (Gr. M.), Sohn des Mars und der Callirrhoë, von welchem die Bistonen, eine thracische Völkerschaft, den Namen haben sollen. Bithynis (Gr. M.), eine Nymphe, mit welcher Neptun den Amycus erzeugte. Dieser ward König der Bebryker und fiel im Cästuskampfe durch Pollux. Bithynus (Gr. M.), Sohn des Jupiter und der Titanide Thrace, ging mit einer cretischen Colonie nach Kleinasien, liess sich in der Gegend des Pontus nieder, und gab derselben den Namen Bithynien. Bjelbog. S. Belbog. Bitja (Talm. M.), Tochter des Königs Pharao, unter welchem Moses lebte, welchen sie als ausgesetztes Kind aus dem Nil zog, wofür Gott, als er den Todesengel über Aegypten sandte, sie den Qualen desselben entrückte, so dass sie, ohne den Tod zu kennen, zu den Freuden des Paradieses einging. Bitias (Gr. M.), Sohn des Alcanor, ein Trojaner, welcher mit seinem Bruder Pandarus den Aeneas nach Italien begleitete. Als Turnus die Verschanzungen der Trojer bestürmte, öffneten sie das ihrer Hut anvertraute Thor, stellten sich mit ihren Waffen zu beiden Seiten desselben und schmetterten Alles nieder, was sich ihnen nahte; doch büssten sie ihre Kühnheit endlich mit dem Leben. B. ward von einem Felsblock zerschmettert, den Turnus auf ihn warf, Pandarus aber fiel von seinem Schwerte mit gespaltetem Haupte. Bitra (Ind. M.), die feinen, zarten Geister, welche ein unmittelbarer Ausfluss Brama's, Erzeugte seiner Ausdünstung sind; sie sind so leicht, dass sie nie zur Ruhe kommen; sie bedürfen auch keiner Nahrung, sondern leben nur vom Dufte der Opfer. Biugwoer (Nord. M.), eine Höllenjungfrau, sitzend an Helas Thüre auf einem schreienden Stuhle; das eiserne Blut, das ihr aus der Nase fällt, erregt Hass, Zwietracht, Feindschaft und Krieg. Blakylle (Nordgerm. M.), Beherrscherin der Meere bei den Cimbern. Da das Vorgebirge Kylle oder Kulle in Schonen von den Schiffern mit abergläubischer Scheu verehrt wird, so vermuthet man, dass sie ihren Namen von diesem Orte habe, oder umgekehrt. Blaubart. Ein bekanntes Mährchen erzählt von einem König, der einen blauen Bart hatte, und dem sechs Frauen schnell hinter einander starben; er vermählt sich mit einer siebenten, verreist, und gibt ihr unter den Schlüsseln zu allen Gemächern der Burg auch einen goldenen, mit dem Bedeuten, diesen, so werth ihr seine Liebe sei, nicht zu gebrauchen. Die Neugier überwand die junge Frau: sie öffnet die verbotene Thüre, und sieht entsetzt ihre sechs Vorgängerinnen ermordet darin hängen. Vor Schrecken entfällt der Schlüssel ihrer Hand, wird von dem vergossenen Blute besudelt, und sie ist nicht im Stande, ihn wieder zu reinigen. An dem befleckten Schlüssel erkennt der rückkehrende Gatte, dass sein Verbot übertreten ist, und will auch sie ermorden, als plötzlich ihre Brüder ankommen und sie befreien, der Frevel aber an's Tageslicht gebracht und B. getödtet wird. Blikandeböll (Nord. M.), die von Gift und giftigem Gewürme triefende Decke in der gewölbten Wohnung der Todesgöttin Hela. Blixbuller (Nord. M.), Name des Donnergottes Thor (Blitzdonnerer) bei den Diethmarschen, überhaupt im Holsteinischen. Bloetgodar (Nord. M.), wurden von dem Worte At-Blota, »blutige Opfer«, die Priester des nordischen Heidenthums genannt. Ihnen lag die Opferung der Thiere und der Menschen ob; die Weissagung pflegten meistens Frauen zu verrichten, doch auch sie waren von der Opferung, d. h. von dem Schlachten der Gefangenen, nicht befreit. Die Priester wohnten gewöhnlich bei den Tempeln, die Priesterinnen meistens einsam in Wäldern. Es war schwer, diesen blutigen Götterdienst aufzuheben, und es dauerte Jahrhunderte, bevor er ganz vertilgt war. Bludne Sweczki (Slav. M.), Irrlichter, bei den Wenden für umherirrende Geister angesehen. Bluttrank (Nord. M.). Man trank sein eigenes Blut, um sich gegen Zauberei zu verwahren, und anderer Blut, sowohl um den Bund ewiger Treue und Freundschaft zu stiften, als auch in mancher anderen, theils religiösen, theils mysteriösen Bedeutung. Die Slaven, Wenden, Deutschen, die Litthauer, Russen, Ungarn, so wie Gallier und Bretonen kannten diese Sitte zu Zeiten der Römer, und

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/177>, abgerufen am 23.11.2024.