Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

aber die Habgier, die Niederträchtigkeit und innere Fäulniß hat, diese Wänste sind bei den Blasenträgern die mächtigen Organe, auf deren regelmäßiger Verdauung das ganze Wohl und Wehe des Staates ruht. Die Cirkulation des Gesammtorganismus ist nur das Residuum ihrer Verdauung; - sie nehmen zuerst für sich, um dann der Allgemeinheit nur gerade so viel zukommen zu lassen, als nöthig ist, die Gesammtmasse in leidlichem Humor zu erhalten; denn ein gewisses freundliches Verhältniß zu denen, auf welche sie von der Höhe ihrer Kassenräume stolz herabschauen, ist ihnen doch nöthig. Weh' ihnen, wenn die Allgemeinheit die innige Verbindung abreißt und die unersättlichen Vielfraße ihrem Schicksale überläßt! Sie sind verloren. Nur die stete Arbeit der bureaukratischen Schwimmblasen, denen die Schluckmäuler dennoch im Herzen gram sind, vermag diese schweren Leiber in dem Wasser zu erhalten und nach bestimmten Richtungen fortzuziehen; - nur der unausgesetzten Anstrengung von Tausenden von Proletariern kann es gelingen, ihren stets wachen Hunger nur einigermaßen zu stillen; - abgetrennt, für sich, vermögen sie weder sich in der Schwebe zu halten, noch vorwärts zu kommen oder ihrem Appetite Genüge zu leisten; sie gehen dann elend in Hunger und Kummer einer unvermeidlichen Auflösung entgegen, noch im Tode das umgebende Wasser verpestend.

Ich erwähnte der Proletarier. Ja, lieben Leser, wir stehen mitten in der jetzigen Civilisationsperiode. Weiter fortgeschritten sind meine Blasenträgerstaaten, als die unglückliche Pfalz und das unglückliche Baden, in denen selbst die Herren Marx und Engels, trotz ihrer Virtuosität in diesem Fache, kein Proletariat entdecken konnten. Vielleicht

aber die Habgier, die Niederträchtigkeit und innere Fäulniß hat, diese Wänste sind bei den Blasenträgern die mächtigen Organe, auf deren regelmäßiger Verdauung das ganze Wohl und Wehe des Staates ruht. Die Cirkulation des Gesammtorganismus ist nur das Residuum ihrer Verdauung; – sie nehmen zuerst für sich, um dann der Allgemeinheit nur gerade so viel zukommen zu lassen, als nöthig ist, die Gesammtmasse in leidlichem Humor zu erhalten; denn ein gewisses freundliches Verhältniß zu denen, auf welche sie von der Höhe ihrer Kassenräume stolz herabschauen, ist ihnen doch nöthig. Weh’ ihnen, wenn die Allgemeinheit die innige Verbindung abreißt und die unersättlichen Vielfraße ihrem Schicksale überläßt! Sie sind verloren. Nur die stete Arbeit der bureaukratischen Schwimmblasen, denen die Schluckmäuler dennoch im Herzen gram sind, vermag diese schweren Leiber in dem Wasser zu erhalten und nach bestimmten Richtungen fortzuziehen; – nur der unausgesetzten Anstrengung von Tausenden von Proletariern kann es gelingen, ihren stets wachen Hunger nur einigermaßen zu stillen; – abgetrennt, für sich, vermögen sie weder sich in der Schwebe zu halten, noch vorwärts zu kommen oder ihrem Appetite Genüge zu leisten; sie gehen dann elend in Hunger und Kummer einer unvermeidlichen Auflösung entgegen, noch im Tode das umgebende Wasser verpestend.

Ich erwähnte der Proletarier. Ja, lieben Leser, wir stehen mitten in der jetzigen Civilisationsperiode. Weiter fortgeschritten sind meine Blasenträgerstaaten, als die unglückliche Pfalz und das unglückliche Baden, in denen selbst die Herren Marx und Engels, trotz ihrer Virtuosität in diesem Fache, kein Proletariat entdecken konnten. Vielleicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0242" n="212"/>
aber die Habgier, die Niederträchtigkeit und innere Fäulniß hat, diese Wänste sind bei den Blasenträgern die mächtigen Organe, auf deren regelmäßiger Verdauung das ganze Wohl und Wehe des Staates ruht. Die Cirkulation des Gesammtorganismus ist nur das Residuum ihrer Verdauung; &#x2013; sie nehmen zuerst für sich, um dann der Allgemeinheit nur gerade so viel zukommen zu lassen, als nöthig ist, die Gesammtmasse in leidlichem Humor zu erhalten; denn ein gewisses freundliches Verhältniß zu denen, auf welche sie von der Höhe ihrer Kassenräume stolz herabschauen, ist ihnen doch nöthig. Weh&#x2019; ihnen, wenn die Allgemeinheit die innige Verbindung abreißt und die unersättlichen Vielfraße ihrem Schicksale überläßt! Sie sind verloren. Nur die stete Arbeit der bureaukratischen Schwimmblasen, denen die Schluckmäuler dennoch im Herzen gram sind, vermag diese schweren Leiber in dem Wasser zu erhalten und nach bestimmten Richtungen fortzuziehen; &#x2013; nur der unausgesetzten Anstrengung von Tausenden von Proletariern kann es gelingen, ihren stets wachen Hunger nur einigermaßen zu stillen; &#x2013; abgetrennt, für sich, vermögen sie weder sich in der Schwebe zu halten, noch vorwärts zu kommen oder ihrem Appetite Genüge zu leisten; sie gehen dann elend in Hunger und Kummer einer unvermeidlichen Auflösung entgegen, noch im Tode das umgebende Wasser verpestend.</p>
        <p>Ich erwähnte der Proletarier. Ja, lieben Leser, wir stehen mitten in der jetzigen Civilisationsperiode. Weiter fortgeschritten sind meine Blasenträgerstaaten, als die unglückliche Pfalz und das unglückliche Baden, in denen selbst die Herren Marx und Engels, trotz ihrer Virtuosität in diesem Fache, kein Proletariat entdecken konnten. Vielleicht
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0242] aber die Habgier, die Niederträchtigkeit und innere Fäulniß hat, diese Wänste sind bei den Blasenträgern die mächtigen Organe, auf deren regelmäßiger Verdauung das ganze Wohl und Wehe des Staates ruht. Die Cirkulation des Gesammtorganismus ist nur das Residuum ihrer Verdauung; – sie nehmen zuerst für sich, um dann der Allgemeinheit nur gerade so viel zukommen zu lassen, als nöthig ist, die Gesammtmasse in leidlichem Humor zu erhalten; denn ein gewisses freundliches Verhältniß zu denen, auf welche sie von der Höhe ihrer Kassenräume stolz herabschauen, ist ihnen doch nöthig. Weh’ ihnen, wenn die Allgemeinheit die innige Verbindung abreißt und die unersättlichen Vielfraße ihrem Schicksale überläßt! Sie sind verloren. Nur die stete Arbeit der bureaukratischen Schwimmblasen, denen die Schluckmäuler dennoch im Herzen gram sind, vermag diese schweren Leiber in dem Wasser zu erhalten und nach bestimmten Richtungen fortzuziehen; – nur der unausgesetzten Anstrengung von Tausenden von Proletariern kann es gelingen, ihren stets wachen Hunger nur einigermaßen zu stillen; – abgetrennt, für sich, vermögen sie weder sich in der Schwebe zu halten, noch vorwärts zu kommen oder ihrem Appetite Genüge zu leisten; sie gehen dann elend in Hunger und Kummer einer unvermeidlichen Auflösung entgegen, noch im Tode das umgebende Wasser verpestend. Ich erwähnte der Proletarier. Ja, lieben Leser, wir stehen mitten in der jetzigen Civilisationsperiode. Weiter fortgeschritten sind meine Blasenträgerstaaten, als die unglückliche Pfalz und das unglückliche Baden, in denen selbst die Herren Marx und Engels, trotz ihrer Virtuosität in diesem Fache, kein Proletariat entdecken konnten. Vielleicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universität Michigan: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/242
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/242>, abgerufen am 06.05.2024.