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Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

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alle diese heimlichen, zu beschaulicher Ruhe einladenden Wohnungen sind gewiß von Kakerlaken bewohnt oder waren einst ihr Eigenthum, das sie mit List und Verschlagenheit, durch Betrug und falsche Kunst sich aneigneten.

Unangefochten würden diese schwarzen Gesellen sich über das ganze Land ausbreiten, und überall durch ihre Gefräßigkeit Noth und Elend verbreiten, wenn sie nicht einen Feind hätten, der ihnen unversöhnliche Rache geschworen hat und stets bereit ist, ihren Fortschritten Einhalt zu thun.

Dieß sind die Wanderameisen, Söhne sozial-demokratischer Freistaaten, welche in den südlichen Gegenden die unbestrittenen Herrscher des Bodens sind, und durch ihreBassermannia stridulans - Fistulirender Rheinkrebs, Herrn Bassermann gewidmet. Profil acht römisch, Stirne hoch, sanft nach hinten geneigt. Beine lang, sehr agil beim Davonlaufen; Greifklauen scheerenförmig; Beutel-Anhänge am Hinterleibe, mit Goldkörnern (Eiern?) gefüllt. Ist im Gegensatze zu den übrigen Krebsen ursprünglich blaßroth mit blutigrothen Tropfen, die zeitweise in vormärzlichen Kammern hervortreten - wird aber beim Kochen mit dynastischem Steinsalze blaßgrün. Man benutzt diese Eigenschaft zum Amüsement hoher Gäste bei fürstlichen Tafeln, besonders am Berliner Hofe, indem man lebende Bassermanninen nebst andern Krebsen lebendig aufträgt und sie beim Nachtische mit siedendem Wasser übergießt, wo dann die Bassermanninen sogleich grün werden, während die Krebse sich röthen. Das Leben dieser eigenen Krebsart ist so zäh, daß ein einziges Exemplar dieser Art mehrere Male zu dieser Belustigung für hohe Herrschaften benutzt werden kann. Man ißt sie nicht, da man sie für giftig hält - sie sind aber nur zäh und fade. Das Wasser, worin sie ausgekocht waren, wird für antidemokratisch gehalten und in der Ober-Post-Amts- und Deutschen Zeitung die Maas für einen Heller verzapft. Die Bassermanninen geben fistulirende Töne von sich und leben verborgen in tiefen Uferhöhlen, da sie die Mörderhände fürchten, welche an ihre Thüre klopfen.

alle diese heimlichen, zu beschaulicher Ruhe einladenden Wohnungen sind gewiß von Kakerlaken bewohnt oder waren einst ihr Eigenthum, das sie mit List und Verschlagenheit, durch Betrug und falsche Kunst sich aneigneten.

Unangefochten würden diese schwarzen Gesellen sich über das ganze Land ausbreiten, und überall durch ihre Gefräßigkeit Noth und Elend verbreiten, wenn sie nicht einen Feind hätten, der ihnen unversöhnliche Rache geschworen hat und stets bereit ist, ihren Fortschritten Einhalt zu thun.

Dieß sind die Wanderameisen, Söhne sozial-demokratischer Freistaaten, welche in den südlichen Gegenden die unbestrittenen Herrscher des Bodens sind, und durch ihreBassermannia stridulans – Fistulirender Rheinkrebs, Herrn Bassermann gewidmet. Profil acht römisch, Stirne hoch, sanft nach hinten geneigt. Beine lang, sehr agil beim Davonlaufen; Greifklauen scheerenförmig; Beutel-Anhänge am Hinterleibe, mit Goldkörnern (Eiern?) gefüllt. Ist im Gegensatze zu den übrigen Krebsen ursprünglich blaßroth mit blutigrothen Tropfen, die zeitweise in vormärzlichen Kammern hervortreten – wird aber beim Kochen mit dynastischem Steinsalze blaßgrün. Man benutzt diese Eigenschaft zum Amüsement hoher Gäste bei fürstlichen Tafeln, besonders am Berliner Hofe, indem man lebende Bassermanninen nebst andern Krebsen lebendig aufträgt und sie beim Nachtische mit siedendem Wasser übergießt, wo dann die Bassermanninen sogleich grün werden, während die Krebse sich röthen. Das Leben dieser eigenen Krebsart ist so zäh, daß ein einziges Exemplar dieser Art mehrere Male zu dieser Belustigung für hohe Herrschaften benutzt werden kann. Man ißt sie nicht, da man sie für giftig hält – sie sind aber nur zäh und fade. Das Wasser, worin sie ausgekocht waren, wird für antidemokratisch gehalten und in der Ober-Post-Amts- und Deutschen Zeitung die Maas für einen Heller verzapft. Die Bassermanninen geben fistulirende Töne von sich und leben verborgen in tiefen Uferhöhlen, da sie die Mörderhände fürchten, welche an ihre Thüre klopfen.

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[137/0165] alle diese heimlichen, zu beschaulicher Ruhe einladenden Wohnungen sind gewiß von Kakerlaken bewohnt oder waren einst ihr Eigenthum, das sie mit List und Verschlagenheit, durch Betrug und falsche Kunst sich aneigneten. Unangefochten würden diese schwarzen Gesellen sich über das ganze Land ausbreiten, und überall durch ihre Gefräßigkeit Noth und Elend verbreiten, wenn sie nicht einen Feind hätten, der ihnen unversöhnliche Rache geschworen hat und stets bereit ist, ihren Fortschritten Einhalt zu thun. Dieß sind die Wanderameisen, Söhne sozial-demokratischer Freistaaten, welche in den südlichen Gegenden die unbestrittenen Herrscher des Bodens sind, und durch ihreBassermannia stridulans – Fistulirender Rheinkrebs, Herrn Bassermann gewidmet. Profil acht römisch, Stirne hoch, sanft nach hinten geneigt. Beine lang, sehr agil beim Davonlaufen; Greifklauen scheerenförmig; Beutel-Anhänge am Hinterleibe, mit Goldkörnern (Eiern?) gefüllt. Ist im Gegensatze zu den übrigen Krebsen ursprünglich blaßroth mit blutigrothen Tropfen, die zeitweise in vormärzlichen Kammern hervortreten – wird aber beim Kochen mit dynastischem Steinsalze blaßgrün. Man benutzt diese Eigenschaft zum Amüsement hoher Gäste bei fürstlichen Tafeln, besonders am Berliner Hofe, indem man lebende Bassermanninen nebst andern Krebsen lebendig aufträgt und sie beim Nachtische mit siedendem Wasser übergießt, wo dann die Bassermanninen sogleich grün werden, während die Krebse sich röthen. Das Leben dieser eigenen Krebsart ist so zäh, daß ein einziges Exemplar dieser Art mehrere Male zu dieser Belustigung für hohe Herrschaften benutzt werden kann. Man ißt sie nicht, da man sie für giftig hält – sie sind aber nur zäh und fade. Das Wasser, worin sie ausgekocht waren, wird für antidemokratisch gehalten und in der Ober-Post-Amts- und Deutschen Zeitung die Maas für einen Heller verzapft. Die Bassermanninen geben fistulirende Töne von sich und leben verborgen in tiefen Uferhöhlen, da sie die Mörderhände fürchten, welche an ihre Thüre klopfen.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/165>, abgerufen am 26.11.2024.