Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.schlechten Geist, der unter meinen sonst so braven Bienen herrscht. Er ist das Werk weniger Wühler. Einige unruhige Köpfe haben Euch verleitet, lieben Leute. Kehrt zu Eurer Arbeit zurück. Ich kann nicht zugeben, daß man die Rechte der Drohnen schmälert. Sie haben unbedingt Ansprüche, die ersten Ansprüche auf den Genuß der Staatsvorräthe. Geht und sagt das Euren Auftraggebern und laßt Euch warnen. Für dießmal werde ich Nachsicht haben - weitere aufrührerische Schritte wird die Strenge der Gesetze bestrafen!" "Majestät," ruft die Sprecherin, "wir stehen für nichts! Die Aufregung ist ungeheuer unter dem Volk, wir können es kaum mehr zurückhalten. Eine furchtbare Revolution -" "Bah! Bah!" ruft die Königin aus und dreht ihnen den Rücken. "Hören Sie uns, Majestät!" "Sie sind entlassen!" Die Königin wendet sich zum Abgehn, die Drohnen folgen ihr lächelnd - die Deputation steht bestürzt - "Das ist das Unglück der Herrscher, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen," ruft eine Arbeiterbiene aus. "Kommt, Kameraden, gehen wir zum Volke zurück. Die fürstliche Antwort wird ihm Freude machen." Das Arbeitervolk hört die königliche Antwort mit Erbitterung. Die Aufregung steigert sich - das Summen der Menge nimmt einen hohen, scharfen Ton an. Die Drohnen verachten diese Vorzeichen des nahenden Sturmes. Sie spazieren, gleichsam sorglos, nach den Honigzellen hin und suchen von den dort aufgehäuften Vorräthen zu naschen. Nun bricht die Wuth der Arbeiter in offene That aus. Sie stürzen sich massenhaft auf die Drohnen, beißen sie schlechten Geist, der unter meinen sonst so braven Bienen herrscht. Er ist das Werk weniger Wühler. Einige unruhige Köpfe haben Euch verleitet, lieben Leute. Kehrt zu Eurer Arbeit zurück. Ich kann nicht zugeben, daß man die Rechte der Drohnen schmälert. Sie haben unbedingt Ansprüche, die ersten Ansprüche auf den Genuß der Staatsvorräthe. Geht und sagt das Euren Auftraggebern und laßt Euch warnen. Für dießmal werde ich Nachsicht haben – weitere aufrührerische Schritte wird die Strenge der Gesetze bestrafen!“ „Majestät,“ ruft die Sprecherin, „wir stehen für nichts! Die Aufregung ist ungeheuer unter dem Volk, wir können es kaum mehr zurückhalten. Eine furchtbare Revolution –“ „Bah! Bah!“ ruft die Königin aus und dreht ihnen den Rücken. „Hören Sie uns, Majestät!“ „Sie sind entlassen!“ Die Königin wendet sich zum Abgehn, die Drohnen folgen ihr lächelnd – die Deputation steht bestürzt – „Das ist das Unglück der Herrscher, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen,“ ruft eine Arbeiterbiene aus. „Kommt, Kameraden, gehen wir zum Volke zurück. Die fürstliche Antwort wird ihm Freude machen.“ Das Arbeitervolk hört die königliche Antwort mit Erbitterung. Die Aufregung steigert sich – das Summen der Menge nimmt einen hohen, scharfen Ton an. Die Drohnen verachten diese Vorzeichen des nahenden Sturmes. Sie spazieren, gleichsam sorglos, nach den Honigzellen hin und suchen von den dort aufgehäuften Vorräthen zu naschen. Nun bricht die Wuth der Arbeiter in offene That aus. Sie stürzen sich massenhaft auf die Drohnen, beißen sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="111"/> schlechten Geist, der unter meinen sonst so braven Bienen herrscht. Er ist das Werk weniger Wühler. Einige unruhige Köpfe haben Euch verleitet, lieben Leute. Kehrt zu Eurer Arbeit zurück. Ich kann nicht zugeben, daß man die Rechte der Drohnen schmälert. Sie haben unbedingt Ansprüche, die ersten Ansprüche auf den Genuß der Staatsvorräthe. Geht und sagt das Euren Auftraggebern und laßt Euch warnen. Für dießmal werde ich Nachsicht haben – weitere aufrührerische Schritte wird die Strenge der Gesetze bestrafen!“</p> <p>„Majestät,“ ruft die Sprecherin, „wir stehen für nichts! Die Aufregung ist ungeheuer unter dem Volk, wir können es kaum mehr zurückhalten. Eine furchtbare Revolution –“</p> <p>„Bah! Bah!“ ruft die Königin aus und dreht ihnen den Rücken.</p> <p>„Hören Sie uns, Majestät!“</p> <p>„Sie sind entlassen!“</p> <p>Die Königin wendet sich zum Abgehn, die Drohnen folgen ihr lächelnd – die Deputation steht bestürzt –</p> <p>„Das ist das Unglück der Herrscher, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen,“ ruft eine Arbeiterbiene aus. „Kommt, Kameraden, gehen wir zum Volke zurück. Die fürstliche Antwort wird ihm Freude machen.“</p> <p>Das Arbeitervolk hört die königliche Antwort mit Erbitterung. Die Aufregung steigert sich – das Summen der Menge nimmt einen hohen, scharfen Ton an. Die Drohnen verachten diese Vorzeichen des nahenden Sturmes. Sie spazieren, gleichsam sorglos, nach den Honigzellen hin und suchen von den dort aufgehäuften Vorräthen zu naschen. Nun bricht die Wuth der Arbeiter in offene That aus. Sie stürzen sich massenhaft auf die Drohnen, beißen sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [111/0137]
schlechten Geist, der unter meinen sonst so braven Bienen herrscht. Er ist das Werk weniger Wühler. Einige unruhige Köpfe haben Euch verleitet, lieben Leute. Kehrt zu Eurer Arbeit zurück. Ich kann nicht zugeben, daß man die Rechte der Drohnen schmälert. Sie haben unbedingt Ansprüche, die ersten Ansprüche auf den Genuß der Staatsvorräthe. Geht und sagt das Euren Auftraggebern und laßt Euch warnen. Für dießmal werde ich Nachsicht haben – weitere aufrührerische Schritte wird die Strenge der Gesetze bestrafen!“
„Majestät,“ ruft die Sprecherin, „wir stehen für nichts! Die Aufregung ist ungeheuer unter dem Volk, wir können es kaum mehr zurückhalten. Eine furchtbare Revolution –“
„Bah! Bah!“ ruft die Königin aus und dreht ihnen den Rücken.
„Hören Sie uns, Majestät!“
„Sie sind entlassen!“
Die Königin wendet sich zum Abgehn, die Drohnen folgen ihr lächelnd – die Deputation steht bestürzt –
„Das ist das Unglück der Herrscher, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen,“ ruft eine Arbeiterbiene aus. „Kommt, Kameraden, gehen wir zum Volke zurück. Die fürstliche Antwort wird ihm Freude machen.“
Das Arbeitervolk hört die königliche Antwort mit Erbitterung. Die Aufregung steigert sich – das Summen der Menge nimmt einen hohen, scharfen Ton an. Die Drohnen verachten diese Vorzeichen des nahenden Sturmes. Sie spazieren, gleichsam sorglos, nach den Honigzellen hin und suchen von den dort aufgehäuften Vorräthen zu naschen. Nun bricht die Wuth der Arbeiter in offene That aus. Sie stürzen sich massenhaft auf die Drohnen, beißen sie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universität Michigan: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |