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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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Wand des Schlundes öffnet, mit diesem letzteren in Verbindung. Die
Gefäße der Schwimmblase entspringen stets aus den Körperarterien
und ihre rückführenden Gefäße münden in die Venen ein, nachdem die
Haargefäße oft mannigfache Wundernetze gebildet haben. Die in der
Schwimmblase enthaltene Luft wird ohne Zweifel von ihren Gefäßen
abgeschieden und steht durchaus in keiner Beziehung zu der Athem-
funktion, wie schon die Disposition der Gefäße lehrt, welche sich auf
der inneren Wand verbreiten. Es entstehen diese Schwimmblasen
freilich in ähnlicher Weise wie die Lungen, als Ausstülpungen des
Schlundes; da ihnen aber der Charakter von Athemorganen durchaus
abgeht, so können sie auch mit den Lungen nur in entfernter Weise
verglichen werden. Sie scheinen hauptsächlich dazu zu dienen, das
spezifische Gewicht der Fische zu verringern und durch größere oder
geringere Zusammendrückung mit dem umgebenden Medium auszu-
gleichen. Zu diesem Behufe sind sogar bei einigen Welsen besondere
Springfederapparate angebracht, deren Platte durch einen Muskel in
die Höhe gehoben wird, beim Nachlassen der Muskelwirkung aber nach
Innen vorspringt und den Raum der Schwimmblase verengert.

Ein eigentliches Herz fehlt nur dem Lanzettfischchen, bei welchem
alle größeren Gefäßstämme Kontraktilität besitzen. Bei allen übrigen
Fischen findet sich ein muskulöses Herz, welches unter der Kehle ge-

[Abbildung] Fig. 994. Fig. 995. Fig. 996. Fig. 997. Fig. 998.

Herzen verschiedener Fische.
Fig. 994. Herz der Forelle (Salmo fario) von der Seite. Fig. 995. Das-
selbe halbirt. Fig. 996. Herz des Kahlhechtes (Amia calva). Fig. 997. Dasselbe
von vorn geöffnet, um die zwei Reihen halbmondförmiger Klappen und die darüber
gestellten beiden großen Segelklappen im muskulösen Arterienstiel zu zeigen.
Fig. 998. Herz eines Rochen (Raja marginata) geöffnet, um die zahlreichen Klap-
pen im Arterienstiel sehen zu lassen. -- a Vorkammer. b Kammer. c Muskulöser
Theil des Arterienstiels. d Arterienstiel.

wöhnlich in dem Vereinigungswinkel der beiden Schultergürtel liegt
und von einem Herzbeutel umschlossen wird, der bei den Knorpel-

Wand des Schlundes öffnet, mit dieſem letzteren in Verbindung. Die
Gefäße der Schwimmblaſe entſpringen ſtets aus den Körperarterien
und ihre rückführenden Gefäße münden in die Venen ein, nachdem die
Haargefäße oft mannigfache Wundernetze gebildet haben. Die in der
Schwimmblaſe enthaltene Luft wird ohne Zweifel von ihren Gefäßen
abgeſchieden und ſteht durchaus in keiner Beziehung zu der Athem-
funktion, wie ſchon die Dispoſition der Gefäße lehrt, welche ſich auf
der inneren Wand verbreiten. Es entſtehen dieſe Schwimmblaſen
freilich in ähnlicher Weiſe wie die Lungen, als Ausſtülpungen des
Schlundes; da ihnen aber der Charakter von Athemorganen durchaus
abgeht, ſo können ſie auch mit den Lungen nur in entfernter Weiſe
verglichen werden. Sie ſcheinen hauptſächlich dazu zu dienen, das
ſpezifiſche Gewicht der Fiſche zu verringern und durch größere oder
geringere Zuſammendrückung mit dem umgebenden Medium auszu-
gleichen. Zu dieſem Behufe ſind ſogar bei einigen Welſen beſondere
Springfederapparate angebracht, deren Platte durch einen Muskel in
die Höhe gehoben wird, beim Nachlaſſen der Muskelwirkung aber nach
Innen vorſpringt und den Raum der Schwimmblaſe verengert.

Ein eigentliches Herz fehlt nur dem Lanzettfiſchchen, bei welchem
alle größeren Gefäßſtämme Kontraktilität beſitzen. Bei allen übrigen
Fiſchen findet ſich ein muskulöſes Herz, welches unter der Kehle ge-

[Abbildung] Fig. 994. Fig. 995. Fig. 996. Fig. 997. Fig. 998.

Herzen verſchiedener Fiſche.
Fig. 994. Herz der Forelle (Salmo fario) von der Seite. Fig. 995. Das-
ſelbe halbirt. Fig. 996. Herz des Kahlhechtes (Amia calva). Fig. 997. Daſſelbe
von vorn geöffnet, um die zwei Reihen halbmondförmiger Klappen und die darüber
geſtellten beiden großen Segelklappen im muskulöſen Arterienſtiel zu zeigen.
Fig. 998. Herz eines Rochen (Raja marginata) geöffnet, um die zahlreichen Klap-
pen im Arterienſtiel ſehen zu laſſen. — a Vorkammer. b Kammer. c Muskulöſer
Theil des Arterienſtiels. d Arterienſtiel.

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und von einem Herzbeutel umſchloſſen wird, der bei den Knorpel-

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[76/0082] Wand des Schlundes öffnet, mit dieſem letzteren in Verbindung. Die Gefäße der Schwimmblaſe entſpringen ſtets aus den Körperarterien und ihre rückführenden Gefäße münden in die Venen ein, nachdem die Haargefäße oft mannigfache Wundernetze gebildet haben. Die in der Schwimmblaſe enthaltene Luft wird ohne Zweifel von ihren Gefäßen abgeſchieden und ſteht durchaus in keiner Beziehung zu der Athem- funktion, wie ſchon die Dispoſition der Gefäße lehrt, welche ſich auf der inneren Wand verbreiten. Es entſtehen dieſe Schwimmblaſen freilich in ähnlicher Weiſe wie die Lungen, als Ausſtülpungen des Schlundes; da ihnen aber der Charakter von Athemorganen durchaus abgeht, ſo können ſie auch mit den Lungen nur in entfernter Weiſe verglichen werden. Sie ſcheinen hauptſächlich dazu zu dienen, das ſpezifiſche Gewicht der Fiſche zu verringern und durch größere oder geringere Zuſammendrückung mit dem umgebenden Medium auszu- gleichen. Zu dieſem Behufe ſind ſogar bei einigen Welſen beſondere Springfederapparate angebracht, deren Platte durch einen Muskel in die Höhe gehoben wird, beim Nachlaſſen der Muskelwirkung aber nach Innen vorſpringt und den Raum der Schwimmblaſe verengert. Ein eigentliches Herz fehlt nur dem Lanzettfiſchchen, bei welchem alle größeren Gefäßſtämme Kontraktilität beſitzen. Bei allen übrigen Fiſchen findet ſich ein muskulöſes Herz, welches unter der Kehle ge- [Abbildung Fig. 994. Fig. 995. Fig. 996. Fig. 997. Fig. 998. Herzen verſchiedener Fiſche. Fig. 994. Herz der Forelle (Salmo fario) von der Seite. Fig. 995. Das- ſelbe halbirt. Fig. 996. Herz des Kahlhechtes (Amia calva). Fig. 997. Daſſelbe von vorn geöffnet, um die zwei Reihen halbmondförmiger Klappen und die darüber geſtellten beiden großen Segelklappen im muskulöſen Arterienſtiel zu zeigen. Fig. 998. Herz eines Rochen (Raja marginata) geöffnet, um die zahlreichen Klap- pen im Arterienſtiel ſehen zu laſſen. — a Vorkammer. b Kammer. c Muskulöſer Theil des Arterienſtiels. d Arterienſtiel.] wöhnlich in dem Vereinigungswinkel der beiden Schultergürtel liegt und von einem Herzbeutel umſchloſſen wird, der bei den Knorpel-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/82>, abgerufen am 28.04.2024.