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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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innen aus den Zwischenkiefern (Ossa intermaxillaria 17), nach außen
und hinten dagegen von den eigentlichen Oberkiefern (Maxillaria
superiora 18)
. Nur selten sind die Zwischenkiefer miteinander oder
mit dem Schädel verwachsen, meistens haben sie die Form eines Win-
kelhakens, dessen äußerer Ast den Mundrand bildet und Zähne trägt,
während der innere in einer Rinne der Schnauzenspitze eingelenkt ist.
Bei den Fischen mit vorstreckbarem Maule, wie bei den Mäniden und
Sonnenfischen, ist dieser innere Ast des Zwischenkiefers sehr lang und
gleitet dann in seiner Rinne mit Leichtigkeit auf und nieder, wodurch
das Maul röhrenförmig vorgeschnellt werden kann. Der äußere Ast
bildet meist für sich ganz allein den Rand der Mundspalte, so daß der
eigentliche Oberkiefer (Maxillare superius 18) hinter ihm im Fleische
verborgen liegt und deßhalb auch von älteren Anatomen als Schnurr-
bartbein
(Os mystacis) bezeichnet wurde. Bei vielen Fischen, wie
beim Hechte zum Beispiel, bildet der Oberkiefer zwar den hinteren
Theil des Mundrandes, trägt aber keine Zähne und nur bei sehr
wenigen ist das Verhältniß so, wie bei den Lachsen und Forellen, wo
der zahntragende Oberkiefer sich an den Zwischenkiefer anfügt und die
Mundspalte nach hinten zu fortsetzt. Zuweilen fehlt der Oberkiefer
ganz, in anderen Fällen ist er sogar in zwei oder mehrere Stücke
zerfallen.

[Abbildung] Fig. 974.

Die beweglichen Gesichtsknochen (Kiefergaumenapparat) des Hechtes vom Schädel getrennt
und von der inneren Seite her gezeichnet.

Hinter dem Oberkieferbogen findet sich als Schutz des Gaumen-
gewölbes eine aus mehreren Knochen gebildete Platte vor, welche nach
hinten zu mit dem Aufhängebogen des Unterkiefers verwachsen und
nach vorn gewöhnlich durch einen eigenen Fortsatz an dem Zwischen-
kiefer und in der Mitte durch einen zweiten an dem Schädel unter

innen aus den Zwiſchenkiefern (Ossa intermaxillaria 17), nach außen
und hinten dagegen von den eigentlichen Oberkiefern (Maxillaria
superiora 18)
. Nur ſelten ſind die Zwiſchenkiefer miteinander oder
mit dem Schädel verwachſen, meiſtens haben ſie die Form eines Win-
kelhakens, deſſen äußerer Aſt den Mundrand bildet und Zähne trägt,
während der innere in einer Rinne der Schnauzenſpitze eingelenkt iſt.
Bei den Fiſchen mit vorſtreckbarem Maule, wie bei den Mäniden und
Sonnenfiſchen, iſt dieſer innere Aſt des Zwiſchenkiefers ſehr lang und
gleitet dann in ſeiner Rinne mit Leichtigkeit auf und nieder, wodurch
das Maul röhrenförmig vorgeſchnellt werden kann. Der äußere Aſt
bildet meiſt für ſich ganz allein den Rand der Mundſpalte, ſo daß der
eigentliche Oberkiefer (Maxillare superius 18) hinter ihm im Fleiſche
verborgen liegt und deßhalb auch von älteren Anatomen als Schnurr-
bartbein
(Os mystacis) bezeichnet wurde. Bei vielen Fiſchen, wie
beim Hechte zum Beiſpiel, bildet der Oberkiefer zwar den hinteren
Theil des Mundrandes, trägt aber keine Zähne und nur bei ſehr
wenigen iſt das Verhältniß ſo, wie bei den Lachſen und Forellen, wo
der zahntragende Oberkiefer ſich an den Zwiſchenkiefer anfügt und die
Mundſpalte nach hinten zu fortſetzt. Zuweilen fehlt der Oberkiefer
ganz, in anderen Fällen iſt er ſogar in zwei oder mehrere Stücke
zerfallen.

[Abbildung] Fig. 974.

Die beweglichen Geſichtsknochen (Kiefergaumenapparat) des Hechtes vom Schädel getrennt
und von der inneren Seite her gezeichnet.

Hinter dem Oberkieferbogen findet ſich als Schutz des Gaumen-
gewölbes eine aus mehreren Knochen gebildete Platte vor, welche nach
hinten zu mit dem Aufhängebogen des Unterkiefers verwachſen und
nach vorn gewöhnlich durch einen eigenen Fortſatz an dem Zwiſchen-
kiefer und in der Mitte durch einen zweiten an dem Schädel unter

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[54/0060] innen aus den Zwiſchenkiefern (Ossa intermaxillaria 17), nach außen und hinten dagegen von den eigentlichen Oberkiefern (Maxillaria superiora 18). Nur ſelten ſind die Zwiſchenkiefer miteinander oder mit dem Schädel verwachſen, meiſtens haben ſie die Form eines Win- kelhakens, deſſen äußerer Aſt den Mundrand bildet und Zähne trägt, während der innere in einer Rinne der Schnauzenſpitze eingelenkt iſt. Bei den Fiſchen mit vorſtreckbarem Maule, wie bei den Mäniden und Sonnenfiſchen, iſt dieſer innere Aſt des Zwiſchenkiefers ſehr lang und gleitet dann in ſeiner Rinne mit Leichtigkeit auf und nieder, wodurch das Maul röhrenförmig vorgeſchnellt werden kann. Der äußere Aſt bildet meiſt für ſich ganz allein den Rand der Mundſpalte, ſo daß der eigentliche Oberkiefer (Maxillare superius 18) hinter ihm im Fleiſche verborgen liegt und deßhalb auch von älteren Anatomen als Schnurr- bartbein (Os mystacis) bezeichnet wurde. Bei vielen Fiſchen, wie beim Hechte zum Beiſpiel, bildet der Oberkiefer zwar den hinteren Theil des Mundrandes, trägt aber keine Zähne und nur bei ſehr wenigen iſt das Verhältniß ſo, wie bei den Lachſen und Forellen, wo der zahntragende Oberkiefer ſich an den Zwiſchenkiefer anfügt und die Mundſpalte nach hinten zu fortſetzt. Zuweilen fehlt der Oberkiefer ganz, in anderen Fällen iſt er ſogar in zwei oder mehrere Stücke zerfallen. [Abbildung Fig. 974. Die beweglichen Geſichtsknochen (Kiefergaumenapparat) des Hechtes vom Schädel getrennt und von der inneren Seite her gezeichnet. ] Hinter dem Oberkieferbogen findet ſich als Schutz des Gaumen- gewölbes eine aus mehreren Knochen gebildete Platte vor, welche nach hinten zu mit dem Aufhängebogen des Unterkiefers verwachſen und nach vorn gewöhnlich durch einen eigenen Fortſatz an dem Zwiſchen- kiefer und in der Mitte durch einen zweiten an dem Schädel unter

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/60>, abgerufen am 27.04.2024.