so unbedeutend ist und so früh verschwindet, wie bei dem Menschen. Eine zweite Eigenthümlichkeit ist die, daß die Schleimhaut der Gebär-
[Abbildung]
Fig 1482.
Menschlicher Embryo, etwa sieben Wochen alt. Die Gebärmutter ist in vier Lappen aufgeschnitten, deren innere Fläche mit der hinfälligen Haut bekleidet ist. Das überaus zottige Chorion ist geöff- net, so daß man den Embryo von der durchsichtigen Schafhaut umschlossen in seiner Lage sieht. Bedeutung der Buchstaben wie in der vorigen Figur.
mutter bei beginnender Entwickelung des Eichens und noch ehe dasselbe in die Gebärmutter gelangt ist, bedeutend anschwillt und sich endlich in Form eines weichen, häutigen Sackes loslöset, der die ganze Wan- dung der Gebärmutter überzieht und in welchen das durch die Mün- dung des Eileiters eintretende Eichen sich von außen her einsenkt. Bei dem steten Wachsthume des Eies treibt dasselbe die ihm zuge- wendete Wand des Sackes vor sich her und stülpt sich denselben all- mälig so über, daß der Sack in ähnlicher Weise das Eichen bedeckt, wie eine eingestülpte Schlafmütze den Kopf. Man hat diese einzig von der Gebärmutter gebildete Hülle des Eies, welche sogar dann entsteht, wenn das Eichen sich abnormer Weise in dem Eileiter oder in der Bauchhöhle entwickelt, die hinfällige Haut (membrana decidua), genannt. Als vollständige Umhüllung des Eies entwickelt sich die hinfällige Haut nur bei dem Menschen; bei den Affen kommen nur einzelne unzusammenhängende Flocken als Analogon derselben vor.
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ſo unbedeutend iſt und ſo früh verſchwindet, wie bei dem Menſchen. Eine zweite Eigenthümlichkeit iſt die, daß die Schleimhaut der Gebär-
[Abbildung]
Fig 1482.
Menſchlicher Embryo, etwa ſieben Wochen alt. Die Gebärmutter iſt in vier Lappen aufgeſchnitten, deren innere Fläche mit der hinfälligen Haut bekleidet iſt. Das überaus zottige Chorion iſt geöff- net, ſo daß man den Embryo von der durchſichtigen Schafhaut umſchloſſen in ſeiner Lage ſieht. Bedeutung der Buchſtaben wie in der vorigen Figur.
mutter bei beginnender Entwickelung des Eichens und noch ehe daſſelbe in die Gebärmutter gelangt iſt, bedeutend anſchwillt und ſich endlich in Form eines weichen, häutigen Sackes loslöſet, der die ganze Wan- dung der Gebärmutter überzieht und in welchen das durch die Mün- dung des Eileiters eintretende Eichen ſich von außen her einſenkt. Bei dem ſteten Wachsthume des Eies treibt daſſelbe die ihm zuge- wendete Wand des Sackes vor ſich her und ſtülpt ſich denſelben all- mälig ſo über, daß der Sack in ähnlicher Weiſe das Eichen bedeckt, wie eine eingeſtülpte Schlafmütze den Kopf. Man hat dieſe einzig von der Gebärmutter gebildete Hülle des Eies, welche ſogar dann entſteht, wenn das Eichen ſich abnormer Weiſe in dem Eileiter oder in der Bauchhöhle entwickelt, die hinfällige Haut (membrana decidua), genannt. Als vollſtändige Umhüllung des Eies entwickelt ſich die hinfällige Haut nur bei dem Menſchen; bei den Affen kommen nur einzelne unzuſammenhängende Flocken als Analogon derſelben vor.
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ſo unbedeutend iſt und ſo früh verſchwindet, wie bei dem Menſchen.
Eine zweite Eigenthümlichkeit iſt die, daß die Schleimhaut der Gebär-
[Abbildung Fig 1482.
Menſchlicher Embryo, etwa ſieben Wochen alt.
Die Gebärmutter iſt in vier Lappen aufgeſchnitten, deren innere Fläche
mit der hinfälligen Haut bekleidet iſt. Das überaus zottige Chorion iſt geöff-
net, ſo daß man den Embryo von der durchſichtigen Schafhaut umſchloſſen
in ſeiner Lage ſieht. Bedeutung der Buchſtaben wie in der vorigen Figur.]
mutter bei beginnender Entwickelung des Eichens und noch ehe daſſelbe
in die Gebärmutter gelangt iſt, bedeutend anſchwillt und ſich endlich
in Form eines weichen, häutigen Sackes loslöſet, der die ganze Wan-
dung der Gebärmutter überzieht und in welchen das durch die Mün-
dung des Eileiters eintretende Eichen ſich von außen her einſenkt.
Bei dem ſteten Wachsthume des Eies treibt daſſelbe die ihm zuge-
wendete Wand des Sackes vor ſich her und ſtülpt ſich denſelben all-
mälig ſo über, daß der Sack in ähnlicher Weiſe das Eichen bedeckt,
wie eine eingeſtülpte Schlafmütze den Kopf. Man hat dieſe einzig
von der Gebärmutter gebildete Hülle des Eies, welche ſogar dann
entſteht, wenn das Eichen ſich abnormer Weiſe in dem Eileiter oder
in der Bauchhöhle entwickelt, die hinfällige Haut (membrana decidua),
genannt. Als vollſtändige Umhüllung des Eies entwickelt ſich die
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einzelne unzuſammenhängende Flocken als Analogon derſelben vor.
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/553>, abgerufen am 16.02.2025.
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