Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

meist nackt und schuppig. Das Zahnsystem wechselt noch mehr, als
in der vorigen Gruppe; bei den Einen fallen die Schneidezähne sehr
früh aus, bei den Anderen finden sich im Zwischenkiefer mächtige,
dreieckige, scharfspitzige Vorderzähne, welche die Eckzähne ersetzen, bei
Anderen sind die Eckzähne stark vorragend und kräftig; bei den Einen
bleiben die Backzähne stets sehr scharf spitzig, bei den Andern nutzen
sie sich bald ab und deuten auf mehr vegetabilische Kost hin. Die
eigentlichen Spitzmäuse haben in der Seite eine Drüsenöffnung, welche
eine übelriechende Flüssigkeit absondert, und halten keinen Winterschlaf,
dem die bestachelten Igel unterworfen sind. Die Thiere dieser Fami-
lie verfolgen ihren Raub entweder über der Erde oder meist in Gän-
gen, die oft von anderen Thieren gegraben sind; einige leben auch

[Abbildung] Fig. 1443.

Der Desman (Myogale moschata).

nur im Wasser in Gängen, die sich unter dem Wasserspiegel öffnen.
Erinaceus; Centetes; Sorex; Myogale.

Die Familie der Springer (Salientia) ist bis jetzt nur durch
eine einzige Gattung (Macroscelides) bekannt, die in dem nördlichen
und südlichen Afrika in zwei Arten einheimisch ist. Die Hinterfüße
sind außerordentlich lang und kräftig, die Vorderfüße klein, kurz,
beide fünfzehig mit langen Nägeln und der kurze Daumen der Vor-
derfüße sogar etwas seitlich abgerückt. Die Vorderzähne sind zahl-
reich, die Eckzähne fehlen, die Backzähne sind scharf spitzig; die Schnauze
in einen langen, dünnen, sehr beweglichen Rüssel verlängert, die
äußeren Ohrmuscheln zum Unterschiede von den übrigen Insektenfres-
sern bedeutend entwickelt. Die niedlichen Thierchen graben sich Erd-
höhlen, in welchen sie die Nacht zubringen, während sie am Tage
nach Insekten jagen, die sie im Sprunge haschen.


meiſt nackt und ſchuppig. Das Zahnſyſtem wechſelt noch mehr, als
in der vorigen Gruppe; bei den Einen fallen die Schneidezähne ſehr
früh aus, bei den Anderen finden ſich im Zwiſchenkiefer mächtige,
dreieckige, ſcharfſpitzige Vorderzähne, welche die Eckzähne erſetzen, bei
Anderen ſind die Eckzähne ſtark vorragend und kräftig; bei den Einen
bleiben die Backzähne ſtets ſehr ſcharf ſpitzig, bei den Andern nutzen
ſie ſich bald ab und deuten auf mehr vegetabiliſche Koſt hin. Die
eigentlichen Spitzmäuſe haben in der Seite eine Drüſenöffnung, welche
eine übelriechende Flüſſigkeit abſondert, und halten keinen Winterſchlaf,
dem die beſtachelten Igel unterworfen ſind. Die Thiere dieſer Fami-
lie verfolgen ihren Raub entweder über der Erde oder meiſt in Gän-
gen, die oft von anderen Thieren gegraben ſind; einige leben auch

[Abbildung] Fig. 1443.

Der Desman (Myogale moschata).

nur im Waſſer in Gängen, die ſich unter dem Waſſerſpiegel öffnen.
Erinaceus; Centetes; Sorex; Myogale.

Die Familie der Springer (Salientia) iſt bis jetzt nur durch
eine einzige Gattung (Macroscelides) bekannt, die in dem nördlichen
und ſüdlichen Afrika in zwei Arten einheimiſch iſt. Die Hinterfüße
ſind außerordentlich lang und kräftig, die Vorderfüße klein, kurz,
beide fünfzehig mit langen Nägeln und der kurze Daumen der Vor-
derfüße ſogar etwas ſeitlich abgerückt. Die Vorderzähne ſind zahl-
reich, die Eckzähne fehlen, die Backzähne ſind ſcharf ſpitzig; die Schnauze
in einen langen, dünnen, ſehr beweglichen Rüſſel verlängert, die
äußeren Ohrmuſcheln zum Unterſchiede von den übrigen Inſektenfreſ-
ſern bedeutend entwickelt. Die niedlichen Thierchen graben ſich Erd-
höhlen, in welchen ſie die Nacht zubringen, während ſie am Tage
nach Inſekten jagen, die ſie im Sprunge haſchen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0510" n="504"/>
mei&#x017F;t nackt und &#x017F;chuppig. Das Zahn&#x017F;y&#x017F;tem wech&#x017F;elt noch mehr, als<lb/>
in der vorigen Gruppe; bei den Einen fallen die Schneidezähne &#x017F;ehr<lb/>
früh aus, bei den Anderen finden &#x017F;ich im Zwi&#x017F;chenkiefer mächtige,<lb/>
dreieckige, &#x017F;charf&#x017F;pitzige Vorderzähne, welche die Eckzähne er&#x017F;etzen, bei<lb/>
Anderen &#x017F;ind die Eckzähne &#x017F;tark vorragend und kräftig; bei den Einen<lb/>
bleiben die Backzähne &#x017F;tets &#x017F;ehr &#x017F;charf &#x017F;pitzig, bei den Andern nutzen<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich bald ab und deuten auf mehr vegetabili&#x017F;che Ko&#x017F;t hin. Die<lb/>
eigentlichen Spitzmäu&#x017F;e haben in der Seite eine Drü&#x017F;enöffnung, welche<lb/>
eine übelriechende Flü&#x017F;&#x017F;igkeit ab&#x017F;ondert, und halten keinen Winter&#x017F;chlaf,<lb/>
dem die be&#x017F;tachelten Igel unterworfen &#x017F;ind. Die Thiere die&#x017F;er Fami-<lb/>
lie verfolgen ihren Raub entweder über der Erde oder mei&#x017F;t in Gän-<lb/>
gen, die oft von anderen Thieren gegraben &#x017F;ind; einige leben auch<lb/><figure><head>Fig. 1443.</head><lb/><p>Der Desman <hi rendition="#aq">(Myogale moschata)</hi>.</p></figure><lb/>
nur im Wa&#x017F;&#x017F;er in Gängen, die &#x017F;ich unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;piegel öffnen.<lb/><hi rendition="#aq">Erinaceus; Centetes; Sorex; Myogale</hi>.</p><lb/>
                  <p>Die Familie der <hi rendition="#b">Springer</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Salientia</hi>)</hi> i&#x017F;t bis jetzt nur durch<lb/>
eine einzige Gattung <hi rendition="#aq">(Macroscelides)</hi> bekannt, die in dem nördlichen<lb/>
und &#x017F;üdlichen Afrika in zwei Arten einheimi&#x017F;ch i&#x017F;t. Die Hinterfüße<lb/>
&#x017F;ind außerordentlich lang und kräftig, die Vorderfüße klein, kurz,<lb/>
beide fünfzehig mit langen Nägeln und der kurze Daumen der Vor-<lb/>
derfüße &#x017F;ogar etwas &#x017F;eitlich abgerückt. Die Vorderzähne &#x017F;ind zahl-<lb/>
reich, die Eckzähne fehlen, die Backzähne &#x017F;ind &#x017F;charf &#x017F;pitzig; die Schnauze<lb/>
in einen langen, dünnen, &#x017F;ehr beweglichen Rü&#x017F;&#x017F;el verlängert, die<lb/>
äußeren Ohrmu&#x017F;cheln zum Unter&#x017F;chiede von den übrigen In&#x017F;ektenfre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern bedeutend entwickelt. Die niedlichen Thierchen graben &#x017F;ich Erd-<lb/>
höhlen, in welchen &#x017F;ie die Nacht zubringen, während &#x017F;ie am Tage<lb/>
nach In&#x017F;ekten jagen, die &#x017F;ie im Sprunge ha&#x017F;chen.</p><lb/>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[504/0510] meiſt nackt und ſchuppig. Das Zahnſyſtem wechſelt noch mehr, als in der vorigen Gruppe; bei den Einen fallen die Schneidezähne ſehr früh aus, bei den Anderen finden ſich im Zwiſchenkiefer mächtige, dreieckige, ſcharfſpitzige Vorderzähne, welche die Eckzähne erſetzen, bei Anderen ſind die Eckzähne ſtark vorragend und kräftig; bei den Einen bleiben die Backzähne ſtets ſehr ſcharf ſpitzig, bei den Andern nutzen ſie ſich bald ab und deuten auf mehr vegetabiliſche Koſt hin. Die eigentlichen Spitzmäuſe haben in der Seite eine Drüſenöffnung, welche eine übelriechende Flüſſigkeit abſondert, und halten keinen Winterſchlaf, dem die beſtachelten Igel unterworfen ſind. Die Thiere dieſer Fami- lie verfolgen ihren Raub entweder über der Erde oder meiſt in Gän- gen, die oft von anderen Thieren gegraben ſind; einige leben auch [Abbildung Fig. 1443. Der Desman (Myogale moschata).] nur im Waſſer in Gängen, die ſich unter dem Waſſerſpiegel öffnen. Erinaceus; Centetes; Sorex; Myogale. Die Familie der Springer (Salientia) iſt bis jetzt nur durch eine einzige Gattung (Macroscelides) bekannt, die in dem nördlichen und ſüdlichen Afrika in zwei Arten einheimiſch iſt. Die Hinterfüße ſind außerordentlich lang und kräftig, die Vorderfüße klein, kurz, beide fünfzehig mit langen Nägeln und der kurze Daumen der Vor- derfüße ſogar etwas ſeitlich abgerückt. Die Vorderzähne ſind zahl- reich, die Eckzähne fehlen, die Backzähne ſind ſcharf ſpitzig; die Schnauze in einen langen, dünnen, ſehr beweglichen Rüſſel verlängert, die äußeren Ohrmuſcheln zum Unterſchiede von den übrigen Inſektenfreſ- ſern bedeutend entwickelt. Die niedlichen Thierchen graben ſich Erd- höhlen, in welchen ſie die Nacht zubringen, während ſie am Tage nach Inſekten jagen, die ſie im Sprunge haſchen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/510
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/510>, abgerufen am 23.05.2024.