Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

Eine dritte Gruppe wird durch diejenigen Säugethiere gebildet,
bei welchen die Zotten des Chorion's sich nur an einer einzigen Stelle
in Wechselwirkung mit den Gefäßzotten der Gebärmutter ausbilden,
wodurch ein einfacher Mutterkuchen erzeugt wird, der mehr oder min-
der eine Scheibenform besitzt. Die Nager (Glires) mit Krallen-
pfoten, meißelartigen Scheidezähnen und ohne Eckzähne, die Insek-
tenfresser (Insectivora)
mit Krallenpfoten, vielfachen Schneide-
zähnen, langen Eckzähnen und spitzhöckerigen Backenzähnen, die Flat-
terthiere (Volitantia)
mit durch eine Flughaut verbundenen
Extremitäten, die Vierhänder (Quadrumana) mit Händen an
allen vier Extremitäten, und die Zweihänder (Bimana) mit
Händen an den vorderen und Füßen an den hinteren Extremitäten
bilden diese Gruppe, welche sich in ununterbrochener Reihe bis zu der
Krone der jetzigen Schöpfung, bis zu dem Menschen erhebt.



Unterklasse der Säugethiere ohne Mutterkuchen. (Aplacentaria.)


Schon vorher wurde angeführt, daß der Mangel des Schwielen-

[Abbildung] Fig. 1341.

Gehirn des Ameisenseeigels (Echidna).
An der rechten Hemisphäre ist die Decke abgenommen,
so daß man bei fehlendem Schwielenkörper die tiefen
Gebilde sieht. a Unverletzte Hemisphäre. b Kleines
Gehirn. c Vierhügel. d Sehhügel. e Pferdefuß (hippo-
campus)
.

körpers im Gehirn eines
der wesentlichsten anato-
mischen Kennzeichen in
dieser Unterklasse sei und
man deßhalb das Gehirn
eines solchen Säugethie-
res auf den ersten Blick
unterscheiden könne, in-
dem beim Auseinander-
ziehen der beiden Hirn-
hälften diejenigen Theile
frei zu Tage kommen,
welche bei den übrigen
durch diese Commissur
gedeckt sind. Die Hirn-
hälften selbst sind im
Ganzen klein und decken
niemals das kleine Ge-
hirn, selten die Vierhügel.

Eine dritte Gruppe wird durch diejenigen Säugethiere gebildet,
bei welchen die Zotten des Chorion’s ſich nur an einer einzigen Stelle
in Wechſelwirkung mit den Gefäßzotten der Gebärmutter ausbilden,
wodurch ein einfacher Mutterkuchen erzeugt wird, der mehr oder min-
der eine Scheibenform beſitzt. Die Nager (Glires) mit Krallen-
pfoten, meißelartigen Scheidezähnen und ohne Eckzähne, die Inſek-
tenfreſſer (Insectivora)
mit Krallenpfoten, vielfachen Schneide-
zähnen, langen Eckzähnen und ſpitzhöckerigen Backenzähnen, die Flat-
terthiere (Volitantia)
mit durch eine Flughaut verbundenen
Extremitäten, die Vierhänder (Quadrumana) mit Händen an
allen vier Extremitäten, und die Zweihänder (Bimana) mit
Händen an den vorderen und Füßen an den hinteren Extremitäten
bilden dieſe Gruppe, welche ſich in ununterbrochener Reihe bis zu der
Krone der jetzigen Schöpfung, bis zu dem Menſchen erhebt.



Unterklaſſe der Säugethiere ohne Mutterkuchen. (Aplacentaria.)


Schon vorher wurde angeführt, daß der Mangel des Schwielen-

[Abbildung] Fig. 1341.

Gehirn des Ameiſenſeeigels (Echidna).
An der rechten Hemiſphäre iſt die Decke abgenommen,
ſo daß man bei fehlendem Schwielenkörper die tiefen
Gebilde ſieht. a Unverletzte Hemiſphäre. b Kleines
Gehirn. c Vierhügel. d Sehhügel. e Pferdefuß (hippo-
campus)
.

körpers im Gehirn eines
der weſentlichſten anato-
miſchen Kennzeichen in
dieſer Unterklaſſe ſei und
man deßhalb das Gehirn
eines ſolchen Säugethie-
res auf den erſten Blick
unterſcheiden könne, in-
dem beim Auseinander-
ziehen der beiden Hirn-
hälften diejenigen Theile
frei zu Tage kommen,
welche bei den übrigen
durch dieſe Commiſſur
gedeckt ſind. Die Hirn-
hälften ſelbſt ſind im
Ganzen klein und decken
niemals das kleine Ge-
hirn, ſelten die Vierhügel.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0438" n="432"/>
            <p>Eine dritte Gruppe wird durch diejenigen Säugethiere gebildet,<lb/>
bei welchen die Zotten des Chorion&#x2019;s &#x017F;ich nur an einer einzigen Stelle<lb/>
in Wech&#x017F;elwirkung mit den Gefäßzotten der Gebärmutter ausbilden,<lb/>
wodurch ein einfacher Mutterkuchen erzeugt wird, der mehr oder min-<lb/>
der eine Scheibenform be&#x017F;itzt. Die <hi rendition="#g">Nager <hi rendition="#aq">(Glires)</hi></hi> mit Krallen-<lb/>
pfoten, meißelartigen Scheidezähnen und ohne Eckzähne, die <hi rendition="#g">In&#x017F;ek-<lb/>
tenfre&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">(Insectivora)</hi></hi> mit Krallenpfoten, vielfachen Schneide-<lb/>
zähnen, langen Eckzähnen und &#x017F;pitzhöckerigen Backenzähnen, die <hi rendition="#g">Flat-<lb/>
terthiere <hi rendition="#aq">(Volitantia)</hi></hi> mit durch eine Flughaut verbundenen<lb/>
Extremitäten, die <hi rendition="#g">Vierhänder <hi rendition="#aq">(Quadrumana)</hi></hi> mit Händen an<lb/>
allen vier Extremitäten, und die <hi rendition="#g">Zweihänder <hi rendition="#aq">(Bimana)</hi></hi> mit<lb/>
Händen an den vorderen und Füßen an den hinteren Extremitäten<lb/>
bilden die&#x017F;e Gruppe, welche &#x017F;ich in ununterbrochener Reihe bis zu der<lb/>
Krone der jetzigen Schöpfung, bis zu dem Men&#x017F;chen erhebt.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Unterkla&#x017F;&#x017F;e der Säugethiere ohne Mutterkuchen. <hi rendition="#aq">(Aplacentaria.)</hi></hi> </head><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <p>Schon vorher wurde angeführt, daß der Mangel des Schwielen-<lb/><figure><head>Fig. 1341.</head><lb/><p>Gehirn des Amei&#x017F;en&#x017F;eeigels <hi rendition="#aq">(Echidna)</hi>.<lb/>
An der rechten Hemi&#x017F;phäre i&#x017F;t die Decke abgenommen,<lb/>
&#x017F;o daß man bei fehlendem Schwielenkörper die tiefen<lb/>
Gebilde &#x017F;ieht. <hi rendition="#aq">a</hi> Unverletzte Hemi&#x017F;phäre. <hi rendition="#aq">b</hi> Kleines<lb/>
Gehirn. <hi rendition="#aq">c</hi> Vierhügel. <hi rendition="#aq">d</hi> Sehhügel. <hi rendition="#aq">e</hi> Pferdefuß <hi rendition="#aq">(hippo-<lb/>
campus)</hi>.</p></figure><lb/>
körpers im Gehirn eines<lb/>
der we&#x017F;entlich&#x017F;ten anato-<lb/>
mi&#x017F;chen Kennzeichen in<lb/>
die&#x017F;er Unterkla&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ei und<lb/>
man deßhalb das Gehirn<lb/>
eines &#x017F;olchen Säugethie-<lb/>
res auf den er&#x017F;ten Blick<lb/>
unter&#x017F;cheiden könne, in-<lb/>
dem beim Auseinander-<lb/>
ziehen der beiden Hirn-<lb/>
hälften diejenigen Theile<lb/>
frei zu Tage kommen,<lb/>
welche bei den übrigen<lb/>
durch die&#x017F;e Commi&#x017F;&#x017F;ur<lb/>
gedeckt &#x017F;ind. Die Hirn-<lb/>
hälften &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ind im<lb/>
Ganzen klein und decken<lb/>
niemals das kleine Ge-<lb/>
hirn, &#x017F;elten die Vierhügel.<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[432/0438] Eine dritte Gruppe wird durch diejenigen Säugethiere gebildet, bei welchen die Zotten des Chorion’s ſich nur an einer einzigen Stelle in Wechſelwirkung mit den Gefäßzotten der Gebärmutter ausbilden, wodurch ein einfacher Mutterkuchen erzeugt wird, der mehr oder min- der eine Scheibenform beſitzt. Die Nager (Glires) mit Krallen- pfoten, meißelartigen Scheidezähnen und ohne Eckzähne, die Inſek- tenfreſſer (Insectivora) mit Krallenpfoten, vielfachen Schneide- zähnen, langen Eckzähnen und ſpitzhöckerigen Backenzähnen, die Flat- terthiere (Volitantia) mit durch eine Flughaut verbundenen Extremitäten, die Vierhänder (Quadrumana) mit Händen an allen vier Extremitäten, und die Zweihänder (Bimana) mit Händen an den vorderen und Füßen an den hinteren Extremitäten bilden dieſe Gruppe, welche ſich in ununterbrochener Reihe bis zu der Krone der jetzigen Schöpfung, bis zu dem Menſchen erhebt. Unterklaſſe der Säugethiere ohne Mutterkuchen. (Aplacentaria.) Schon vorher wurde angeführt, daß der Mangel des Schwielen- [Abbildung Fig. 1341. Gehirn des Ameiſenſeeigels (Echidna). An der rechten Hemiſphäre iſt die Decke abgenommen, ſo daß man bei fehlendem Schwielenkörper die tiefen Gebilde ſieht. a Unverletzte Hemiſphäre. b Kleines Gehirn. c Vierhügel. d Sehhügel. e Pferdefuß (hippo- campus).] körpers im Gehirn eines der weſentlichſten anato- miſchen Kennzeichen in dieſer Unterklaſſe ſei und man deßhalb das Gehirn eines ſolchen Säugethie- res auf den erſten Blick unterſcheiden könne, in- dem beim Auseinander- ziehen der beiden Hirn- hälften diejenigen Theile frei zu Tage kommen, welche bei den übrigen durch dieſe Commiſſur gedeckt ſind. Die Hirn- hälften ſelbſt ſind im Ganzen klein und decken niemals das kleine Ge- hirn, ſelten die Vierhügel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/438
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/438>, abgerufen am 23.11.2024.