Säugethiere umgeben; doch nimmt hier nach und nach eine blättrige Bildung überhand, zwischen deren einzelnen Schichten die Hornröhren und die Gefäße sich hinziehen. Bei diesen größeren Gebilden, den Hufen, den Hornscheiden der hohlhörnigen Wiederkäuer u. s. w. findet man deutlich an der Basis ein sehr gefäßreiches, meist aufgewulstetes Gewebe, aus welchem der neu entstehende Hornstoff in der Weise abgesondert wird, daß das schon erstarrte Gebilde stets mehr und mehr sich nach außen vorschiebt. Ganz überhand nimmt die blättrige Bil- dung in den Platt- und Kuppennägeln, so wie in den Krallen, die nur aus einzelnen schief über einander liegenden Hornblättchen gebil- det werden, welche sich von dem Grunde der Nagelfalte aus vorschie- ben und so die stete Abnutzung ersetzen. Außer diesen Oberhautgebil- den finden sich in der Haut der Säugethiere fast überall Schweiß- drüsen, aus einem engen geschlängelten Ausführungsgange bestehend, der in der Tiefe der Haut mit einem Drüsenknäuel zusammenhängt, und wei- tere Talgdrüsen, die eine mehr oder minder fettige Schmiere abson- dern und gewöhnlich der Art in die Haarbälge einmünden, daß das Haar von ihrem Sekrete eingeölt wird. Außerdem sind oft an einer oder der andern Stelle der Haut größere Drüsen entwickelt, die eine ölige Schmiere absondern, welche meist einen starken Geruch hat. Solche Schmeerdrüsen finden sich an dem Kopfe, namentlich vieler Wiederkäuer, Dickhäuter und Nager, bald in der Schläfe, bald auf der Wange oder selbst am Hinterhaupte. Bei den Spitzmäusen liegen sie an der Seite des Leibes, bei der Moschusmaus an dem Schwanze, bei vielen Wiederkäuern in einem Kranze an dem Hufe, zwischen den Ze- hen, wo dieselben sich spalten. Bei den meisten Säugethieren kommen sehr starke Drüsen dieser Art in der Nähe des Afters und der Ge- schlechtstheile vor und bei den Zibetthieren, den Hyänen sind sie so entwickelt, daß sie förmliche Säcke bilden, aus denen bei den ersteren die stark riechende ölige Absonderung gewonnen wird. Häufig sind diese Drüsen nur bei dem männlichen Geschlechte entwickelt, bei dem weiblichen rudimentär und so werden namentlich der Moschus und das Bibergeil (castoreum) in Säcken abgesondert, welche mit der Vorhaut der Begattungsorgane in besonderer Beziehung stehen und in derselben ausmünden. Als einer besonderen Bildung müssen wir noch einer Hautdrüse erwähnen, welche nur bei den männlichen Kloa- kenthieren, dem Schnabelthiere und dem Ameisenigel vorkommt, an der inneren Seite des Schenkels liegt und einen Ausführungsgang nach unten sendet, der in der Nähe des Fußes in einen gekrümmten, scharfen Sporn ausmündet. Ziemlich allgemein wurde diese Drüse
Säugethiere umgeben; doch nimmt hier nach und nach eine blättrige Bildung überhand, zwiſchen deren einzelnen Schichten die Hornröhren und die Gefäße ſich hinziehen. Bei dieſen größeren Gebilden, den Hufen, den Hornſcheiden der hohlhörnigen Wiederkäuer u. ſ. w. findet man deutlich an der Baſis ein ſehr gefäßreiches, meiſt aufgewulſtetes Gewebe, aus welchem der neu entſtehende Hornſtoff in der Weiſe abgeſondert wird, daß das ſchon erſtarrte Gebilde ſtets mehr und mehr ſich nach außen vorſchiebt. Ganz überhand nimmt die blättrige Bil- dung in den Platt- und Kuppennägeln, ſo wie in den Krallen, die nur aus einzelnen ſchief über einander liegenden Hornblättchen gebil- det werden, welche ſich von dem Grunde der Nagelfalte aus vorſchie- ben und ſo die ſtete Abnutzung erſetzen. Außer dieſen Oberhautgebil- den finden ſich in der Haut der Säugethiere faſt überall Schweiß- drüſen, aus einem engen geſchlängelten Ausführungsgange beſtehend, der in der Tiefe der Haut mit einem Drüſenknäuel zuſammenhängt, und wei- tere Talgdrüſen, die eine mehr oder minder fettige Schmiere abſon- dern und gewöhnlich der Art in die Haarbälge einmünden, daß das Haar von ihrem Sekrete eingeölt wird. Außerdem ſind oft an einer oder der andern Stelle der Haut größere Drüſen entwickelt, die eine ölige Schmiere abſondern, welche meiſt einen ſtarken Geruch hat. Solche Schmeerdrüſen finden ſich an dem Kopfe, namentlich vieler Wiederkäuer, Dickhäuter und Nager, bald in der Schläfe, bald auf der Wange oder ſelbſt am Hinterhaupte. Bei den Spitzmäuſen liegen ſie an der Seite des Leibes, bei der Moſchusmaus an dem Schwanze, bei vielen Wiederkäuern in einem Kranze an dem Hufe, zwiſchen den Ze- hen, wo dieſelben ſich ſpalten. Bei den meiſten Säugethieren kommen ſehr ſtarke Drüſen dieſer Art in der Nähe des Afters und der Ge- ſchlechtstheile vor und bei den Zibetthieren, den Hyänen ſind ſie ſo entwickelt, daß ſie förmliche Säcke bilden, aus denen bei den erſteren die ſtark riechende ölige Abſonderung gewonnen wird. Häufig ſind dieſe Drüſen nur bei dem männlichen Geſchlechte entwickelt, bei dem weiblichen rudimentär und ſo werden namentlich der Moſchus und das Bibergeil (castoreum) in Säcken abgeſondert, welche mit der Vorhaut der Begattungsorgane in beſonderer Beziehung ſtehen und in derſelben ausmünden. Als einer beſonderen Bildung müſſen wir noch einer Hautdrüſe erwähnen, welche nur bei den männlichen Kloa- kenthieren, dem Schnabelthiere und dem Ameiſenigel vorkommt, an der inneren Seite des Schenkels liegt und einen Ausführungsgang nach unten ſendet, der in der Nähe des Fußes in einen gekrümmten, ſcharfen Sporn ausmündet. Ziemlich allgemein wurde dieſe Drüſe
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Säugethiere umgeben; doch nimmt hier nach und nach eine blättrige
Bildung überhand, zwiſchen deren einzelnen Schichten die Hornröhren
und die Gefäße ſich hinziehen. Bei dieſen größeren Gebilden, den
Hufen, den Hornſcheiden der hohlhörnigen Wiederkäuer u. ſ. w. findet
man deutlich an der Baſis ein ſehr gefäßreiches, meiſt aufgewulſtetes
Gewebe, aus welchem der neu entſtehende Hornſtoff in der Weiſe
abgeſondert wird, daß das ſchon erſtarrte Gebilde ſtets mehr und mehr
ſich nach außen vorſchiebt. Ganz überhand nimmt die blättrige Bil-
dung in den Platt- und Kuppennägeln, ſo wie in den Krallen, die
nur aus einzelnen ſchief über einander liegenden Hornblättchen gebil-
det werden, welche ſich von dem Grunde der Nagelfalte aus vorſchie-
ben und ſo die ſtete Abnutzung erſetzen. Außer dieſen Oberhautgebil-
den finden ſich in der Haut der Säugethiere faſt überall Schweiß-
drüſen, aus einem engen geſchlängelten Ausführungsgange beſtehend, der
in der Tiefe der Haut mit einem Drüſenknäuel zuſammenhängt, und wei-
tere Talgdrüſen, die eine mehr oder minder fettige Schmiere abſon-
dern und gewöhnlich der Art in die Haarbälge einmünden, daß das
Haar von ihrem Sekrete eingeölt wird. Außerdem ſind oft an einer
oder der andern Stelle der Haut größere Drüſen entwickelt, die eine
ölige Schmiere abſondern, welche meiſt einen ſtarken Geruch hat.
Solche Schmeerdrüſen finden ſich an dem Kopfe, namentlich vieler
Wiederkäuer, Dickhäuter und Nager, bald in der Schläfe, bald auf der
Wange oder ſelbſt am Hinterhaupte. Bei den Spitzmäuſen liegen ſie
an der Seite des Leibes, bei der Moſchusmaus an dem Schwanze, bei
vielen Wiederkäuern in einem Kranze an dem Hufe, zwiſchen den Ze-
hen, wo dieſelben ſich ſpalten. Bei den meiſten Säugethieren kommen
ſehr ſtarke Drüſen dieſer Art in der Nähe des Afters und der Ge-
ſchlechtstheile vor und bei den Zibetthieren, den Hyänen ſind ſie ſo
entwickelt, daß ſie förmliche Säcke bilden, aus denen bei den erſteren
die ſtark riechende ölige Abſonderung gewonnen wird. Häufig ſind
dieſe Drüſen nur bei dem männlichen Geſchlechte entwickelt, bei dem
weiblichen rudimentär und ſo werden namentlich der Moſchus und
das Bibergeil (castoreum) in Säcken abgeſondert, welche mit der
Vorhaut der Begattungsorgane in beſonderer Beziehung ſtehen und
in derſelben ausmünden. Als einer beſonderen Bildung müſſen wir
noch einer Hautdrüſe erwähnen, welche nur bei den männlichen Kloa-
kenthieren, dem Schnabelthiere und dem Ameiſenigel vorkommt, an
der inneren Seite des Schenkels liegt und einen Ausführungsgang
nach unten ſendet, der in der Nähe des Fußes in einen gekrümmten,
ſcharfen Sporn ausmündet. Ziemlich allgemein wurde dieſe Drüſe
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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