Schwimmvögel (Natatores) mit kurzen Wadbeinen und meistens ganzen Schwimmfüßen, alle bestimmt, ihre Nahrung schwimmend oder tauchend im Wasser zu suchen; die Sumpfvögel (Grallatores) mit langen Stelzbeinen und meist langem Halse, durch die hohen Bei- nen befähigt, in feuchten Gegenden umherzuwaten und in Morästen, Sümpfen und am seichten Ufern ihre Nahrung zu suchen; die Hüh- nervögel (Gallinacei) mit wohlgebildeten Sitz- oder Spaltfüßen, die stumpfe Nägel haben, mit meist gewölbtem starkem Schnabel, Kör- nerfresser, in Hügeln und Wäldern lebend; und endlich die Lauf- vögeln (Cursores) mit ganz verkümmerten Flügeln und langen kräftigen Laufbeinen, durch ihre Anatomie den Säugethieren am näch- sten stehend und in Wüsten und weiten Ebenen sich aufhaltend.
Ordnung der Schwimmvögel. (Natatores.)
Die Vögel dieser Ordnung, welche meist eine ziemliche Körper- größe besitzen, zeichnen sich alle durch ein sehr dichtes, straffes, anlie- gendes Gefieder aus, das meistens durch dicken Flaumpelz verstärkt ist und mit dem Fette aus der Bürzeldrüse fleißig eingeölt wird, so daß es das Wasser vollständig abhält. Der Schnabel dieser Thiere hat sehr verschiedene Gestalten, indem er bald sehr breit und flach, bald hoch, schneidend und kurz, bald lang und spitz ist; -- stets aber zeigt er eine bedeutende Stärke und oft noch besondere Zähnelungen oder andere Vorrichtungen zum Festhalten der schlüpfrigen Nahrung, welche stets aus Fischen oder anderen Wasserthieren, niemals aus Pflanzenstoffen besteht. Die Flügel zeigen eine sehr verschiedene Aus- bildung. Bei einigen Gattungen sind sie gänzlich unbefiedert und zu flachen, beschuppten Rudern umgestaltet, welche hauptsächtich zur Er- haltung des Gleichgewichtes im Wasser zu dienen scheinen, bei den übrigen findet man alle Stufen der allmäligen Ausbildung von sehr kurzen, verkümmerten, kaum zum Fluge geschickten Flügeln bis zu mäch- tigen, ungemein langen und breiten Schwingen, die mit einem ausge- zeichneten Flugvermögen ausgerüstet sind, welches das aller anderen Vögel übertrifft, indem man fast sagen kann, daß die Sturmvögel, die Seeschwalben und Fregatten ihr ganzes Leben fliegend zubringen. Die Zahl der Handschwingen beträgt in der Regel bei den Schwimm- vögeln zehn, öfter auch eilf, die der Armschwingen ist bedeutender als
Schwimmvögel (Natatores) mit kurzen Wadbeinen und meiſtens ganzen Schwimmfüßen, alle beſtimmt, ihre Nahrung ſchwimmend oder tauchend im Waſſer zu ſuchen; die Sumpfvögel (Grallatores) mit langen Stelzbeinen und meiſt langem Halſe, durch die hohen Bei- nen befähigt, in feuchten Gegenden umherzuwaten und in Moräſten, Sümpfen und am ſeichten Ufern ihre Nahrung zu ſuchen; die Hüh- nervögel (Gallinacei) mit wohlgebildeten Sitz- oder Spaltfüßen, die ſtumpfe Nägel haben, mit meiſt gewölbtem ſtarkem Schnabel, Kör- nerfreſſer, in Hügeln und Wäldern lebend; und endlich die Lauf- vögeln (Cursores) mit ganz verkümmerten Flügeln und langen kräftigen Laufbeinen, durch ihre Anatomie den Säugethieren am näch- ſten ſtehend und in Wüſten und weiten Ebenen ſich aufhaltend.
Ordnung der Schwimmvögel. (Natatores.)
Die Vögel dieſer Ordnung, welche meiſt eine ziemliche Körper- größe beſitzen, zeichnen ſich alle durch ein ſehr dichtes, ſtraffes, anlie- gendes Gefieder aus, das meiſtens durch dicken Flaumpelz verſtärkt iſt und mit dem Fette aus der Bürzeldrüſe fleißig eingeölt wird, ſo daß es das Waſſer vollſtändig abhält. Der Schnabel dieſer Thiere hat ſehr verſchiedene Geſtalten, indem er bald ſehr breit und flach, bald hoch, ſchneidend und kurz, bald lang und ſpitz iſt; — ſtets aber zeigt er eine bedeutende Stärke und oft noch beſondere Zähnelungen oder andere Vorrichtungen zum Feſthalten der ſchlüpfrigen Nahrung, welche ſtets aus Fiſchen oder anderen Waſſerthieren, niemals aus Pflanzenſtoffen beſteht. Die Flügel zeigen eine ſehr verſchiedene Aus- bildung. Bei einigen Gattungen ſind ſie gänzlich unbefiedert und zu flachen, beſchuppten Rudern umgeſtaltet, welche hauptſächtich zur Er- haltung des Gleichgewichtes im Waſſer zu dienen ſcheinen, bei den übrigen findet man alle Stufen der allmäligen Ausbildung von ſehr kurzen, verkümmerten, kaum zum Fluge geſchickten Flügeln bis zu mäch- tigen, ungemein langen und breiten Schwingen, die mit einem ausge- zeichneten Flugvermögen ausgerüſtet ſind, welches das aller anderen Vögel übertrifft, indem man faſt ſagen kann, daß die Sturmvögel, die Seeſchwalben und Fregatten ihr ganzes Leben fliegend zubringen. Die Zahl der Handſchwingen beträgt in der Regel bei den Schwimm- vögeln zehn, öfter auch eilf, die der Armſchwingen iſt bedeutender als
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Schwimmvögel (Natatores) mit kurzen Wadbeinen und meiſtens
ganzen Schwimmfüßen, alle beſtimmt, ihre Nahrung ſchwimmend oder
tauchend im Waſſer zu ſuchen; die Sumpfvögel (Grallatores)
mit langen Stelzbeinen und meiſt langem Halſe, durch die hohen Bei-
nen befähigt, in feuchten Gegenden umherzuwaten und in Moräſten,
Sümpfen und am ſeichten Ufern ihre Nahrung zu ſuchen; die Hüh-
nervögel (Gallinacei) mit wohlgebildeten Sitz- oder Spaltfüßen,
die ſtumpfe Nägel haben, mit meiſt gewölbtem ſtarkem Schnabel, Kör-
nerfreſſer, in Hügeln und Wäldern lebend; und endlich die Lauf-
vögeln (Cursores) mit ganz verkümmerten Flügeln und langen
kräftigen Laufbeinen, durch ihre Anatomie den Säugethieren am näch-
ſten ſtehend und in Wüſten und weiten Ebenen ſich aufhaltend.
Ordnung der Schwimmvögel. (Natatores.)
Die Vögel dieſer Ordnung, welche meiſt eine ziemliche Körper-
größe beſitzen, zeichnen ſich alle durch ein ſehr dichtes, ſtraffes, anlie-
gendes Gefieder aus, das meiſtens durch dicken Flaumpelz verſtärkt
iſt und mit dem Fette aus der Bürzeldrüſe fleißig eingeölt wird, ſo
daß es das Waſſer vollſtändig abhält. Der Schnabel dieſer Thiere
hat ſehr verſchiedene Geſtalten, indem er bald ſehr breit und flach,
bald hoch, ſchneidend und kurz, bald lang und ſpitz iſt; — ſtets aber
zeigt er eine bedeutende Stärke und oft noch beſondere Zähnelungen
oder andere Vorrichtungen zum Feſthalten der ſchlüpfrigen Nahrung,
welche ſtets aus Fiſchen oder anderen Waſſerthieren, niemals aus
Pflanzenſtoffen beſteht. Die Flügel zeigen eine ſehr verſchiedene Aus-
bildung. Bei einigen Gattungen ſind ſie gänzlich unbefiedert und zu
flachen, beſchuppten Rudern umgeſtaltet, welche hauptſächtich zur Er-
haltung des Gleichgewichtes im Waſſer zu dienen ſcheinen, bei den
übrigen findet man alle Stufen der allmäligen Ausbildung von ſehr
kurzen, verkümmerten, kaum zum Fluge geſchickten Flügeln bis zu mäch-
tigen, ungemein langen und breiten Schwingen, die mit einem ausge-
zeichneten Flugvermögen ausgerüſtet ſind, welches das aller anderen
Vögel übertrifft, indem man faſt ſagen kann, daß die Sturmvögel,
die Seeſchwalben und Fregatten ihr ganzes Leben fliegend zubringen.
Die Zahl der Handſchwingen beträgt in der Regel bei den Schwimm-
vögeln zehn, öfter auch eilf, die der Armſchwingen iſt bedeutender als
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/363>, abgerufen am 22.11.2024.
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