Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.[Abbildung]
Fig. 1252. Der gelbe Geier (Vultur fulvus). [Abbildung]
Fig. 1253. gewöhnlich klein, der Hals lang, so daß eine gewisse Aehnlichkeit mitKopf des Condor (Sarcorhamphus Condor). dem Vordertheil einer Schlange vorhanden ist. Sehr oft finden sich sonderbare Auswüchse und Anhänge an diesen nackten Theilen und gewöhnlich ist der Hals an seinem Ende mit einer Art Kragen von langem Flaum oder steifen Federn versehen. Die Flügel sind sehr lang, spitz, die Füße kurz, kräftig, aber die Krallen nicht so krumm und scharf, als bei den Falken. Die echten Geier mit nacktem Kopf und Hals und flachliegenden Augen leben meistens in Schaaren zu- sammen, nähren sich hauptsächlich von Aas und werden dadurch in heißen Ländern sehr nützlich. Es sind träge Vögel, die stundenlang mit hängendem Kopfe ruhig sitzen, bis sie eine Beute gewahren, von der sie mit unersättlicher Gier oft so viel verschlingen, daß sie zum Fluge fast unfähig werden. Der Condor, der größte Raubvogel, der die Anden Südamerika's bewohnt, gehört zu dieser Gruppe. Vultur; Neophron; Cathartes; Sarcorhamphus. Den Uebergang zu der folgenden Familie bilden die Lämmer- [Abbildung]
Fig. 1252. Der gelbe Geier (Vultur fulvus). [Abbildung]
Fig. 1253. gewöhnlich klein, der Hals lang, ſo daß eine gewiſſe Aehnlichkeit mitKopf des Condor (Sarcorhamphus Condor). dem Vordertheil einer Schlange vorhanden iſt. Sehr oft finden ſich ſonderbare Auswüchſe und Anhänge an dieſen nackten Theilen und gewöhnlich iſt der Hals an ſeinem Ende mit einer Art Kragen von langem Flaum oder ſteifen Federn verſehen. Die Flügel ſind ſehr lang, ſpitz, die Füße kurz, kräftig, aber die Krallen nicht ſo krumm und ſcharf, als bei den Falken. Die echten Geier mit nacktem Kopf und Hals und flachliegenden Augen leben meiſtens in Schaaren zu- ſammen, nähren ſich hauptſächlich von Aas und werden dadurch in heißen Ländern ſehr nützlich. Es ſind träge Vögel, die ſtundenlang mit hängendem Kopfe ruhig ſitzen, bis ſie eine Beute gewahren, von der ſie mit unerſättlicher Gier oft ſo viel verſchlingen, daß ſie zum Fluge faſt unfähig werden. Der Condor, der größte Raubvogel, der die Anden Südamerika’s bewohnt, gehört zu dieſer Gruppe. Vultur; Neophron; Cathartes; Sarcorhamphus. Den Uebergang zu der folgenden Familie bilden die Lämmer- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0360" n="354"/><figure><head>Fig. 1252.</head><lb/><p>Der gelbe Geier <hi rendition="#aq">(Vultur fulvus)</hi>.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 1253.</head><lb/><p>Kopf des Condor <hi rendition="#aq">(Sarcorhamphus Condor)</hi>.</p></figure><lb/> gewöhnlich klein, der Hals lang, ſo daß eine gewiſſe Aehnlichkeit mit<lb/> dem Vordertheil einer Schlange vorhanden iſt. Sehr oft finden ſich<lb/> ſonderbare Auswüchſe und Anhänge an dieſen nackten Theilen und<lb/> gewöhnlich iſt der Hals an ſeinem Ende mit einer Art Kragen von<lb/> langem Flaum oder ſteifen Federn verſehen. Die Flügel ſind ſehr<lb/> lang, ſpitz, die Füße kurz, kräftig, aber die Krallen nicht ſo krumm<lb/> und ſcharf, als bei den Falken. Die echten Geier mit nacktem Kopf<lb/> und Hals und flachliegenden Augen leben meiſtens in Schaaren zu-<lb/> ſammen, nähren ſich hauptſächlich von Aas und werden dadurch in<lb/> heißen Ländern ſehr nützlich. Es ſind träge Vögel, die ſtundenlang<lb/> mit hängendem Kopfe ruhig ſitzen, bis ſie eine Beute gewahren, von<lb/> der ſie mit unerſättlicher Gier oft ſo viel verſchlingen, daß ſie zum<lb/> Fluge faſt unfähig werden. Der Condor, der größte Raubvogel,<lb/> der die Anden Südamerika’s bewohnt, gehört zu dieſer Gruppe.<lb/><hi rendition="#aq">Vultur; Neophron; Cathartes; Sarcorhamphus</hi>.</p><lb/> <p>Den Uebergang zu der folgenden Familie bilden die <hi rendition="#b">Lämmer-<lb/> geier</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Gypaëtida</hi>)</hi>, Bewohner der europäiſchen und aſiatiſchen Hoch-<lb/> gebirge, die mit dem an der Baſis geraden, dann kuppig gekrümmtem<lb/> Schnabel der Geier, mit den hochliegenden Augen und den wenig<lb/> gekrümmten Krallen derſelben die Befiederung des Kopfes und Halſes<lb/> verbinden, welche man bei den Falken wahrnimmt, denen ſich dieſe<lb/> Vögel auch durch ihre Lebensart nähern, indem ſie hauptſächlich nur<lb/> auf lebende Thiere Jagd machen. Der Lämmergeier iſt der größte<lb/> Raubvogel der gemäßigten Zonen, der dem Condor nur ſehr wenig<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [354/0360]
[Abbildung Fig. 1252.
Der gelbe Geier (Vultur fulvus).]
[Abbildung Fig. 1253.
Kopf des Condor (Sarcorhamphus Condor).]
gewöhnlich klein, der Hals lang, ſo daß eine gewiſſe Aehnlichkeit mit
dem Vordertheil einer Schlange vorhanden iſt. Sehr oft finden ſich
ſonderbare Auswüchſe und Anhänge an dieſen nackten Theilen und
gewöhnlich iſt der Hals an ſeinem Ende mit einer Art Kragen von
langem Flaum oder ſteifen Federn verſehen. Die Flügel ſind ſehr
lang, ſpitz, die Füße kurz, kräftig, aber die Krallen nicht ſo krumm
und ſcharf, als bei den Falken. Die echten Geier mit nacktem Kopf
und Hals und flachliegenden Augen leben meiſtens in Schaaren zu-
ſammen, nähren ſich hauptſächlich von Aas und werden dadurch in
heißen Ländern ſehr nützlich. Es ſind träge Vögel, die ſtundenlang
mit hängendem Kopfe ruhig ſitzen, bis ſie eine Beute gewahren, von
der ſie mit unerſättlicher Gier oft ſo viel verſchlingen, daß ſie zum
Fluge faſt unfähig werden. Der Condor, der größte Raubvogel,
der die Anden Südamerika’s bewohnt, gehört zu dieſer Gruppe.
Vultur; Neophron; Cathartes; Sarcorhamphus.
Den Uebergang zu der folgenden Familie bilden die Lämmer-
geier (Gypaëtida), Bewohner der europäiſchen und aſiatiſchen Hoch-
gebirge, die mit dem an der Baſis geraden, dann kuppig gekrümmtem
Schnabel der Geier, mit den hochliegenden Augen und den wenig
gekrümmten Krallen derſelben die Befiederung des Kopfes und Halſes
verbinden, welche man bei den Falken wahrnimmt, denen ſich dieſe
Vögel auch durch ihre Lebensart nähern, indem ſie hauptſächlich nur
auf lebende Thiere Jagd machen. Der Lämmergeier iſt der größte
Raubvogel der gemäßigten Zonen, der dem Condor nur ſehr wenig
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