Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.[Abbildung]
Fig. 1244. sprochene Worte nachplappern zuDer Kakadu (Psittacus sulphureus). lernen, zeigen die Eigenschaften der Klettervögel im ausgezeichnetsten Grade. Die Füße sind sehr stark, kurz und kräftig, die vorderen und hin- teren Zehen meist einander gleich in Entwickelung, die beiden Innenzehen schwächer; die Läufe und Zehen mit gekörnter oder genetzter Haut bedeckt. Der Schnabel ist sehr eigen- thümlich gebaut, an seiner Basis mit einer Wachshaut bedeckt, in welcher die kleinen runden Nasen- löcher liegen; der Oberkiefer ist hakenförmig gekrümmt, sehr beweglich, greift stark über dem scharfen, ausgekehlten Unterschnabel hinüber und wird beim Klettern ebenfalls zum Anhaken und Greifen der Zweige benutzt. Die Zunge ist dick, fleischig, zuweilen wie bei den Rüssel- papageien lang, cylindrisch, sonst aber meist kurz; die Flügel kurz, schwach, der Schwanz bald stumpf und breit, bald von bedeutender Länge. Die Vögel dieser Familie, die nur über die Tropenländer verbreitet ist und meist ein außerordentlich lebhaft gefärbtes Gefieder besitzt, leben paarweise und gesellig, nähren sich von Früchten und Sämereien und richten in Pflanzungen oft großen Schaden an. Psittacus. Die Pfefferfresser (Rhamphastida) sind ihres ungeheuer großen, [Abbildung]
Fig. 1245. mit Hornzellen gefüllten, gebogenenDer Pfefferfresser (Rhamphastos carinatus). und seitlich gezahnten Schnabels wegen seit alter Zeit bekannt; die Zunge dieser Vögel entspricht indes- sen dem ungeheuren Schnabel durch- aus nicht, da sie nur dünn, hornig, an der Spitze aber gefiedert und gespalten ist; die Füße sind stark, kräftig, vorn getäfelt, das Flug- vermögen nur schwach. Die großen Vögel leben hauptsächlich von In- sekten, die sie mit der Federzunge aus Baumritzen herausholen, ge- nießen aber auch Früchte und verschmähen selbst Eier und Junge anderer Vögel nicht. Rhamphastos; Pteroglossus. [Abbildung]
Fig. 1244. ſprochene Worte nachplappern zuDer Kakadu (Psittacus sulphureus). lernen, zeigen die Eigenſchaften der Klettervögel im ausgezeichnetſten Grade. Die Füße ſind ſehr ſtark, kurz und kräftig, die vorderen und hin- teren Zehen meiſt einander gleich in Entwickelung, die beiden Innenzehen ſchwächer; die Läufe und Zehen mit gekörnter oder genetzter Haut bedeckt. Der Schnabel iſt ſehr eigen- thümlich gebaut, an ſeiner Baſis mit einer Wachshaut bedeckt, in welcher die kleinen runden Naſen- löcher liegen; der Oberkiefer iſt hakenförmig gekrümmt, ſehr beweglich, greift ſtark über dem ſcharfen, ausgekehlten Unterſchnabel hinüber und wird beim Klettern ebenfalls zum Anhaken und Greifen der Zweige benutzt. Die Zunge iſt dick, fleiſchig, zuweilen wie bei den Rüſſel- papageien lang, cylindriſch, ſonſt aber meiſt kurz; die Flügel kurz, ſchwach, der Schwanz bald ſtumpf und breit, bald von bedeutender Länge. Die Vögel dieſer Familie, die nur über die Tropenländer verbreitet iſt und meiſt ein außerordentlich lebhaft gefärbtes Gefieder beſitzt, leben paarweiſe und geſellig, nähren ſich von Früchten und Sämereien und richten in Pflanzungen oft großen Schaden an. Psittacus. Die Pfefferfreſſer (Rhamphastida) ſind ihres ungeheuer großen, [Abbildung]
Fig. 1245. mit Hornzellen gefüllten, gebogenenDer Pfefferfreſſer (Rhamphastos carinatus). und ſeitlich gezahnten Schnabels wegen ſeit alter Zeit bekannt; die Zunge dieſer Vögel entſpricht indeſ- ſen dem ungeheuren Schnabel durch- aus nicht, da ſie nur dünn, hornig, an der Spitze aber gefiedert und geſpalten iſt; die Füße ſind ſtark, kräftig, vorn getäfelt, das Flug- vermögen nur ſchwach. Die großen Vögel leben hauptſächlich von In- ſekten, die ſie mit der Federzunge aus Baumritzen herausholen, ge- nießen aber auch Früchte und verſchmähen ſelbſt Eier und Junge anderer Vögel nicht. Rhamphastos; Pteroglossus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0354" n="348"/><figure><head>Fig. 1244.</head><lb/><p>Der Kakadu <hi rendition="#aq">(Psittacus sulphureus)</hi>.</p></figure><lb/> ſprochene Worte nachplappern zu<lb/> lernen, zeigen die Eigenſchaften der<lb/> Klettervögel im ausgezeichnetſten<lb/> Grade. Die Füße ſind ſehr ſtark, kurz<lb/> und kräftig, die vorderen und hin-<lb/> teren Zehen meiſt einander gleich in<lb/> Entwickelung, die beiden Innenzehen<lb/> ſchwächer; die Läufe und Zehen<lb/> mit gekörnter oder genetzter Haut<lb/> bedeckt. Der Schnabel iſt ſehr eigen-<lb/> thümlich gebaut, an ſeiner Baſis<lb/> mit einer Wachshaut bedeckt, in<lb/> welcher die kleinen runden Naſen-<lb/> löcher liegen; der Oberkiefer iſt hakenförmig gekrümmt, ſehr beweglich,<lb/> greift ſtark über dem ſcharfen, ausgekehlten Unterſchnabel hinüber und<lb/> wird beim Klettern ebenfalls zum Anhaken und Greifen der Zweige<lb/> benutzt. Die Zunge iſt dick, fleiſchig, zuweilen wie bei den Rüſſel-<lb/> papageien lang, cylindriſch, ſonſt aber meiſt kurz; die Flügel kurz,<lb/> ſchwach, der Schwanz bald ſtumpf und breit, bald von bedeutender<lb/> Länge. Die Vögel dieſer Familie, die nur über die Tropenländer<lb/> verbreitet iſt und meiſt ein außerordentlich lebhaft gefärbtes Gefieder<lb/> beſitzt, leben paarweiſe und geſellig, nähren ſich von Früchten und<lb/> Sämereien und richten in Pflanzungen oft großen Schaden an.<lb/><hi rendition="#aq">Psittacus</hi>.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#b">Pfefferfreſſer</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Rhamphastida</hi>)</hi> ſind ihres ungeheuer großen,<lb/><figure><head>Fig. 1245.</head><lb/><p>Der Pfefferfreſſer <hi rendition="#aq">(Rhamphastos carinatus)</hi>.</p></figure><lb/> mit Hornzellen gefüllten, gebogenen<lb/> und ſeitlich gezahnten Schnabels<lb/> wegen ſeit alter Zeit bekannt; die<lb/> Zunge dieſer Vögel entſpricht indeſ-<lb/> ſen dem ungeheuren Schnabel durch-<lb/> aus nicht, da ſie nur dünn, hornig,<lb/> an der Spitze aber gefiedert und<lb/> geſpalten iſt; die Füße ſind ſtark,<lb/> kräftig, vorn getäfelt, das Flug-<lb/> vermögen nur ſchwach. Die großen<lb/> Vögel leben hauptſächlich von In-<lb/> ſekten, die ſie mit der Federzunge aus Baumritzen herausholen, ge-<lb/> nießen aber auch Früchte und verſchmähen ſelbſt Eier und Junge<lb/> anderer Vögel nicht. <hi rendition="#aq">Rhamphastos; Pteroglossus</hi>.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [348/0354]
[Abbildung Fig. 1244.
Der Kakadu (Psittacus sulphureus).]
ſprochene Worte nachplappern zu
lernen, zeigen die Eigenſchaften der
Klettervögel im ausgezeichnetſten
Grade. Die Füße ſind ſehr ſtark, kurz
und kräftig, die vorderen und hin-
teren Zehen meiſt einander gleich in
Entwickelung, die beiden Innenzehen
ſchwächer; die Läufe und Zehen
mit gekörnter oder genetzter Haut
bedeckt. Der Schnabel iſt ſehr eigen-
thümlich gebaut, an ſeiner Baſis
mit einer Wachshaut bedeckt, in
welcher die kleinen runden Naſen-
löcher liegen; der Oberkiefer iſt hakenförmig gekrümmt, ſehr beweglich,
greift ſtark über dem ſcharfen, ausgekehlten Unterſchnabel hinüber und
wird beim Klettern ebenfalls zum Anhaken und Greifen der Zweige
benutzt. Die Zunge iſt dick, fleiſchig, zuweilen wie bei den Rüſſel-
papageien lang, cylindriſch, ſonſt aber meiſt kurz; die Flügel kurz,
ſchwach, der Schwanz bald ſtumpf und breit, bald von bedeutender
Länge. Die Vögel dieſer Familie, die nur über die Tropenländer
verbreitet iſt und meiſt ein außerordentlich lebhaft gefärbtes Gefieder
beſitzt, leben paarweiſe und geſellig, nähren ſich von Früchten und
Sämereien und richten in Pflanzungen oft großen Schaden an.
Psittacus.
Die Pfefferfreſſer (Rhamphastida) ſind ihres ungeheuer großen,
[Abbildung Fig. 1245.
Der Pfefferfreſſer (Rhamphastos carinatus).]
mit Hornzellen gefüllten, gebogenen
und ſeitlich gezahnten Schnabels
wegen ſeit alter Zeit bekannt; die
Zunge dieſer Vögel entſpricht indeſ-
ſen dem ungeheuren Schnabel durch-
aus nicht, da ſie nur dünn, hornig,
an der Spitze aber gefiedert und
geſpalten iſt; die Füße ſind ſtark,
kräftig, vorn getäfelt, das Flug-
vermögen nur ſchwach. Die großen
Vögel leben hauptſächlich von In-
ſekten, die ſie mit der Federzunge aus Baumritzen herausholen, ge-
nießen aber auch Früchte und verſchmähen ſelbſt Eier und Junge
anderer Vögel nicht. Rhamphastos; Pteroglossus.
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