Unterordnung der Großechsen (Dinosauria). Die riesen- großen Gattungen, welche diese Familie zusammensetzen und die alle vollständig ausgestorben sind, lebten vorzugsweise während der Epoche der jurassischen und Kreideablagerungen und sind durch Kiefer, Wir- bel und Extremitätenknochen bekannt. Die Zähne der meisten dieser Thiere stehen in getrennten Alveolen auf besonderen Sockeln und ha- ben entweder eine spitz kegelförmige schneidende Krone oder einen messerförmigen gezackten Rand, dessen Abnutzung mit Bestimmtheit auf Pflanzennahrung hindeutet. Die Zähne werden durch Nachwachsen junger Zähne von unten her ersetzt. In der Wirbelsäule zeichnet sich besonders das aus fünf verwachsenen Wirbeln bestehende Kreuzbein aus, welches in seiner Form sehr viele Aehnlichkeit mit dem entsprechenden Knochen der Säugethiere hat und sich scharf von der Bildung aller übrigen Reptilien unterscheidet, wo stets nur zwei Wirbel zum Kreuz- beine zusammenwachsen. Die Formen der Extremitätenknochen bewei- sen, daß die Großechsen äußerst kräftige plumpe Füße besaßen mit kurzen, dicken Zehen, einigermaßen denen der dickhäutigen Säugethiere ähnlich. Alle diese Knochen zeigen eine sehr feste Struktur ihrer äußeren Lage und Markhöhlen im Innern, die sonst nur den Säuge- thieren, aber keinem Reptil zukommen und deutlich beweisen, daß die Großechsen schwerfällige Landthiere waren, welche wie es scheint haupt- sächlich in der Nähe von Flußufern sich aufhielten. Die Länge einiger Arten mag bis zu vierzig Fuß und mehr betragen haben; ihre Ueber- reste sind bis jetzt vorzugsweise in England gefunden worden. Dino- saurus; Megalosaurus; Iguanodon; Hylaeosaurus.
Ordnung der Flugechsen (Pterodactylia).
Die Familie, welche diese Ordnung mit nur wenigen Arten bildet, hat ihre Ueberreste hauptsächlich in dem deutschen Jura, namentlich in den Schichten von Sohlenhofen hinterlassen. Der Kopf dieser Repti- lien ist sehr groß mit weiten Augenhöhlen und ungegliedertem knöcher-
Unterordnung der Großechſen (Dinosauria). Die rieſen- großen Gattungen, welche dieſe Familie zuſammenſetzen und die alle vollſtändig ausgeſtorben ſind, lebten vorzugsweiſe während der Epoche der juraſſiſchen und Kreideablagerungen und ſind durch Kiefer, Wir- bel und Extremitätenknochen bekannt. Die Zähne der meiſten dieſer Thiere ſtehen in getrennten Alveolen auf beſonderen Sockeln und ha- ben entweder eine ſpitz kegelförmige ſchneidende Krone oder einen meſſerförmigen gezackten Rand, deſſen Abnutzung mit Beſtimmtheit auf Pflanzennahrung hindeutet. Die Zähne werden durch Nachwachſen junger Zähne von unten her erſetzt. In der Wirbelſäule zeichnet ſich beſonders das aus fünf verwachſenen Wirbeln beſtehende Kreuzbein aus, welches in ſeiner Form ſehr viele Aehnlichkeit mit dem entſprechenden Knochen der Säugethiere hat und ſich ſcharf von der Bildung aller übrigen Reptilien unterſcheidet, wo ſtets nur zwei Wirbel zum Kreuz- beine zuſammenwachſen. Die Formen der Extremitätenknochen bewei- ſen, daß die Großechſen äußerſt kräftige plumpe Füße beſaßen mit kurzen, dicken Zehen, einigermaßen denen der dickhäutigen Säugethiere ähnlich. Alle dieſe Knochen zeigen eine ſehr feſte Struktur ihrer äußeren Lage und Markhöhlen im Innern, die ſonſt nur den Säuge- thieren, aber keinem Reptil zukommen und deutlich beweiſen, daß die Großechſen ſchwerfällige Landthiere waren, welche wie es ſcheint haupt- ſächlich in der Nähe von Flußufern ſich aufhielten. Die Länge einiger Arten mag bis zu vierzig Fuß und mehr betragen haben; ihre Ueber- reſte ſind bis jetzt vorzugsweiſe in England gefunden worden. Dino- saurus; Megalosaurus; Iguanodon; Hylaeosaurus.
Ordnung der Flugechſen (Pterodactylia).
Die Familie, welche dieſe Ordnung mit nur wenigen Arten bildet, hat ihre Ueberreſte hauptſächlich in dem deutſchen Jura, namentlich in den Schichten von Sohlenhofen hinterlaſſen. Der Kopf dieſer Repti- lien iſt ſehr groß mit weiten Augenhöhlen und ungegliedertem knöcher-
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chus; Basiliscus; Polychrus; Tropidogaster; Phrynosoma; Norops;
Anolis. Acrodonten: Istiurus; Leiolepis; Uromastix; Lophyrus;
Agama; Galeotes; Draco; Helluo; Phrynocephalus; Chlamydosaurus.
Unterordnung der Großechſen (Dinosauria). Die rieſen-
großen Gattungen, welche dieſe Familie zuſammenſetzen und die alle
vollſtändig ausgeſtorben ſind, lebten vorzugsweiſe während der Epoche
der juraſſiſchen und Kreideablagerungen und ſind durch Kiefer, Wir-
bel und Extremitätenknochen bekannt. Die Zähne der meiſten dieſer
Thiere ſtehen in getrennten Alveolen auf beſonderen Sockeln und ha-
ben entweder eine ſpitz kegelförmige ſchneidende Krone oder einen
meſſerförmigen gezackten Rand, deſſen Abnutzung mit Beſtimmtheit auf
Pflanzennahrung hindeutet. Die Zähne werden durch Nachwachſen
junger Zähne von unten her erſetzt. In der Wirbelſäule zeichnet ſich
beſonders das aus fünf verwachſenen Wirbeln beſtehende Kreuzbein aus,
welches in ſeiner Form ſehr viele Aehnlichkeit mit dem entſprechenden
Knochen der Säugethiere hat und ſich ſcharf von der Bildung aller
übrigen Reptilien unterſcheidet, wo ſtets nur zwei Wirbel zum Kreuz-
beine zuſammenwachſen. Die Formen der Extremitätenknochen bewei-
ſen, daß die Großechſen äußerſt kräftige plumpe Füße beſaßen mit
kurzen, dicken Zehen, einigermaßen denen der dickhäutigen Säugethiere
ähnlich. Alle dieſe Knochen zeigen eine ſehr feſte Struktur ihrer
äußeren Lage und Markhöhlen im Innern, die ſonſt nur den Säuge-
thieren, aber keinem Reptil zukommen und deutlich beweiſen, daß die
Großechſen ſchwerfällige Landthiere waren, welche wie es ſcheint haupt-
ſächlich in der Nähe von Flußufern ſich aufhielten. Die Länge einiger
Arten mag bis zu vierzig Fuß und mehr betragen haben; ihre Ueber-
reſte ſind bis jetzt vorzugsweiſe in England gefunden worden. Dino-
saurus; Megalosaurus; Iguanodon; Hylaeosaurus.
Ordnung der Flugechſen (Pterodactylia).
Die Familie, welche dieſe Ordnung mit nur wenigen Arten bildet,
hat ihre Ueberreſte hauptſächlich in dem deutſchen Jura, namentlich in
den Schichten von Sohlenhofen hinterlaſſen. Der Kopf dieſer Repti-
lien iſt ſehr groß mit weiten Augenhöhlen und ungegliedertem knöcher-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/288>, abgerufen am 22.11.2024.
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