tilien zu ergeben: Schlangen mit wurmförmigem Körper ohne Glied- massen, Eidechsen mit schlankem gestrecktem Körper und vier Füßen, Schildkröten mit breitem in eine Knochenschale eingeschlossenem Leibe. Bei näherer Untersuchung aber zeigt sich, daß die Scheidelinie zwischen Schlangen und Eidechsen in dieser Weise und nach diesen Charakteren gezogen eine durchaus willkürliche ist und daß man, wenn man die Charaktere der inneren Organisation, die Bildung des Unterkiefers und seiner Gelenke und die der Rippen ins Auge faßt, anerkennen muß, daß es echte Eidechsen ohne Füße, wie z. B. unsere Blind- schleichen, und echte Schlangen mit rudimentären Füßen, wie die Boa's und Riesenschlangen, giebt. Durch ebenso bestimmte Charaktere unter- scheiden sich einerseits die Krokodile und andererseits die Eidechsen von einander, obgleich man bisher stets nur die Krokodile als eine Familie oder höchstens als eine Unterordnung der Eidechsen aufgefaßt hat, während sie doch durch viele Verhältnisse der inneren Organisation sich sogar näher an die Schildkröten, als an die Eidechsen anschließen. Wir erkennen zuvörderst in der Klasse der Reptilien zwei einander gegenüber stehende Reihen, die sich leicht durch äußere Charaktere un- terscheiden lassen, und deren jede wieder aus zwei scharf getrennten Ordnungen besteht. Bei der einen Reihe, die durch die Schlangen (Ophidia) und die Eidechsen(Sauria) gebildet wird, stellt sich der After als eine Querspalte dar, welche meist mit einer schildförmigen Klappe verschlossen werden kann, und bei den Männchen finden sich zwei Ruthen, die hinter dem After in der Schwanzwurzel verborgen liegen und aus demselben hervorgestülpt werden können, wo sie sich in ähnlicher Weise, wie ein Handschuhfinger, umdrehen. Bei den Pan- zerechsen (Loricata) und den Schildkröten (Chelonia) hin- gegen, welche die andere Reihe zusammensetzen, bildet der After eine Längsspalte und das männliche Begattungsorgan, das nur einfach ist, liegt innerhalb der Kloake an der Vorderwand derselben und nicht an der Basis des Schwanzes außerhalb der Kloake, wie bei der vorigen Reihe.
tilien zu ergeben: Schlangen mit wurmförmigem Körper ohne Glied- maſſen, Eidechſen mit ſchlankem geſtrecktem Körper und vier Füßen, Schildkröten mit breitem in eine Knochenſchale eingeſchloſſenem Leibe. Bei näherer Unterſuchung aber zeigt ſich, daß die Scheidelinie zwiſchen Schlangen und Eidechſen in dieſer Weiſe und nach dieſen Charakteren gezogen eine durchaus willkürliche iſt und daß man, wenn man die Charaktere der inneren Organiſation, die Bildung des Unterkiefers und ſeiner Gelenke und die der Rippen ins Auge faßt, anerkennen muß, daß es echte Eidechſen ohne Füße, wie z. B. unſere Blind- ſchleichen, und echte Schlangen mit rudimentären Füßen, wie die Boa’s und Rieſenſchlangen, giebt. Durch ebenſo beſtimmte Charaktere unter- ſcheiden ſich einerſeits die Krokodile und andererſeits die Eidechſen von einander, obgleich man bisher ſtets nur die Krokodile als eine Familie oder höchſtens als eine Unterordnung der Eidechſen aufgefaßt hat, während ſie doch durch viele Verhältniſſe der inneren Organiſation ſich ſogar näher an die Schildkröten, als an die Eidechſen anſchließen. Wir erkennen zuvörderſt in der Klaſſe der Reptilien zwei einander gegenüber ſtehende Reihen, die ſich leicht durch äußere Charaktere un- terſcheiden laſſen, und deren jede wieder aus zwei ſcharf getrennten Ordnungen beſteht. Bei der einen Reihe, die durch die Schlangen (Ophidia) und die Eidechſen(Sauria) gebildet wird, ſtellt ſich der After als eine Querſpalte dar, welche meiſt mit einer ſchildförmigen Klappe verſchloſſen werden kann, und bei den Männchen finden ſich zwei Ruthen, die hinter dem After in der Schwanzwurzel verborgen liegen und aus demſelben hervorgeſtülpt werden können, wo ſie ſich in ähnlicher Weiſe, wie ein Handſchuhfinger, umdrehen. Bei den Pan- zerechſen (Loricata) und den Schildkröten (Chelonia) hin- gegen, welche die andere Reihe zuſammenſetzen, bildet der After eine Längsſpalte und das männliche Begattungsorgan, das nur einfach iſt, liegt innerhalb der Kloake an der Vorderwand derſelben und nicht an der Baſis des Schwanzes außerhalb der Kloake, wie bei der vorigen Reihe.
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tilien zu ergeben: Schlangen mit wurmförmigem Körper ohne Glied-
maſſen, Eidechſen mit ſchlankem geſtrecktem Körper und vier Füßen,
Schildkröten mit breitem in eine Knochenſchale eingeſchloſſenem Leibe.
Bei näherer Unterſuchung aber zeigt ſich, daß die Scheidelinie zwiſchen
Schlangen und Eidechſen in dieſer Weiſe und nach dieſen Charakteren
gezogen eine durchaus willkürliche iſt und daß man, wenn man die
Charaktere der inneren Organiſation, die Bildung des Unterkiefers
und ſeiner Gelenke und die der Rippen ins Auge faßt, anerkennen
muß, daß es echte Eidechſen ohne Füße, wie z. B. unſere Blind-
ſchleichen, und echte Schlangen mit rudimentären Füßen, wie die Boa’s
und Rieſenſchlangen, giebt. Durch ebenſo beſtimmte Charaktere unter-
ſcheiden ſich einerſeits die Krokodile und andererſeits die Eidechſen von
einander, obgleich man bisher ſtets nur die Krokodile als eine Familie
oder höchſtens als eine Unterordnung der Eidechſen aufgefaßt hat,
während ſie doch durch viele Verhältniſſe der inneren Organiſation
ſich ſogar näher an die Schildkröten, als an die Eidechſen anſchließen.
Wir erkennen zuvörderſt in der Klaſſe der Reptilien zwei einander
gegenüber ſtehende Reihen, die ſich leicht durch äußere Charaktere un-
terſcheiden laſſen, und deren jede wieder aus zwei ſcharf getrennten
Ordnungen beſteht. Bei der einen Reihe, die durch die Schlangen
(Ophidia) und die Eidechſen (Sauria) gebildet wird, ſtellt ſich der
After als eine Querſpalte dar, welche meiſt mit einer ſchildförmigen
Klappe verſchloſſen werden kann, und bei den Männchen finden ſich
zwei Ruthen, die hinter dem After in der Schwanzwurzel verborgen
liegen und aus demſelben hervorgeſtülpt werden können, wo ſie ſich in
ähnlicher Weiſe, wie ein Handſchuhfinger, umdrehen. Bei den Pan-
zerechſen (Loricata) und den Schildkröten (Chelonia) hin-
gegen, welche die andere Reihe zuſammenſetzen, bildet der After eine
Längsſpalte und das männliche Begattungsorgan, das nur einfach iſt,
liegt innerhalb der Kloake an der Vorderwand derſelben und nicht an
der Baſis des Schwanzes außerhalb der Kloake, wie bei der vorigen
Reihe.
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/257>, abgerufen am 21.11.2024.
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