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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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bracht. Der After befindet sich ganz hinten am Ende des Körpers,
etwas auf der Unterfläche und zeigt eine rundliche, gleichförmig zusam-
mengezogene Gestalt; ein eigentlicher Schwanz existirt mithin gar nicht.
Die Nasenlöcher liegen vorn an der Schnauze, hinter und unter ihnen
findet sich bei den meisten Gattungen jederseits eine blinde Grube,
deren Bedeutug nicht weiter bekannt ist. Die Augen sind bei allen
nur rudimentär, bei einigen Arten deutlich sichtbar, bei anderen gänz-
lich von der darüber gespannten Haut gedeckt. Oeffnet man das
Maul, so sieht man in der oberen Wandung zwei concentrische Reihen
starker, spitzer, nach hinten gekrümmter Hakenzähne, von welchen die
äußere Reihe dem Oberkiefer, die innere den Gaumenbeinen angehört;
der Unterkiefer zeigt nur eine Reihe; zwischen seinen Aesten liegt die
vollkommen festgewachsene, rundum angeheftete Zunge. Der Schädel

[Abbildung] Fig. 1126. Fig. 1127. Fig. 1128.

Schädel von Siphonops mexicanus. Fig. 1126. Von Unten Fig. 1127. Von der Seite.
Fig. 1128. Von Oben.

ist ausgezeichnet durch die feste Verwachsung der Schädelknochen und
namentlich durch die doppelten, seitlich gestellten Gelenkhöcker für den
ersten Wirbel, ein Charakter, welcher den Batrachiern ganz allgemein
zukömmt, während er den Reptilien und namentlich den Schlangen
und Eidechsen, welchen man diese Thiere früher zuzählte, gänzlich
abgeht, indem diese stets nur einen einzigen Gelenkhöcker am Hinter-
haupte besitzen.

Die Familie der Blindwühlen (Coecilida) repräsentirt einzig in
der jetzigen Schöpfung diese Ordnung; besonders ausgezeichnet ist bei
diesen Thieren neben durchaus rudimentärer Entwicklung der Wirbel,
die ähnlich denjenigen der Fische Doppelhöhlen besitzen, die bedeutende
Ausbildung des Zungenbeines, das mehrere Knochenbogen hat, die in

bracht. Der After befindet ſich ganz hinten am Ende des Körpers,
etwas auf der Unterfläche und zeigt eine rundliche, gleichförmig zuſam-
mengezogene Geſtalt; ein eigentlicher Schwanz exiſtirt mithin gar nicht.
Die Naſenlöcher liegen vorn an der Schnauze, hinter und unter ihnen
findet ſich bei den meiſten Gattungen jederſeits eine blinde Grube,
deren Bedeutug nicht weiter bekannt iſt. Die Augen ſind bei allen
nur rudimentär, bei einigen Arten deutlich ſichtbar, bei anderen gänz-
lich von der darüber geſpannten Haut gedeckt. Oeffnet man das
Maul, ſo ſieht man in der oberen Wandung zwei concentriſche Reihen
ſtarker, ſpitzer, nach hinten gekrümmter Hakenzähne, von welchen die
äußere Reihe dem Oberkiefer, die innere den Gaumenbeinen angehört;
der Unterkiefer zeigt nur eine Reihe; zwiſchen ſeinen Aeſten liegt die
vollkommen feſtgewachſene, rundum angeheftete Zunge. Der Schädel

[Abbildung] Fig. 1126. Fig. 1127. Fig. 1128.

Schädel von Siphonops mexicanus. Fig. 1126. Von Unten Fig. 1127. Von der Seite.
Fig. 1128. Von Oben.

iſt ausgezeichnet durch die feſte Verwachſung der Schädelknochen und
namentlich durch die doppelten, ſeitlich geſtellten Gelenkhöcker für den
erſten Wirbel, ein Charakter, welcher den Batrachiern ganz allgemein
zukömmt, während er den Reptilien und namentlich den Schlangen
und Eidechſen, welchen man dieſe Thiere früher zuzählte, gänzlich
abgeht, indem dieſe ſtets nur einen einzigen Gelenkhöcker am Hinter-
haupte beſitzen.

Die Familie der Blindwühlen (Coecilida) repräſentirt einzig in
der jetzigen Schöpfung dieſe Ordnung; beſonders ausgezeichnet iſt bei
dieſen Thieren neben durchaus rudimentärer Entwicklung der Wirbel,
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[214/0220] bracht. Der After befindet ſich ganz hinten am Ende des Körpers, etwas auf der Unterfläche und zeigt eine rundliche, gleichförmig zuſam- mengezogene Geſtalt; ein eigentlicher Schwanz exiſtirt mithin gar nicht. Die Naſenlöcher liegen vorn an der Schnauze, hinter und unter ihnen findet ſich bei den meiſten Gattungen jederſeits eine blinde Grube, deren Bedeutug nicht weiter bekannt iſt. Die Augen ſind bei allen nur rudimentär, bei einigen Arten deutlich ſichtbar, bei anderen gänz- lich von der darüber geſpannten Haut gedeckt. Oeffnet man das Maul, ſo ſieht man in der oberen Wandung zwei concentriſche Reihen ſtarker, ſpitzer, nach hinten gekrümmter Hakenzähne, von welchen die äußere Reihe dem Oberkiefer, die innere den Gaumenbeinen angehört; der Unterkiefer zeigt nur eine Reihe; zwiſchen ſeinen Aeſten liegt die vollkommen feſtgewachſene, rundum angeheftete Zunge. Der Schädel [Abbildung Fig. 1126. Fig. 1127. Fig. 1128. Schädel von Siphonops mexicanus. Fig. 1126. Von Unten Fig. 1127. Von der Seite. Fig. 1128. Von Oben.] iſt ausgezeichnet durch die feſte Verwachſung der Schädelknochen und namentlich durch die doppelten, ſeitlich geſtellten Gelenkhöcker für den erſten Wirbel, ein Charakter, welcher den Batrachiern ganz allgemein zukömmt, während er den Reptilien und namentlich den Schlangen und Eidechſen, welchen man dieſe Thiere früher zuzählte, gänzlich abgeht, indem dieſe ſtets nur einen einzigen Gelenkhöcker am Hinter- haupte beſitzen. Die Familie der Blindwühlen (Coecilida) repräſentirt einzig in der jetzigen Schöpfung dieſe Ordnung; beſonders ausgezeichnet iſt bei dieſen Thieren neben durchaus rudimentärer Entwicklung der Wirbel, die ähnlich denjenigen der Fiſche Doppelhöhlen beſitzen, die bedeutende Ausbildung des Zungenbeines, das mehrere Knochenbogen hat, die in

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/220>, abgerufen am 23.11.2024.