Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

per und haben unter allen Umständen einen ganzen hinteren Rand,
ohne Einschnitte, Kerben oder Spitzen, so daß also alle hierhergehö-
rigen Fische zu den Cycloidschuppern gehören. Von anderen Unter-
ordnungen der Knochenfische unterscheiden sich die Weichflosser außerdem
noch durch die stets getrennten unteren Schlundknochen. Die verschie-
denen Familien sind äußerst zahlreich und meistens als Nahrungsmittel
geschätzt; sie sind vorzugsweise Bewohner der süßen Gewässer. Wir
unterscheiden folgende Familien:

[Abbildung] Fig. 1055.

Der Panzerwels (Loricaria).

Die Panzerwelse (Goniodonta) bilden eine höchst eigenthümliche
Gruppe, welche durch manche Charaktere sich theils an die störartigen
Fische und die Ganoiden, theils an die folgende Familie anschließt.
Kopf und Körper sind von großen, rauhen Knochenplatten gepanzert,
die an dem Schwanze zuweilen den rhomboidalen Schuppen der Ga-
noiden ähnlich werden. Das Maul liegt weit nach hinten unter der
Schnauzenspitze, ist sehr klein, meistens vorstreckbar, von häutigen
Segeln, Lappen und Bartfäden umgeben; die Kiefer bilden eine breite
Lade mit einer tiefen Rinne, in der eine Reihe von hornigen Zähnen
eingesenkt ist, die hakenförmig nach außen gekrümmt und am unteren
Ende, wo sie in der Zahnlade sitzen, rechtwinklig gebogen sind. Der
Kiemendeckel ist größtentheils unbeweglich und die Kiemenspalte nur
sehr klein. Sie besitzen ausgebildete Nebenkiemen, während ihnen die
Schwimmblase und die mit derselben verbundenen Knöchelchen gänzlich
fehlen, was einen Hauptunterschied von der folgenden Familie abgiebt.
Die Flossen sind mächtig; die Brustflosse meist durch einen starken
Stachelstrahl gestützt, der durch Einschnappen in ein Gelenk festgestellt
werden kann. Der Schwanz ist zuweilen oben an der Schwanzflosse
in einen sehr langen dünnen Faden ausgezogen; der Magen dieser
Fische ist einfach, ohne Blindsack, der Darm vielfach gewunden, wie
es scheint, für Pflanzennahrung bestimmt. Die schlecht schmeckenden
Fische finden sich in den süßen Gewässern Südamerikas. Loricaria;
Rhinelepis; Acanthicus; Hypostoma
.


per und haben unter allen Umſtänden einen ganzen hinteren Rand,
ohne Einſchnitte, Kerben oder Spitzen, ſo daß alſo alle hierhergehö-
rigen Fiſche zu den Cycloidſchuppern gehören. Von anderen Unter-
ordnungen der Knochenfiſche unterſcheiden ſich die Weichfloſſer außerdem
noch durch die ſtets getrennten unteren Schlundknochen. Die verſchie-
denen Familien ſind äußerſt zahlreich und meiſtens als Nahrungsmittel
geſchätzt; ſie ſind vorzugsweiſe Bewohner der ſüßen Gewäſſer. Wir
unterſcheiden folgende Familien:

[Abbildung] Fig. 1055.

Der Panzerwels (Loricaria).

Die Panzerwelſe (Goniodonta) bilden eine höchſt eigenthümliche
Gruppe, welche durch manche Charaktere ſich theils an die ſtörartigen
Fiſche und die Ganoiden, theils an die folgende Familie anſchließt.
Kopf und Körper ſind von großen, rauhen Knochenplatten gepanzert,
die an dem Schwanze zuweilen den rhomboidalen Schuppen der Ga-
noiden ähnlich werden. Das Maul liegt weit nach hinten unter der
Schnauzenſpitze, iſt ſehr klein, meiſtens vorſtreckbar, von häutigen
Segeln, Lappen und Bartfäden umgeben; die Kiefer bilden eine breite
Lade mit einer tiefen Rinne, in der eine Reihe von hornigen Zähnen
eingeſenkt iſt, die hakenförmig nach außen gekrümmt und am unteren
Ende, wo ſie in der Zahnlade ſitzen, rechtwinklig gebogen ſind. Der
Kiemendeckel iſt größtentheils unbeweglich und die Kiemenſpalte nur
ſehr klein. Sie beſitzen ausgebildete Nebenkiemen, während ihnen die
Schwimmblaſe und die mit derſelben verbundenen Knöchelchen gänzlich
fehlen, was einen Hauptunterſchied von der folgenden Familie abgiebt.
Die Floſſen ſind mächtig; die Bruſtfloſſe meiſt durch einen ſtarken
Stachelſtrahl geſtützt, der durch Einſchnappen in ein Gelenk feſtgeſtellt
werden kann. Der Schwanz iſt zuweilen oben an der Schwanzfloſſe
in einen ſehr langen dünnen Faden ausgezogen; der Magen dieſer
Fiſche iſt einfach, ohne Blindſack, der Darm vielfach gewunden, wie
es ſcheint, für Pflanzennahrung beſtimmt. Die ſchlecht ſchmeckenden
Fiſche finden ſich in den ſüßen Gewäſſern Südamerikas. Loricaria;
Rhinelepis; Acanthicus; Hypostoma
.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0154" n="148"/>
per und haben unter allen Um&#x017F;tänden einen ganzen hinteren Rand,<lb/>
ohne Ein&#x017F;chnitte, Kerben oder Spitzen, &#x017F;o daß al&#x017F;o alle hierhergehö-<lb/>
rigen Fi&#x017F;che zu den Cycloid&#x017F;chuppern gehören. Von anderen Unter-<lb/>
ordnungen der Knochenfi&#x017F;che unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich die Weichflo&#x017F;&#x017F;er außerdem<lb/>
noch durch die &#x017F;tets getrennten unteren Schlundknochen. Die ver&#x017F;chie-<lb/>
denen Familien &#x017F;ind äußer&#x017F;t zahlreich und mei&#x017F;tens als Nahrungsmittel<lb/>
ge&#x017F;chätzt; &#x017F;ie &#x017F;ind vorzugswei&#x017F;e Bewohner der &#x017F;üßen Gewä&#x017F;&#x017F;er. Wir<lb/>
unter&#x017F;cheiden folgende Familien:</p><lb/>
              <figure>
                <head>Fig. 1055.</head><lb/>
                <p>Der Panzerwels <hi rendition="#aq">(Loricaria)</hi>.</p>
              </figure><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#b">Panzerwel&#x017F;e</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(Goniodonta)</hi></hi> bilden eine höch&#x017F;t eigenthümliche<lb/>
Gruppe, welche durch manche Charaktere &#x017F;ich theils an die &#x017F;törartigen<lb/>
Fi&#x017F;che und die Ganoiden, theils an die folgende Familie an&#x017F;chließt.<lb/>
Kopf und Körper &#x017F;ind von großen, rauhen Knochenplatten gepanzert,<lb/>
die an dem Schwanze zuweilen den rhomboidalen Schuppen der Ga-<lb/>
noiden ähnlich werden. Das Maul liegt weit nach hinten unter der<lb/>
Schnauzen&#x017F;pitze, i&#x017F;t &#x017F;ehr klein, mei&#x017F;tens vor&#x017F;treckbar, von häutigen<lb/>
Segeln, Lappen und Bartfäden umgeben; die Kiefer bilden eine breite<lb/>
Lade mit einer tiefen Rinne, in der eine Reihe von hornigen Zähnen<lb/>
einge&#x017F;enkt i&#x017F;t, die hakenförmig nach außen gekrümmt und am unteren<lb/>
Ende, wo &#x017F;ie in der Zahnlade &#x017F;itzen, rechtwinklig gebogen &#x017F;ind. Der<lb/>
Kiemendeckel i&#x017F;t größtentheils unbeweglich und die Kiemen&#x017F;palte nur<lb/>
&#x017F;ehr klein. Sie be&#x017F;itzen ausgebildete Nebenkiemen, während ihnen die<lb/>
Schwimmbla&#x017F;e und die mit der&#x017F;elben verbundenen Knöchelchen gänzlich<lb/>
fehlen, was einen Hauptunter&#x017F;chied von der folgenden Familie abgiebt.<lb/>
Die Flo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind mächtig; die Bru&#x017F;tflo&#x017F;&#x017F;e mei&#x017F;t durch einen &#x017F;tarken<lb/>
Stachel&#x017F;trahl ge&#x017F;tützt, der durch Ein&#x017F;chnappen in ein Gelenk fe&#x017F;tge&#x017F;tellt<lb/>
werden kann. Der Schwanz i&#x017F;t zuweilen oben an der Schwanzflo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
in einen &#x017F;ehr langen dünnen Faden ausgezogen; der Magen die&#x017F;er<lb/>
Fi&#x017F;che i&#x017F;t einfach, ohne Blind&#x017F;ack, der Darm vielfach gewunden, wie<lb/>
es &#x017F;cheint, für Pflanzennahrung be&#x017F;timmt. Die &#x017F;chlecht &#x017F;chmeckenden<lb/>
Fi&#x017F;che finden &#x017F;ich in den &#x017F;üßen Gewä&#x017F;&#x017F;ern Südamerikas. <hi rendition="#aq">Loricaria;<lb/>
Rhinelepis; Acanthicus; Hypostoma</hi>.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0154] per und haben unter allen Umſtänden einen ganzen hinteren Rand, ohne Einſchnitte, Kerben oder Spitzen, ſo daß alſo alle hierhergehö- rigen Fiſche zu den Cycloidſchuppern gehören. Von anderen Unter- ordnungen der Knochenfiſche unterſcheiden ſich die Weichfloſſer außerdem noch durch die ſtets getrennten unteren Schlundknochen. Die verſchie- denen Familien ſind äußerſt zahlreich und meiſtens als Nahrungsmittel geſchätzt; ſie ſind vorzugsweiſe Bewohner der ſüßen Gewäſſer. Wir unterſcheiden folgende Familien: [Abbildung Fig. 1055. Der Panzerwels (Loricaria). ] Die Panzerwelſe (Goniodonta) bilden eine höchſt eigenthümliche Gruppe, welche durch manche Charaktere ſich theils an die ſtörartigen Fiſche und die Ganoiden, theils an die folgende Familie anſchließt. Kopf und Körper ſind von großen, rauhen Knochenplatten gepanzert, die an dem Schwanze zuweilen den rhomboidalen Schuppen der Ga- noiden ähnlich werden. Das Maul liegt weit nach hinten unter der Schnauzenſpitze, iſt ſehr klein, meiſtens vorſtreckbar, von häutigen Segeln, Lappen und Bartfäden umgeben; die Kiefer bilden eine breite Lade mit einer tiefen Rinne, in der eine Reihe von hornigen Zähnen eingeſenkt iſt, die hakenförmig nach außen gekrümmt und am unteren Ende, wo ſie in der Zahnlade ſitzen, rechtwinklig gebogen ſind. Der Kiemendeckel iſt größtentheils unbeweglich und die Kiemenſpalte nur ſehr klein. Sie beſitzen ausgebildete Nebenkiemen, während ihnen die Schwimmblaſe und die mit derſelben verbundenen Knöchelchen gänzlich fehlen, was einen Hauptunterſchied von der folgenden Familie abgiebt. Die Floſſen ſind mächtig; die Bruſtfloſſe meiſt durch einen ſtarken Stachelſtrahl geſtützt, der durch Einſchnappen in ein Gelenk feſtgeſtellt werden kann. Der Schwanz iſt zuweilen oben an der Schwanzfloſſe in einen ſehr langen dünnen Faden ausgezogen; der Magen dieſer Fiſche iſt einfach, ohne Blindſack, der Darm vielfach gewunden, wie es ſcheint, für Pflanzennahrung beſtimmt. Die ſchlecht ſchmeckenden Fiſche finden ſich in den ſüßen Gewäſſern Südamerikas. Loricaria; Rhinelepis; Acanthicus; Hypostoma.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/154
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/154>, abgerufen am 04.05.2024.