nächsten, während sie in anderen Eigenthümlichkeiten, namentlich in der Bildung der Eingeweide, der Entwickelung des Gehirnes, der Fortpflanzung sogar den übrigen Fischen weit voranstehen und sich in vieler Beziehung an die Amphibien anschließen. Der Schädel dieser Thiere besteht nur aus einem einzigen Knorpelstücke, einer ganzen un- getheilten Kapsel, welche das Gehirn umhüllt, das Gehörorgan ein- schließt und seitlich und vorn becherartige Vertiefungen zeigt, in welchen die Augen und die meist sehr complicirten Nasensäcke sitzen. Die Unterfläche dieser knorpeligen Schädelkapsel bildet zugleich unmit- telbar das Gaumengewölbe über der Mundhöhle und das vordere Ende derselben Fläche den Oberkiefer bei der Familie der Seekatzen (Chimaerida), indem an ihm die Zähne festsitzen, während bei den übrigen ein durchaus beweglicher Oberkiefer ausgebildet ist, an den sich nach hinten Stücke anschließen, welche das erste Rudiment des Gaumengewölbes darstellen. Stets findet sich ein beweglich eingelenkter mit Zähnen besetzter Unterkiefer, der aus einem einzigen Knorpelbogen besteht, so wie in den meisten Fällen noch besondere Lippenknorpel, die aber niemals jenen bedeutenden Grad der Entwickelung erreichen, welche sie bei den Rundmäulern zeigten. Der Schädel selbst ist nur von Haut überzogen; seine äußeren Gruben und Vertiefungen aber oft so mit Fett und gallertartiger Sulze angefüllt, daß die Kopfform
[Abbildung]
Fig. 1016. Fig. 1917.
Raja marginata vom Rücken und von der Bauchſeite.
nächſten, während ſie in anderen Eigenthümlichkeiten, namentlich in der Bildung der Eingeweide, der Entwickelung des Gehirnes, der Fortpflanzung ſogar den übrigen Fiſchen weit voranſtehen und ſich in vieler Beziehung an die Amphibien anſchließen. Der Schädel dieſer Thiere beſteht nur aus einem einzigen Knorpelſtücke, einer ganzen un- getheilten Kapſel, welche das Gehirn umhüllt, das Gehörorgan ein- ſchließt und ſeitlich und vorn becherartige Vertiefungen zeigt, in welchen die Augen und die meiſt ſehr complicirten Naſenſäcke ſitzen. Die Unterfläche dieſer knorpeligen Schädelkapſel bildet zugleich unmit- telbar das Gaumengewölbe über der Mundhöhle und das vordere Ende derſelben Fläche den Oberkiefer bei der Familie der Seekatzen (Chimaerida), indem an ihm die Zähne feſtſitzen, während bei den übrigen ein durchaus beweglicher Oberkiefer ausgebildet iſt, an den ſich nach hinten Stücke anſchließen, welche das erſte Rudiment des Gaumengewölbes darſtellen. Stets findet ſich ein beweglich eingelenkter mit Zähnen beſetzter Unterkiefer, der aus einem einzigen Knorpelbogen beſteht, ſo wie in den meiſten Fällen noch beſondere Lippenknorpel, die aber niemals jenen bedeutenden Grad der Entwickelung erreichen, welche ſie bei den Rundmäulern zeigten. Der Schädel ſelbſt iſt nur von Haut überzogen; ſeine äußeren Gruben und Vertiefungen aber oft ſo mit Fett und gallertartiger Sulze angefüllt, daß die Kopfform
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[Abbildung Fig. 1016. Fig. 1917.
Raja marginata vom Rücken und von der Bauchſeite.]
nächſten, während ſie in anderen Eigenthümlichkeiten, namentlich in
der Bildung der Eingeweide, der Entwickelung des Gehirnes, der
Fortpflanzung ſogar den übrigen Fiſchen weit voranſtehen und ſich in
vieler Beziehung an die Amphibien anſchließen. Der Schädel dieſer
Thiere beſteht nur aus einem einzigen Knorpelſtücke, einer ganzen un-
getheilten Kapſel, welche das Gehirn umhüllt, das Gehörorgan ein-
ſchließt und ſeitlich und vorn becherartige Vertiefungen zeigt, in
welchen die Augen und die meiſt ſehr complicirten Naſenſäcke ſitzen.
Die Unterfläche dieſer knorpeligen Schädelkapſel bildet zugleich unmit-
telbar das Gaumengewölbe über der Mundhöhle und das vordere
Ende derſelben Fläche den Oberkiefer bei der Familie der Seekatzen
(Chimaerida), indem an ihm die Zähne feſtſitzen, während bei den
übrigen ein durchaus beweglicher Oberkiefer ausgebildet iſt, an den
ſich nach hinten Stücke anſchließen, welche das erſte Rudiment des
Gaumengewölbes darſtellen. Stets findet ſich ein beweglich eingelenkter
mit Zähnen beſetzter Unterkiefer, der aus einem einzigen Knorpelbogen
beſteht, ſo wie in den meiſten Fällen noch beſondere Lippenknorpel,
die aber niemals jenen bedeutenden Grad der Entwickelung erreichen,
welche ſie bei den Rundmäulern zeigten. Der Schädel ſelbſt iſt nur
von Haut überzogen; ſeine äußeren Gruben und Vertiefungen aber
oft ſo mit Fett und gallertartiger Sulze angefüllt, daß die Kopfform
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/114>, abgerufen am 23.07.2024.
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