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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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ähnlicher Weise, wie die Lebergänge, durch nachträgliche Aushöhlung einer
anfangs soliden Zellenmasse, entsteht die Schwimmblase, welche eben-
falls zuerst als eine solide Anhäufung von Bildungsgewebe auf der oberen
Wand des Darmkanales erscheint, sich aber dann aushöhlt, mit der Darm-
höhle in Communication tritt und einige Zeit nach dem Ausschlüpfen
des Embryos aus dem Eie sich so plötzlich mit Luft füllt, daß man
glauben kann, es sey dieselbe durch Einschlucken der äußeren Luft auf-
genommen worden. Nach vorn tritt das Darmrohr in Verbindung
mit der Mundhöhle und dem Kiemenkorbe, welche sich in fol-
gender Weise bilden. Anfangs liegt die Schädelbasis platt auf dem
Dotter auf, so daß die Augen unmittelbar den Dotter berühren, wie
dies in Fig. 1006 dargestellt ist. Die äußere Umhüllungsschicht geht
unmittelbar von der vorderen Stirnfläche auf den Dotter über, so daß
der Kopf gleichsam auf diesen festgeheftet ist. Allmälig indeß hebt
sich auch der Vordertheil des Kopfes in ähnlicher Weise, wie der
Schwanz und der Rumpf von dem Dotter ab und schließt sich nach
unten zu, so daß der Unterkiefer und die Zungenbeinbogen hervor-
treten. Indessen bleibt die Mundöffnung stets während der ganzen
Zeit des Embryonallebens weit nach hinten auf die Bauchfläche ge-
rückt, wo sie einen Querspalt bildet, der mit der Mundöffnung eines
Haifisches große Aehnlichkeit zeigt. Erst gegen das Ende des Eilebens
hin tritt die Mundöffnung mehr an die Schnauzenspitze, erreicht die-
selbe aber erst völlig nach dem Ausschlüpfen des jungen Fischchens
bei denjenigen Gattungen, bei welchen sie diese Stellung besitzt. Hin-
ter dem Unterkieferbogen, welcher den Rand der Mundspalte bildet,
zeigt sich nun am Halse eine seitliche Masse von Bildungsgewebe, die
durch stets tiefer werdende Spalten in einzelne Bögen zerlegt wird.
Es erscheinen so fünf Kiemenspalten, welche die verschiedenen Kiemen-
bogen von einander trennen, auf denen sich erst nach einiger Zeit die
Kiemenblättchen zeigen, deren Zahl und Größe stets zunimmt, wäh-
rend zugleich der Kiemendeckelapparat von außen her darüber wächst.
Die Masse, welche die zwischen den Kiemenspalten gelegenen Kiemen-
bogen bildet, ist anfangs nur sehr weich, erhält aber später jene
einfachen Knorpelstützen, die wir früher erwähnten.

Die Entwickelung des Blutgefäßsystemes ist von der größten
Wichtigkeit für die Ausbildung der einzelnen Organe, indem zwar
die erste Anlage derselben überall ohne Dazwischenkunft eines allge-
meinen Säfteumlaufes von den embryonalen Bildungszellen ausgeht,
die spätere Entwickelung aber nicht ohne Vermittlung des Blutlaufes
stattfindet, durch welchen hauptsächlich die allmälige Aufsaugung des

ähnlicher Weiſe, wie die Lebergänge, durch nachträgliche Aushöhlung einer
anfangs ſoliden Zellenmaſſe, entſteht die Schwimmblaſe, welche eben-
falls zuerſt als eine ſolide Anhäufung von Bildungsgewebe auf der oberen
Wand des Darmkanales erſcheint, ſich aber dann aushöhlt, mit der Darm-
höhle in Communication tritt und einige Zeit nach dem Ausſchlüpfen
des Embryos aus dem Eie ſich ſo plötzlich mit Luft füllt, daß man
glauben kann, es ſey dieſelbe durch Einſchlucken der äußeren Luft auf-
genommen worden. Nach vorn tritt das Darmrohr in Verbindung
mit der Mundhöhle und dem Kiemenkorbe, welche ſich in fol-
gender Weiſe bilden. Anfangs liegt die Schädelbaſis platt auf dem
Dotter auf, ſo daß die Augen unmittelbar den Dotter berühren, wie
dies in Fig. 1006 dargeſtellt iſt. Die äußere Umhüllungsſchicht geht
unmittelbar von der vorderen Stirnfläche auf den Dotter über, ſo daß
der Kopf gleichſam auf dieſen feſtgeheftet iſt. Allmälig indeß hebt
ſich auch der Vordertheil des Kopfes in ähnlicher Weiſe, wie der
Schwanz und der Rumpf von dem Dotter ab und ſchließt ſich nach
unten zu, ſo daß der Unterkiefer und die Zungenbeinbogen hervor-
treten. Indeſſen bleibt die Mundöffnung ſtets während der ganzen
Zeit des Embryonallebens weit nach hinten auf die Bauchfläche ge-
rückt, wo ſie einen Querſpalt bildet, der mit der Mundöffnung eines
Haifiſches große Aehnlichkeit zeigt. Erſt gegen das Ende des Eilebens
hin tritt die Mundöffnung mehr an die Schnauzenſpitze, erreicht die-
ſelbe aber erſt völlig nach dem Ausſchlüpfen des jungen Fiſchchens
bei denjenigen Gattungen, bei welchen ſie dieſe Stellung beſitzt. Hin-
ter dem Unterkieferbogen, welcher den Rand der Mundſpalte bildet,
zeigt ſich nun am Halſe eine ſeitliche Maſſe von Bildungsgewebe, die
durch ſtets tiefer werdende Spalten in einzelne Bögen zerlegt wird.
Es erſcheinen ſo fünf Kiemenſpalten, welche die verſchiedenen Kiemen-
bogen von einander trennen, auf denen ſich erſt nach einiger Zeit die
Kiemenblättchen zeigen, deren Zahl und Größe ſtets zunimmt, wäh-
rend zugleich der Kiemendeckelapparat von außen her darüber wächſt.
Die Maſſe, welche die zwiſchen den Kiemenſpalten gelegenen Kiemen-
bogen bildet, iſt anfangs nur ſehr weich, erhält aber ſpäter jene
einfachen Knorpelſtützen, die wir früher erwähnten.

Die Entwickelung des Blutgefäßſyſtemes iſt von der größten
Wichtigkeit für die Ausbildung der einzelnen Organe, indem zwar
die erſte Anlage derſelben überall ohne Dazwiſchenkunft eines allge-
meinen Säfteumlaufes von den embryonalen Bildungszellen ausgeht,
die ſpätere Entwickelung aber nicht ohne Vermittlung des Blutlaufes
ſtattfindet, durch welchen hauptſächlich die allmälige Aufſaugung des

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[96/0102] ähnlicher Weiſe, wie die Lebergänge, durch nachträgliche Aushöhlung einer anfangs ſoliden Zellenmaſſe, entſteht die Schwimmblaſe, welche eben- falls zuerſt als eine ſolide Anhäufung von Bildungsgewebe auf der oberen Wand des Darmkanales erſcheint, ſich aber dann aushöhlt, mit der Darm- höhle in Communication tritt und einige Zeit nach dem Ausſchlüpfen des Embryos aus dem Eie ſich ſo plötzlich mit Luft füllt, daß man glauben kann, es ſey dieſelbe durch Einſchlucken der äußeren Luft auf- genommen worden. Nach vorn tritt das Darmrohr in Verbindung mit der Mundhöhle und dem Kiemenkorbe, welche ſich in fol- gender Weiſe bilden. Anfangs liegt die Schädelbaſis platt auf dem Dotter auf, ſo daß die Augen unmittelbar den Dotter berühren, wie dies in Fig. 1006 dargeſtellt iſt. Die äußere Umhüllungsſchicht geht unmittelbar von der vorderen Stirnfläche auf den Dotter über, ſo daß der Kopf gleichſam auf dieſen feſtgeheftet iſt. Allmälig indeß hebt ſich auch der Vordertheil des Kopfes in ähnlicher Weiſe, wie der Schwanz und der Rumpf von dem Dotter ab und ſchließt ſich nach unten zu, ſo daß der Unterkiefer und die Zungenbeinbogen hervor- treten. Indeſſen bleibt die Mundöffnung ſtets während der ganzen Zeit des Embryonallebens weit nach hinten auf die Bauchfläche ge- rückt, wo ſie einen Querſpalt bildet, der mit der Mundöffnung eines Haifiſches große Aehnlichkeit zeigt. Erſt gegen das Ende des Eilebens hin tritt die Mundöffnung mehr an die Schnauzenſpitze, erreicht die- ſelbe aber erſt völlig nach dem Ausſchlüpfen des jungen Fiſchchens bei denjenigen Gattungen, bei welchen ſie dieſe Stellung beſitzt. Hin- ter dem Unterkieferbogen, welcher den Rand der Mundſpalte bildet, zeigt ſich nun am Halſe eine ſeitliche Maſſe von Bildungsgewebe, die durch ſtets tiefer werdende Spalten in einzelne Bögen zerlegt wird. Es erſcheinen ſo fünf Kiemenſpalten, welche die verſchiedenen Kiemen- bogen von einander trennen, auf denen ſich erſt nach einiger Zeit die Kiemenblättchen zeigen, deren Zahl und Größe ſtets zunimmt, wäh- rend zugleich der Kiemendeckelapparat von außen her darüber wächſt. Die Maſſe, welche die zwiſchen den Kiemenſpalten gelegenen Kiemen- bogen bildet, iſt anfangs nur ſehr weich, erhält aber ſpäter jene einfachen Knorpelſtützen, die wir früher erwähnten. Die Entwickelung des Blutgefäßſyſtemes iſt von der größten Wichtigkeit für die Ausbildung der einzelnen Organe, indem zwar die erſte Anlage derſelben überall ohne Dazwiſchenkunft eines allge- meinen Säfteumlaufes von den embryonalen Bildungszellen ausgeht, die ſpätere Entwickelung aber nicht ohne Vermittlung des Blutlaufes ſtattfindet, durch welchen hauptſächlich die allmälige Aufſaugung des

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/102>, abgerufen am 24.11.2024.