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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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den Bienenstöcken auf; -- vorher aber, im Monate August, werden
sämmtliche Drohnen, die der Gesellschaft angehören, von den Arbeitern
umgebracht.

Die Gesellschaften der Ameisen haben einen noch verwickel-
teren Haushalt, als die der Bienen. Die meisten dieser Thiere bauen
sich unter der Erde an, indem sie Gänge, Zellen und Kammern aus-
höhlen und mit verhärtetem Lehm überwölben. Auch diejenigen Woh-
nungen, welche über der Erde, hauptsächlich aus Holz zusammengetragen
sind, besitzen einen unterirdischen Theil, in welchen sich die Ameisen
bei drohender Gefahr oder im Winter zurückziehen. Alle Gesellschaf-
ten bestehen aus geflügelten Weibchen, kleineren Männchen und noch
kleineren ungeflügelten Arbeitern; meistens unterscheidet man bei die-
sen letzteren zwei Racen, eine größere, welcher die Vertheidigung der
Wohnung obliegt, und eine kleinere, der die speziellen Arbeiten des
Haushaltes zufallen. Bei den amerikanischen Wanderameisen bestehen
die zahlreichen Truppen, die in langen Colonnen marschiren, nur aus
kleineren Arbeitern; die Individuen der größeren Race marschiren
ganz in ähnlicher Weise wie Offiziere zur Seite der Colonnen, und
man sieht sie häufig auf überragende Zweige oder Blätter klettern,
und von diesem erhöhten Standpunkte aus den Zug der Truppen auf-
merksam beobachten.

Die Ameisen sammeln durchaus keine Vorräthe ein, sondern fallen
im Winter in eine Art Schlaf, während dessen sie keine Nahrung zu
sich nehmen. Während der Sommerszeit nähren die Arbeiter nicht
nur sich, sondern auch die Larven, die Weibchen und die Männchen,
welche alle unthätig sind, mit allen möglichen organischen Stoffen, be-
sonders aber mit süßen Pflanzensäften, die ihnen namentlich durch die
Blattläuse verschafft werden. Wir haben schon bei diesen Thieren
erwähnt, daß sie auf dem Hinterleibe zwei Röhren besitzen, aus wel-
chen von Zeit zu Zeit ein süßer Honigsaft quillt, welchen die Ameisen
sehr begierig auflecken. Die Blattläuse werden von den Ameisen mit
der größten Sorgfalt behandelt, von abgestorbenen Zweigen und
Sprossen auf frische, lebende Blätter versetzt, und mit den Fühlhör-
nern so lange geliebkoset, bis sie Honigsaft von sich geben. Die mei-
sten Arten von Ameisen bauen von ihrem Neste aus bedeckte Wege,
wahre Kunststraßen, nach den Bäumen und Sträuchern, auf denen
sich die Colonieen ihres Melkviehes befinden; andere bringen selbst
solche Blattläuse, welche an Wurzelstöcken hausen, in ihre Nester, wo

den Bienenſtöcken auf; — vorher aber, im Monate Auguſt, werden
ſämmtliche Drohnen, die der Geſellſchaft angehören, von den Arbeitern
umgebracht.

Die Geſellſchaften der Ameiſen haben einen noch verwickel-
teren Haushalt, als die der Bienen. Die meiſten dieſer Thiere bauen
ſich unter der Erde an, indem ſie Gänge, Zellen und Kammern aus-
höhlen und mit verhärtetem Lehm überwölben. Auch diejenigen Woh-
nungen, welche über der Erde, hauptſächlich aus Holz zuſammengetragen
ſind, beſitzen einen unterirdiſchen Theil, in welchen ſich die Ameiſen
bei drohender Gefahr oder im Winter zurückziehen. Alle Geſellſchaf-
ten beſtehen aus geflügelten Weibchen, kleineren Männchen und noch
kleineren ungeflügelten Arbeitern; meiſtens unterſcheidet man bei die-
ſen letzteren zwei Raçen, eine größere, welcher die Vertheidigung der
Wohnung obliegt, und eine kleinere, der die ſpeziellen Arbeiten des
Haushaltes zufallen. Bei den amerikaniſchen Wanderameiſen beſtehen
die zahlreichen Truppen, die in langen Colonnen marſchiren, nur aus
kleineren Arbeitern; die Individuen der größeren Raçe marſchiren
ganz in ähnlicher Weiſe wie Offiziere zur Seite der Colonnen, und
man ſieht ſie häufig auf überragende Zweige oder Blätter klettern,
und von dieſem erhöhten Standpunkte aus den Zug der Truppen auf-
merkſam beobachten.

Die Ameiſen ſammeln durchaus keine Vorräthe ein, ſondern fallen
im Winter in eine Art Schlaf, während deſſen ſie keine Nahrung zu
ſich nehmen. Während der Sommerszeit nähren die Arbeiter nicht
nur ſich, ſondern auch die Larven, die Weibchen und die Männchen,
welche alle unthätig ſind, mit allen möglichen organiſchen Stoffen, be-
ſonders aber mit ſüßen Pflanzenſäften, die ihnen namentlich durch die
Blattläuſe verſchafft werden. Wir haben ſchon bei dieſen Thieren
erwähnt, daß ſie auf dem Hinterleibe zwei Röhren beſitzen, aus wel-
chen von Zeit zu Zeit ein ſüßer Honigſaft quillt, welchen die Ameiſen
ſehr begierig auflecken. Die Blattläuſe werden von den Ameiſen mit
der größten Sorgfalt behandelt, von abgeſtorbenen Zweigen und
Sproſſen auf friſche, lebende Blätter verſetzt, und mit den Fühlhör-
nern ſo lange geliebkoſet, bis ſie Honigſaft von ſich geben. Die mei-
ſten Arten von Ameiſen bauen von ihrem Neſte aus bedeckte Wege,
wahre Kunſtſtraßen, nach den Bäumen und Sträuchern, auf denen
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[685/0691] den Bienenſtöcken auf; — vorher aber, im Monate Auguſt, werden ſämmtliche Drohnen, die der Geſellſchaft angehören, von den Arbeitern umgebracht. Die Geſellſchaften der Ameiſen haben einen noch verwickel- teren Haushalt, als die der Bienen. Die meiſten dieſer Thiere bauen ſich unter der Erde an, indem ſie Gänge, Zellen und Kammern aus- höhlen und mit verhärtetem Lehm überwölben. Auch diejenigen Woh- nungen, welche über der Erde, hauptſächlich aus Holz zuſammengetragen ſind, beſitzen einen unterirdiſchen Theil, in welchen ſich die Ameiſen bei drohender Gefahr oder im Winter zurückziehen. Alle Geſellſchaf- ten beſtehen aus geflügelten Weibchen, kleineren Männchen und noch kleineren ungeflügelten Arbeitern; meiſtens unterſcheidet man bei die- ſen letzteren zwei Raçen, eine größere, welcher die Vertheidigung der Wohnung obliegt, und eine kleinere, der die ſpeziellen Arbeiten des Haushaltes zufallen. Bei den amerikaniſchen Wanderameiſen beſtehen die zahlreichen Truppen, die in langen Colonnen marſchiren, nur aus kleineren Arbeitern; die Individuen der größeren Raçe marſchiren ganz in ähnlicher Weiſe wie Offiziere zur Seite der Colonnen, und man ſieht ſie häufig auf überragende Zweige oder Blätter klettern, und von dieſem erhöhten Standpunkte aus den Zug der Truppen auf- merkſam beobachten. Die Ameiſen ſammeln durchaus keine Vorräthe ein, ſondern fallen im Winter in eine Art Schlaf, während deſſen ſie keine Nahrung zu ſich nehmen. Während der Sommerszeit nähren die Arbeiter nicht nur ſich, ſondern auch die Larven, die Weibchen und die Männchen, welche alle unthätig ſind, mit allen möglichen organiſchen Stoffen, be- ſonders aber mit ſüßen Pflanzenſäften, die ihnen namentlich durch die Blattläuſe verſchafft werden. Wir haben ſchon bei dieſen Thieren erwähnt, daß ſie auf dem Hinterleibe zwei Röhren beſitzen, aus wel- chen von Zeit zu Zeit ein ſüßer Honigſaft quillt, welchen die Ameiſen ſehr begierig auflecken. Die Blattläuſe werden von den Ameiſen mit der größten Sorgfalt behandelt, von abgeſtorbenen Zweigen und Sproſſen auf friſche, lebende Blätter verſetzt, und mit den Fühlhör- nern ſo lange geliebkoſet, bis ſie Honigſaft von ſich geben. Die mei- ſten Arten von Ameiſen bauen von ihrem Neſte aus bedeckte Wege, wahre Kunſtſtraßen, nach den Bäumen und Sträuchern, auf denen ſich die Colonieen ihres Melkviehes befinden; andere bringen ſelbſt ſolche Blattläuſe, welche an Wurzelſtöcken hauſen, in ihre Neſter, wo

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/691>, abgerufen am 05.12.2024.