Wir theilen die Schmetterlinge in zwei Unterordnungen: Tag- schmetterlinge oder Keulenhörner (Rhopalocera), und Nachtschmetter- linge (Heterocera), welche sich wieder in mannigfaltige Familien und Unterfamilien scheiden.
Die Unterordnung der Nachtschmetterlinge (Heterocera) zeigt Fühler von der verschiedensten Beschaffenheit, meist zwar borsten- förmig, aber sonst doch von allen Formen bis zu derjenigen eines vollkommenen Federbusches. Die Schmetterlinge schlagen niemals die Flügel in der Ruhe senkrecht zusammen, sondern tragen sie bald ho- rizontal, bald dachförmig, bald wie eine Glucke. Gewöhnlich befindet sich am vorderen Rande des Unterflügels eine Borste, welche sich an den Oberflügel anlegt und so ein festes Zusammenhalten der Flügel bewirkt. Die meisten dieser Schmetterlinge fliegen Abends oder Nachts, obgleich dies Gesetz durchaus nicht ausschließlich ist.
Die Familie der Federmotten (Pterophorida), hat borstenförmige,
[Abbildung]
Fig. 774.
Orneodes hexadactyla.
[Abbildung]
Fig. 775.
Pterophorus pentadactylus.
ziemlich lange Fühler, zugespitzte, wenig behaarte Taster, nierenför- mige, nach hinten ausgeschnittene Augen, lange mit spitzen Sporen besetzte Beine und einen langen, dünnen Hinterleib. Sie zeichnen sich vorzüglich durch eine Spaltung der Flügel aus, indem die Hinter- flügel stets, die Vorderflügel mei- stens in einzelne fingerartige Theile zerlegt sind, welche wie Federn auf beiden Seiten mit Haaren besetzt sind, und so das Ansehen eines Vo- gelflügels geben. Die Raupen die- ser niedlichen Thierchen sind klein, nackt, haben sechszehn Füße, und verwandeln sich in eine nackte, mit Höckern besetzte Puppe, um die nur selten eine Seidenhülle gesponnen wird. Orneodes; Pterophorus.
Wir theilen die Schmetterlinge in zwei Unterordnungen: Tag- ſchmetterlinge oder Keulenhörner (Rhopalocera), und Nachtſchmetter- linge (Heterocera), welche ſich wieder in mannigfaltige Familien und Unterfamilien ſcheiden.
Die Unterordnung der Nachtſchmetterlinge (Heterocera) zeigt Fühler von der verſchiedenſten Beſchaffenheit, meiſt zwar borſten- förmig, aber ſonſt doch von allen Formen bis zu derjenigen eines vollkommenen Federbuſches. Die Schmetterlinge ſchlagen niemals die Flügel in der Ruhe ſenkrecht zuſammen, ſondern tragen ſie bald ho- rizontal, bald dachförmig, bald wie eine Glucke. Gewöhnlich befindet ſich am vorderen Rande des Unterflügels eine Borſte, welche ſich an den Oberflügel anlegt und ſo ein feſtes Zuſammenhalten der Flügel bewirkt. Die meiſten dieſer Schmetterlinge fliegen Abends oder Nachts, obgleich dies Geſetz durchaus nicht ausſchließlich iſt.
Die Familie der Federmotten (Pterophorida), hat borſtenförmige,
[Abbildung]
Fig. 774.
Orneodes hexadactyla.
[Abbildung]
Fig. 775.
Pterophorus pentadactylus.
ziemlich lange Fühler, zugeſpitzte, wenig behaarte Taſter, nierenför- mige, nach hinten ausgeſchnittene Augen, lange mit ſpitzen Sporen beſetzte Beine und einen langen, dünnen Hinterleib. Sie zeichnen ſich vorzüglich durch eine Spaltung der Flügel aus, indem die Hinter- flügel ſtets, die Vorderflügel mei- ſtens in einzelne fingerartige Theile zerlegt ſind, welche wie Federn auf beiden Seiten mit Haaren beſetzt ſind, und ſo das Anſehen eines Vo- gelflügels geben. Die Raupen die- ſer niedlichen Thierchen ſind klein, nackt, haben ſechszehn Füße, und verwandeln ſich in eine nackte, mit Höckern beſetzte Puppe, um die nur ſelten eine Seidenhülle geſponnen wird. Orneodes; Pterophorus.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0628"n="622"/><p>Wir theilen die Schmetterlinge in zwei Unterordnungen: Tag-<lb/>ſchmetterlinge oder Keulenhörner (<hirendition="#aq">Rhopalocera</hi>), und Nachtſchmetter-<lb/>
linge (<hirendition="#aq">Heterocera</hi>), welche ſich wieder in mannigfaltige Familien und<lb/>
Unterfamilien ſcheiden.</p><lb/><p>Die Unterordnung der <hirendition="#b">Nachtſchmetterlinge (<hirendition="#aq">Heterocera</hi>)</hi><lb/>
zeigt Fühler von der verſchiedenſten Beſchaffenheit, meiſt zwar borſten-<lb/>
förmig, aber ſonſt doch von allen Formen bis zu derjenigen eines<lb/>
vollkommenen Federbuſches. Die Schmetterlinge ſchlagen niemals die<lb/>
Flügel in der Ruhe ſenkrecht zuſammen, ſondern tragen ſie bald ho-<lb/>
rizontal, bald dachförmig, bald wie eine Glucke. Gewöhnlich befindet<lb/>ſich am vorderen Rande des Unterflügels eine Borſte, welche ſich an<lb/>
den Oberflügel anlegt und ſo ein feſtes Zuſammenhalten der Flügel<lb/>
bewirkt. Die meiſten dieſer Schmetterlinge fliegen Abends oder Nachts,<lb/>
obgleich dies Geſetz durchaus nicht ausſchließlich iſt.</p><lb/><p>Die Familie der <hirendition="#b">Federmotten</hi> (<hirendition="#i"><hirendition="#aq">Pterophorida</hi></hi>), hat borſtenförmige,<lb/><figure><head>Fig. 774. </head><p><hirendition="#aq">Orneodes hexadactyla.</hi></p></figure><lb/><figure><head>Fig. 775. </head><p><hirendition="#aq">Pterophorus pentadactylus</hi>.</p></figure><lb/>
ziemlich lange Fühler, zugeſpitzte,<lb/>
wenig behaarte Taſter, nierenför-<lb/>
mige, nach hinten ausgeſchnittene<lb/>
Augen, lange mit ſpitzen Sporen<lb/>
beſetzte Beine und einen langen,<lb/>
dünnen Hinterleib. Sie zeichnen<lb/>ſich vorzüglich durch eine Spaltung<lb/>
der Flügel aus, indem die Hinter-<lb/>
flügel ſtets, die Vorderflügel mei-<lb/>ſtens in einzelne fingerartige Theile<lb/>
zerlegt ſind, welche wie Federn auf<lb/>
beiden Seiten mit Haaren beſetzt<lb/>ſind, und ſo das Anſehen eines Vo-<lb/>
gelflügels geben. Die Raupen die-<lb/>ſer niedlichen Thierchen ſind klein,<lb/>
nackt, haben ſechszehn Füße, und<lb/>
verwandeln ſich in eine nackte, mit<lb/>
Höckern beſetzte Puppe, um die nur ſelten eine Seidenhülle geſponnen<lb/>
wird. <hirendition="#aq">Orneodes; Pterophorus</hi>.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[622/0628]
Wir theilen die Schmetterlinge in zwei Unterordnungen: Tag-
ſchmetterlinge oder Keulenhörner (Rhopalocera), und Nachtſchmetter-
linge (Heterocera), welche ſich wieder in mannigfaltige Familien und
Unterfamilien ſcheiden.
Die Unterordnung der Nachtſchmetterlinge (Heterocera)
zeigt Fühler von der verſchiedenſten Beſchaffenheit, meiſt zwar borſten-
förmig, aber ſonſt doch von allen Formen bis zu derjenigen eines
vollkommenen Federbuſches. Die Schmetterlinge ſchlagen niemals die
Flügel in der Ruhe ſenkrecht zuſammen, ſondern tragen ſie bald ho-
rizontal, bald dachförmig, bald wie eine Glucke. Gewöhnlich befindet
ſich am vorderen Rande des Unterflügels eine Borſte, welche ſich an
den Oberflügel anlegt und ſo ein feſtes Zuſammenhalten der Flügel
bewirkt. Die meiſten dieſer Schmetterlinge fliegen Abends oder Nachts,
obgleich dies Geſetz durchaus nicht ausſchließlich iſt.
Die Familie der Federmotten (Pterophorida), hat borſtenförmige,
[Abbildung Fig. 774. Orneodes hexadactyla.]
[Abbildung Fig. 775. Pterophorus pentadactylus.]
ziemlich lange Fühler, zugeſpitzte,
wenig behaarte Taſter, nierenför-
mige, nach hinten ausgeſchnittene
Augen, lange mit ſpitzen Sporen
beſetzte Beine und einen langen,
dünnen Hinterleib. Sie zeichnen
ſich vorzüglich durch eine Spaltung
der Flügel aus, indem die Hinter-
flügel ſtets, die Vorderflügel mei-
ſtens in einzelne fingerartige Theile
zerlegt ſind, welche wie Federn auf
beiden Seiten mit Haaren beſetzt
ſind, und ſo das Anſehen eines Vo-
gelflügels geben. Die Raupen die-
ſer niedlichen Thierchen ſind klein,
nackt, haben ſechszehn Füße, und
verwandeln ſich in eine nackte, mit
Höckern beſetzte Puppe, um die nur ſelten eine Seidenhülle geſponnen
wird. Orneodes; Pterophorus.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/628>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.