Insektenordnung ein bestimmtes Gesetz, wie z. B. vier für die Käfer, fünf für die Geradflügler u. s. w.
Die Unterlippe besteht außer den Lippentastern, welche in Form und Größe meistens den Ladentastern ähnlich sind, noch aus mehreren verschiedenen Theilen. Gewöhnlich sitzt sie auf einer abge- setzten Platte auf, mit der sie in einem Klappengelenke verbunden ist, und welche man das Kinn(mentum) genannt hat. Sehr häufig ist die Lippe in ihrer Mitte gekerbt, eingeschnitten oder selbst fast gänzlich gespalten und in zwei Theile getheilt, eine Andeutung ihrer ursprüng- lichen Zusammensetzung aus zwei seitlichen in der Mittellinie verwach- senen Kinnladen; oft ist sie glatt, gewöhnlich aber mit Haaren besetzt; sie schließt die Mundöffnung nach unten und trägt auf ihrer inneren Fläche meist einen häutigen weichen Vorsprung, den man die Zunge (lingula) genannt hat. Gewöhnlich ist diese Zunge im Munde ver- borgen, zuweilen stehen neben ihr noch eigene selbstständige Vorsprünge, die sogenannten Nebenzungen(paraglossae). Unterlippe und Zunge zeigen nicht nur merkwürdige Formverschiedenheiten, sondern auch sehr eigenthümliche Modifikationen ihres Baues. Bei vielen saugenden Insekten und zwar namentlich bei den Halbflüglern
[Abbildung]
Fig. 602. 603. 604.
Fig. 602. Kopf einer Baumwanze von vorn, um die scheidenartige, zu einem dreigliedrigen Schnabel umgewandelte Unterlippe zu zeigen. Fig. 603. Die Un- terlippenscheide ist weggenommen, man sieht die Ober- lippe und die Stechborsten zusammengelegt, Fig. 604. Die Stechborsten auseinandergelegt; -- die äußeren, ge- krümmten sind die Kiefer, die inneren die Kinnladen.
[Abbildung]
605.
Einzelne Mundtheile einer Biene. a Oberlippe. b Kie- fer. c Kinnlade. d Unter- lippe, auf der die lange Zunge mit zwei schuppenförmigen Nebenzungen am Grunde und zwei Lippentastern steht.
und den Zweiflüglern hat sich die Unterlippe außerordentlich verlän- gert, und bildet eine oben offene rüsselartige Scheide, in welcher die zu Stechborsten verwandelten Kiefer und Kinnladen eingeschlossen lie-
Inſektenordnung ein beſtimmtes Geſetz, wie z. B. vier für die Käfer, fünf für die Geradflügler u. ſ. w.
Die Unterlippe beſteht außer den Lippentaſtern, welche in Form und Größe meiſtens den Ladentaſtern ähnlich ſind, noch aus mehreren verſchiedenen Theilen. Gewöhnlich ſitzt ſie auf einer abge- ſetzten Platte auf, mit der ſie in einem Klappengelenke verbunden iſt, und welche man das Kinn(mentum) genannt hat. Sehr häufig iſt die Lippe in ihrer Mitte gekerbt, eingeſchnitten oder ſelbſt faſt gänzlich geſpalten und in zwei Theile getheilt, eine Andeutung ihrer urſprüng- lichen Zuſammenſetzung aus zwei ſeitlichen in der Mittellinie verwach- ſenen Kinnladen; oft iſt ſie glatt, gewöhnlich aber mit Haaren beſetzt; ſie ſchließt die Mundöffnung nach unten und trägt auf ihrer inneren Fläche meiſt einen häutigen weichen Vorſprung, den man die Zunge (lingula) genannt hat. Gewöhnlich iſt dieſe Zunge im Munde ver- borgen, zuweilen ſtehen neben ihr noch eigene ſelbſtſtändige Vorſprünge, die ſogenannten Nebenzungen(paraglossae). Unterlippe und Zunge zeigen nicht nur merkwürdige Formverſchiedenheiten, ſondern auch ſehr eigenthümliche Modifikationen ihres Baues. Bei vielen ſaugenden Inſekten und zwar namentlich bei den Halbflüglern
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Fig. 602. 603. 604.
Fig. 602. Kopf einer Baumwanze von vorn, um die ſcheidenartige, zu einem dreigliedrigen Schnabel umgewandelte Unterlippe zu zeigen. Fig. 603. Die Un- terlippenſcheide iſt weggenommen, man ſieht die Ober- lippe und die Stechborſten zuſammengelegt, Fig. 604. Die Stechborſten auseinandergelegt; — die äußeren, ge- krümmten ſind die Kiefer, die inneren die Kinnladen.
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605.
Einzelne Mundtheile einer Biene. a Oberlippe. b Kie- fer. c Kinnlade. d Unter- lippe, auf der die lange Zunge mit zwei ſchuppenförmigen Nebenzungen am Grunde und zwei Lippentaſtern ſteht.
und den Zweiflüglern hat ſich die Unterlippe außerordentlich verlän- gert, und bildet eine oben offene rüſſelartige Scheide, in welcher die zu Stechborſten verwandelten Kiefer und Kinnladen eingeſchloſſen lie-
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Inſektenordnung ein beſtimmtes Geſetz, wie z. B. vier für die Käfer,
fünf für die Geradflügler u. ſ. w.
Die Unterlippe beſteht außer den Lippentaſtern, welche in
Form und Größe meiſtens den Ladentaſtern ähnlich ſind, noch aus
mehreren verſchiedenen Theilen. Gewöhnlich ſitzt ſie auf einer abge-
ſetzten Platte auf, mit der ſie in einem Klappengelenke verbunden iſt,
und welche man das Kinn (mentum) genannt hat. Sehr häufig iſt
die Lippe in ihrer Mitte gekerbt, eingeſchnitten oder ſelbſt faſt gänzlich
geſpalten und in zwei Theile getheilt, eine Andeutung ihrer urſprüng-
lichen Zuſammenſetzung aus zwei ſeitlichen in der Mittellinie verwach-
ſenen Kinnladen; oft iſt ſie glatt, gewöhnlich aber mit Haaren beſetzt;
ſie ſchließt die Mundöffnung nach unten und trägt auf ihrer inneren
Fläche meiſt einen häutigen weichen Vorſprung, den man die Zunge
(lingula) genannt hat. Gewöhnlich iſt dieſe Zunge im Munde ver-
borgen, zuweilen ſtehen neben ihr noch eigene ſelbſtſtändige Vorſprünge,
die ſogenannten Nebenzungen (paraglossae). Unterlippe und
Zunge zeigen nicht nur merkwürdige Formverſchiedenheiten, ſondern
auch ſehr eigenthümliche Modifikationen ihres Baues. Bei vielen
ſaugenden Inſekten und zwar namentlich bei den Halbflüglern
[Abbildung Fig. 602. 603. 604.
Fig. 602. Kopf einer Baumwanze von vorn, um
die ſcheidenartige, zu einem dreigliedrigen Schnabel
umgewandelte Unterlippe zu zeigen. Fig. 603. Die Un-
terlippenſcheide iſt weggenommen, man ſieht die Ober-
lippe und die Stechborſten zuſammengelegt, Fig. 604.
Die Stechborſten auseinandergelegt; — die äußeren, ge-
krümmten ſind die Kiefer, die inneren die Kinnladen.]
[Abbildung 605.
Einzelne Mundtheile einer
Biene. a Oberlippe. b Kie-
fer. c Kinnlade. d Unter-
lippe, auf der die lange Zunge
mit zwei ſchuppenförmigen
Nebenzungen am Grunde und
zwei Lippentaſtern ſteht.]
und den Zweiflüglern hat ſich die Unterlippe außerordentlich verlän-
gert, und bildet eine oben offene rüſſelartige Scheide, in welcher die
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/528>, abgerufen am 05.12.2024.
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