Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.Familie der Zungenwürmer (Linguatulida), eine Gruppe von [Abbildung]
Fig. 555. Thieren, die man bis auf die neueste Zeit allgemeinAusgewachsene Lingua- für Eingeweidewürmer gehalten hat, und die in den Stirnhöhlen, den Lungen der Säugethiere, oder in den Lungen verschiedener Eidechsen und Schlangen gefunden werden. Die ausgebildeten Thiere haben einen wurmförmigen, bald rundlichen, bald abgeplat- teten Körper mit vielen deutlichen Ringeln, und ohne eine Spur von Sinneswerkzeugen, Füßen oder an- deren gegliederten Anhängen. Am vorderen Ende des Körpers befindet sich der Mund und zu beiden Seiten desselben zwei Paar krummer, beweglicher, scharfer Haken, welche zur Befestigung des Thieres an seinen Aufenthaltsort dienen und früher für Oeffnungen gehalten wurden, woher der unrichtige Name Pentastoma, den man der Gattung gab. Das Nervensystem besteht wesentlich aus einem dicken Brust- knoten, der mit einem einfachen Schlundringe in Ver- bindung steht. Die Geschlechter sind getrennt. Ehe man die Ent- wickelung der Eier kannte, mußte man diese Thiere nothwendig zu den Eingeweidewürmern stellen, obgleich ihre Organisation vieles Abwei- chende von diesen bot; -- seitdem man aber in den Eiern die freilich [Abbildung]
Fig. 556. Fig. 557. Fig. 558. noch unentwickelten Embryonen gefunden hat, die einen birnförmigenEmbryonen der Linguatula. Körper besitzen, welcher in der Mitte zwei Paar gegliederter, kurzer, 32*
Familie der Zungenwürmer (Linguatulida), eine Gruppe von [Abbildung]
Fig. 555. Thieren, die man bis auf die neueſte Zeit allgemeinAusgewachſene Lingua- für Eingeweidewürmer gehalten hat, und die in den Stirnhöhlen, den Lungen der Säugethiere, oder in den Lungen verſchiedener Eidechſen und Schlangen gefunden werden. Die ausgebildeten Thiere haben einen wurmförmigen, bald rundlichen, bald abgeplat- teten Körper mit vielen deutlichen Ringeln, und ohne eine Spur von Sinneswerkzeugen, Füßen oder an- deren gegliederten Anhängen. Am vorderen Ende des Körpers befindet ſich der Mund und zu beiden Seiten deſſelben zwei Paar krummer, beweglicher, ſcharfer Haken, welche zur Befeſtigung des Thieres an ſeinen Aufenthaltsort dienen und früher für Oeffnungen gehalten wurden, woher der unrichtige Name Pentastoma, den man der Gattung gab. Das Nervenſyſtem beſteht weſentlich aus einem dicken Bruſt- knoten, der mit einem einfachen Schlundringe in Ver- bindung ſteht. Die Geſchlechter ſind getrennt. Ehe man die Ent- wickelung der Eier kannte, mußte man dieſe Thiere nothwendig zu den Eingeweidewürmern ſtellen, obgleich ihre Organiſation vieles Abwei- chende von dieſen bot; — ſeitdem man aber in den Eiern die freilich [Abbildung]
Fig. 556. Fig. 557. Fig. 558. noch unentwickelten Embryonen gefunden hat, die einen birnförmigenEmbryonen der Linguatula. Körper beſitzen, welcher in der Mitte zwei Paar gegliederter, kurzer, 32*
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Familie der Zungenwürmer (Linguatulida), eine Gruppe von
[Abbildung Fig. 555.
Ausgewachſene Lingua-
tula.]
Thieren, die man bis auf die neueſte Zeit allgemein
für Eingeweidewürmer gehalten hat, und die in den
Stirnhöhlen, den Lungen der Säugethiere, oder in
den Lungen verſchiedener Eidechſen und Schlangen
gefunden werden. Die ausgebildeten Thiere haben
einen wurmförmigen, bald rundlichen, bald abgeplat-
teten Körper mit vielen deutlichen Ringeln, und ohne
eine Spur von Sinneswerkzeugen, Füßen oder an-
deren gegliederten Anhängen. Am vorderen Ende
des Körpers befindet ſich der Mund und zu beiden
Seiten deſſelben zwei Paar krummer, beweglicher,
ſcharfer Haken, welche zur Befeſtigung des Thieres
an ſeinen Aufenthaltsort dienen und früher für
Oeffnungen gehalten wurden, woher der unrichtige
Name Pentastoma, den man der Gattung gab. Das
Nervenſyſtem beſteht weſentlich aus einem dicken Bruſt-
knoten, der mit einem einfachen Schlundringe in Ver-
bindung ſteht. Die Geſchlechter ſind getrennt. Ehe man die Ent-
wickelung der Eier kannte, mußte man dieſe Thiere nothwendig zu den
Eingeweidewürmern ſtellen, obgleich ihre Organiſation vieles Abwei-
chende von dieſen bot; — ſeitdem man aber in den Eiern die freilich
[Abbildung Fig. 556. Fig. 557. Fig. 558.
Embryonen der Linguatula.
Fig. 556. Das Ei gedrückt, um die verſchiedenen Hüllen und den Embryo
in ſeiner Lage zu zeigen. Fig. 557. Der Embryo von unten. Fig. 558. Von
der Seite. a Aeußere, b innere Eiſchale. c Kopfſtachel. de Erſtes und zweites
Fußpaar.]
noch unentwickelten Embryonen gefunden hat, die einen birnförmigen
Körper beſitzen, welcher in der Mitte zwei Paar gegliederter, kurzer,
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