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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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chen heller Flüssigkeit aus der Spaltöffnung der Klaue in die Wunde
fließt, und den augenblicklichen Tod des Insektes herbeiführt. Für
uns hat dieses Gift nicht einmal die Folge, wie dasjenige, welches
der Stachel einer Wespe liefert; und der Biß der größten Vogelspin-
nen führt nach dem Zeugnisse der Reisenden in den heißen Klimaten
Südamerika's höchstens vorübergehendes Fieber mit einiger Geschwulst
des gebissenen Theiles herbei. Von manchen Gattungen heißer Län-
der, deren Biß von den Eingebornen für giftig gehalten wird, fehlen
durchaus alle konstatirten Beispiele, und die Geschichten, welche man
von der Tarantel, einer in Südeuropa einheimischen Art von Wolfs-
spinnen, oder von der Malmignatte erzählt, sind insofern reine Fabeln,
als zwar die sogenannte Tarantelkrankheit, eine eigenthümliche Art
von Nervenkrämpfen, existirt, ihre Ursache aber niemals in dem Bisse
der unschuldigen Spinne liegt, welcher sie zugeschrieben wird. Ge-
fährlich ist aber allerdings der Stich der großen Skorpione, welche
die Tropen bewohnen, und man kennt unzweifelhafte Beispiele tödtlicher
Verwundung von Menschen durch diese Thiere. Von den Spinn-
drüsen, welche bei den eigentlichen Spinnen in so ausgezeichnetem
Grade entwickelt sind, wird bei diesen selbst die Rede sein.

Mit Ausnahme einer Familie, deren Geschlechtstheile indessen noch
einer genaueren Untersuchung bedürfen, sind alle Arachniden getrenn-
ten Geschlechtes, und pflanzen sich nur durch geschlechtliche Zeugung
fort. Vor einigen Jahren lief ein abgeschmacktes Mährchen von der
Erzeugung einer gewissen Milbenart mittelst der Elektricität durch alle
sogenannten wissenschaftlichen Discussionen der öffentlichen Blätter,
wurde aber bald auf seinen wahren Gehalt reduzirt.

Die weiblichen Geschlechtstheile bestehen aus traubigen
Eierstocksschläuchen, die zuweilen eine Röhrengestalt haben und mit
kurzen Eileitern in die Scheide einmünden, welche sich gewöhnlich an
dem Vordertheile des Hinterleibes in der Nähe der Wurzel desselben
öffnet. Unmittelbar an dem Ausgange der Scheide liegen zwei hornige,
birnförmige Samentaschen, und sehr oft zeigt sich eine Legeröhre, die
ziemlich weit aus dem Leibe hervorgestreckt werden kann. Die männ-
lichen Geschlechtstheile
sind im Durchschnitt sehr ungenügend
bekannt, obgleich man die Geschlechtsunterschiede, welche viele dieser
Thiere in Größe, Farbe und namentlich in der Gestalt ihrer Kiefer-
taster zeigen, schon lange erkannt hat. Die Hoden stellen bald ein-
fache Schläuche, bald vielfach gewundene Blinddärme, bald trauben-
förmige Bläschen dar, welche gewöhnlich an der Basis des Hinterleibes

chen heller Flüſſigkeit aus der Spaltöffnung der Klaue in die Wunde
fließt, und den augenblicklichen Tod des Inſektes herbeiführt. Für
uns hat dieſes Gift nicht einmal die Folge, wie dasjenige, welches
der Stachel einer Wespe liefert; und der Biß der größten Vogelſpin-
nen führt nach dem Zeugniſſe der Reiſenden in den heißen Klimaten
Südamerika’s höchſtens vorübergehendes Fieber mit einiger Geſchwulſt
des gebiſſenen Theiles herbei. Von manchen Gattungen heißer Län-
der, deren Biß von den Eingebornen für giftig gehalten wird, fehlen
durchaus alle konſtatirten Beiſpiele, und die Geſchichten, welche man
von der Tarantel, einer in Südeuropa einheimiſchen Art von Wolfs-
ſpinnen, oder von der Malmignatte erzählt, ſind inſofern reine Fabeln,
als zwar die ſogenannte Tarantelkrankheit, eine eigenthümliche Art
von Nervenkrämpfen, exiſtirt, ihre Urſache aber niemals in dem Biſſe
der unſchuldigen Spinne liegt, welcher ſie zugeſchrieben wird. Ge-
fährlich iſt aber allerdings der Stich der großen Skorpione, welche
die Tropen bewohnen, und man kennt unzweifelhafte Beiſpiele tödtlicher
Verwundung von Menſchen durch dieſe Thiere. Von den Spinn-
drüſen, welche bei den eigentlichen Spinnen in ſo ausgezeichnetem
Grade entwickelt ſind, wird bei dieſen ſelbſt die Rede ſein.

Mit Ausnahme einer Familie, deren Geſchlechtstheile indeſſen noch
einer genaueren Unterſuchung bedürfen, ſind alle Arachniden getrenn-
ten Geſchlechtes, und pflanzen ſich nur durch geſchlechtliche Zeugung
fort. Vor einigen Jahren lief ein abgeſchmacktes Mährchen von der
Erzeugung einer gewiſſen Milbenart mittelſt der Elektricität durch alle
ſogenannten wiſſenſchaftlichen Discuſſionen der öffentlichen Blätter,
wurde aber bald auf ſeinen wahren Gehalt reduzirt.

Die weiblichen Geſchlechtstheile beſtehen aus traubigen
Eierſtocksſchläuchen, die zuweilen eine Röhrengeſtalt haben und mit
kurzen Eileitern in die Scheide einmünden, welche ſich gewöhnlich an
dem Vordertheile des Hinterleibes in der Nähe der Wurzel deſſelben
öffnet. Unmittelbar an dem Ausgange der Scheide liegen zwei hornige,
birnförmige Samentaſchen, und ſehr oft zeigt ſich eine Legeröhre, die
ziemlich weit aus dem Leibe hervorgeſtreckt werden kann. Die männ-
lichen Geſchlechtstheile
ſind im Durchſchnitt ſehr ungenügend
bekannt, obgleich man die Geſchlechtsunterſchiede, welche viele dieſer
Thiere in Größe, Farbe und namentlich in der Geſtalt ihrer Kiefer-
taſter zeigen, ſchon lange erkannt hat. Die Hoden ſtellen bald ein-
fache Schläuche, bald vielfach gewundene Blinddärme, bald trauben-
förmige Bläschen dar, welche gewöhnlich an der Baſis des Hinterleibes

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[492/0498] chen heller Flüſſigkeit aus der Spaltöffnung der Klaue in die Wunde fließt, und den augenblicklichen Tod des Inſektes herbeiführt. Für uns hat dieſes Gift nicht einmal die Folge, wie dasjenige, welches der Stachel einer Wespe liefert; und der Biß der größten Vogelſpin- nen führt nach dem Zeugniſſe der Reiſenden in den heißen Klimaten Südamerika’s höchſtens vorübergehendes Fieber mit einiger Geſchwulſt des gebiſſenen Theiles herbei. Von manchen Gattungen heißer Län- der, deren Biß von den Eingebornen für giftig gehalten wird, fehlen durchaus alle konſtatirten Beiſpiele, und die Geſchichten, welche man von der Tarantel, einer in Südeuropa einheimiſchen Art von Wolfs- ſpinnen, oder von der Malmignatte erzählt, ſind inſofern reine Fabeln, als zwar die ſogenannte Tarantelkrankheit, eine eigenthümliche Art von Nervenkrämpfen, exiſtirt, ihre Urſache aber niemals in dem Biſſe der unſchuldigen Spinne liegt, welcher ſie zugeſchrieben wird. Ge- fährlich iſt aber allerdings der Stich der großen Skorpione, welche die Tropen bewohnen, und man kennt unzweifelhafte Beiſpiele tödtlicher Verwundung von Menſchen durch dieſe Thiere. Von den Spinn- drüſen, welche bei den eigentlichen Spinnen in ſo ausgezeichnetem Grade entwickelt ſind, wird bei dieſen ſelbſt die Rede ſein. Mit Ausnahme einer Familie, deren Geſchlechtstheile indeſſen noch einer genaueren Unterſuchung bedürfen, ſind alle Arachniden getrenn- ten Geſchlechtes, und pflanzen ſich nur durch geſchlechtliche Zeugung fort. Vor einigen Jahren lief ein abgeſchmacktes Mährchen von der Erzeugung einer gewiſſen Milbenart mittelſt der Elektricität durch alle ſogenannten wiſſenſchaftlichen Discuſſionen der öffentlichen Blätter, wurde aber bald auf ſeinen wahren Gehalt reduzirt. Die weiblichen Geſchlechtstheile beſtehen aus traubigen Eierſtocksſchläuchen, die zuweilen eine Röhrengeſtalt haben und mit kurzen Eileitern in die Scheide einmünden, welche ſich gewöhnlich an dem Vordertheile des Hinterleibes in der Nähe der Wurzel deſſelben öffnet. Unmittelbar an dem Ausgange der Scheide liegen zwei hornige, birnförmige Samentaſchen, und ſehr oft zeigt ſich eine Legeröhre, die ziemlich weit aus dem Leibe hervorgeſtreckt werden kann. Die männ- lichen Geſchlechtstheile ſind im Durchſchnitt ſehr ungenügend bekannt, obgleich man die Geſchlechtsunterſchiede, welche viele dieſer Thiere in Größe, Farbe und namentlich in der Geſtalt ihrer Kiefer- taſter zeigen, ſchon lange erkannt hat. Die Hoden ſtellen bald ein- fache Schläuche, bald vielfach gewundene Blinddärme, bald trauben- förmige Bläschen dar, welche gewöhnlich an der Baſis des Hinterleibes

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/498>, abgerufen am 26.11.2024.