an die vorhergehende an, unterscheidet sich aber von derselben durch die Existenz von stielförmigen Anhängen, welche an dem schildförmigen Gliede des Hinterleibes befestigt sind. Der Körper ist meistens ziem- lich lang, die inneren Fühler sehr klein, die Füße entweder einander gleich, oder die vorderen zu Greiforganen ausgebildet. Die Thiere leben theils im süßen Wasser, theils in dem Meere, und eine Art der letzteren (Limnoria) richtet durch Anfressen des Holzwerkes in manchen Häfen großen Schaden an. Asellus; Limnoria; Jaera; Apseudes; Tanais; Lygia.
Die Familie der Landasseln (Oniscida) zeigt einen meist eiförmigen
[Abbildung]
Fig. 540.
Kellerassel (Oniscus).
Körper, dessen wohl aneinander schließende Ringe überall genau von einander getrennt sind. Die äußeren Fühler sind gewöhnlich einzig sichtbar, die inneren höchstens zweigliedrig und so zwischen die äußeren gestellt, daß man sie nur bei der Ansicht von unten an ihrer Basis sieht. Der Hinterleib dieser Thiere besteht im- mer aus sechs deutlichen Ringen, von welchen der letzte, im Gegensatze zu den vorigen Fami- lien, nur sehr klein ist und manchmal kaum sich entdecken läßt, zumal da er gewöhnlich von den seitlichen stielför- migen Anhängen überragt wird. Die meisten dieser Thiere leben auf dem Lande an feuchten, schattigen Orten, unter Steinen, im Moose, in Mauerritzen und Gewölben, und sind zu diesem Zwecke mit eigenen Organen zur Luftathmung versehen; die Kiemenblättchen der hinteren Bauchfüsse sind nämlich sehr rudimentär, die der vorderen dagegen bedeutend entwickelt und an ihrer Basis mit einer engen Spalte ver- sehen, welche in eine gefäßartig verzweigte Höhle führt, die zwischen den Lamellen der Platten sich hinzieht und stets mit fein zertheilter Luft gefüllt ist, die sich leicht hervorpressen läßt. Offenbar stellen diese Blätter den ersten Anfang zur Ausbildung solcher luftathmender Or- gane dar, wie wir sie später namentlich bei den Spinnen in einem weit höheren Grade der Ausbildung finden werden. Oniscus; Porcel- lio; Armadillo; Tylos.
Vogt. Zoologische Briefe. I. 31
an die vorhergehende an, unterſcheidet ſich aber von derſelben durch die Exiſtenz von ſtielförmigen Anhängen, welche an dem ſchildförmigen Gliede des Hinterleibes befeſtigt ſind. Der Körper iſt meiſtens ziem- lich lang, die inneren Fühler ſehr klein, die Füße entweder einander gleich, oder die vorderen zu Greiforganen ausgebildet. Die Thiere leben theils im ſüßen Waſſer, theils in dem Meere, und eine Art der letzteren (Limnoria) richtet durch Anfreſſen des Holzwerkes in manchen Häfen großen Schaden an. Asellus; Limnoria; Jaera; Apseudes; Tanais; Lygia.
Die Familie der Landaſſeln (Oniscida) zeigt einen meiſt eiförmigen
[Abbildung]
Fig. 540.
Kelleraſſel (Oniscus).
Körper, deſſen wohl aneinander ſchließende Ringe überall genau von einander getrennt ſind. Die äußeren Fühler ſind gewöhnlich einzig ſichtbar, die inneren höchſtens zweigliedrig und ſo zwiſchen die äußeren geſtellt, daß man ſie nur bei der Anſicht von unten an ihrer Baſis ſieht. Der Hinterleib dieſer Thiere beſteht im- mer aus ſechs deutlichen Ringen, von welchen der letzte, im Gegenſatze zu den vorigen Fami- lien, nur ſehr klein iſt und manchmal kaum ſich entdecken läßt, zumal da er gewöhnlich von den ſeitlichen ſtielför- migen Anhängen überragt wird. Die meiſten dieſer Thiere leben auf dem Lande an feuchten, ſchattigen Orten, unter Steinen, im Mooſe, in Mauerritzen und Gewölben, und ſind zu dieſem Zwecke mit eigenen Organen zur Luftathmung verſehen; die Kiemenblättchen der hinteren Bauchfüſſe ſind nämlich ſehr rudimentär, die der vorderen dagegen bedeutend entwickelt und an ihrer Baſis mit einer engen Spalte ver- ſehen, welche in eine gefäßartig verzweigte Höhle führt, die zwiſchen den Lamellen der Platten ſich hinzieht und ſtets mit fein zertheilter Luft gefüllt iſt, die ſich leicht hervorpreſſen läßt. Offenbar ſtellen dieſe Blätter den erſten Anfang zur Ausbildung ſolcher luftathmender Or- gane dar, wie wir ſie ſpäter namentlich bei den Spinnen in einem weit höheren Grade der Ausbildung finden werden. Oniscus; Porcel- lio; Armadillo; Tylos.
Vogt. Zoologiſche Briefe. I. 31
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0487"n="481"/>
an die vorhergehende an, unterſcheidet ſich aber von derſelben durch<lb/>
die Exiſtenz von ſtielförmigen Anhängen, welche an dem ſchildförmigen<lb/>
Gliede des Hinterleibes befeſtigt ſind. Der Körper iſt meiſtens ziem-<lb/>
lich lang, die inneren Fühler ſehr klein, die Füße entweder einander<lb/>
gleich, oder die vorderen zu Greiforganen ausgebildet. Die Thiere<lb/>
leben theils im ſüßen Waſſer, theils in dem Meere, und eine Art der<lb/>
letzteren (<hirendition="#aq">Limnoria</hi>) richtet durch Anfreſſen des Holzwerkes in manchen<lb/>
Häfen großen Schaden an. <hirendition="#aq">Asellus; Limnoria; Jaera; Apseudes;<lb/>
Tanais; Lygia</hi>.</p><lb/><p>Die Familie der <hirendition="#b">Landaſſeln</hi> (<hirendition="#i"><hirendition="#aq">Oniscida</hi></hi>) zeigt einen meiſt eiförmigen<lb/><figure><head>Fig. 540.</head><lb/><p>Kelleraſſel (<hirendition="#aq">Oniscus</hi>).</p></figure><lb/>
Körper, deſſen wohl aneinander ſchließende<lb/>
Ringe überall genau von einander getrennt ſind.<lb/>
Die äußeren Fühler ſind gewöhnlich einzig<lb/>ſichtbar, die inneren höchſtens zweigliedrig und<lb/>ſo zwiſchen die äußeren geſtellt, daß man ſie<lb/>
nur bei der Anſicht von unten an ihrer Baſis<lb/>ſieht. Der Hinterleib dieſer Thiere beſteht im-<lb/>
mer aus ſechs deutlichen Ringen, von welchen<lb/>
der letzte, im Gegenſatze zu den vorigen Fami-<lb/>
lien, nur ſehr klein iſt und manchmal kaum<lb/>ſich entdecken läßt, zumal da er gewöhnlich von den ſeitlichen ſtielför-<lb/>
migen Anhängen überragt wird. Die meiſten dieſer Thiere leben auf<lb/>
dem Lande an feuchten, ſchattigen Orten, unter Steinen, im Mooſe,<lb/>
in Mauerritzen und Gewölben, und ſind zu dieſem Zwecke mit eigenen<lb/>
Organen zur Luftathmung verſehen; die Kiemenblättchen der hinteren<lb/>
Bauchfüſſe ſind nämlich ſehr rudimentär, die der vorderen dagegen<lb/>
bedeutend entwickelt und an ihrer Baſis mit einer engen Spalte ver-<lb/>ſehen, welche in eine gefäßartig verzweigte Höhle führt, die zwiſchen<lb/>
den Lamellen der Platten ſich hinzieht und ſtets mit fein zertheilter<lb/>
Luft gefüllt iſt, die ſich leicht hervorpreſſen läßt. Offenbar ſtellen dieſe<lb/>
Blätter den erſten Anfang zur Ausbildung ſolcher luftathmender Or-<lb/>
gane dar, wie wir ſie ſpäter namentlich bei den Spinnen in einem<lb/>
weit höheren Grade der Ausbildung finden werden. <hirendition="#aq">Oniscus; Porcel-<lb/>
lio; Armadillo; Tylos</hi>.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="sig">Vogt. Zoologiſche Briefe. <hirendition="#aq">I.</hi> 31</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[481/0487]
an die vorhergehende an, unterſcheidet ſich aber von derſelben durch
die Exiſtenz von ſtielförmigen Anhängen, welche an dem ſchildförmigen
Gliede des Hinterleibes befeſtigt ſind. Der Körper iſt meiſtens ziem-
lich lang, die inneren Fühler ſehr klein, die Füße entweder einander
gleich, oder die vorderen zu Greiforganen ausgebildet. Die Thiere
leben theils im ſüßen Waſſer, theils in dem Meere, und eine Art der
letzteren (Limnoria) richtet durch Anfreſſen des Holzwerkes in manchen
Häfen großen Schaden an. Asellus; Limnoria; Jaera; Apseudes;
Tanais; Lygia.
Die Familie der Landaſſeln (Oniscida) zeigt einen meiſt eiförmigen
[Abbildung Fig. 540.
Kelleraſſel (Oniscus).]
Körper, deſſen wohl aneinander ſchließende
Ringe überall genau von einander getrennt ſind.
Die äußeren Fühler ſind gewöhnlich einzig
ſichtbar, die inneren höchſtens zweigliedrig und
ſo zwiſchen die äußeren geſtellt, daß man ſie
nur bei der Anſicht von unten an ihrer Baſis
ſieht. Der Hinterleib dieſer Thiere beſteht im-
mer aus ſechs deutlichen Ringen, von welchen
der letzte, im Gegenſatze zu den vorigen Fami-
lien, nur ſehr klein iſt und manchmal kaum
ſich entdecken läßt, zumal da er gewöhnlich von den ſeitlichen ſtielför-
migen Anhängen überragt wird. Die meiſten dieſer Thiere leben auf
dem Lande an feuchten, ſchattigen Orten, unter Steinen, im Mooſe,
in Mauerritzen und Gewölben, und ſind zu dieſem Zwecke mit eigenen
Organen zur Luftathmung verſehen; die Kiemenblättchen der hinteren
Bauchfüſſe ſind nämlich ſehr rudimentär, die der vorderen dagegen
bedeutend entwickelt und an ihrer Baſis mit einer engen Spalte ver-
ſehen, welche in eine gefäßartig verzweigte Höhle führt, die zwiſchen
den Lamellen der Platten ſich hinzieht und ſtets mit fein zertheilter
Luft gefüllt iſt, die ſich leicht hervorpreſſen läßt. Offenbar ſtellen dieſe
Blätter den erſten Anfang zur Ausbildung ſolcher luftathmender Or-
gane dar, wie wir ſie ſpäter namentlich bei den Spinnen in einem
weit höheren Grade der Ausbildung finden werden. Oniscus; Porcel-
lio; Armadillo; Tylos.
Vogt. Zoologiſche Briefe. I. 31
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/487>, abgerufen am 03.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.