deren vier Paare gewöhnlich nur mit einer Klaue oder mit Schwimmplatten enden. Viele Krabben sind geschickte Schwimmer, die anderen aber gute Läufer, die indeß dadurch überraschen, daß sie fast niemals vor- wärts, sondern stets nach der Seite laufen, was einen ziemlich komi- schen Anblick gewährt.
Bei allen Krabben ist die Centralisation des Nervensystems mit der gedrungenen Körperform übereinstimmend. Sie haben eine Gehirnmasse, welche nach hinten zwei ziemlich dünne Fäden abgiebt, die sich in den großen, rundlichen, einzigen Körperknoten einsenken, aus welchem nach hinten ein einfacher, knotenloser Nervenstamm durch den rudimentären Hinterleib entsendet wird. Der Magen ist, wie bei den vorigen Unterordnungen der Zehnfüßer, innen mit Hornzäh- nen oder Haaren ausgerüstet, und setzt sich dann in den geraden Darm fort, welcher an der Spitze des eingeschlagenen Hinterleibes nach außen mündet. Die Lebermassen erfüllen die Seitentheile des Körpers zwischen den Kiemen einerseits und dem Magen anderer- seits. Das Herz ist sternförmig unter dem hinteren Theile des Rücken- schildes in der Mitte gelegen, sonst aber nicht verschieden in Bau und Anordnung von demjenigen der Krebse. Die Kiemen haben stets eine pyramidale Gestalt, und sind aus einzelnen Blättchen zu- sammengesetzt. Ihre Zahl ist weit geringer, als bei den langschwän- zigen Krebsen und namentlich ist stets der Raum über den beiden letzten Fußpaaren vollkommen kiemenlos. Die Eierstöcke sind lange, gewundene Röhren, die theils vorn, theils hinten in der Körper- scheibe liegen, und sich jederseits zu einer kurzen Scheide verbinden, die, wie schon bemerkt, auf dem Bauchschilde ausmündet; vor der Aus- mündung befindet sich an jeder Scheide eine birnförmige Samentasche, in welcher nach der Begattung der Samen aufbewahrt wird und die vorbeischlüpfenden Eier befruchtet. Die aus sehr engen Röhrchen zu- sammengewundenen Hodenknäuel nehmen bei den Männchen dieselbe Lagerung ein, wie die Eierstöcke bei den Weibchen; dagegen öffnen sich die Samenleiter in zwei röhrenförmige, am Bauchschilde befestigte Ruthen, welche von dem Hinterleibe in der Ruhe bedeckt werden.
Die Eier werden von den weiblichen Krabben, wie schon be- merkt, unter dem Bauche getragen, und die Embryonen schlüpfen in Gestalt großäugiger Krebschen aus, welche in der Gestalt viele Aehn- lichkeit mit den langschwänzigen Krebsen zeigen, ein längliches Rücken- schild und einen bedeutenden Hinterleib besitzen, mit dem sie sehr
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deren vier Paare gewöhnlich nur mit einer Klaue oder mit Schwimmplatten enden. Viele Krabben ſind geſchickte Schwimmer, die anderen aber gute Läufer, die indeß dadurch überraſchen, daß ſie faſt niemals vor- wärts, ſondern ſtets nach der Seite laufen, was einen ziemlich komi- ſchen Anblick gewährt.
Bei allen Krabben iſt die Centraliſation des Nervenſyſtems mit der gedrungenen Körperform übereinſtimmend. Sie haben eine Gehirnmaſſe, welche nach hinten zwei ziemlich dünne Fäden abgiebt, die ſich in den großen, rundlichen, einzigen Körperknoten einſenken, aus welchem nach hinten ein einfacher, knotenloſer Nervenſtamm durch den rudimentären Hinterleib entſendet wird. Der Magen iſt, wie bei den vorigen Unterordnungen der Zehnfüßer, innen mit Hornzäh- nen oder Haaren ausgerüſtet, und ſetzt ſich dann in den geraden Darm fort, welcher an der Spitze des eingeſchlagenen Hinterleibes nach außen mündet. Die Lebermaſſen erfüllen die Seitentheile des Körpers zwiſchen den Kiemen einerſeits und dem Magen anderer- ſeits. Das Herz iſt ſternförmig unter dem hinteren Theile des Rücken- ſchildes in der Mitte gelegen, ſonſt aber nicht verſchieden in Bau und Anordnung von demjenigen der Krebſe. Die Kiemen haben ſtets eine pyramidale Geſtalt, und ſind aus einzelnen Blättchen zu- ſammengeſetzt. Ihre Zahl iſt weit geringer, als bei den langſchwän- zigen Krebſen und namentlich iſt ſtets der Raum über den beiden letzten Fußpaaren vollkommen kiemenlos. Die Eierſtöcke ſind lange, gewundene Röhren, die theils vorn, theils hinten in der Körper- ſcheibe liegen, und ſich jederſeits zu einer kurzen Scheide verbinden, die, wie ſchon bemerkt, auf dem Bauchſchilde ausmündet; vor der Aus- mündung befindet ſich an jeder Scheide eine birnförmige Samentaſche, in welcher nach der Begattung der Samen aufbewahrt wird und die vorbeiſchlüpfenden Eier befruchtet. Die aus ſehr engen Röhrchen zu- ſammengewundenen Hodenknäuel nehmen bei den Männchen dieſelbe Lagerung ein, wie die Eierſtöcke bei den Weibchen; dagegen öffnen ſich die Samenleiter in zwei röhrenförmige, am Bauchſchilde befeſtigte Ruthen, welche von dem Hinterleibe in der Ruhe bedeckt werden.
Die Eier werden von den weiblichen Krabben, wie ſchon be- merkt, unter dem Bauche getragen, und die Embryonen ſchlüpfen in Geſtalt großäugiger Krebschen aus, welche in der Geſtalt viele Aehn- lichkeit mit den langſchwänzigen Krebſen zeigen, ein längliches Rücken- ſchild und einen bedeutenden Hinterleib beſitzen, mit dem ſie ſehr
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deren vier Paare gewöhnlich nur mit einer Klaue oder mit Schwimmplatten
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gute Läufer, die indeß dadurch überraſchen, daß ſie faſt niemals vor-
wärts, ſondern ſtets nach der Seite laufen, was einen ziemlich komi-
ſchen Anblick gewährt.
Bei allen Krabben iſt die Centraliſation des Nervenſyſtems
mit der gedrungenen Körperform übereinſtimmend. Sie haben eine
Gehirnmaſſe, welche nach hinten zwei ziemlich dünne Fäden abgiebt,
die ſich in den großen, rundlichen, einzigen Körperknoten einſenken,
aus welchem nach hinten ein einfacher, knotenloſer Nervenſtamm durch
den rudimentären Hinterleib entſendet wird. Der Magen iſt, wie
bei den vorigen Unterordnungen der Zehnfüßer, innen mit Hornzäh-
nen oder Haaren ausgerüſtet, und ſetzt ſich dann in den geraden
Darm fort, welcher an der Spitze des eingeſchlagenen Hinterleibes
nach außen mündet. Die Lebermaſſen erfüllen die Seitentheile des
Körpers zwiſchen den Kiemen einerſeits und dem Magen anderer-
ſeits. Das Herz iſt ſternförmig unter dem hinteren Theile des Rücken-
ſchildes in der Mitte gelegen, ſonſt aber nicht verſchieden in Bau
und Anordnung von demjenigen der Krebſe. Die Kiemen haben
ſtets eine pyramidale Geſtalt, und ſind aus einzelnen Blättchen zu-
ſammengeſetzt. Ihre Zahl iſt weit geringer, als bei den langſchwän-
zigen Krebſen und namentlich iſt ſtets der Raum über den beiden
letzten Fußpaaren vollkommen kiemenlos. Die Eierſtöcke ſind lange,
gewundene Röhren, die theils vorn, theils hinten in der Körper-
ſcheibe liegen, und ſich jederſeits zu einer kurzen Scheide verbinden,
die, wie ſchon bemerkt, auf dem Bauchſchilde ausmündet; vor der Aus-
mündung befindet ſich an jeder Scheide eine birnförmige Samentaſche,
in welcher nach der Begattung der Samen aufbewahrt wird und die
vorbeiſchlüpfenden Eier befruchtet. Die aus ſehr engen Röhrchen zu-
ſammengewundenen Hodenknäuel nehmen bei den Männchen dieſelbe
Lagerung ein, wie die Eierſtöcke bei den Weibchen; dagegen öffnen
ſich die Samenleiter in zwei röhrenförmige, am Bauchſchilde befeſtigte
Ruthen, welche von dem Hinterleibe in der Ruhe bedeckt werden.
Die Eier werden von den weiblichen Krabben, wie ſchon be-
merkt, unter dem Bauche getragen, und die Embryonen ſchlüpfen in
Geſtalt großäugiger Krebschen aus, welche in der Geſtalt viele Aehn-
lichkeit mit den langſchwänzigen Krebſen zeigen, ein längliches Rücken-
ſchild und einen bedeutenden Hinterleib beſitzen, mit dem ſie ſehr
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/473>, abgerufen am 26.11.2024.
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