ten Geschlechts; die weiblichen Organe bestehen aus einer Menge ver- ästelter Lappen, welche den Hinterleib ausfüllen und sich in einen langen Schlauch vereinigen, der nach vorn drei ringförmige Fort- sätze hat, die wieder mit einander verbunden sind und sich in der Mittellinie des Bauches an dem ersten Vorderleibsringe öffnen; -- die Hoden ahmen in ihren Umrissen die Form der Eierstöcke nach, öffnen sich aber an der Basis des hintersten Fußpaares in zwei dort befindliche hornige Ruthen. Ueber die Entwickelung der Embryonen dieser Thiere sind nur wenige Beobachtungen gemacht, welche indessen zu beweisen scheinen, daß die Gestalt derselben nur wenig von der- jenigen der Erwachsenen verschieden ist. Man hat bis jetzt nur in den Schichten des Monte Bolca, die zu den unteren Tertiärgebilden gehören, Ueberreste von Mundfüßern und zwar von ächten Heu- schreckenkrebsen (Squilla) gefunden.
Die Familie der Flachkrebse (Phyllosomida) besteht aus außer- ordentlich flachen Krebsthieren mit dünner, durchsichtiger Schale, deren
[Abbildung]
Fig. 516.
Phyllosoma.
Körper so sehr abgeplat- tet ist, daß kaum ein Raum für die Einge- weide zwischen der obe- ren und unteren Scha- lenhälfte übrig bleibt. Das Kopfbrustschild ist gewöhnlich breit oder länglich und hängt nur in der Mitte an den Brustringen an, wäh- rend es sonst nach allen Seiten frei ist und von unten her mit einem zweiten zusammen- hängenden Schilde bekleidet erscheint, so daß man diese Thiere auch die doppeltgepanzerten (Bipeltata) genannt hat. Die Augen sind groß, auf dünnen Stielen getragen, die inneren Fühler am Ende gespalten, die äußeren bald borstig, bald blattartig. Der Mund liegt weit hin- ter den Fühlern zurück, und hinter ihm beginnt das Brustschild, an dessen Rand die sieben oder acht Paar Füße sehr weit von der Mit- tellinie eingelenkt sind. Das erste Fußpaar ist gewöhnlich verkümmert, die anderen lang, dünn, gespalten, zum Schwimmen eingerichtet. Die Kaufüße und die falschen Füße des Hinterleibes sind rudimentär, der Hinterleib wenig entwickelt, aber mit einer fünfblättrigen Schwimm-
ten Geſchlechts; die weiblichen Organe beſtehen aus einer Menge ver- äſtelter Lappen, welche den Hinterleib ausfüllen und ſich in einen langen Schlauch vereinigen, der nach vorn drei ringförmige Fort- ſätze hat, die wieder mit einander verbunden ſind und ſich in der Mittellinie des Bauches an dem erſten Vorderleibsringe öffnen; — die Hoden ahmen in ihren Umriſſen die Form der Eierſtöcke nach, öffnen ſich aber an der Baſis des hinterſten Fußpaares in zwei dort befindliche hornige Ruthen. Ueber die Entwickelung der Embryonen dieſer Thiere ſind nur wenige Beobachtungen gemacht, welche indeſſen zu beweiſen ſcheinen, daß die Geſtalt derſelben nur wenig von der- jenigen der Erwachſenen verſchieden iſt. Man hat bis jetzt nur in den Schichten des Monte Bolca, die zu den unteren Tertiärgebilden gehören, Ueberreſte von Mundfüßern und zwar von ächten Heu- ſchreckenkrebſen (Squilla) gefunden.
Die Familie der Flachkrebſe (Phyllosomida) beſteht aus außer- ordentlich flachen Krebsthieren mit dünner, durchſichtiger Schale, deren
[Abbildung]
Fig. 516.
Phyllosoma.
Körper ſo ſehr abgeplat- tet iſt, daß kaum ein Raum für die Einge- weide zwiſchen der obe- ren und unteren Scha- lenhälfte übrig bleibt. Das Kopfbruſtſchild iſt gewöhnlich breit oder länglich und hängt nur in der Mitte an den Bruſtringen an, wäh- rend es ſonſt nach allen Seiten frei iſt und von unten her mit einem zweiten zuſammen- hängenden Schilde bekleidet erſcheint, ſo daß man dieſe Thiere auch die doppeltgepanzerten (Bipeltata) genannt hat. Die Augen ſind groß, auf dünnen Stielen getragen, die inneren Fühler am Ende geſpalten, die äußeren bald borſtig, bald blattartig. Der Mund liegt weit hin- ter den Fühlern zurück, und hinter ihm beginnt das Bruſtſchild, an deſſen Rand die ſieben oder acht Paar Füße ſehr weit von der Mit- tellinie eingelenkt ſind. Das erſte Fußpaar iſt gewöhnlich verkümmert, die anderen lang, dünn, geſpalten, zum Schwimmen eingerichtet. Die Kaufüße und die falſchen Füße des Hinterleibes ſind rudimentär, der Hinterleib wenig entwickelt, aber mit einer fünfblättrigen Schwimm-
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ten Geſchlechts; die weiblichen Organe beſtehen aus einer Menge ver-
äſtelter Lappen, welche den Hinterleib ausfüllen und ſich in einen
langen Schlauch vereinigen, der nach vorn drei ringförmige Fort-
ſätze hat, die wieder mit einander verbunden ſind und ſich in der
Mittellinie des Bauches an dem erſten Vorderleibsringe öffnen; —
die Hoden ahmen in ihren Umriſſen die Form der Eierſtöcke nach,
öffnen ſich aber an der Baſis des hinterſten Fußpaares in zwei dort
befindliche hornige Ruthen. Ueber die Entwickelung der Embryonen
dieſer Thiere ſind nur wenige Beobachtungen gemacht, welche indeſſen
zu beweiſen ſcheinen, daß die Geſtalt derſelben nur wenig von der-
jenigen der Erwachſenen verſchieden iſt. Man hat bis jetzt nur in
den Schichten des Monte Bolca, die zu den unteren Tertiärgebilden
gehören, Ueberreſte von Mundfüßern und zwar von ächten Heu-
ſchreckenkrebſen (Squilla) gefunden.
Die Familie der Flachkrebſe (Phyllosomida) beſteht aus außer-
ordentlich flachen Krebsthieren mit dünner, durchſichtiger Schale, deren
[Abbildung Fig. 516. Phyllosoma.]
Körper ſo ſehr abgeplat-
tet iſt, daß kaum ein
Raum für die Einge-
weide zwiſchen der obe-
ren und unteren Scha-
lenhälfte übrig bleibt.
Das Kopfbruſtſchild iſt
gewöhnlich breit oder
länglich und hängt nur
in der Mitte an den
Bruſtringen an, wäh-
rend es ſonſt nach allen
Seiten frei iſt und von unten her mit einem zweiten zuſammen-
hängenden Schilde bekleidet erſcheint, ſo daß man dieſe Thiere auch
die doppeltgepanzerten (Bipeltata) genannt hat. Die Augen ſind groß,
auf dünnen Stielen getragen, die inneren Fühler am Ende geſpalten,
die äußeren bald borſtig, bald blattartig. Der Mund liegt weit hin-
ter den Fühlern zurück, und hinter ihm beginnt das Bruſtſchild, an
deſſen Rand die ſieben oder acht Paar Füße ſehr weit von der Mit-
tellinie eingelenkt ſind. Das erſte Fußpaar iſt gewöhnlich verkümmert,
die anderen lang, dünn, geſpalten, zum Schwimmen eingerichtet. Die
Kaufüße und die falſchen Füße des Hinterleibes ſind rudimentär, der
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/460>, abgerufen am 24.11.2024.
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