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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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groß, ästig, mit langen Büscheln besetzt, und fast das einzige Bewe-
gungsorgan. Der Mund zeigt eine große Oberlippe, starke, haken-
förmige Kiefer, horizontale, mit hakenförmigen Dornen besetzte Kinnladen.
Die vier vorderen Fußpaare sind breit, abgeplattet, mit langen Haa-
ren besetzt, und dienen nur als Strudelorgane; das fünfte Paar trägt
einen geißelförmigen Fortsatz, der nach oben gerichtet ist und die Eier
in der Bruthöhle umfaßt. Der Hinterleib ist kurz, endigt in zwei
nach unten gerichtete Haken, und trägt auf der Rückenfläche mehrere
nach oben gerichtete Warzen, die durch ihre Anlagerung an die Schale
einen bedeutenden Raum zwischen dieser und dem Hinterleibe abschlie-
ßen, der als Bruthöhle dient. Während des Sommers werden in
dieser Höhle die Eier nur wenige Tage hindurch ausgebrütet, gegen
den Herbst hin aber bildet sich in der Bruthöhle ein eigenthümlicher
sattelförmiger Apparat von dunkler Farbe, welcher wesentlich aus zwei
Klappen besteht, die in ihrem Inneren besondere Kapseln enthalten; --
man hat diesen Apparat das Ephippium genannt. Jede der beiden
Kapseln dieses Apparates enthält ein oder mehrere Eier, die bei der
letzten Häutung vor dem Herbste mit Kapseln und Klappen aus der
Bruthöhle ausgestoßen werden. -- Die Thiere gehen den Winter über
zu Grunde; die in den beschriebenen zweiklappigen Kapseln gelegten
Eier aber harren den Winter hindurch aus und entwickeln sich im
nächsten Frühjahre. Daphnia; Lyncaeus; Polyphemus; Evadne;
Acanthocercus
.

Die Ordnung der Blattfüßer (Phyllopoda) umfaßt Thiere

[Abbildung] Fig. 506.

Limnadia
von der Seite nach abgenommener Schale.

von bedeutenderer Körpergröße, die
sich vor allen anderen Ordnungen
durch die große Anzahl ihrer Leibes-
ringe und der unter ihnen ange-
brachten blattförmigen Füße aus-
zeichnen, die zugleich als Bewe-
gungsorgane und als Kiemen dienen.
Der Körper dieser Thiere ist bald
vollkommen nackt, bald von einem
breiten, einfachen Schilde, bald auch
von einer dünnen, zweiklappigen Schale umgeben; der Kopf gewöhn-
lich frei, mit zwei großen, zusammengesetzten Augen, zuweilen auch
noch mit einem mittleren, unpaaren, einfachen Auge und zwei Fühler-
paaren versehen, die oft seltsame Umgestaltungen erleiden; der Mund
ist stets mit Kiefern oder Kinnladen bewaffnet; hinter ihm stehen die

groß, äſtig, mit langen Büſcheln beſetzt, und faſt das einzige Bewe-
gungsorgan. Der Mund zeigt eine große Oberlippe, ſtarke, haken-
förmige Kiefer, horizontale, mit hakenförmigen Dornen beſetzte Kinnladen.
Die vier vorderen Fußpaare ſind breit, abgeplattet, mit langen Haa-
ren beſetzt, und dienen nur als Strudelorgane; das fünfte Paar trägt
einen geißelförmigen Fortſatz, der nach oben gerichtet iſt und die Eier
in der Bruthöhle umfaßt. Der Hinterleib iſt kurz, endigt in zwei
nach unten gerichtete Haken, und trägt auf der Rückenfläche mehrere
nach oben gerichtete Warzen, die durch ihre Anlagerung an die Schale
einen bedeutenden Raum zwiſchen dieſer und dem Hinterleibe abſchlie-
ßen, der als Bruthöhle dient. Während des Sommers werden in
dieſer Höhle die Eier nur wenige Tage hindurch ausgebrütet, gegen
den Herbſt hin aber bildet ſich in der Bruthöhle ein eigenthümlicher
ſattelförmiger Apparat von dunkler Farbe, welcher weſentlich aus zwei
Klappen beſteht, die in ihrem Inneren beſondere Kapſeln enthalten; —
man hat dieſen Apparat das Ephippium genannt. Jede der beiden
Kapſeln dieſes Apparates enthält ein oder mehrere Eier, die bei der
letzten Häutung vor dem Herbſte mit Kapſeln und Klappen aus der
Bruthöhle ausgeſtoßen werden. — Die Thiere gehen den Winter über
zu Grunde; die in den beſchriebenen zweiklappigen Kapſeln gelegten
Eier aber harren den Winter hindurch aus und entwickeln ſich im
nächſten Frühjahre. Daphnia; Lyncaeus; Polyphemus; Evadne;
Acanthocercus
.

Die Ordnung der Blattfüßer (Phyllopoda) umfaßt Thiere

[Abbildung] Fig. 506.

Limnadia
von der Seite nach abgenommener Schale.

von bedeutenderer Körpergröße, die
ſich vor allen anderen Ordnungen
durch die große Anzahl ihrer Leibes-
ringe und der unter ihnen ange-
brachten blattförmigen Füße aus-
zeichnen, die zugleich als Bewe-
gungsorgane und als Kiemen dienen.
Der Körper dieſer Thiere iſt bald
vollkommen nackt, bald von einem
breiten, einfachen Schilde, bald auch
von einer dünnen, zweiklappigen Schale umgeben; der Kopf gewöhn-
lich frei, mit zwei großen, zuſammengeſetzten Augen, zuweilen auch
noch mit einem mittleren, unpaaren, einfachen Auge und zwei Fühler-
paaren verſehen, die oft ſeltſame Umgeſtaltungen erleiden; der Mund
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[441/0447] groß, äſtig, mit langen Büſcheln beſetzt, und faſt das einzige Bewe- gungsorgan. Der Mund zeigt eine große Oberlippe, ſtarke, haken- förmige Kiefer, horizontale, mit hakenförmigen Dornen beſetzte Kinnladen. Die vier vorderen Fußpaare ſind breit, abgeplattet, mit langen Haa- ren beſetzt, und dienen nur als Strudelorgane; das fünfte Paar trägt einen geißelförmigen Fortſatz, der nach oben gerichtet iſt und die Eier in der Bruthöhle umfaßt. Der Hinterleib iſt kurz, endigt in zwei nach unten gerichtete Haken, und trägt auf der Rückenfläche mehrere nach oben gerichtete Warzen, die durch ihre Anlagerung an die Schale einen bedeutenden Raum zwiſchen dieſer und dem Hinterleibe abſchlie- ßen, der als Bruthöhle dient. Während des Sommers werden in dieſer Höhle die Eier nur wenige Tage hindurch ausgebrütet, gegen den Herbſt hin aber bildet ſich in der Bruthöhle ein eigenthümlicher ſattelförmiger Apparat von dunkler Farbe, welcher weſentlich aus zwei Klappen beſteht, die in ihrem Inneren beſondere Kapſeln enthalten; — man hat dieſen Apparat das Ephippium genannt. Jede der beiden Kapſeln dieſes Apparates enthält ein oder mehrere Eier, die bei der letzten Häutung vor dem Herbſte mit Kapſeln und Klappen aus der Bruthöhle ausgeſtoßen werden. — Die Thiere gehen den Winter über zu Grunde; die in den beſchriebenen zweiklappigen Kapſeln gelegten Eier aber harren den Winter hindurch aus und entwickeln ſich im nächſten Frühjahre. Daphnia; Lyncaeus; Polyphemus; Evadne; Acanthocercus. Die Ordnung der Blattfüßer (Phyllopoda) umfaßt Thiere [Abbildung Fig. 506. Limnadia von der Seite nach abgenommener Schale.] von bedeutenderer Körpergröße, die ſich vor allen anderen Ordnungen durch die große Anzahl ihrer Leibes- ringe und der unter ihnen ange- brachten blattförmigen Füße aus- zeichnen, die zugleich als Bewe- gungsorgane und als Kiemen dienen. Der Körper dieſer Thiere iſt bald vollkommen nackt, bald von einem breiten, einfachen Schilde, bald auch von einer dünnen, zweiklappigen Schale umgeben; der Kopf gewöhn- lich frei, mit zwei großen, zuſammengeſetzten Augen, zuweilen auch noch mit einem mittleren, unpaaren, einfachen Auge und zwei Fühler- paaren verſehen, die oft ſeltſame Umgeſtaltungen erleiden; der Mund iſt ſtets mit Kiefern oder Kinnladen bewaffnet; hinter ihm ſtehen die

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/447>, abgerufen am 25.11.2024.