daß die jetzt zu den Krebsen gerechneten Rankenfüßer noch bis in die neueste Zeit, ehe man ihre Entwicklungsgeschichte kannte, zu den Weich- thieren gestellt wurden. Mit dieser Erkenntniß der Beziehungen, in welchen die Kreise der Würmer, Weichthiere und Gliederthiere mittelst ihrer Durchgangsgruppen stehen, hängt der oft wiederholte Streit über die gegenseitige Rangordnung zusammen, den diejenigen Natur- forscher mit einander führten, welche das Thierreich in eine einzige aufsteigende Reihe geordnet wissen wollten. Die Einen räumten den Weichthieren, die Andern den Gliederthieren den höheren Rang un- mittelbar unter den Wirbelthieren ein. Beide waren im Unrecht -- eben weil das Thierreich sich nicht in aufsteigender Linie aufbaut, son- dern sich nur nach mannigfach zerstreuten Gruppen ordnen läßt, die nach allen Seiten Beziehungen zu einander haben.
Die Ringelung des Körpers, welche wir bei allen Gliederthieren gewahren, wird bei den meisten Typen eine ungleichartige, so daß ver- schiedene Regionen des Körpers, Kopf, Brust und Bauch sich unterscheiden lassen. Jede dieser Körperabtheilungen besteht aus einer gewissen Anzahl von Ringeln, die bald mehr, bald minder mit einander verschmolzen sind. Bei den höheren Formen ist die Trennung dieser drei Körperabtheilungen vollständig durchgeführt und jede der- selben hat eine eigenthümliche Beziehung zu der Gesammtorganisation, indem der Kopf die Sinnesorgane, das Gehirn und die Mundtheile, der Rumpf oder Thorax die Bewegungsorgane, der Hinterleib die Hauptorgane des vegetativen Lebens und die Fortpflanzungswerkzeuge trägt. Bei den niederen Formen ist bald die eine, bald die andere dieser Körperabtheilungen verkümmert oder mit den andern zu einer Masse verschmolzen. So findet man bei den eigentlichen Spinnen und Krebsen Kopf und Brust zu einem einzigen Theile, der Kopfbrust (Cephalothorax), verschmolzen, während bei manchen Krustenthieren nur der Kopf getrennt, Brust und Hinterleib aber miteinander ver- einigt, und bei den Milben sogar alle drei Abtheilungen in eine einzige rundliche Leibesmasse zusammen geflossen sind.
Betrachten wir den allgemeinen Plan, nach welchem der Bau der verschiedenen Organe des Körpers bei den Gliederthieren durchgeführt
daß die jetzt zu den Krebſen gerechneten Rankenfüßer noch bis in die neueſte Zeit, ehe man ihre Entwicklungsgeſchichte kannte, zu den Weich- thieren geſtellt wurden. Mit dieſer Erkenntniß der Beziehungen, in welchen die Kreiſe der Würmer, Weichthiere und Gliederthiere mittelſt ihrer Durchgangsgruppen ſtehen, hängt der oft wiederholte Streit über die gegenſeitige Rangordnung zuſammen, den diejenigen Natur- forſcher mit einander führten, welche das Thierreich in eine einzige aufſteigende Reihe geordnet wiſſen wollten. Die Einen räumten den Weichthieren, die Andern den Gliederthieren den höheren Rang un- mittelbar unter den Wirbelthieren ein. Beide waren im Unrecht — eben weil das Thierreich ſich nicht in aufſteigender Linie aufbaut, ſon- dern ſich nur nach mannigfach zerſtreuten Gruppen ordnen läßt, die nach allen Seiten Beziehungen zu einander haben.
Die Ringelung des Körpers, welche wir bei allen Gliederthieren gewahren, wird bei den meiſten Typen eine ungleichartige, ſo daß ver- ſchiedene Regionen des Körpers, Kopf, Bruſt und Bauch ſich unterſcheiden laſſen. Jede dieſer Körperabtheilungen beſteht aus einer gewiſſen Anzahl von Ringeln, die bald mehr, bald minder mit einander verſchmolzen ſind. Bei den höheren Formen iſt die Trennung dieſer drei Körperabtheilungen vollſtändig durchgeführt und jede der- ſelben hat eine eigenthümliche Beziehung zu der Geſammtorganiſation, indem der Kopf die Sinnesorgane, das Gehirn und die Mundtheile, der Rumpf oder Thorax die Bewegungsorgane, der Hinterleib die Hauptorgane des vegetativen Lebens und die Fortpflanzungswerkzeuge trägt. Bei den niederen Formen iſt bald die eine, bald die andere dieſer Körperabtheilungen verkümmert oder mit den andern zu einer Maſſe verſchmolzen. So findet man bei den eigentlichen Spinnen und Krebſen Kopf und Bruſt zu einem einzigen Theile, der Kopfbruſt (Cephalothorax), verſchmolzen, während bei manchen Kruſtenthieren nur der Kopf getrennt, Bruſt und Hinterleib aber miteinander ver- einigt, und bei den Milben ſogar alle drei Abtheilungen in eine einzige rundliche Leibesmaſſe zuſammen gefloſſen ſind.
Betrachten wir den allgemeinen Plan, nach welchem der Bau der verſchiedenen Organe des Körpers bei den Gliederthieren durchgeführt
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daß die jetzt zu den Krebſen gerechneten Rankenfüßer noch bis in die
neueſte Zeit, ehe man ihre Entwicklungsgeſchichte kannte, zu den Weich-
thieren geſtellt wurden. Mit dieſer Erkenntniß der Beziehungen, in
welchen die Kreiſe der Würmer, Weichthiere und Gliederthiere mittelſt
ihrer Durchgangsgruppen ſtehen, hängt der oft wiederholte Streit
über die gegenſeitige Rangordnung zuſammen, den diejenigen Natur-
forſcher mit einander führten, welche das Thierreich in eine einzige
aufſteigende Reihe geordnet wiſſen wollten. Die Einen räumten den
Weichthieren, die Andern den Gliederthieren den höheren Rang un-
mittelbar unter den Wirbelthieren ein. Beide waren im Unrecht —
eben weil das Thierreich ſich nicht in aufſteigender Linie aufbaut, ſon-
dern ſich nur nach mannigfach zerſtreuten Gruppen ordnen läßt, die
nach allen Seiten Beziehungen zu einander haben.
Die Ringelung des Körpers, welche wir bei allen Gliederthieren
gewahren, wird bei den meiſten Typen eine ungleichartige, ſo daß ver-
ſchiedene Regionen des Körpers, Kopf, Bruſt und Bauch
ſich unterſcheiden laſſen. Jede dieſer Körperabtheilungen beſteht aus
einer gewiſſen Anzahl von Ringeln, die bald mehr, bald minder mit
einander verſchmolzen ſind. Bei den höheren Formen iſt die Trennung
dieſer drei Körperabtheilungen vollſtändig durchgeführt und jede der-
ſelben hat eine eigenthümliche Beziehung zu der Geſammtorganiſation,
indem der Kopf die Sinnesorgane, das Gehirn und die Mundtheile,
der Rumpf oder Thorax die Bewegungsorgane, der Hinterleib die
Hauptorgane des vegetativen Lebens und die Fortpflanzungswerkzeuge
trägt. Bei den niederen Formen iſt bald die eine, bald die andere
dieſer Körperabtheilungen verkümmert oder mit den andern zu einer
Maſſe verſchmolzen. So findet man bei den eigentlichen Spinnen
und Krebſen Kopf und Bruſt zu einem einzigen Theile, der Kopfbruſt
(Cephalothorax), verſchmolzen, während bei manchen Kruſtenthieren
nur der Kopf getrennt, Bruſt und Hinterleib aber miteinander ver-
einigt, und bei den Milben ſogar alle drei Abtheilungen in eine einzige
rundliche Leibesmaſſe zuſammen gefloſſen ſind.
Betrachten wir den allgemeinen Plan, nach welchem der Bau der
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/400>, abgerufen am 05.12.2024.
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