lichen Höhle des Mantels im Nacken verborgen sind und durch einen Schlitz oder durch ein Loch die nöthige Zufuhr erhalten. Häufig ist sogar der Zugang zu der Kiemenhöhle in eine mehr oder minder lange Röhre ausgezogen, welche in einem Ausschnitte oder in einer schnabelartigen Verlängerung des Spindelrandes der Mündung gele- gen ist, so daß, wenn auch das Thier die Oeffnung der Schale voll- kommen mit seinem Deckel schließt, dennoch der Zugang zu der Kiemen- höhle durch diese Röhre oder den Ausschnitt geöffnet erscheint und die Athmung unterhalten werden kann. Die Lagerung der Kiemen wechselt außerordentlich; -- sehr selten nur sind sie symmetrisch auf dem hin- teren Theile des Rückens oder im Umkreise des Körpers unter einer Mantelfalte angebracht. Bei den meisten liegen sie unsymmetrisch bald auf der rechten, bald auf der linken Seite, wo denn ihre Lagerung zugleich diejenige des Herzens, sowie des Afters und der Geschlechts- mündung bedingt.
Die Lungen, welche sich nur bei Land- und Süßwasserschnecken vorfinden, bilden einen meist auf der rechten Seite geöffneten, gewöhn- lich in der Nackengegend gelegenen Sack, dessen innere Fläche mit einem äußerst zierlichen erhabenen Netze von Lungengefäßen überzogen ist, welche sich gewöhnlich in einen einzigen Hauptvenenstamm sam- meln, der sich unmittelbar in den Vorhof des am Lungensacke gelege- nen Herzens ergießt. Bei unseren Garten- und Weinbergsschnecken öffnet sich dieser Lungensack unter dem Mantelwulste auf der rechten Seite, wo man sehr leicht die abwechselnde Oeffnung und Schließung des Athemloches beobachten kann.
Ein Herz ist wohl bei allen Schnecken vorhanden und ebenso ein geregelter Blutkreislauf, der indessen das Eigenthümliche hat, daß entweder die ganze Venenbahn oder ein großer Theil derselben durch wandungslose Kanäle ersetzt ist und daß die Eingeweidehöhle in diesen Kreis mit eingeschlossen ist. Das Blut selbst ist farblos, opalisirend und gerinnt kaum. Das Herz besteht immer aus einer einfachen, dick- wandigen, lebhaft pulsirenden Kammer mit einer einfachen oder dop- pelten Vorkammer, die nur äußerst dünne Wände besitzt und die beide meist in einem besonderen Herzbeutel an der Basis der Kieme oder des Lungensackes liegen. Von der Herzkammer geht unmittelbar die große Körper-Schlagader aus, die sich meist nach kurzem Verlaufe in zwei Aeste trennt, von welchen der eine den Kopf und dessen Theile, der andere die mehr nach hinten gelegenen Eingeweide versorgt. Die sehr zierlichen Verzweigungen dieser Aeste lassen sich bei unsern Weg- schnecken auf dem meist braunen Darme sehr leicht durch ihre milch-
lichen Höhle des Mantels im Nacken verborgen ſind und durch einen Schlitz oder durch ein Loch die nöthige Zufuhr erhalten. Häufig iſt ſogar der Zugang zu der Kiemenhöhle in eine mehr oder minder lange Röhre ausgezogen, welche in einem Ausſchnitte oder in einer ſchnabelartigen Verlängerung des Spindelrandes der Mündung gele- gen iſt, ſo daß, wenn auch das Thier die Oeffnung der Schale voll- kommen mit ſeinem Deckel ſchließt, dennoch der Zugang zu der Kiemen- höhle durch dieſe Röhre oder den Ausſchnitt geöffnet erſcheint und die Athmung unterhalten werden kann. Die Lagerung der Kiemen wechſelt außerordentlich; — ſehr ſelten nur ſind ſie ſymmetriſch auf dem hin- teren Theile des Rückens oder im Umkreiſe des Körpers unter einer Mantelfalte angebracht. Bei den meiſten liegen ſie unſymmetriſch bald auf der rechten, bald auf der linken Seite, wo denn ihre Lagerung zugleich diejenige des Herzens, ſowie des Afters und der Geſchlechts- mündung bedingt.
Die Lungen, welche ſich nur bei Land- und Süßwaſſerſchnecken vorfinden, bilden einen meiſt auf der rechten Seite geöffneten, gewöhn- lich in der Nackengegend gelegenen Sack, deſſen innere Fläche mit einem äußerſt zierlichen erhabenen Netze von Lungengefäßen überzogen iſt, welche ſich gewöhnlich in einen einzigen Hauptvenenſtamm ſam- meln, der ſich unmittelbar in den Vorhof des am Lungenſacke gelege- nen Herzens ergießt. Bei unſeren Garten- und Weinbergsſchnecken öffnet ſich dieſer Lungenſack unter dem Mantelwulſte auf der rechten Seite, wo man ſehr leicht die abwechſelnde Oeffnung und Schließung des Athemloches beobachten kann.
Ein Herz iſt wohl bei allen Schnecken vorhanden und ebenſo ein geregelter Blutkreislauf, der indeſſen das Eigenthümliche hat, daß entweder die ganze Venenbahn oder ein großer Theil derſelben durch wandungsloſe Kanäle erſetzt iſt und daß die Eingeweidehöhle in dieſen Kreis mit eingeſchloſſen iſt. Das Blut ſelbſt iſt farblos, opaliſirend und gerinnt kaum. Das Herz beſteht immer aus einer einfachen, dick- wandigen, lebhaft pulſirenden Kammer mit einer einfachen oder dop- pelten Vorkammer, die nur äußerſt dünne Wände beſitzt und die beide meiſt in einem beſonderen Herzbeutel an der Baſis der Kieme oder des Lungenſackes liegen. Von der Herzkammer geht unmittelbar die große Körper-Schlagader aus, die ſich meiſt nach kurzem Verlaufe in zwei Aeſte trennt, von welchen der eine den Kopf und deſſen Theile, der andere die mehr nach hinten gelegenen Eingeweide verſorgt. Die ſehr zierlichen Verzweigungen dieſer Aeſte laſſen ſich bei unſern Weg- ſchnecken auf dem meiſt braunen Darme ſehr leicht durch ihre milch-
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lichen Höhle des Mantels im Nacken verborgen ſind und durch einen
Schlitz oder durch ein Loch die nöthige Zufuhr erhalten. Häufig iſt
ſogar der Zugang zu der Kiemenhöhle in eine mehr oder minder
lange Röhre ausgezogen, welche in einem Ausſchnitte oder in einer
ſchnabelartigen Verlängerung des Spindelrandes der Mündung gele-
gen iſt, ſo daß, wenn auch das Thier die Oeffnung der Schale voll-
kommen mit ſeinem Deckel ſchließt, dennoch der Zugang zu der Kiemen-
höhle durch dieſe Röhre oder den Ausſchnitt geöffnet erſcheint und die
Athmung unterhalten werden kann. Die Lagerung der Kiemen wechſelt
außerordentlich; — ſehr ſelten nur ſind ſie ſymmetriſch auf dem hin-
teren Theile des Rückens oder im Umkreiſe des Körpers unter einer
Mantelfalte angebracht. Bei den meiſten liegen ſie unſymmetriſch bald
auf der rechten, bald auf der linken Seite, wo denn ihre Lagerung
zugleich diejenige des Herzens, ſowie des Afters und der Geſchlechts-
mündung bedingt.
Die Lungen, welche ſich nur bei Land- und Süßwaſſerſchnecken
vorfinden, bilden einen meiſt auf der rechten Seite geöffneten, gewöhn-
lich in der Nackengegend gelegenen Sack, deſſen innere Fläche mit
einem äußerſt zierlichen erhabenen Netze von Lungengefäßen überzogen
iſt, welche ſich gewöhnlich in einen einzigen Hauptvenenſtamm ſam-
meln, der ſich unmittelbar in den Vorhof des am Lungenſacke gelege-
nen Herzens ergießt. Bei unſeren Garten- und Weinbergsſchnecken
öffnet ſich dieſer Lungenſack unter dem Mantelwulſte auf der rechten
Seite, wo man ſehr leicht die abwechſelnde Oeffnung und Schließung
des Athemloches beobachten kann.
Ein Herz iſt wohl bei allen Schnecken vorhanden und ebenſo
ein geregelter Blutkreislauf, der indeſſen das Eigenthümliche hat, daß
entweder die ganze Venenbahn oder ein großer Theil derſelben durch
wandungsloſe Kanäle erſetzt iſt und daß die Eingeweidehöhle in dieſen
Kreis mit eingeſchloſſen iſt. Das Blut ſelbſt iſt farblos, opaliſirend
und gerinnt kaum. Das Herz beſteht immer aus einer einfachen, dick-
wandigen, lebhaft pulſirenden Kammer mit einer einfachen oder dop-
pelten Vorkammer, die nur äußerſt dünne Wände beſitzt und die beide
meiſt in einem beſonderen Herzbeutel an der Baſis der Kieme oder
des Lungenſackes liegen. Von der Herzkammer geht unmittelbar die
große Körper-Schlagader aus, die ſich meiſt nach kurzem Verlaufe in
zwei Aeſte trennt, von welchen der eine den Kopf und deſſen Theile,
der andere die mehr nach hinten gelegenen Eingeweide verſorgt. Die
ſehr zierlichen Verzweigungen dieſer Aeſte laſſen ſich bei unſern Weg-
ſchnecken auf dem meiſt braunen Darme ſehr leicht durch ihre milch-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/332>, abgerufen am 05.12.2024.
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